Inklusion an Gymnasien

  • Interessant für mich sind bei dem Fall Henri, der im Moment durch alle Medien geht, übrigens die Motive, mit denen die Mutter eine Einschulung am Gymnasium erzwingen will:


    1. Als DAS Hauptargument schlechthin wird genannt, dass die meisten seiner Freund dorthin gehen und er weiter mit ihnen zusammensein will.
    2. An der Grundschule hat es gut geklappt.
    3. Die Mutter glaubt, das Kind lernt am Gymnasium am meisten, u.a. von den anderen Kindern, so habe ich es zumindest verstanden.


    Wenn eine Gleichbehandlung von Behinderten und Nichtbehinderten erfolgen soll, stelle ich mir die Frage: würde man z.B. bei einem hochbegabten Kind ähnlich argumentieren, desse Freunde alle auf die Real- oder Hauptschule gehen? Da würde doch jeder sagen: das Kind geht auf die Schule, die seiner Begabung am ehesten gerecht werden kann (ob das Gymnasium das immer tut, sei dahingestellt). Ich habe eher den Eindruck, die Mutter, die nebenbei Journalistin ist, bei diversen Sendern gearbeitet hat und auch Politiker-Coaching anbietet, will hier auf Biegen und Brechen möglichst öffentlichkeitswirksam einen Präzedenzfall schaffen. Ob sie dabei das Wohl ihres Kindes im Blick hat, oder ob es nicht auch in hohem Maße "Ums Prinzip" geht, sei dahingestellt.

  • soviel ich weiß, reicht schon eine diagnostizierte Lese-Rechtschreibschwäche, um zum Inklusionskind zu werden.


    Na ja, im strengen Sinne gibt es keine "Inklusionskinder" (bzw. alle sind Inklusionskinder), weil das Konzept Inklusion von vorne herein alle Menschen berücksichtigt und einschließt.


    Für die Anerkennung eines SPF reicht eine LRS sicherlich nicht bzw. allenfalls, wenn es wegen personeller und finanzieller Ressourcenzuweisung im Sinne des Diagnostizierenden ist, möglichst viele Förderkinder zu 'produzieren'.

  • Es gibt mittlerweile 2 "Gegenpetitionen" - man ksann hier etwa folgendes lesen:




    Die meisten der bisher gehörten oder gelesenen Meinungen drehen sich vordergründig um das Wohl oder Nicht-Wohl von Henri. Wer einen einigermaßen gesunden Menschenverstand besitzt, weiß was in diesem Fall richtig ist. Ich werde mich dazu nicht auch noch näher auslassen.


    Weshalb ich diese Petition unterstütze hat aber noch ganz andere Gründe:


    Ich bin direkt betroffen, da zwei meiner Kinder Mitschüler von Henri sind. Und damit sind wir schon bei der Gruppe von Menschen, die bisher bei all den Überlegungen, Diskussionen, Medienbeiträgen etc. überhaupt noch NIE ins Spiel gebracht oder gehört wurde: die große Gruppe der Eltern der nicht behinderten Kinder dieser Grundschulklasse!


    Seinerzeit wurden alle Eltern bei der Grundschulanmeldung gefragt, ob ihr Kind die Inklusionsklasse besuchen möchte. Meine Frau und ich fanden das damals eine gute Sache und sind auch heute noch der Meinung, daß Inklusion funktionieren kann. Unabhängig davon, ob und was es den Kindern der Klasse in ihrer sozialen Entwicklung gebracht hat, sind wir jedoch enttäuscht, wie manche Dinge abgelaufen sind. In den letzten vier Jahren sind die Eltern der nicht-behinderten Kinder bei vielen inklusionsrelevanten Diskussionen und Entscheidungen, die im Endeffekt die ganze Klasse betroffen haben, weder miteinbezogen noch rechtzeitig informiert worden. Kritisches Nachhaken wurde meist abgewiegelt. Das hat mich zwar geärgert, da es dadurch jedoch nicht zu wirklich gravierenden oder dauerhaften Probleme für die Kinder gekommen ist, habe ich mir immer gesagt, da müssen wir jetzt durch, bald ist es vorbei. So oder ähnlich empfanden die meisten anderen Eltern dies auch. Trotzdem blieb unterschwellig das Gefühl, nur als 'Füllmaterial' benutzt zu werden. Es gab auch nie nur den leisesten Versuch des zuständigen Schulamtes, die Meinung aller Eltern der Klasse zu hören, wie es denn läuft. Auf eine offizielle Evaluation, die m.E. zu einem solchen Versuch einfach dazugehört, warten wir heute noch. Vielmehr wurde bei o.g. inklusionsrelevanten Diskussionen mit den amtlichen Stellen von den allein daran teilnehmenden Eltern der Inklusionskinder immer die Botschaft vermittelt, alles liefe bestens. Und genau das ist der Punkt, der mich mittlerweile am meisten ärgert: Henris Eltern ERWARTEN und VERKÜNDEN einfach, dass alle weiterhin schön brav mitmachen, auch beim Projekt 'Henri aufs Gymnasium'. DEM IST ABER DEFINITIV NICHT SO!!! Ich lasse mich ungern fremdbestimmen und ich nehme mir ebenso die Freiheit, zu entscheiden, was für meine Kinder gut ist. Deshalb sollen meine Kinder nicht mehr eine Inklusionsklasse am Gymnasium Walldorf besuchen, wie sie von Henris Eltern gefordert wird.


