Hallo zusammen!
Ich unterrichte derzeit 2 Kernfächer an einem Gymnasium in NRW und habe nun die Möglichkeit, Latein fachfremd zu unterrichten. Ich hatte immer schon ein Faible für Latein, musste das "Latinum" an der Uni in 3 Kursen mit Abschlussprüfungen nachholen und habe dort sehr viel gelernt. Seit mein Schulleiter von meinem Interesse, Latein auch zu unterrichten, weiß, möchte er mich wegen großem Lateinlehrermangel an unserer Schule einsetzen.
Wer war auch schon mal in derselben Situation und wie habt Ihr euch darauf vorbereitet? Immerhin bin ich "nur" fachlich vorbereitet, muss allerdings eine Menge noch mal wiederholen, die Didaktik fehlt mir ganz. Freue mich über Tips!
Latein fachfremd unterrichten
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Ohne dir auf die Füße treten zu wollen: Drei Kurse an der Uni, selbst mit Abschlussprüfung, halte ich in keiner Weise für eine "fachliche Vorbereitung", die den Ansprüchen, die an dich als Lateinlehrer - und sei es auch nur aushilfs- oder vertretungsweise - gestellt werden, genügen könnte.
Während meines Studiums haben sehr viele gestandene Lehrer eine Weiterbildung in Latein gemacht, weil das damals in Sachsen-Anhalt absolutes Mangelfach war. Es war, nach eigenen Aussagen, die Hölle für sie, kaum weiter zu sein als ihre Schüler!
Vor allem bezweifel ich, dass du an der Uni vom Deutschen ins Latein übersetzen musstest, oder? Das brauchst du für jede Klassenarbeit, wenn du nicht auf irgendwelches vorgefertigtes Zeug zurückgreifen willst, das entweder alle schon aus dem Netz etc. kennen oder das nicht zum Lernstand der Gruppe passt.
Also dein Enthusiasmus in allen Ehren, aber ohne eine begleitende qualifizierende Weiterbildung halte ich diesen Plan für keine besonders gute Idee...
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ich wäre da auch extrem vorsichtig.
Gerade im Anfangsunterricht liegen die Tücken:
Die Schüler fragen ganz oft so was wie : " Wie sagt man auf Latein <Haben wir noch Kakao?>"
Im Anfangsunterricht brauchst du extrem solide Grammatikkenntnisse, Regeln über Ausnahmen, die schon angesprochene Übersetzungsfähigkeit Deutsch-Latein, auch um spontan mal einen Beispielsatz an die Tafel werfen zu können. Bilde mal schnell einen indirekten Fragesatz mit darauf folgendem Relativsatz--
Schnell mal ein Satz in verschiedenen Tempora mit unregelmäßigebn Verben ausdenken....
In manchen Gegenden ist sogar Latein-Deutsch als Übersetzungsübung im ersten Lernjahr Vorschrift. Damit haben schon unsere Referendare Probleme, nach einem vollen Studium.
Nicht alles ist im Vorfeld planbar.
Dazu kommen Anforderungen an Literatur-und Geschichtskenntnisse (wie eigentlich hat sich Dido umgebracht?), Autorenwortschätze, Dichtung, Metrik, Alltagsleben.
Manche Details kann man sich schnell anlesen, aber ein Dauerzustand ist das nicht.
Mal eine Antwort nicht geben zu können, ist natürlich kein Problem, aber du musst schon sehr solide Grundkenntnisse haben, um den Kindern nichts Falsches beizubringen.Ich würde es lassen oder noch etliche Semester dranhängen. Sonst wird es wirklich die Hölle -- für dich und die Schüler
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Hallo zusammen,
vielen Dank für die Rückmeldungen!
Um meine fachlichen Kenntnisse mache ich mir keine Sorgen, habe Latein zum einen ja selbst in der Schule gehabt, zum anderen ist das Nachholen des Latinums an der Uni in keiner Weise irgendwie niveaulos, sonst wäre die Durchfallquote ja auch nicht so extrem hoch. Ich habe anderthalb Jahre quasi durchgepaukt, auch Deutsch-Lateinische Übersetzungen, Plinius, Seneca, Stoa, Epikur... Ich schätze meine Kenntnisse schon als sehr solide ein, auch wenn ich alles natürlich noch mal wiederholen muss.
