Hallo, hat jemand Erfahrung damit wie lernbehinderte Schüler an Gymnasien unterrichtet werden? Haben sie denn die gleichen Fächer wie die anderen Schüler? Meiner Meinung nach ist es vollkommen sinnlos, dass lernbehinderte Schüler eine 2 oder überhaupt eine Fremdsprache lernen. Hat jemand Infos wie das ablaufen soll? (NRW)
Inklusion an Gymnasien
- dacla
- Erledigt
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Hallo,
im Zuge der planlosen, konzeptlosen und strukturlosen Umsetzungsversuchen der UN Konvention für Menschenrechte sind in NRW scheinbar auch Gymnasien davon betroffen, obwohl es noch gar keine Gesetzesgrundlage dafür gibt. Die soll erst Ende des Jahres "auf den Markt kommen". Am Montag gibt es übgrigens im Landtag eine Veranstaltung zu diesem Thema:
http://dreifuerwuppertal.de/wp…ung-11.7.11-Inklusion.pdf
hier könnte man prima solche Fragen unterbringen.
Ich arbeite an einer Förderschule Lernen und bekomme gerade live mit, wie auch Kosten aller Beteiligten dem Aufruf der Bezirksregierungen Folge geleistet wird: "Im Rahmen der bestehenden Regelungen aller Möglichkeiten auszuschöpfen, um den Elternwunsch nach Besuch der allgemeinen Schule von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf soweit wie möglich Rechnung zu tragen". Unsere tolle Schule wird gerade vor die Wand gefahren, weil einige unserer Kolleginnen und Kollegen zum "Inkludieren" in Hauptschulen müssen. ein Gymansium müssen wir noch nicht bedienen. Das läuft bei uns im Kreis folgendermaßen ab:
-Unsere Föderkinder werden in Integrativen Klassen unterrichtet. Pro Förderkind mit dem Förderschwerpunkt Lernen gibt es 2,5 Std. vom Föderschullehrer. Da in unseren Klassen die Kinder zu min. 5 "gebündelt werden", fährt dann unser Kollegium 1-2mal oder auch mehrmals in der Woche mit der entsprechenden Stundenzahl mit dem eigenen Auto ( ohne entspr. Versicherung) in bis zu 17km entfernete Orte. Dabei macht es eigentlich jeder wie es will, weil es keine Konzepte gibt. Mit einer Hauptschule arbeiten wir schon seit 2000 zusammen. Hier läuft es noch am besten ( wobei ich nicht sagen will, dass es unbedingt effektiv ist). Diese Kinder werden nicht nach den Richtlinien der allgemeinen Schule unterrichtet, sondern arbeiten nach einem im Team ( Regelschule+Sonderschullehrer) erstellten Förderplan. Sie bekommen auch keine Noten, sodern es werden Berichte geschrieben. Es hängt natürlich vom Grad der Lernbehinderung ab, in welchem Maße man versuchen kann das Kind themengleich zu unterrichten. Wenn z.B. ein Kind im 5. Schljahr noch nicht sinnentnehmend lesen kann oder massive Schwächen bei den Grundrechenarten zeigt, hätte es wenig Sinn am Thema zu arbeiten. In diesem Fall stellen unsere egagierten Inklusionslehrer Materialen zur Verfügung an denen gearbeitet werden kann ( was nicht unbedingt alle Lehrer tun müssen) . Bedenken Sie, dass der Sonderschullehrer nur für 2,5 Std. bei Ihnen für 1 Kind /Woche erscheinen würde. Das große Problem ist, dass Sie den Rest der Zeit mit dem Kind alleine sind. Da ja die UN Konvention beinhaltet, dass alle Menschen unterschiedlich sind, haben sie gefälligst als Gymansiallehrer den individuellen Voraussetzungen aller Ihnen anvertrauten Kinder gerecht zu werden. Also den Überfliegern, die ständig gefordert werden wollen, genauso wie den Durchschnittschülern und eben auch den Kindern mit Förderderbedarf. Das sollen sie alles tun, ohne darauf weder im Studium noch in irgendwelchen Fortbildungen, die zwar angekündigt sind, jedoch nicht statt finden, vorbereitet worden zu sein. Wenn Sie mich fragen wäre das nur zu leisten, wenn der Sonderschullehrer ständig im Team vor Ort in der Klasse wäre. Davon könnten dann, denke ich, alle profitieren. Anders kann es nicht gelingen. Auch so könnte es gelingen:
http://www.youtube.com/watch?v=x9q_IjzH4Ic&feature=related
Auf der Suche nach funktionierenden Inklusionsmodellen, habe ich nur ein Land gefungen, in dem es einigermaßen läuft; Finnland. Hier gibt es Bedinungen von denen wir nur träumen können. ( Doppelbesetzungen, kleine Lerngruppen, Sozialarbeiter, Krankenschwester, Therapeuten usw.) Dafür müsste unsere Politk enorm viel Geld in die Hand nehmen. Das größte Problem ist, dass der Markt in puncto Sonderschullehrer leergefegt ist. Wir haben schon im 2. Jahr ausgeschrieben und keiner kommt. Jetzt müssen wir den Spagat vollbringen unsere Qualität an der Stammschule ( die es ja noch gibt ) zu halten und die Förderschüler im Regelschulsystem "bedienen". Nicht zu leisten!!