    Ein weiterer, nicht weniger gewichtiger Grund, diese Petition zu unterstützen, ist die Tatsache, dass mittlerweile die Diskussion die sachliche Ebene verlassen hat und persönliche Diffamierungen im Raum stehen. Ich finde es unverschämt, Frau Falkner und ihr Kollegium dermaßen an den öffentlichen Pranger zu stellen. Hier unterschwellig eine Behindertenfeindlichkeit zu unterstellen und Frau Falkner der Unehrlichkeit zu bezichtigen, ist schon ein starkes Stück. Ich kenne Frau Falkner schon seit fast 35 Jahren, war selbst mal Schüler von ihr. Sie ist gesellschaftspolitisch und sozial engagiert, sowie eine tolle Pädagogin und Schulleiterin, die sich ganz für das Wohl der Kinder an ihrem Gymnasium einsetzt. Henris Eltern überschreiten durch diesen persönlichen Angriff bei ihrem mittlerweile in allen Medien geführten Feldzug für ihre Sache eine Grenze, und das kann ich nicht akzeptieren.


    Vielen Dank, lieber Raphael Fritz für diese Petition!



    nachlesen unter : http://www.change.org/de/Petit…t-auf-das-gymnasium-gehen




    Wichtig finde ich vor allem das: http://www.change.org/de/Petit…it-zielgleicher-inklusion


    VG masa

  • Masa, interessant, auch mal die andere Sichtweise in diesem aktuellen Fall zu hören.


    Zitat

    Deshalb sollen meine Kinder nicht mehr eine Inklusionsklasse am
    Gymnasium Walldorf besuchen, wie sie von Henris Eltern gefordert wird.

    Das heißt von den 17 Grundschulklassenkameraden werden eh nicht alle in die Inklusionsklasse gehen. Wie groß soll diese denn werden?


    Feliz

  • Ich hab die Diskussion in den Medien auch ein bisschen verfolgt und habe mich auch gewundert, dass eigentlich die Eltern der Klassenkameraden sich niemals geäußert haben :) Ist auf jeden Fall sehr spannend, die Sache auch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.


    Mir tut vor allem der arme Junge leid. Das Hauptargument ist ja, dass er nicht von seinen Spielkameraden getrennt werden soll. Ich kann mir aber einfach nicht vorstellen, dass Kinder spätestens ab der Pubertät einen geistig behinderten Freund haben möchten, die werden sich doch Freunde mit ähnlichen Interessen und Horizont suchen. Die Interessen und Bedürfnisse werden sich doch bald weit auseinander entwickeln oder sehe ich das völlig falsch? :traenen: Wenn ich mich an meine eigene Schulzeit erinnere- in der Grundschule haben wir noch alle zusammen gespielt, aber 5. und 6. Klasse, wo auch noch alle gemeinsam unterrichtet wurden bei uns, haben sich alle in verschiedenen Gruppen aufgespalten. Da gab es kein "Wir" mehr.


  • „Nur wer weiß, nach welchen Regeln die Medien funktionieren, kann sie gezielt dafür nutzen, seine eigenen Anliegen zu transportieren.“

    [Zitat aus der Homepage von Kirsten Ehrhardt]


    Insofern ist die Medienkampagne eine wirksame Werbung für die professionellen Trainingsangebote des Unternehmes von Henris Mutter
    (http://www.ehrhardt-training.de).