Was mir fehlt ist eben die Didaktik.
Hat jemand Erfahrung mit dem Zertifikatskurs? -
es tut mir leid, Velandra, ein dreiteiliger Kurs an der Uni kann kein 12 semestriges Studium ersetzen.
Bei diesen Kursen geht es darum, die Grundkenntnisse einzupauken, die für den Erwerb des Latinums nötig sind. Die Durchfallquote ist deshalb so hoch, weil kein Student Lust auf diese Kurse hat, die neben dem eigentlichen Studium herlaufen. Soviel zum Thema "Niveau".
Welche Fächer unterrichtest du denn mit Fakultas?
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Welche Fächer unterrichtest du denn mit Fakultas?
Im ersten Beitrag sprach die Threadstarterin von 2 Kernfächern, d. h. entweder Deutsch, Mathematik oder eine Fremdsprache.
Informationen zu den Zertifikatskursen fördert die Suchfunktion zutage, z. B.: Erfahrungen mit dem Zertifikatskurs Latein?
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Lass Dir keine Angst machen Velandra, mit entsprechender Vorbereitung wirst Du das fachlich schon schaffen. Ich habe zwar kein Latein als Fach, aber es wird nicht anders sein als bei anderen Fächern.
Die meisten Fächer bedürfen keines langen Studiums um den Schulstoff zu überblicken.
Es ist zwar richtig, dass ein zwölfsemestriges Lateinstudium deutlich mehr Wissen verschafft, aber wer benötigt das schon an der Schule, in der es nur um basalste basics geht?
Wenn es Dir Spaß macht und Du Dir Vorteile aus dem fachfremden Unterrichten in Latein erhoffst, go for it -
Ich habe Romanistik studiert.
Mir ist durchaus klar, dass meine Lateinkenntnisse nicht an die eines Lateinstudiums heranreichen. Dennoch bin ich nicht der Meinung, dass jemand, der ein Fach nicht studiert hat, gleichzeitig auch unfähig ist, dieses zumindest im 1./2. Lernjahr zu unterrichten. Sonst gäbe es fachfremdes Unterrichten und Zertifkatskurse ja gar nicht. Mir ist jedoch auch klar, dass es jemandem, der ein Fach jahrelang studiert hat, sauer aufstößt, wenn andere es ebenso unterrichten, aber ohne Studium.
Ich wollte jetzt gar keine Diskussion anstacheln zwecks meiner Fachkenntnisse, sondern es geht wirklich um Tips zur Vorbereitung darauf. -
ein Tipp:
Lass dich nach Möglichkeit in den mittleren Klassen einsetzen, noch in der Lehrbuchphase.
Da haben die Schüler schon gute Grundkenntnisse, auf denen du aufbauen kannst. Im Anfangsunterricht kommt man da eher ins SchwimmenDAS Didaktikbuch kann ich dir nicht nennen, habe die Methoden im Ref. gelernt H.J Glücklich ist immer noch einer der Lateinpäpste.
Welches ist denn dein zweites Fach?
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Auch wenn es ursprünglich um Tipps für die Umsetzung dieses fachfremden Unterrichtens ging und nicht um die Frage, ob dies an sich sinnvoll ist, drängt sich diese Frage eben - wie die anderen Beiträge gezeigt haben - doch auf. Und wie die Lateinkollegen / - kolleginnen hier im Forum bin auch ich der Meinung, dass das überhaupt nicht sinnvoll ist. Nicht, weil es mir "sauer aufstößt", dass das nun Kollegen unterrichten, die es nicht studiert haben, sondern weil ich überzeugt bin, dass das Niveau des Faches dadurch zwangsläufig sinkt. Denn es stimmt, was die meisten anderen geschrieben haben: Man kann sich in drei Kursen die Basics aneignen, um einen Cicero-Text sauber zu übersetzen, aber man hat nicht jenen EInblick in die Sprache, den man bekommt, wenn man semesterlang horrend schwere deutsch-lateinische Übersetzungskurse absolviert und dadurch lernt und übt, ein Stück weit lateinisch zu "denken", so dass man die Sprache eben auch aktiv verwenden und flexibel damit umgehen kann, zum Beispiel, wie erwähnt, um spontan Sätze zu formulieren. Durch eine so intensive jahrelange Auseinandersetzung mit der Sprache hat man auch deren Schwierigkeiten so gut kennengelernt, dass man weiß, worüber die Schüler stolpern können, und das im Unterricht berücksichtigen kann. Das ist von Anfang an wichtig, und ich finde, gerade in den Lehrbuchklassen sollten Kollegen unterrichten, die Latein studiert haben und in dieser Sprache auch aktiv sicher sind, denn in diesen Klassen werden die Grundlagen gelegt.
