Die effektive Zeugniskonferenz - gibt es die? Was funktioniert gut bei Euch?

  • Viele haben sie schon hinter sich. So gesehen vielleicht ein schlechter Zeitpunkt für das Thema. Oder gerade doch nicht? In Bayern steht sie uns jedenfalls erst noch bevor - die Zeugniskonferenz. Ich habe hier immer wieder Ächzen und Stöhnen gelesen über ineffektive, planlose Endloskonferenzen. Und auch an meiner Schule ist das eher eine zähe Angelegenheit, bei der viel geredet wird und wichtiges dann doch nicht zur Sprache kommt oder gar untergeht.


    Gibt es auch Gegenbeispiele? Abläufe, die gut funktionieren? Welche? Was würdet Ihr als Leitung (anders) machen?
    Habt ihr weiche oder strenge Zeitpläne? Gibt es überhaupt Zeitvorgaben? Eingeplante Pausen? Werden die Klassen einzeln aufgerufen oder finden alle Diskussionen mit allen statt?
    Neugierige Grüße
    Grisuline

  • Oh, das ist ein Thema, was mich auch sehr interessiert.
    An meiner ersten Schule waren Zeugniskonferenzen der Horror.
    Das ging mittags los, dauerte bis abends und es wurde jedes Kind, egal ob nötig oder nicht, einzeln durchgekaut.
    Es wurde diskutiert und jeder gab seinen Senf dazu, es ging stundenlang und war sowas von uneffektiv.
    Da hatte ich noch keinen Vergleich zu anderen Schulen und dachte schon, dass das "normal" wäre.
    Zum Glück konnte ich dann feststellen, dass es an anderen Schulen besser läuft:
    Der Zeitrahmen ist abgesteckt, mit Konferenz insgesamt maximal 3 Stunden.
    Es werden v.a. die Kinder besprochen, deren Versetzung gefährdet ist, oder eben "Überflieger".
    Und es wird auch nicht endlos diskutiert! ;)

  • bei uns (NRW) is es auch so, dass erst die klassenkonferenz stattfindet, d.h. die lehrer sagen zu den einzelnen fächern etwas, sofern es etwas erwähnenswertes gibt.
    da muss dann auch nicht jeder teilnehmen, die entsprechenden kollegen verabschieden sich kurz, der rest kann pröddeln. dabei wird das aber auch zeitlich im rahmen gehalten und es werden nur die wichtigtsten dinge genannt.


    in der zeugniskonferenz gibt es dann für alle die infos, wer versetzugnegefährdet ist bzw. wiederholt oder andere fälle, die genannt werden müssen.


    das hat unsere schulleitung auch ausdrücklich so gesagt, dass sie nur wichtiges besprechen will.

    Wenn das Leben einfach wäre, wäre es ja langweilig!
    Oder nicht?

  • Bei uns klappt das eigentlich echt schnell (eine gute Stunde; sind aber auch eine kleine Schule!)
    Vorbereitung:
    Jeder Kollege kopiert eine Vorlage für alle Kollegen, in die er schon alle (seine) Noten/ Sozialverhalten/ Arbeitsverhalten eingetragen hat.
    Ablauf:
    Die Fachkollegen teilen nun ihre Noten mit, welche direkt in die Listen eingetragen werden können.
    Abschließend wird noch übers Sozial/ Arbeitsverhalten gesprochen, sofern dieses von der vom Klassenlehrer eingetragenen Einschätzung und der der Pausenaufsichten, Fachlehrer abweicht.
    Kenne aber auch Schulen, an denen man einen ganzen Nachmittag brauchte.

    am ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das ende (oscar wilde)

    • Offizieller Beitrag

    Wichtig für straffe Konferenzen sind folgende Dinge - aus meiner Erfahrung heraus:


    - klare Ablaufpläne vorab


    Die Abläufe der Zeugniskonferenzen von der Zeit kurz vor Notenschluss bis zur Ablage der Zeugnisse wurden bei uns verschriftlicht (von mir), dabei wurde unterschieden zwischen Klassenleitungen und Fachlehrern. Somit weiß jeder - theoretisch - was er zu welchem Zeitpunkt parat haben muss, bzw. welche Fristen er für seine Dinge hat. Es wird auch deutlich gemacht, dass bestimmte Abläufe erst dann beginnen können, wenn die vorangegangenen Sachen abgeschlossen sind.


