UN-Bericht kritisiert deutsches Sozialsystem: Jeder vierte Schüler müsse ohne Frühstück zur Schule

  • Zitat

    Vereinte Nationen rügen deutsches Sozialsystem


    Jeder vierte Schüler müsse ohne Frühstück zur Schule, Migranten würden diskriminiert: In ihrem neuesten Bericht rügen die Vereinten Nationen Deutschlands Sozialpolitik.
    [...]
    Einer der brisantesten Vorwürfe laute, dass jeder vierte Schüler ohne Frühstück zur Schule gehe. Nachdrücklich gefordert werden „konkrete Maßnahmen“, damit „Kinder, besonders aus armen Familien, richtige Mahlzeiten erhalten“.


    http://www.welt.de/politik/deu…utsches-Sozialsystem.html


    Nach dem vernichtenden Bericht des UN-Sonderberichterstatters für das Recht auf Bildung, Vernor Munoz, aus dem Jahre 2007, in welchem die soziale Ungerechtigkeit des deutschen Bildungssystems entlarvt wurde, jetzt also der nächste Tiefschlag für unsere Schulen: Wir enthalten den Schülerinnen und Schülern doch glatt das Frühstück und das gesunde Essen vor!


    Zeit, dass ein neuer "Bildungsgipfel" unter der Führung unser aller Kanzlerin einmal diese wirklich wichtigen Fragen thematisiert!


    Oder greift ihr schon zur Eigeninitiative und bringt euren Schülern jeden Morgen ein gesundes Frühstück mit, so ganz unbürokratisch und kostenneutral?


    Gut, dass jetzt erst einmal Ferien sind. Da hat man in Ruhe Zeit, über die richtigen Schritte nachzudenken...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Es gibt sowas wie Eigenverantwortung bzw. Verantwortung der Eltern.
    Und Frühstück gehört aus meiner Sicht dazu!

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Es gibt sowas wie Eigenverantwortung bzw. Verantwortung der Eltern.
    Und Frühstück gehört aus meiner Sicht dazu!


    Eigentlich hast Du Recht, nur leider sehen das nicht alle Eltern so...

    • Offizieller Beitrag

    Sorry, Mikael, aber wenn einer meiner Schüler diesen Schluss

    Zitat


    jetzt also der nächste Tiefschlag für unsere Schulen: Wir enthalten den Schülerinnen und Schülern doch glatt das Frühstück und das gesunde Essen vor!


    aus dem verlinkten Beitrag ziehen würde, würde ich sagen: "Sinn des Textes nicht verstanden".


    Es werden zwar Maßnahmen gefordert, aber mit keiner einzigen Silber wird erwähnt, dass die Schulen (die meinst du doch mit "wir", oder?) den Schüler das Essen vorenthalten.


    kl. gr. Frosch

    • Offizieller Beitrag

    Man möge mir erklären, was unser Sozialsystem damit zu tun hat, dass Eltern ihre Kinder ohne Frühstück zur Schule schicken.


    Schüler, die ohne Frühstück in die Schule kommen, sind m.E. weniger ein Ausdruck eines mangelbehafteten Sozialsystems als viel mehr einer mangelnden Fürsorge der Eltern.
    Diese kann man aber nicht erzwingen, besitzt sie doch neben der rechtlichen Pflicht eine höchst emotionale Komponente. Führen das Verantwortungsgefühl, die Liebe der Eltern etc. nicht dazu, dass Schüler morgens ein Frühstück erhalten, dann mag hier gesellschaftliche Kritik angebracht sein, jedoch keine Kritik am deutschen Sozialsystem. Man mag wohl annehmen, dass von ALG II auch Frühstück gekauft und zubereitet werden kann.


    Und dann kommt wieder der Ruf nach dem Staat für all diejenigen Fälle, die ihrer Verantwortung nicht nachkommen können oder wollen...

  • Es werden zwar Maßnahmen gefordert, aber mit keiner einzigen Silber wird erwähnt, dass die Schulen (die meinst du doch mit "wir", oder?) den Schüler das Essen vorenthalten.


    kl. gr. Frosch


    Dann nenne doch einmal eine konkrete Maßnahme? Frühstücken bei den Schülern zu Hause? Jeden Tag bei jemand anderem?


    Nein, kgf, ich glaube eher du verstehst die Agenda dieser "UN-Berichte" nicht. Warum taucht die Schule wohl in einem Sozial(!)-bericht auf?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Sie taucht auf, weil die Schüler ohne Frühstück zur SCHULE gehen. Wenn die Schüler ohne Frühstück ins FREIBAD gingen, würde da Freibad stehen. Und dann hätte dein Beitrag im Bademeister-Forum stehen müssen. ;)


    kl. gr. Frosch

  • Sie taucht auf, weil die Schüler ohne Frühstück zur SCHULE gehen. Wenn die Schüler ohne Frühstück ins FREIBAD gingen, würde da Freibad stehen. Und dann hätte dein Beitrag im Bademeister-Forum stehen müssen. ;)


    kl. gr. Frosch


    Wohin sollen SCHÜLER denn sonst ohne Frühstück gehen?


    Würden sie ins Freibad gehen, würde wohl wieder Munoz kommen und bemängeln: "Deutschland setzt Schulpflicht bei benachteiligten Kindern nicht durch!".


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Du sagst es. Deshalb steht da "Schule". Denn wohin sollten sie sonst gehen. Da steht nicht "Schule", weil, wie du mal wieder reininterpretierst, "wir" Lehrer / "wir" Schule den Schülern das Essen vorenthalten, sondern weil das (wie du auch bestätigst) der Ort ist, wo die Kinder ohne Frühstück hingehen.


    kl. gr. Frosch

  • Letztendlich habt ihr beide Recht.