In BW gab es eine Zeitlang für diejenigen, die das Große Latinum von der Schule mitbrachten, die Möglichkeit, während des Referendariats einen Schnellkurs zu absolvieren, um dann in den unteren Klassen Latein zu unterrichten. Das fand ich schon unmöglich aus den oben genannten Gründen. Aber Schullatein ohne Abschluss und drei Uni-Kurse, da muss man schon der absolute Überflieger sein, um das fehlende Studium kompensieren zu können. Und es geht meiner Meinung nach in der Schule eben nicht nur um absolute Basics, sondern es sollte schon ein gewisses Niveau angestrebt werden, schon für diejenigen unter den Schülern, die die Begabung mitbringen, eine Sprache richtig gut zu lernen, denn solche Schüler gibt es auch.
Ich selbst habe an der Uni das Graecum nachgemacht und danach ein komplettes Altgriechischstudium absolviert inklusive Referendariat. Ich hätte nicht direkt nach dem Abschluss des Graecums unterrichten wollen. Ich hätte nur einen kleinen Bruchteil dessen, was ich jetzt vermitteln kann, vermitteln können und nur einen kleinen Bruchteil des Verständnisses für die Sprache, das ich jetzt habe, gehabt.
Corrie
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Lass Dir keine Angst machen Velandra, mit entsprechender Vorbereitung wirst Du das fachlich schon schaffen. Ich habe zwar kein Latein als Fach, aber es wird nicht anders sein als bei anderen Fächern.
Die meisten Fächer bedürfen keines langen Studiums um den Schulstoff zu überblicken.
Es ist zwar richtig, dass ein zwölfsemestriges Lateinstudium deutlich mehr Wissen verschafft, aber wer benötigt das schon an der Schule, in der es nur um basalste basics geht?
Wenn es Dir Spaß macht und Du Dir Vorteile aus dem fachfremden Unterrichten in Latein erhoffst, go for itSilicium, verzeih mir die direkte Ansprache: Die Kühnheit Deines Ratschlags ist umgekehrt proportional zu Deiner Sachkenntnis. Wenn die Leser von lehrerforen.de richtig informiert sind, hast Du als Physik- und Chemiestudent gerade eben das Praxissemester absolviert. Damit fühlst Du Dich schon hinreichend qualifiziert, die Anforderungen anderer Fächer zu beurteilen. Ich finde dies anmaßend. Wenn die Schulform Gymnasium auch zukünftig fortbestehen soll, dürfen wir keine Abstriche an der fachlichen Qualifikation zulassen.
Ich möchte Dir den Rat geben, etwas mehr Zurückhaltung zu üben, bis Du etwas mehr Ahnung vom Thema Unterricht am Gymnasium hast.
Wenn ich an meiner Schule (in ganz wenigen Fällen) fachfremden Unterricht anordnen musste, war die regelmäßige, enge fachliche Kooperation mit einem Fachlehrer zwingende Voraussetzung.
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Die fachliche Anforderung wird absolut übertrieben. Dass wir Gymnasiallehrer fachlich über- und pädagogisch unterqualifiziert sind brauch ich glaube ich nicht wirklich zu belegen.
Um das Wort "anmaßend" wieder aufzugreifen: Ich finde es anmaßend einer Kollegin, die sich vorbildlich vorher informieren möchte, wie sie sich noch besser vorbereiten kann auf den fachfremden Lateinunterricht, zu sagen sie sei unqualifiziert. Das klingt für mich eben stark nach verletzten Eitelkeiten.