    - gut vorbereitete Klassenleiter und Schulleitungen


    Unsere Ablaufpläne enthalten auch Checklisten, auf denen vermerkt ist, welche Unterlagen zu den jeweiligen Konferenzen bereit liegen müssen (Endjahres- und Abschlussprüfungskonferenzen), welche Zeugnisbemerkungen wie formuliert werden können, wo die Haken zu setzen sind. (auch von mir )


    - disziplinierte Kollegen


    Schlecht vorbereitete Kollegen werden durch verächtliche Blicke meinerseits und durch die soziale Kontrolle des Kollegiums entsprechend sanktioniert, wenn a) Noten fehlen und das in der Konferenz erst bemerkt wird b) Diskussionen begonnen werden nach dem Motto "Bei mir ist der Schüler XY aber ganz anders".


    - Trennung von formalen und pädagogischen Konferenzinhalten


    Auf der "eigentlichen"=formalen Konferenz geht es nur um die üblichen Beschlüsse, bzw. ums Vorrücken. Zum Halbjahr läuft das in einer Gesamtkonferenz ab, bei der im Einzelfall die Notenbilder über Beamer für alle präsentiert werden (Notenverwaltungsprogramm). Am Ende des Jahres werden die Konferenzen als Klassenkonferenzen abgehalten, aufgeteilt unter Rektor und 1. Konrektor. Die laufen parallel und haben zeitliche Vorgaben (die natürlich manchmal über- oder unterschritten werden) und am Ende gibts eine Gesamtkonferenz.


    Der pädagogische Teil, also die Beratung über einzelne Schüler läuft im Prinzip schon vorher ab, entweder in speziellen Klassenkonferenzen, die zu jedem Zeitpunkt einberufen werden können. Oder der Klassleiter hat vorab mit dem Schüler schon so gearbeitet, dass er in der Konferenz nur seine Empfehlung ausspricht, die jeweils begründet und dann einen Antrag stellt.


    Zeugnisbemerkungen werden schon vor der Konferenz geschrieben auf Hinweise der Kollegen hin. Vor der Konferenz lagen diese schon in einer ersten Fassung aus, so dass die Kollegen ihre eigenen Meinungen dort eintragen konnten. in Den Konferenzen werden nur Fälle besprochen, die uneindeutig sind.



    Grundsätzlich


    Zeitpläne sind wichtig, aber kein Zwang bis zum Letzten, dennoch sollte ein bestimmtes Maß nicht überschritten werden. Aber jeder muss wissen, was er zu welchem Zeitpunkt machen muss.


    Die Klassenleiter sind verantwortlich für ihre Klassen bis zum Schluss, das schließt die Vorbereitung für die Konferenz mit ein.


    Es muss die Überzeugung verbreitet sein, dass es am Ende in der letzten Konferenz kein Platz ist für grundlegende Diskussionen über einen Schüler (das ist zu diesem Zeitpunkt schon zu spät - gemessen an diesem Schuljahr) oder für Grundsatzdiskussionen über die Noten im Allgemeinen und Speziellen.


    Der / Die Konferenzleiter müssen fit sein in schulrechtlichen Angelegenheiten und Gesprächsführung. Die vorab ausgeteilte / ausgehängte Tagesordung muss eingehalten werden.



    Ich kenne auch die Konferenzen, wo man bis abends um 18 Uhr gesessen hat...es geht anders.