  • Endlich sagt das nochmal jemand: "Das verstößt auch nicht gegen die UN-Behindertenkonvention. Sie will die Situation von Behinderten in den zahlreichen Ländern verbessern, wo behinderte Kinder anders als in Deutschland gar keinen Zugang zum Schulsystem haben, nicht adäquat gefördert werden und schließlich nicht am Arbeits- und Gesellschaftsleben teilhaben. Deutschland hat sie zwar unterzeichnet und sich damit zur Inklusion von Behinderten verpflichtet, nicht aber zur Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems oder zur Öffnung aller allgemeinbildenden Schularten für alle Behinderten."


    Die Konvention wird sonst von offizieller Seite und einigen Eltern immer so ausgelegt, als würden wir in Deutschland wie auch immer behinderten Menschen jedliche Schulbildung verweigern.


    Grüße
    Raket-O-Katz

  • Und damit sind wir schon bei der Gruppe von Menschen, die bisher bei all den Überlegungen, Diskussionen, Medienbeiträgen etc. überhaupt noch NIE ins Spiel gebracht oder gehört wurde: die große Gruppe der Eltern der nicht behinderten Kinder dieser Grundschulklasse!

    Wenn man die Berichterstattung online verfolgt, dann hat man in der Tat den Eindruck, dass alle - bis auf die Schulleitung - für die Inklusion in Fall Henri sind. Nur die Schule ist dagegen. Einfach so und ohne erkennbaren Grund. Dabei werden viele sonderpädagogische Stunden plus Schulbegleiter genehmigt. Quasi eine Inklusion auf dem Silbertablett mit allem drum und dran.


    Gibt es eigentlich seitens des Schulamt schon eine Aussage dazu, wie es in Klasse 6,7,... mit der Gestattung dieser Stunden aussieht?



    Feliz

  • Die Konvention wird sonst von offizieller Seite und einigen Eltern immer so ausgelegt, als würden wir in Deutschland wie auch immer behinderten Menschen jedliche Schulbildung verweigern.


    Es geht doch NUR ums Geld einsparen. Im Link von Nettmensch zur Umsetzung der Inklusion im Saarland wird das sogar von offizieller Seite zugegeben:


    Zitat

    Im „Vorblatt zum Gesetzentwurf“, das der Minister gestern auf der Pressekonferenz nicht verteilte, wird angedeutet, dass die Umsetzung des Gesetzes [zur Inklusion] nicht nur keine Kosten verursachen, sondern sogar Kosten einsparen soll. Darin heißt es, bei „Fortschreibung“ der bisherigen Zunahme von Schülern mit anerkannten sonderpädagogischem Förderbedarf wäre es zu einem „Mehrbedarf an Lehrerstellen im Förderschulbereich“ gekommen, der „nicht mehr durch einen Rückgriff auf die demografische Rendite darstellbar“ gewesen wäre. Hinzu komme, dass die Förderschullehrkräfte künftig fest einer Regelschule zugeteilt würden, sodass deren Ressourcen „effektiver eingesetzt werden können“. Und weiter: „Die Umsetzung der Inklusion soll mit dem vorhandenen Personal – unter Berücksichtigung des Einsparziels von 588 Lehrerstellen bis 2020 – bewältigt werden.

    http://www.sol.de/titelseite/t…nfuehren;art26205,4222215


    Klarer kann man es wohl kaum formulieren. Wer glaubt, es geht hier um "die Kinder" oder irgendwelche "Menschenrechte", der ist naiv.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ergänzend sei hinzugefügt, dass das Saarland klein ist und weniger als eine Millionen Einwohner hat. Umgerechnet auf NRw entspricht das über 10.000 eingesparten (vollen) Stellen.

  • Zitat Mikael :

    Zitat

    Wer glaubt, es geht hier um "die Kinder" oder irgendwelche "Menschenrechte", der ist naiv.

    Ich bin darüber immer sehr betroffen und bestürzt, wenn ich wahrnehme, wieviel Naive es da innerhalb der Lehrerschaft gibt. Ich meine, die haben doch alle studiert und müssten deshalb da hinterblicken, was wirklich los ist. Oder war das Studium umsonst ? 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ich bin darüber immer sehr betroffen und bestürzt, wenn ich wahrnehme, wieviel Naive es da innerhalb der Lehrerschaft gibt. Ich meine, die haben doch alle studiert und müssten deshalb da hinterblicken, was wirklich los ist. Oder war das Studium umsonst ?

    Und was ist deiner Meinung nach los bzw. was steckt hinter dem Ganzen? Bitte klär uns auf!