Natürlich steht es ausser Frage, dass mehr Wissen (z.B. ein komplettes Lateinstudium) deutliche fachliche Vorteile hat.
Aber wie stark wirkt sich unheimlich tiefgehendes Fachwissen auf die Unterrichtsqualität aus?Ich gebe zu, meine didaktischen und pädagogischen Fähigkeiten sind den Lehrern an der Schule, wo ich unterrichtet habe im Praxissemester, in den allermeisten Fällen noch unterlegen. Normal. Was das Fachwissen angeht brauchte ich mich überhaupt nicht verstecken und das, obwohl ich gerade erst am Hauptstudium kratze. Dennoch ist der Schulstoff in Physik und Chemie, ja sogar in Mathe, für mich keine Hürde. Klar, es gibt immer mal was, was man nicht aus dem Stehgreif weiß, aber das weiß auch ein Chemieprofessor nicht, wenn man den bestimmten Sprengstoffen etc. fragt.
Vielleicht, das mag sein, ist Chemie, Mathe und Physik anders als Latein. Aber der Stoff des ersten Semesters deckt bei uns den Schulstoff komplett ab und alles darüber wird man an einer Schule nie anbringen, weil es schlicht jeden Schüler, der nicht gerade auch Mitglied bei Mensa ist, überfordert.
Was nicht heißt, dass mehr Wissen nicht sinnvoll sein kann als Lehrer, aber es ist keinesfalls so, dass es so zwingend nötig ist wie dargestellt. Es geht hier um Anfangsunterricht!
Was habe ich bei der fachfremden Hospitation in Biologie gesehen? Die Kuh. Die Fakten die da gebracht wurden kann sich z.B. jeder erarbeiten. Da wird eine studierte Romanistin, die sich auch noch für Latein interessiert doch wohl den "Roma patria romanorum est" Kram an den Mann bringen. (Fallt über mich her, falls es falsches Latein ist, ich hatte nur das kleine Latinum und will nicht fachfremd Latein unterrichten ;))Ich hatte in meiner Laufbahn genug Lehrer, die fachlich selbst aus Schülersicht nicht wirklich versiert waren, die dennoch guten Unterricht gemacht haben, indem sie zum Lernen animiert haben, ihre Fehler zugegeben haben und Freude für das Fach versprüht haben. Solange keine absolute Unkenntnis des Fachlichen vorliegt, und das ist ja bei der TE nicht das Problem, finde ich es dreist so jemanden auszubremsen. Mir scheint die TE sehr bemüht, motiviert und vorbildlich in den Gedanken, die sie sich im Vorwege macht. Da wäre manch einer zu faul und würde einfach schauen obs klappt.
Meine These ist, dass Didaktik und Pädagogik einen viel größeren positiven Einfluss auf das Unterrichtsgeschehen haben, als tiefgehendes Fachwissen.
So wird aus meiner Sicht ein erfahrener Lehrer vielleicht sogar fachfremd besseren Erdkunde Anfangsunterricht geben als ein studierter Diplom-Geograph.Übrigens gerne kannst Du, Magister, mir gerne contra geben. Deinen Rat bezüglich der Zurückhaltung kannst Du Dir allerdings, auch hier "in direkter Ansprache" an den Hut stecken. Ich mache in meinen Beiträgen in der Regel deutlich, dass ich lediglich das Praxissemester absolviert habe und das dürfte den meisten aktiven Usern auch bekannt sein.
Wenn Dir unbequeme Meinungen nicht passen, dann gebe ich Dir den Rat, überlies es einfach. -
Aber wie stark wirkt sich unheimlich tiefgehendes Fachwissen auf die Unterrichtsqualität aus?Sehr stark, wie in den letzten Jahren in unzähligen Studien (u.a. COACTIV) nachgewiesen wurde. Das Fachwissen des Lehrers ist essentielle Voraussetzung für gute Didaktik und daraus resultierend guten Unterricht.