Schauen Sie mal in dieses Forum rein. Hier gibt es eine Menge Erfahrungsberichte, auch aus dem Ausland:
Gesucht: funktionierende Inklusions- oder Intergrationsmodelle
Es ist so schrecklich zuschauen zu müssen, wie auf Kosten der uns anvertrauten Kinder irgendewelche Inklusionsmodelle aufprobiert werden. Ich jedenfalls werde nach Düsseldorf zu der Diskussionsrunde fahren, um wenigsten mir nicht sagen zu müssen, ich hätte es gewusst und nichts versucht. Falls wie geplant, die Förderschulen Lernen, Sprache und emotionale Entwicklung geschlossen werden und wir nur noch als besserwissende Handelsreisende in Sachen sonderpädagogische Förderung unterwegs sein müssen, werde ich die Wege in den Ruhestand suchen. Die Erfolge unserer Arbeit sind größtenteils Beziehungs- und Erziehungsarbeit. Wass soll ich ausrichten, wenn ich gar nicht mehr unterrichte?
Ich wünsche Ihnen viel Kraft
rotherstein
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Tja, Zitat aus dem Youtube-Interview: "Die UN spricht an keiner Stelle von einer inkludierenden Schule". Es geht doch ohnehin nur darum, wieder eine Möglichkeit zum Geldsparen zu finden.
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Hallo, hat jemand Erfahrung damit wie lernbehinderte Schüler an Gymnasien unterrichtet werden? Haben sie denn die gleichen Fächer wie die anderen Schüler? Meiner Meinung nach ist es vollkommen sinnlos, dass lernbehinderte Schüler eine 2 oder überhaupt eine Fremdsprache lernen. Hat jemand Infos wie das ablaufen soll? (NRW)
[Sarkasmus="on"]
Es ist auch überwiegend sinnlos, dass Schüler mit einer Lernbehinderung am gymnasialen Mathematikunterricht oder sonst einem Fachunterricht teilnehmen, zumindest wenn man es als Sinn des gymnasialen Unterrichtes sieht einen entsprechenden Abschluss zu erreichen. Das scheint aber bei der Inklusion auch nicht der vorrangige Aspekt zu sein.
Der Inklusionsgedanke geht ja noch weiter, es gibt auch Leute die dafür sind Schüler aus dem gb-Bereich im Gymnasium zu beschulen. Wenn ich bisher Befürworter des Inklusiionsprinzips habe reden hören, lief es immer darauf hinaus, dass natürlich allen Beteiligten klar ist, dass die entsprechenden Schüler nicht auf ein Abitur hinarbeiten sollen (oder in den späteren Klassen überhaupt noch irgendwelche fachlichen Lernfortschritte erziehlen sollen, was natrülich völlig aussichtslos ist, wenn man nach 2 Schuljahren schon abgehängt ist).
Wenn ich das Prinzip richtig verstanden habe, sollen die inkludierten Schüler eher so etwas wie soziale Trainigsobjekte für die übrigen Schüler darstellen, die daran dann ihre Sozialkompetenz schulen sollen (oder auch nicht).[Sarkasmus="off"]
Meiner Meinung nach besteht das Lager der starken Inklusionsverfechter in erster Linie aus zwei Gruppen:
1. Realitätsfernen Idealisten, die meinen Normalität würde sich schon automatisch einstellen, wenn man ein behindertes Kind in eine normale Umgebung steckt.
2. Politikern, die auf den fahrenden Zug mit aufspringen, weil man damit gleichzeitig Geld sparen und bei bestimmter Wählerklientel punkten kann. -
Ganz richtig!