  • Herzlichen Dank an Euch! Ihr macht mir Mut ;)


    Erst jetzt erinnere ich mich, dass ich es auch an einer Schule im Referendariat mal so erlebt habe, dass die Klassenkonferenzen parallel stattfanden.
    Inzwischen bin ich so betriebsblind, dass ich mir das organisatorisch gar nicht mehr wirklich vorstellen kann. Was ist mit Überschneidungen? An welcher KK nehmen die Lehrer dann teil? Bei uns würden 2 parallele Konferenzen schon ausreichen.
    Findet bei Euch dann überhaupt noch eine LK statt oder nur die Klassenkonferenzen? Bei uns stimmt nämlich immer noch die LK über die Empfehlung der KK ab. Muss das überhaupt sein? Ich habe das gar nicht mehr in Frage gestellt.
    Bei uns ist so anstrengend, dass es a) keinen wirklichen Zeitplan gibt und b) Klassenkonferenz und Lehrerkonferenz gleichzeitig stattfinden. Das war lange Zeit gar nicht dumm, weil wir eine sehr kleine Schule waren. Inzwischen sind wir aber deutlich größer und dieses Verfahren einfach nicht mehr praktikabel, weshalb ich gerne Änderungsvorschläge machen würde.


    Bisher stehen auf meiner Liste:
    Schriftliche Tagesordnung inkl. Zeitvorgaben (ca 20 Min pro Klasse scheint mir realistisch)
    Strikte Trennung von formalen und pädagogischen oder allgemeinen Themen (In welchem Rahmen werden diese dann bei Euch diskutiert? )


    Heikler ist : Die SL verliert gelegentlich ein wenig den Überblick, was bei Mammutsitzungen auch nicht wirklich verwunderlich ist. Um so wichtiger wäre eine klare (Zeit-)Planung.
    Gibt es noch mehr Anregungen? Gelungene Beispiele?


    Nachtrag zur Lehrerkonferenz: Habe es gerade selbst noch einmal in der GSO nachgelesen, worüber die LK entscheiden muss. Das sind ja in aller Regel nicht allzu viele Fälle. Die meisten Klassen ließen sich also tatsächlich rein auf Klassenkonferenz-Ebene abschließen.

  • Vorab geben wir alle Noten auf einem Stick ab (dort ist ein spezielles Zeugnisprogramm drauf). Einen Tag vorher erhält jeder Kollege einen Ausdruck seiner Liste, um ggf. Fehler zu finden.
    Bei der eigentlichen Konferenz planen wir ca. 20 Minuten pro Klasse ein. Allerdings sollte man schon ca. 10 Min vor dem eigentlichen Termin da sein, falls eine Klasse schneller "abgehandelt" wird.
    In der eigentlichen Konferenz gehen wir nur die Problemfälle durch. In der Oberstufe geht es noch schneller: Da werden nur kurz die Schüler, die Defizite aufweisen oder hohe Fehlzeiten aufweisen aufgezählt. Falls ein Schüler massive private / gesundheitliche Probleme hat, wird auch dieses kurz erwähnt, sodass alle Kollegen Bescheid wissen. Im Idealfall ist ein Oberstufenjahrgang nach ca. 10 Minuten abgehandelt.
    Falls es zu Notenänderungen kommen sollte, tippt ein Kollege die geänderte Note direkt in einen Laptop ein, sodass nach der Konferenz theoretisch die Zeugnisse gedruckt werden könnten.


    LG

  • Wir sind eine vierzügige Grundschule, haben also 16 Klassen zu besprechen.
    Es geht jahrgangsweise, d.h. alle Fachlehrer eines Jahrgangs nehmen teil, auch wenn sie nicht in jeder Klasse des Jahrgangs unterrichten, so sparen wir Aufsteh-Umsetz-Wechselzeiten.
    Mit ca. einer Woche Vorlauf fragt der KL Vorschläge für AV und SV ab und stellt somit nur die weeeeenigen (oft gar keins) Kinder zur Diskussion, bei denen er aufgrund der Abfrageliste nicht zu einer AV- oder SV-Note kommt.
    Alle Fachlehrer haben (nach Möglichkeit, klappt bei manchen schlecht) ihre Fachnoten vorher an den KL gegeben, so dass dieser nur die besonders schwachen Ss nennt und im Protokoll mit Noten vermerkt. Fächer ab Note 4-, Verhalten ab Note 4+ und schlechter.
    Selten gibt es was zu diskutieren, manchmal eben noch was zu entscheiden, oder man holt sich Unterstützung im Formulieren einer Bemerkung!