Ich gehöre ja auch zu den studierten Lateinern und kann für meinen Teil nur sagen, dass das Studium nicht mit ein bissl Latein in der Schule zu vergleichen ist und das große Latinum für mich zumindest bei weitem nicht ausgereicht hätte, um souverän und mit durchdringendem Verständnis das Fach unterrichten zu können. Das hier Latein mal wieder auf bloße Konjugation und Deklination beherrschen verkürzt wird, ist schon Zeichen genug, dass von Fach gar nichts verstanden wurde. Das finde ich in etwas genauso doof wie diejenigen Grundschullehrer, die mit großen Selbstbewußtsein Englisch unterrichten, weil sie 15 Jahre vorher stolze 10 Punkte in ihrem Grundkurs hatten und Englisch ja eh jeder kann
Ich für mich würde mir vor allem die Frage nach dem eigenen Professionsverständnis stellen. Wenn ich an Lehrer nur geringe Erwartungen stelle, dann reicht Schulwissen kombioniert mit dem Überfliegen einer der gängigen Didaktiken vermutlich aus, um sich vor eine Klasse zu stellen. Mich als Schüler haben diese Art Lehrer nie begeistert (man merkt halt soch, wer einem nur eine Stunde voraus ist) und als Kollege bekomm ich regelmäßig Magenschmerzen, wenn ich Klassen von selbst ernannten "Fach"Kollegen übernehme.
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@Silicium: Zur Aussage "es geht doch nur um Anfangsunterricht": Gerade im Anfangsunterricht ist es wichtig, wirklich gut zu sein. Natürlich geht es dabei nicht um das inhaltliche Wissen o.ä., der Wortschatz z.B. ist überschaubar. Aber zum einen ist zumindest in den modernen Fremdsprachen ein gutes Sprachvorbild sehr wichtig, zudem muss ich in der Fremdsprache sehr flexibel sein, um z.B. eine zwar deutlich vereinfachte, aber dennoch korrekte Sprache einzusetzen, von den sehr speziellen Fragen, die gerade (!!) bei den Kleinen kommen mal ganz zu schweigen - um nur ein paar Aspekte zu nennen.
Zum Lateinunterricht kann ich nichts sagen (ich hatte nur den Lateinkurs an der Uni und würde mir das nicht zutrauen - kann aber auch keine romanischen Sprachen), wollte aber darauf hinweisen, dass zu glauben, man brauche kein tiefergehendes Wissen als den Schulstoff verkürzt ist. Ob ich das in der Schule aktiv einsetze sei mal dahin gestellt. Je besser und umfangreicher ich selber jedoch ein Thema durchdrungen habe, um so besser kann ich es vermitteln. -
Es ist imho ein Irrglaube, dass die relativ niedrigen fachlichen Anforderungen in der Schule bedeuten, dass Lehrer fachlich gering qualifiziert sein müssen. Dieser Irrglaube ist nach meiner Erfahrung gerade bei Studierenden verbreitet, die damit ihre fachlichen Mängel legitimieren (damit möchte ich Silicium KEINE fachlichen Mängel unterstellen). Fachkompetenz entlastet Lehrer didaktisch und pädagogisch (sichert also Handlungsspielräume im Unterricht, da das Fachliche mehr oder minder selbstverständlich zu Gebote steht), sorgt für Glaubwürdigkeit in den Klassen (und gegenüber den Eltern) und dient der eigenen Berufszufriedenheit. Dies gilt zumindest für das Gymnasium, an anderen Schulen mag das anders sein.
Außerdem hat Fachkenntnis den Vorteil, dass man weiß, was man nicht weiß, und zwar kompetent - denn es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen Nichtwissen, das Teil umfassenden Wissens ist, und Nichtwissen, das Teil umfassenden Nichtwissens ist. Schüler jedenfalls spüren diesen Unterschied.
Unabhängig davon weiß ich nicht, ob man studierten Romanistinnen nicht zutrauen kann, im Notfall auch den Anfangsunterricht in Latein mit abzudecken. Hier liegt schließlich eine Vorbildung durch verwandte Fächer vor - abgesehen davon profitieren m. E. letztlich die voll ausgebildeten Lateinlehrer von den ganzen Schnellkursen, denn wenn der Bedarf nicht gedeckt wird, wird Latein irgendwann verschwinden.