Von inklusiver Schule ist hier keine Rede. Aber die Elterverbände von Kindern mit Handycaps fühlen sich jetzt seht stark, weil sie schon seit Jahren fordern, dass ihre Kinder im Regelschulsystem unterrichtet werden sollen und beharren auf der schnelle Umsetzung ihrer "Rechte". Dabei habe ich den Eindruck, dass es vielen Eltern nur um ihre eigenen Eitelkeiten geht, nicht sagen oder akzeptieren zu müssen, dass ihr Kind behindert ist. Egal wie effektiv das fürs Kind ist. Unsere gute Frau Bildungsministerin Fr. Löhrmann hat ein Gutachten in Auftrag gegeben wie inklusive Bildung in NRW umgesetzt werden könnte. Das liegt nur vor:
http://bildungsklick.de/a/7933…-jahr-2020-als-zielmarke/
Wenn das wirklich die Grundlage unseres neuen Schulgesetztes bilden sollte, werde ich mir wirklich einen anderen Wirkungskreis suchen müssen. Ich werde nicht nach 30 Jahren erfolgreicher Förderschularbeit als Vertreterin in Sachen Inklusion unterwegs sein. In Bremen ist es schon Wirklichkeit. Eine Katastrophe:
http://213.71.18.104/nordwestr…lemenshillenbrand100.html
http://www.weser-kurier.de/Art…remens+Foerderkinder.html
Hier noch ein Beitrag aus Niedersachsen:
http://www.dgs-ev.de/fileadmin…nklusion_Februar_2011.pdf
oder Thüringen:
http://www.tlz.de/startseite/d…und-ueberfordert-23560191
Falls es in Zukunft in NRW doch noch Förderschulen geben sollten, so werden wir nach meiner Meinung wie die Schweiz, eine Rolle rückwärts machen.
Wird uns ja oft als Vorbild inklusiver Bildung verkauft!
http://www.lch.ch/dms-static/c…onderpaedagogik_regel.pdf
Vielleicht kommen dann die Eltern freiwillig und wünschen zum Wohle ihrer Kinder eine Beschulung in einem kleinen, überschauberen System, mit Lehrern, die es gelernt haben. Wenn die Augenwischerei, die den Eltern von der Politik vorgegaukelt wird, offensichtlich wird.
Würde mich mal interessieren wie dann die Ergebnisse der PISA Studie aussehen wird, wenn im im Gymnasium erst mal die Kinder sitzen, die mit Leichtigkeit den gesamten Unterricht schmeißen und Sie nur damit beschäftigt sind, die anderen Kinder vor größerem Schaden zu beschützen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Eltern der begabten Schüler genauso viel Macht haben und das Recht auf Förderung ihrer Kinder einfordern.
Lieben Gruß
rotherstein
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Zitat
Meiner Meinung nach ist es vollkommen sinnlos, dass lernbehinderte Schüler (...) überhaupt eine Fremdsprache lernen.
Warum das?! Tun sie mittlerweile glücklicherweise ja auch an Sonderschulen. Warum möchtest du ihnen die Fremdsprache vorenthalten? Damit sie gesellschaftlich noch weniger Chancen haben?
Bedenke, dass das Konstrukt „Lernbehinderung“ eine rein schulische Definition aufweist.
Zitatwir nur noch als besserwissende Handelsreisende in Sachen sonderpädagogische Förderung unterwegs sein müssen, werde ich die Wege in den Ruhestand suchen. Die Erfolge unserer Arbeit sind größtenteils Beziehungs- und Erziehungsarbeit. Wass soll ich ausrichten, wenn ich gar nicht mehr unterrichte?
Nun ja, mittlerweile spielen Beratung und Beratungsfähigkeiten im Studium und in der gesamten Ausbildung eine große Rolle. Das als „Besserwisserei“ zu verunglimpfen, zeugt meines schlichten Erachtens doch von einer gewissen Ignoranz.
ZitatRealitätsfernen Idealisten, die meinen Normalität würde sich schon automatisch einstellen, wenn man ein behindertes Kind in eine normale Umgebung steckt.
Nicht Normalität in dem Sinne, dass die auffälligen Schüler dann weniger auffällig wären. Aber doch vllt. Normalität in dem Sinne, dass Heterogenität und Behinderung als normal akzeptiert und alle Mitmenschen wertgeschätzt werden.
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Hallo Plattenspieler,
nimms mir bitte nicht all zu übel, aber man merkt, dass du noch nicht häufig genug mit der Realität an Förderschulen konfrontiert worden bist.
