Latein fachfremd unterrichten

  • Die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen der fachfremde Unterricht machbar wäre, kann ich nicht beantworten. Mich irritiert allerdings die Logik, dass es für Anfänger-Unterricht eher reichen könnte. Ich persönlich finde Anfänger-Unterricht in vieler (nicht in jeder) Hinsicht anspruchsvoller als in späteren Lehrjahren.
    Als ich nach Jahren wieder in den Fremdsprachen-Unterricht einstieg, habe ich die Finger von den Anfängern gelassen. Trotz Studium und Referendariat. In Mittel- und Oberstufe ließen sich Unsicherheiten / Ungenauigkeiten besser kompensieren, leichter wieder korrigieren. Manchmal waren sie sogar hilfreich. Inzwischen bin ich wieder gut drin und mache natürlich auch Anfangsunterricht. Das mag auch Typsache sein, aber ich finde Anfangsunterricht in Sprachen enorm fordernd. Und es entscheidet ja auch mit darüber, ob und wie Schüler Zugang zur Materie finden.


    Aber da es bei Euch ja um die Frage zu gehen scheint, ob es überhaupt noch Latein im Angebot gibt, finde ich fachfremden Unterricht eine Alternative. Den Aufwand für Dich stelle ich mir aber schon beachtlich vor. Ich jedenfalls hatte Latein als erste Fremdsprache, war immer solide, bin Romanistin und würde nie im Leben Latein fachfremd unterrichten wollen...

  • Ich finde, du solltest es versuchen.
    Ich hatte großes Latinum und habe Latein "nur"als Beifach studiert, d.h. mir fehlten an Pflichtkursen im Vergleich zum Hauptfach 1 Hauptseminar und Altgriechisch. Du sagst, du habest Literatur wie Seneca, Epikur o.ä. bearbeitet im Studium. Ich nicht. Das mal zum Idealfall "studierter Altphilologe". (Kursstufe könnte ich wirklich nicht unterrichten!)
    Fließend Lateinisch zu sprechen fände ich für einen Lateinlehrer ideal, aber das beherrschen 958% der Lateinlehrer eh nicht oder praktizieren es nicht im Unterricht.
    Meiner Meinung nach kann ich souverän Unter- und Mittelstufe unterrichten, methodisch vermutlich souveräner als mancher ältere Altphilologe aufgrund vieler Affinitäten zu meinen beiden Hauptfächern Geschichte und einer mod. FS, und schaffe es, meinen Anfängern gute Grundlagen und Spaß am Fach zu vermitteln, der zumindest solange anhält, bis die Pubertät einsetzt =), anders als manche der "echten" Altphilologen, die ich kenne. Aber vielleicht denke ich auch so wie die "verblendeten GS-Lehrerinnen, die glauben, sie könnten Englisch".
    Wenn man sich nicht einbildet, alles schon zu beherrschen (den Fehler machen viele in ihren Hauptfächern), sondern ständig danach strebt, die fachliche Kompetenz zu vertiefen, und zur Not lieber fünfmal alles nachschlägt, was ich auch in meinen beiden Hauptfächern versuche, so ist das die halbe Miete.
    "Moderne Fremdsprachen geht man heute gänzlich anders an (es sei denn man
    ist im Zeitalter der Übersetzungsmethode stehengeblieben, was ich jetzt
    Mal bei der TE nicht annehme). "
    Das stimmt so nicht bzw. man (= Vorreiter des Faches, nicht die breite Masse) hat seit einer Weile begonnen, Latein zumindest ein bißchen und teilweise anders anzugehen. Alles, was an modernen Ansätzen in der Lateindidaktik existiert, kommt meiner Meinung nach im Prinzip aus den modernen FS herübergeschwappt - Wortschatzarbeit usw.. Inzwischen wird sogar manchmal zum Aufpeppen Lateinisch gesprochen. Zur Methodik und Didaktik des Übersetzens ist nichts radikal Neues hinzugekommen, auch wenn angeblich immer wieder tolle Methoden erfunden werden.
    Alles, was an "Realienkunde" zum Fach dazugehört, kann ein Historiker methodisch besser unterrichten als ein Altphilologe, was man den meisten Unterrichtsmaterialien zum Thema anmerkt. Allein die Fragestellungen (Suggestivfragen usw.)- seufz.
    Nochmal: Tu's einfach - mit deiner Einstellung schaffst du das.

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