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Ich glaube, dass die Diskussion ein wenig am eigentlichen Thema vorbeigeht. Es steht völlig außer Frage, dass grundständig ausgebildete Altphilologen besser wären als in Kursen nachqualifizierte Kollegen. Allein: sie stehen auf dem Lehrerarbeitsmarkt kaum zur Verfügung. Die Frage ist also eher: Kein Lateinunterricht oder ggf. auch Unterricht durch Nachgeschulte? (Bei uns ist Latein übrigens schon weitgehend marginalisiert und kann nur noch als 3. Fremdsprache gewählt werden.)
Edit: unteruns' letzten Absatz, den ich gerade beim Posten überlesen habe, möchte ich unbedingt unterstreichen.
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Ich danke allen für die Rückmeldungen, finde jedoch die Diskussion gerade ehrlich gesagt ziemlich fehl am Platz, denn sie hilft mir nicht weiter. Ich kann nur noch einmal betonen, dass ich mir dessen bewusst bin, dass meine Kompetenzen wahrscheinlich nicht an die eines studierten Lateiners heranreichen. Meine Kenntnisse durch mein Romanistikstudium sehe ich jedoch schon als Vorteil. Ebenso die Tatsache, dass ich das Latinum universitär absolviert habe- was wirklich nichts mehr mit dem Latinum zu tun hat, das man in der Schule erlangt! Ich habe in den Kursen Stoff durchdrungen, der noch nicht mal Stoff eines Oberstufenkurses ist. Da an meiner Schule durch den Fakt, dass wir nur noch 3 Lateinlehrer haben (davon 2 mit halbem Stundendeputat), das Lateinische immer mehr in den Hintergrund rückt, ist eben die Idee entstanden, dieses Fach vertretungsweise zu unterrichten. Sonst kann Latein bei uns irgendwann nicht mehr als 2. Fremdsprache angeboten werden.
Daher bitte ich nur noch um Tips, wie ich mich auf diese neue Situation der Vertretung vorbereiten kann und hoffe nicht mehr auf Grundsatzdiskussionen. -
Unabhängig davon weiß ich nicht, ob man studierten Romanistinnen nicht zutrauen kann, im Notfall auch den Anfangsunterricht in Latein mit abzudecken. Hier liegt schließlich eine Vorbildung durch verwandte Fächer vor - abgesehen davon profitieren m. E. letztlich die voll ausgebildeten Lateinlehrer von den ganzen Schnellkursen, denn wenn der Bedarf nicht gedeckt wird, wird Latein irgendwann verschwinden.Ich seh als Französischlehrerin wenig Zusammenhnag zum Lateinunterricht. Die Didaktik ist so dermaßen verschieden, dass amn das nicht mal eben aus dem Ärmel schüttelt. Moderne Fremdsprachen geht man heute gänzlich anders an (es sei denn man ist im Zeitalter der Übersetzungsmethode stehengeblieben, was ich jetzt Mal bei der TE nicht annehme). Vielleicht sollte ich meinem Chef sagen, dass ich dann demnächst bei uns Spanisch unterrichte, ist ja auch gerade gefragt und ich als Romanist bin eh vorgebildet (im Spanischen sopgar mit universitätrem Nachweis!) und kann mich halbwegs vernünftig verständigen. Sollte für Anfänger reichen. Ach und Deustch kann ich auch, sollte bis zur 10. dann wohl kein Problem sein...
Mich ärgert dieser Niveauverfall immens und das Argument "lieber schlechten Unterricht mit nicht ausgebildetenen Lehrern als keiner" ist für mich völlig inakzeptabl. Wenn Lehrer selbst schon nicht mehr den geringsten Anspruch stellen, wer soll das dann noch tun? -
Gibt es in NRW keine Fachreferenten am Regierungspräsidium oder für bestimmte Schulen zuständige Fachberaters für Latein? Diese wären dann wohl geeignete Ansprechpartner, um Antworten auf deine Frage zu bekommen.
Hier ein Link für Baden-Württemberg:
http://www.rp.baden-wuerttembe…3103_pdrucken/drucken.htm
Falls auch ein Rundruf bei Nachbarschulen mit der Frage, ob dort Kollegen Latein fachfremd unterrichten und Tipps geben könnten, nicht weiter hilft, würde ich einige dieser Fachberater aus der Liste in Baden-Württemberg anschreiben und um 'Entwicklungshilfe' bitten.