Zum einen halte ich Fremdsprachenunterricht an Förderschulen auch nur bedingt für sinnvoll. Schüler, die noch Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben der Erstsprache haben sind oftmals mit dem Englischen total überfordert. Erst recht wenn sie, wie es häufig der Fall ist nicht bereit oder nicht in der Lage sind Vokabeln zu lernen. Ohne die geht es aber nicht. Der Abschluss in Englisch, den Förderschüler erreichen führt zudem nur selten dazu, dass sie ihre gesellschaftlichen Chancen erhöhen. Dennoch würde ich Ihnen das Fach Englisch nicht vorenthalten, da es oftmals eine hohe Motivation mit sich bringt.
Zum anderen wollte rotherstein glaube ich nicht ausdrücken, dass Förderschullehrer generell besserwisserisch sind, die Aufgabe, die ihnen aber in Zukunft zukommt, kann zum Teil zu einer solchen Wirkung führen. Die Regelschullehrer fragen natürlich "Was soll ich mit Schüler XY machen?" Die ehrliche Antwort wäre "Keine Ahnung, meines Erachtens ist eine Förderung zu den derzeitigen Rahmenbedingungen kaum möglich!" Statt dessen antwortet man evtl. politisch korrekt und nennt einige Maßnahmen, die für den Regelschullehrer eine zusätzliche Arbeitsbelastung darstellt, was der wiederum schnell als besserwisserisch empfindet.
Zu guter Letzt halte ich es ebenfalls für blauäugig zu glauben soziale Intergation würde durch bloßes dabei sein passieren. Ich habe gerade eine Mutter vor Augen, die jahrelang für eine Integration ihres geistig behinderten Kindes gekämpft hat, die dann im Rückblick aber festgestellt hat, dass sie andere Eltern bitten musste ihre Kinder dazu zu bewegen dieses Kind auch zu Geburtstagen einzuladen und spätestens in der Pubertät gingen die Interessen der Kinder einfach zu weit auseinander. Das geistig behinderte Kind war eine Einzelintegration und hat sich immer als das "schlechteste" "schwächste" und "dümmste" gefühlt. Schön war das sicher nicht.
Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden, ich bin für eine Inklusion unter guten Bedingungen, die den Kindern die bestmögliche Förderung und eine Teilhabe am "normalen" Leben ermöglicht. Unter den derzeitigen Bedingungen (in Niedersachsen übrigens bisher nur 2 Stunden pro Klasse pro Woche, egal wieviele Kinder mit Förderbedarf!) gibt es sie aber nicht und bedeutet für alle nur Chaos und Unzufriedenheit!
Gruß
Cyan -
Ich berichte hier mit einer Berufserfahrung von 30 Jahren (12 davon an einer Schule für geistig Behidnerte) und weiß wovon ich rede. Förderarbeit mit Schülern, die Lernbehinderungen haben, aus welchem Grund auch immer, bedeutet in erster Linie Beziehungsarbeit. Die Förderschule Lernen hat eine bunte Mischung von Kindern mit den verschiedensten Ursachen von Lernversagen. Häufig kommen die Kinder aus dem Regelschusystem entmutigt, aggressiv, lernunwilig, verhaltensauffällig, resigniert, verweigernd. Wenn es mir dann gelingt, einen sochen Schüler fürs Lernen zu motivieren, ihm in kleinen Schritten zu Lernerfolgen zu verhelfen, dann habe ich gewonnen. Momentan habe ich 6 Schüler, z.T. aus integrativen Maßnahmen in der Klasse. Vier davon haben in den lezten 2 Jahren enorme Fortschritte gemacht. Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe wie sie über den Matheaufgaben brüten, über Ergebnisse streiten, die Lösungshilfen benutzen usw. Mir geht das Herz auf, wenn mein schwierigster, stark verhaltensauffälliger Schüler in den Pausen an den Gitarrengriffen übt, die ich ihm beigebracht habe. Inzwischen kann er das schon sicher und sauber greifen, spielt in der Schülerband( eien Band ohne Noten) und beschäftigt sich auch zu Hause mit seinem neuen Hobby, in seiner choatischen Familie. Er prügelt sich nur nun ganz selten auf dem Schulhof. Um Schüler fördern zu können, muss ich ihre Persönlichkeit kennen, mich in sie hineinversetzen, die Ursachen der Lernstörung ergründen. Das ist harte Beziehungsarbeit von der ich sprach. Da reicht es nicht dem Regelschullehrer zu empfehlen, welche Wahrnehmungs- oder sonstigen Übungen mit ihm gemacht werden sollten. Ohne diesen persönlichen Zugang hätte dieser Schüler überhaupt keine Übungen gemacht. Ich habe erlebt, wie ein geistig behindertes Mädchen auf Wunsch der Eltern bis zum 10-ten Schuljahr in unserer Schule bleiben musste, völlig neurotisch wurde, von den Mitschülern in jeder Hinsicht ausgenutzt wurde und am Ende doch in der Werkstatt für Behinderte gelandet ist. Wo sie sich übrigens sehr wohl fühlt, Freunde hat und ihre Ticks vollkommen abgelegt hat. Ich habe meinen Beruf ausgewählt, um mit Schülern zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen, Stärken zu fördern usw. Das kann ich nur ganzheitlich. Als Beratungslehrerin, die nicht mehr unterrichtet, bin ich völlig ungeeignet. Übrigens hat meine Schule nachweislich große Erfolge bei der Berufsveorbereitung. In Zeiten von facebook und wkw, bekomme ich immer Rückmeldungen über bestandende Prüfungen, Arbeitsstellen usw. Wie wird es im inklusiven ´Schulsystem sein?