  • Zitat marie74 :

    Zitat

    Und was ist deiner Meinung nach los bzw. was steckt hinter dem Ganzen? Bitte klär uns auf!

    Zitat Raket-O-Katz :

    Zitat

    marie74 - Was los ist steht im Beitrag 170 hier auf der Seite, der Beitrag von Mikael.

    8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ein Blick in den Landeshaushalt - oder warum die Inklusion nicht gelingen kann



    Man muss die aktuellen politischen Maßnahmen zentral vor dem Hintergrund der Schuldenbremse sehen. Diese hat seit 2011 Verfassungsrang, sprich ab 2020 darf in normalen wirtschaftlichen Zeiten (sofern also z.B. gerade keine Bankenkollaps wie 2008 droht) kein Cent zusätzliche Schulden gemacht werden, sonst ist der Haushalt verfassungswidrig. Es geht hier also auch nicht um die Schuldenquote - wenn z.B. die Wirtschaft mit 2% wächst und das Land macht 1% neue Schulden, würde die Schuldenquote gemessen an der Wirtschaftsleistung noch immer sinken (das ist ein wichtiger Punkt).



    Weiterhin müssen wir bedenken, dass es in den letzten 15 Jahren eine Vielzahl an Steuersenkungen (und soviel sei erlaubt zu schreiben - davon haben v.a. Einkommen jenseits der 100.000 und große Vermögen profitiert; die MwSt.-Erhöhung hat mehr die Allgemeinheit getroffen) gab, die Bundesregierung (aka Schäuble) deren Rücknahme aber ausschließt; sie schließt sogar generell Steuererhöhungen aus. Das ist bedeutend, da auch die Länderhaushalte sich wesentlich aus von der Bundesebene bestimmten Steuern speisen. Es darf also ab 2020 keine Neuverschuldung mehr geben. Gleichzeitig sollen vergangene Steuergeschenke nicht zurück genommen werden. Um die Thematik besser einzuschätzen hilft es denke ich, sich einmal einen Landeshaushalt anzuschauen. Der Landeshaushalt in Berlin, d.h. die Ausgaben des Landes für den Senat (= Landesebene) und die Bezirke (= kommunale Ebene), stellt sich folgendermaßen dar:



    Haushaltsplan 2014:


    Bildung, Jugend und Wissenschaft
    19,80%


    Allgemeine Finanz- und Personalangelegenheiten
    16,57%


    Amt für Soziales
    15,43%


    Jugendamt
    8,26%


    Stadtentwicklung und Umwelt
    8,17%


    Inneres und Sport
    7,96%


    (zur Übersicht habe ich alles unter 5% ausgelassen, außerdem runde ich ab jetzt auf eine Nachkommastelle)



    Der Punkt Finanz-/Personal mit 16,6% besteht praktisch nur aus dem Schuldendienst und Pensions-/Versorgungsausgaben. Am Schuldendienst lässt sich mittelfristig noch nicht viel sparen; Pensionsausgaben kann man mit viel politischer Kampfbereitschaft drücken. Amt für Soziales mit 15,4% sind alle kommunalen Sozialleistungen - Hartz4, Wohngeld etc. . Daran lässt sich nichts rütteln, da Höhe und Ansprüche durch Bundesregelungen/Verfassungsrechtsprechung fest stehen. Stadtentwicklung mit 8,2% sind Straßenbau, Wohnungsbau etc.; Inneres und Sport mit 8% sind de facto Polizei und Feuerwehr.


    Der größte kombinierte Brocken ist mit Abstand der große Bereich Bildung: Bildung/Jug/Wi (das sind also v.a. die Landesausgaben für Lehrergehälter und Hochschulen) und Jugendat (das sind v.a. kommunale Ausgaben für Kitas und z.B. inklusionsrelevante Erziehungshilfen) - diese unter "Bildung" zusammenfassbaren Punkte machen 28,1% des Haushalts aus. In Ländern mit geringerem Schuldendienst dürften das bis zu ein Drittel des Haushalts darstellen.


    An welchen Stellschrauben kann man nun sukzessive drehen um bis 2020 die Schuldenbremse zu erfüllen - und das ohne Steuererhöhungen? Die beiden anderen größeren Punkte - Soziales/Finanz - sind Bereiche in denen mittelfristig ein nur sehr eingeschränkter Gestaltungsspielraum besteht. Der Bildungsbereich mit bis zu einem Drittel des Haushaltsvolumens muss zwangsläufig ein - oder besser der - Bereich mit dem größten Sparbeitrag sein. In den wesentlich kleineren Bereichen für Inneres und Infrastruktur wird ja auch bereits gespart (oder alternativ in Berlin auch verschwendet - siehe BBI).