Im Übrigen möchte ich dich bestärken in deinem Entschluss, Latein fachfremd zu unterrichten. Du hast schließlich sehr gute Voraussetzungen und vor allem die richtige Einstellung. Manche Altphilologen haben eine besondere Sicht auf ihr Fach. Ich hatte bis zum Abitur Latein und Griechisch und erinnere mich noch daran, wie unser Griechischlehrer einem Vater, der seinen etwas überforderten Sohn von der Schule abmelden wollte, zu diesem Entschluss beglückwünschte, ihn aber bat, noch zwei Wochen abzuwarten. Man nehme gerade die unregelmäßigen Verben auf -mi durch, und dann habe der Junge noch etwas Abgeschlossenes fürs Leben.
Auch hat sich, soweit ich dies aus dem Lateinunterricht meiner Kinder beurteilen kann, an diesem Fach inhaltlich gegenüber meiner Schulzeit nicht allzu viel geändert, außer dass die Übersetzungen ins Lateinische weggefallen sind, so dass die im zurückliegenden Studium erworbenen Kenntnisse für das Unterrichten über Jahrzehnte hinweg ausreichen.
In einigen Beiträgen wird der Eindruck erweckt, ein mehrjähriges Studium sei stets einem fachfremden Unterricht überlegen. Ein Blick über das Gymnasium hinaus zeigt, dass z. B. an beruflichen Schulen die meisten Kollegen 'fachfremd' unterrichten. Zwischen der Elektrotechnik, wie sie seinerzeit an der TU studiert wurde, und den heutigen Inhalten im Fach 'Elektronik' liegen Welten. Das Arbeits- und Steuerrecht, das ich an der Uni im Rahmen des BWL-Studiums gehört habe, hat mit dem, was ich heute unterrichte, fast nichts mehr zu tun. 'Marketing bilingual' habe ich so überhaupt nicht studiert. Gleiches gilt für die fachpraktischen Fächer, egal ob Kfz-Mechaniker, Heizungsbauer oder Radio- und Fernsehtechniker. Ganz neue Berufsbilder sind entstanden, z. B. Mechatroniker. Wie sollten all diese Fächer und Schüler unterrichtet werden, wenn nicht 'fachfremd'?
Manche Altphilologen sehen dann gern auch diesen 'fachfremden' Unterricht als etwas Minderwertiges an. So wurde ich erst kürzlich auf einer Fachtagung für Spanischlehrer von einem Kollegen vom Gymnasium gefragt, ob man 'für das, was man an deiner Schule macht', ein Studium braucht.
Eigentlich sollte und wollte ich auf diese Diskussion nicht mehr eingehen, habe es dann aber doch getan, da die geplante Radtour wegen Dauerregens entfallen musste. Aber vielleicht kann dir ein Fachberater wirklich weiterhelfen.
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Zitat
Ich seh als Französischlehrerin wenig Zusammenhnag zum Lateinunterricht.""
Hm, ich meine, es waren meine Französisch- und Lateinlehrer, die mich auf diesen Zusammenhang gerne hingewiesen haben. Ich denke, es kann nicht ernsthaft bestritten werden, dass eine ausgebildete Romanistin bestimmte Voraussetzungen mitbringt, die sie eventuell noch am ehesten befähigen, Latein im Anfangsunterricht fachfremd zu unterrichten. Im Übrigen haben die Lateinlehrer, die hier schreiben, wohl weniger didaktische als fachliche Bedenken.
ZitatVielleicht sollte ich meinem Chef sagen, dass ich dann demnächst bei uns Spanisch unterrichte, ist ja auch gerade gefragt und ich als Romanist bin eh vorgebildet (im Spanischen sopgar mit universitätrem Nachweis!) und kann mich halbwegs vernünftig verständigen. Sollte für Anfänger reichen. Ach und Deustch kann ich auch, sollte bis zur 10. dann wohl kein Problem sein...
Viel Erfolg!
Velandra: Was sagen denn die drei Lateinlehrer bei Euch dazu? Sie müssten doch auch Tipps geben können, oder?
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