Lieben Gruß
rotherstein
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Zitat
Bedenke, dass das Konstrukt „Lernbehinderung“ eine rein schulische Definition aufweist.
Studier doch erst mal zu Ende. Wenn Du dann etwas Schulerfahrung hast, kannst Du ja immer noch überlegen, was "rein schulisch" definiert wird und ob der Begriff "Konstrukt" Dir in Deiner täglichen Arbeit hilft. Aus Sicht des Gymnasiums darf ich Dir sagen, dass Definitionsfragen völlig unerheblich sind. Es geht allein darum, wer bestimmte Leistungen erbringen kann, und diese Frage wird für jeden einzelnen Schüler sehr schnell sehr real (nämlich in der Regel schon im fünften, spätestens im sechsten Schuljahr).
Zwar ist es richtig, dass das Gymnasium den Großteil der Schüler, die einmal angemeldet sind, bis zum Abitur mitnimmt (nämlich ca. 85% der Schüler, die in der fünften Klasse beginnen). Dies ist eine erhebliche Leistung der Kollegen, die in der Öffentlichkeit gewöhnlich übersehen wird. Dennoch gibt es klare Grenzen. Für schwache Schüler mit oder ohne Lernbehinderung (und ihre Eltern) ist das Gymnasium eine brutale Sache - was mir persönlich auch erst wirklich klar ist, seit ich dort unterrichte.
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Bei uns an der Schule ist das natürlich zur Zeit auch ein großes Thema.
Was mich am meisten sorgt ist, dass ich mich nicht dafür ausgebildet fühle. Ich weiß nicht, wie ich die Kinder entsprechend fördern und integrieren kann. Ich habe einfach keinerlei Ausbildung darin enthalten. Meine Sorge ist einfach, dass diese Kinder bei mir zu kurz kämen. Wenn doch Eltern das Beste für ihr Kind wollen, dann bekämen sie dies doch an einer Förderschule mit speziell ausgebildeten Lehrkräften, oder nicht?
Ich weiß nicht, wer es gesagt hat, aber der Diskussionspunkt mit den "sozialen Trainingsobjekten" für andere Schüler wurde bei uns auch schon angerissen, weil einige Kollegen das Modell aus diesem Grund ganz toll finden. Ich finde diese Denkweise auch befremdlich.
Wenn es genug Geld gäbe und man Bedingungen schaffen könnte ähnlich wie in Finnland, dann läge die Sache schon anders. Aber so scheint mir doch alles mit heißer Nadel gestrickt.
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Ich komme aus dem gymnasialen Bereich und an unserer Schule werden kommendes Schuljahr werden bei uns zwei geistig behinderte Kinder in der Klasse 5 anfangen. Wir sind davon mehr oder minder überrumpelt worden. Es gab eine Abstimmung hinsichtlich des Elternwunsches, trotz mehrheitlich kritischer Stimmen stimmten am Ende doch die meisten Kollegen dafür, die Kinder aufzunehmen.
Bedenken Sie, dass der Sonderschullehrer nur für 2,5 Std. bei Ihnen für 1 Kind /Woche erscheinen würde. Das große Problem ist, dass Sie den Rest der Zeit mit dem Kind alleine sind. Da ja die UN Konvention beinhaltet, dass alle Menschen unterschiedlich sind, haben sie gefälligst als Gymansiallehrer den individuellen Voraussetzungen aller Ihnen anvertrauten Kinder gerecht zu werden. Also den Überfliegern, die ständig gefordert werden wollen, genauso wie den Durchschnittschülern und eben auch den Kindern mit Förderderbedarf. Das sollen sie alles tun, ohne darauf weder im Studium noch in irgendwelchen Fortbildungen, die zwar angekündigt sind, jedoch nicht statt finden, vorbereitet worden zu sein.