    Das die "demographische Rendite" nun großenteils in den Landeshaushalt fließen wird - und nicht im System bleibt um z.B. die Inklusion angemessen personell auszustatten (Doppelbesetzung etc.) - ergibt sich aus den politischen Randbedingungen. Die Inklusion ist politisch gewollt - daran kann man nicht drehen. Die Schuldenbremse (es geht nicht um die Schuldenquote!) ist politisch gewollt - daran kann man nicht drehen. Alte Steuern wieder neu einzutreiben ist nicht gewollt - daran kann man zur Zeit nichts drehen (das müsste zudem über den Bund laufen). Im Bereich Sozialausgaben und Schuldendienst kann man nicht viel drehen (respektive das muss der Bund tun). Die Folge: man führt die Inklusion ein und dreht parallel für die Schuldenbremse an den Schrauben an denen man es noch kann. Das sind die insbesondere die Bildungsausgaben. Das gleiche Theater wird sich wiederholen, sobald sich ein politischer Konsens heraus gebildet hat, dass alle Schulen gebundene Ganztagsschulen werden sollen (Bayern und Dänemark lassen grüßen).


    Ich bin nicht gegen Inklusion. Ich bin nicht gegen die Ganztagsschule. Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen. So wie sich die finanzpolitischen Randbedingungen in den letzten Jahren entwickelt haben, kann prinzipiell weder die Inklusion noch die Ganztagsschule ausreichend gegen finanziert werden. Das zusätzliche Geld ist einfach nicht vorhanden. Die Konsequenz der Einführung dieser Reformen ist, dass die "Gegenfinanzierung" zum großen Teil durch die Schulen selbst erbracht werden muss - durch fehlende Doppelbesetzung, die auch eine Schulung der Lehrkraft nicht ausgleicht, und durch höhere Lehrdeputate.




    P.S.
    Bei allem Pessimismus: durch die aktuell gute Wirtschaftslage gibt es laufende Verhandlungen mit dem Bund, den Ländern einen Teil der Mehrwertsteuer in erheblicher Höhe spezifisch für Bildungsaufgaben zur Verfügung zu stellen. Die Länder wollen das Geld aber nicht zweckgebunden und keine Mitsprache in der Bildungspolitik. Ob und wann die Verhandlungen zum Erfolg führen ist daher leider völlig unklar.

  • Noch ein paar Punkte zu Ergänzung:



    Ja, zur Zeit sprudeln die Steuereinnahmen, was an der guten Konjunktur liegt. Ein Finanzminister kann aber nicht davon ausgehen, dass es immer so gut läuft - sobald der konjunkturelle Wind sich dreht gibt es einen umgekehrten Effekt, d.h. steigende Arbeitslosenzahlen und sinkende Steuereinnahmen vergrößern das Haushaltsdefizit => Schuldenbremse in Gefahr. Zumal die Steuerreformen der letzten Jahre die Einnahmen aus der konjunkturabhängigen Mehrwertsteuer gestärkt haben, die weniger abhängigen Erbschafts-, Vermögens-, Körperschafts-, Kapitalertrags- (ok, Ausnahme) und Einkommenssteuersätze aber v.a. für die oberen Tarifgruppen drastisch gesenkt oder abgeschafft wurden.



    Personalkosten durch z.B. 1000 Lehrerstellen die man im System belässt stellen zudem Fixkosten dar - egal wie gerade die Konjunktur läuft, sie fallen an. Eine geplante Straßenreparatur oder Neubau von XY etc. kann man dagegen aussetzen respektive es fällt nicht jedes Jahr erneut an (ist aus Sicht eines Finanzministers also nicht so problematisch). "Es ist aber Geld für Rentengeschenke da!" ist ebenfalls nicht relevant, da es 1. die Bundesebene trifft, deren Haushaltslage noch besser ist und 2. die Rentenreform (Mehrausgaben) großenteils nicht über den Haushalt sondern über die Rentenkassen (Abgabe im Umlageverfahren - praktisch eine zweckgebundene Steuer ohne direkte Zugriffsmöglichkeit für den Finanzminister) laufen.




    P.S.


    hey, mein 100. Post ! :prost:

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