    Keiner kritisiert direkt die Schule.
    Nur: Wie sollte das "Sozialsystem" etwas daran ändern?
    Soll ein Sozialarbeiter jeden Tag bei den Kindern vorbeikommen und ihnen beim Essen zusehen?


    Es wird nicht lange dauern, bis von irgendeinem Politiker der einzig umsetzbare Lösungsvorschlag kommt: Sollen sie das Frühstück doch in der Schule essen....


    Die Logistik und Einrichtungen zur Essensausgabe müssen die Schulen, die eh am besten alle Ganztagesschulen sein sollten, ja sowieso haben, oder? ;)

  • Zitat

    Die Logistik und Einrichtungen zur Essensausgabe müssen die Schulen, die
    eh am besten alle Ganztagesschulen sein sollten, ja sowieso haben,
    oder? ;)

    Ich fände das in der Tat erstrebenswert...
    Funktioniert überall in der Welt... nur in D, A und CH nicht...


    Es gibt nun mal Eltern, die ihrer Verantwortung nicht nachkommen... die zum Beispiel nicht mit ihren Kindern aufstehen und ihnen kein Frühstück machen.
    Statt zu sagen... tja, Pech für die Kinder, aber es gibt eben Elternverantwortung... könnte man zu der Erkenntnis kommen, dass man so den Kindern nicht hilft und der Sozialstaat könnte sich da Lösungen ausdenken.... die vielleicht wie Ganztagsschulen und Essensausgaben... für ALLE Schüler... aussehen.
    Nur so als Idee... die ich übrigens sehr gut finden würde... und ich würde auch gerne an so einer Schule arbeiten.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Soll ein Sozialarbeiter jeden Tag bei den Kindern vorbeikommen und ihnen beim Essen zusehen?

    das dürfte er ja gar nicht. haben gerade den fall: die kinder kommen ohne frühstück in die schule, sind vom mittagessen im ganztag abgemeldet (weil zu teuer), bringen aber selbst auch nichts mit, wenn sie morgens nicht dran denken.
    jugendamt angerufen. "sagen sie der mutter, dass sie uns kontaktieren soll, dann könnten wir ihr evtl. in form von familienhilfe helfen". DAS ist das problem! und das ist dann schon der sozialstaat.


    ich schließe mich dem kleinengrünenfrosch an: die sache fällt in der schule auf, weil die kinder in der schule sind.

  • Nun, man mag über Schulfrühstücke denken, was man will - der UNO-Bericht ist in jedem Fall ein schlicht lächerliches Dokument und die Berichterstattung darüber wirft nur eine pädagogische Frage auf: Wie kommt es zu soviel Ignoranz und/oder Inkompetenz unter (in der Regel "hochschulreifen") Journalisten? So war von Anfang an war auffällig, dass


    - es keinerlei Vergleichsangaben gab (wie ist etwa die Lage in Großbritannien, Somalia, Sudan, Algerien, Iran, China, USA, Schweden, Afghanistan)?
    - unklar war, nach welchen Kriterien überhaupt Daten erhoben wurden (warum fragt man nach dem Frühstück? Warum nicht nicht dem Besitz von Spielzeug? Kleidung? Playstations? Dem Besuch von Schwimmbädern? Dem Schulbesuch (!!)?)
    - diese Fragen in den von mir gelesenen Artikeln und auch auf der UNO-Website nicht beantwortet wurden bzw. (im UNO-Fall) wohl eher verdeckt.


    Nun aktuell für ein paar Hintergrund-Infos:


    http://www.spiegel.de/politik/…and/0,1518,773055,00.html


    Besonders gut gefällt mir

    Zitat

    Kritikpunkt 22 des Uno-Berichts: Darin legen die Gutachter ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts als Beleg für Diskriminierung aus. Die Entscheidung des Gerichts im Juli vergangenen Jahres, wonach ehemalige DDR-Minister und andere hohe Parteifunktionäre sich mit der Kürzung ihrer Renten abfinden müssten, sei Ausdruck der Diskriminierung ostdeutscher Bürger bei der Wahrnehmung sozialer Rechte, heißt es. Das Gericht war damals zu dem Ergebnis gekommen, dass die Einschätzung des Gesetzgebers nicht zu beanstanden sei, dass Führungskräfte in der DDR ihre Gehälter teilweise nicht durch Leistung, sondern durch politische Anpassung erhielten. Dieser historische Kontext war für das Uno-Gremium aber offenbar unerheblich.

  • Zitat

    Es gibt nun mal Eltern, die ihrer Verantwortung nicht nachkommen... die zum Beispiel nicht mit ihren Kindern aufstehen und ihnen kein Frühstück machen.
    Statt zu sagen... tja, Pech für die Kinder, aber es gibt eben Elternverantwortung...


    Tja lieber Sozialstaat ich habe auch öfters mal keine Lust mir was zu Essen zu machen, denk' dir mal was aus, weil ich keine Lust auf Eigenverantwortung habe.


    Zitat

    könnte man zu der Erkenntnis kommen, dass man so den Kindern nicht hilft und der Sozialstaat könnte sich da Lösungen ausdenken....


    ...zum Beispiel mal die in Artikel 6 Absatz 1 des Grundgesetzes festgelegte Erziehungs- und Pflegepflicht einfordern. Traut sich nur keiner....

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

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