Genau diesen Punkt (Zitat oben) werden wir auch haben. In bestimmten Fächern werden Betreuer dabei sein, in anderen gar nicht. Es gibt keine spezielle Fortbildung für die in dieser Klasse unterrichtenden Kollegen, lediglich die Möglichkeit zur Hospitation in den abgebenden Grundschulen - kurz vor den Sommerferien, wo die Kollegen eh schon auf dem Zahnfleisch gehen..... Die meisten in der Klasse unterrichten werdenden Kollegen sehen das alles sehr rosa. Kritisch Stimmen, berechtigte Fragen oder auch der Ausdruck berechtigter Sorgen werden schief angesehen. Tolle Vorraussetzungen. Hinzukommt, dass in der Klasse 30 SuS sein werden. Vor diesem Hintergrund ist gerade die individuelle Betreuung / Förderung aller Kinder und insbesondere der beiden mit geistiger Behinderung ein Witz!!!GEn
Wenn ich das Prinzip richtig verstanden habe, sollen die inkludierten Schüler eher so etwas wie soziale Trainigsobjekte für die übrigen Schüler darstellen, die daran dann ihre Sozialkompetenz schulen sollen (oder auch nicht).
Exakt! Und am Gymnasium - so klang es auf der entscheidenden Gesamtkonferenz durch - ist das am besten möglich, weil sich "auf dieser Schulform die Schüler besser benehmen" (sinngemäßes Zitat).
ZitatDa reicht es nicht dem Regelschullehrer zu empfehlen, welche Wahrnehmungs- oder sonstigen Übungen mit ihm gemacht werden sollten. Ohne diesen persönlichen Zugang hätte dieser Schüler überhaupt keine Übungen gemacht.
WIeder ins Schwarte getroffen. Persönlicher Zugang bei 30+ SuS mit hoher Heterogenität. Da wird der nicht für Inklusion ausgebildete, auf Fachwissenschaft getrimmte Gymnasiallehrer zur Eier legenden Woll-Milch-Sau.
Völlig unausgegoren das Ganze, auch wenn die Idee im Kern gut ist.
Grüße vom
Raket-O-Katz, das dem noch studierenden Kollegen ebenfalls erst einmal etwas mehr Praxis statt grauer Hochschultheorie wünscht. -
Da reicht es nicht dem Regelschullehrer zu empfehlen, welche Wahrnehmungs- oder sonstigen Übungen mit ihm gemacht werden sollten. Ohne diesen persönlichen Zugang hätte dieser Schüler überhaupt keine Übungen gemacht.
WIeder ins Schwarte getroffen. Persönlicher Zugang bei 30+ SuS mit hoher Heterogenität. Da wird der nicht für Inklusion ausgebildete, auf Fachwissenschaft getrimmte Gymnasiallehrer zur Eier legenden Woll-Milch-Sau.Völlig unausgegoren das Ganze, auch wenn die Idee im Kern gut ist.
Grüße vom
Raket-O-Katz, das dem noch studierenden Kollegen ebenfalls erst einmal etwas mehr Praxis statt grauerDas sehe ich für die GS genauso. Auch ich fühle mich nicht qualifiziert genug um die Idee der Inklusion wirklich so verwirklichen zu können, wie sie es müsste. Mir fehlen schlüssige Konzepte, zusätzliche AUSGEBILDETE Kollegen mal von den ganzen anderen Bedingungen ganz zu schweigen.
Ein Konzept, dem mal wieder der Rotstift zu Grunde liegt (so sehe ich es) kann nicht gut sein. Die Hauptmotivation darf nicht das Sparen sein. -
Also, ich muss mich mal als unwissend outen und verfolge das Thema erst seit einigen Monaten hauptsächlich in der Presse bzw. lese mich hier so etwas durchs Forum.
Was mir unklar ist: wer entscheidet, auf welche Schulform die behinderten Kinder gehen? Nimmt man die Schule, die am nächsten am Wohnort des Kindes dran ist? Und wenn es ein Gymnasium ist: gehen die Kinder dann die vollen 12 bzw. 13 Jahre hin und wenn ja, welchen Abschluss bekommen sie dann eigentlich? Und wenn man das sich so aussuchen kann: könnte ich dann nicht auch als Hauptschüler verlangen, sofort auf ein Gymnasium zu wechseln?
Sorry wenn die Fragen doof sind. Ich versuche das System einfach zu verstehen.
Eine richtige Meinung zu dem Thema habe ich mir noch nicht gebildet. Ich denke aber mit Grausen an meine eigene Grundschulzeit zurück. Da hatten wir 2 Kinder, die im Laufe der Grundschulzeit auf die Förderschule gewechselt sind. Und wenn ich mich recht entsinne, waren wir "normalen" Kinder nicht besonders integrativ. Wir haben nicht gemobbt (soweit ich mich entsinnen kann, jedenfalls hoffe ich das sehr), aber jemanden nicht ganz einschließen ist auch grausam. Und ob heutige Kinder wirklich so viel sozialkompetenter sind als zu meiner Zeit. Tja...
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Nach Idee der Inklusion bestimmen die Eltern, welche Schule ihr Kind besuchen soll. Und im Prinzip müssten sie diese Schule so lange besuchen, wie sie schulpflichtig sind, also eigentlich bis zum 18. Lebensjahr. Da die Kinder nicht nach den Richtlinien des Gymnasiums (oder eben auch der Real- oder Hauptschule) sondern nach den Richtlinien der Förderschule "unterrichtet" (kann man das so sagen bei 2 Std./Woche?!) werden können sie auch nur eben diesen Abschluss erwerben.
Ich bin grundsätzlich sehr für Integration und auch für Inklusion. Das wird aber bei dem heutigen Schulsystem nicht funktionieren. Das kann egentlich nur in einer katastrophe enden, sowohl für die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf als auch für alle anderen... Zumindest solange das einfach mal gemacht wird, ohne Konzept, ohne die passenden personellen, materiellen und räumlichen Rahmenbedingungen! Hört sich gut an, ist im Prinzip aber nichts anderes als Vera... der Eltern. -
Nach Idee der Inklusion bestimmen die Eltern, welche Schule ihr Kind besuchen soll. Und im Prinzip müssten sie diese Schule so lange besuchen, wie sie schulpflichtig sind, also eigentlich bis zum 18. Lebensjahr. Da die Kinder nicht nach den Richtlinien des Gymnasiums (oder eben auch der Real- oder Hauptschule) sondern nach den Richtlinien der Förderschule "unterrichtet" (kann man das so sagen bei 2 Std./Woche?!) werden können sie auch nur eben diesen Abschluss erwerben.
Ich bin grundsätzlich sehr für Integration und auch für Inklusion. Das wird aber bei dem heutigen Schulsystem nicht funktionieren. Das kann egentlich nur in einer katastrophe enden, sowohl für die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf als auch für alle anderen... Zumindest solange das einfach mal gemacht wird, ohne Konzept, ohne die passenden personellen, materiellen und räumlichen Rahmenbedingungen! Hört sich gut an, ist im Prinzip aber nichts anderes als Vera... der Eltern.Danke für die Info Ilse.
Ich sehe aber auch das Problem, dass ich mich nicht als qualifiziert genug ansehe Schüler mit sonderpäd. Förderbedarf entsprechend zu fördern (v.a. nicht in großen Klassen).
Ich sehe aber auch die Gefahr, dass diese Schüler von den Mitschülern gemobbt werden (da sie "anders" sind). Sicherlich kommt es auf die Klasse an, aber gerade in manchen Klassen (auch an Gymnasien) stelle ich mir eine echte Integration ohne die Gefahr des Mobbings als sehr groß an. -
Huch, Inklusion an Gymnasien - das haut mich ehrlich um. Als Grundschullehrerin beschäftigt uns das Thema zwar seit längerem und da ist es auch für mich eher vorstellbar, aber von Gymnasien haben wir bisher hier nicht geredet. Ich dachte eigentlich, aufgrund einer Schullaufbahn und einer Empfehlung besucht man nach der GS eben diese oder jene Einrichtung - je nach BL - und erwirbt den entsprechenden Abschluss. Ich dachte von daher, Gymnasien werden von Schülern besucht, die die Chance oder Möglichkeit haben, mehr oder wenig toll das Abitur zu erreichen. ODER?
Wozu schreibt hier eigentlich noch irgendjemand irgendein Gutachten oder führt Klassenkonferenzen bis zum Abwinken in Klasse 6 durch???
Hätte man dann klugerweise von Regierungsseite nicht erstmal das ganze geteilte Seksystem in den BL auflösen sollen. Also, lern- oder geistigbehinderte Kinder am Gymnasium passt so gar nicht in meine Vorstellung. Wozu das? Des Menschen Wille ...
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@ cubantina: In NRW z#hlt mittlerweile (wieder) der Elternwille. Selbst wenn der Grundschullehrer der Meinung ist, dass das Kind an einer Haupt- oder meinetwegen auch einer förderschule am Besten aufgehoben ist, können die Eltern entscheiden, dass das Kind doch zum Gym geht. Inwiefern sie ihren Kindern damit einen Gefallen tun, ist eine andere Frage.
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Bei lernbehinderten Kindern kann ich nicht einschätzen, wie dies für die Kinder und die Schulen sinnvoll ist.
Allerdings würde mir für den Anfang gut gefallen, wenn zunächst mal blinde, gehbehinderte oder gehörlose Schüler ganz normal in den Unterricht an Regelschulen eingebunden werden. Inklusion beginnt im Kopf und selbst dies ist bei weitem noch nicht an allen Schulen selbstverständlich (sollte es aber sein).
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Hallo,
ich fahre heute in den Landtag und werde mit anhören, wie das neue Schulgesetz am Ende des Jahre nun aussehen soll. Hoffentlich wird der Passus nicht gestrichen, dass die Eltern die Wahl zwischen Förderschule und Normalschulsystem haben, gestrichen. Dann geht unsere Bildung vollkommen den Bach runter. Gerne würde ich nach der Entlassung meiner 10-en Klasse im nächsten Jahr an einer Regelschule arbeiten: als feste Teampartnerin in einer Klasse. Allerdings habe ich nur Berufserfahrung mit lernbehinderten verhaltensauffälligen Kindern. Geistig behinderte Kinder im Regelschulsystem ist ein Verbrechen am Kind. Wer schon mal in einer solchen Schule war, weiß welche Möglichkeiten der Förderung hier bestehen. Mein erlebtesTrauma in GZ einer Grundschule : Da sitzt ein geistig behindertes Mädchen ( sehr lieb und überaltert) und malt neben einer Integrationshelferin( unqaulifiziert) im Deutschunterricht Hohlbuchstaben nach in Mathe Hohlbilder von Zahlen. Dieses Mädchen wird niemals lesen und schreiben lernen, weil ihr einfach die kognitiven Voraussetzungen dafür fehlen. Was dieses Kind bräuchte wäre lebenspraktisches Training, ( Trainigswohnung, Lehrküche, Lesen von Bildrezepten, Schleife binden, Singnalwortlesen, Verkehrssicherheitstrainig, Einkaufen gehen, Bus fahren usw. ) Nun entscheiden Sie selber, wo das Kinder eine sinnvolle Förderung erfährt. Die notwendigen Voraussetzungen gibt es einfach weder personell noch ausstattungsmäßig im Regelschulsystem nicht! Was wird aus dem Kind im Sek 1 Bereich? Wird es Freunde haben, zu Feiern und Feten eingelanden werden. Wohl kaum, weil die Schere der Entwicklung immer weiter auseinander geht, je älter die Kinder werden. Im besten Fall, wird des von den anderern Kindern in Ruhe gelassen und nicht gemobbt. Tolle Förderung oder? Hauptsache, die Eltern können sagen, mein Kind geht zum Gymansium.
Ich werde von der Sitzung im Landtag berichten
rotherstein
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Bei lernbehinderten Kindern kann ich nicht einschätzen, wie dies für die Kinder und die Schulen sinnvoll ist.
Allerdings würde mir für den Anfang gut gefallen, wenn zunächst mal blinde, gehbehinderte oder gehörlose Schüler ganz normal in den Unterricht an Regelschulen eingebunden werden. Inklusion beginnt im Kopf und selbst dies ist bei weitem noch nicht an allen Schulen selbstverständlich (sollte es aber sein).
Bei lernbehinderten Kindern kann ich nicht einschätzen, wie dies für die Kinder und die Schulen sinnvoll ist.
Allerdings würde mir für den Anfang gut gefallen, wenn zunächst mal blinde, gehbehinderte oder gehörlose Schüler ganz normal in den Unterricht an Regelschulen eingebunden werden. Inklusion beginnt im Kopf und selbst dies ist bei weitem noch nicht an allen Schulen selbstverständlich (sollte es aber sein).
Das wäre bei normal begabten Kindrn mit den genannten Behinderungen und entsprechenden technischen und baulichen Voraussetzungen sicherlich möglich. Doch haben viele Kinder mit besagten Hanycaps Mehrfachbehinderungen, so dass sich hier einfach die Frage nach der primären Beeinträchigung stellt.rotherstein
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