    So sind wir mit einer Klasse (je nachdem) in einer bis längstens 10 Minuten durch und insgesamt oft in einer guten Stunde ganz fertig.
    Protokoll schreibt jeder selbst über seine KLasse... *schwupps* ... easy, funktioniert dann gut, wenn jeder mit seinen vorbereiteten und ausgefüllten Listen vorher fertig wird!!

    • Offizieller Beitrag

    wie haben über 30 Klassen.
    Falls es dann Überschneidungen gibt, was relativ selten vorkommt, geht mal als Fachlehrer dorthin, wo man Problemfälle hat. Oder wo man mehr Schüler hat.
    Die Lehrerkonferenz ist dann immer ein oder 2 Tage später, DIE dauert allerdings dann mehrere Stunden :X:
    Es gibt für die Zeugniskonferenzen ein straffes Konzept, und als Klassenlehrer hat man sich entsprechend vorbereitet. Besprochen werden nur Problemfälle = Versetzungsgefährdungen. Der jeweils klassenbeste Schüler wird kurz mit seinem Notendurchschnitt erwähnt.
    ich bin selbst immer ganz angetan davon, dass es machbar ist!

  • ist bei uns genauso!
    der kl sammelt vorher alle noten und macht vorschläge für av und sv, die fachlehrer gucken drüber und sagen ob sie einwände haben. wenn ja, wird kurz drüber gesprochen!
    in der konferenz werden die noten ab 4- aber nur vorgestellt...also schüler xy bekommt in mathe und sachunterricht ein 5, weil...mehr nicht! da wird nicht diskutiert...warum sollte ich auch mit jemand anderem über eine 5 in mathe diskutieren, wenn ich die mathelehrerin bin?

  • Hawkeye
    Einen schriftlichen Ablauf zur Zeugniserstellung gibt es bei uns auch. Allerdings wäre zu überlegen, ob daraus noch einmal eine klare Checkliste je nach Zielgruppe zu filtern wäre. Danke für die Anregung.
    Ein Notenverwaltungsprogramm haben wir zum Glück auch, sodass Bemerkungen etc. eigentlich auch schon vor der Konferenz fertig sind und nur pro forma abgenickt werden mussten oder halt gegebenenfalls ergänzt. Die Noten werden auch per Beamer eingeblendet.
    Auch die Kollegen sind in aller Regel gut vorbereitet - die üblichen Verdächtigen mal ausgenommen. Aber das bleibt im Rahmen.


    Nach Euren Schilderungen ziehe ich das Fazit, dass das Hauptproblem bei uns das Switchen zwischen KK und LK bildet (und natürlich, dass alle über Stunden anwesend sein müssen).


    Wie regelt ihr dann die Gesamtkonferenz? Gibt es eine Tagesordnung? Wer bestimmt, was wichtig ist?
    Was kann überhaupt sinnvoll im Plenum diskutiert werden? Schlimm finde ich Themen, die immer wieder aufkommen als Stellvertreterdiskussionen. Bei uns gerne genommen: Trinken im Unterricht. Eine ideologisch erstarrte Grundsatzdiskussion in einem sonst eigentlich recht flexiblen Kollegium...

  • Wir haben auch die Klassenkonferenzen von der Gesamtkonferenz getrennt.
    Die Tagesordnung erstellt der Schulleiter, wobei der erste Tagegsordnunspunkt die Ergebnisse der Klassenkonferenzen ist und die Gesamtkonferenz die Noten festlegt. Letzteres ist ein formaler Akt,der keine Minute dauert.
    Großartig diskutiert wird im Plenum nichts. In der Regel ist die Konferenz eine Informationsveranstaltung,und Diskussionen ergeben sich,wenn bei einembestimmten Thema Bedarf vorhanden ist.


    Sarek

    Einmal editiert, zuletzt von Sarek () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • An unserer Schule ist die Zeugniskonferenz eine rein verwaltungstechnische Angelegenheit, die von den vorher stattfindenden pädagogischen Konferenzen im Klassenrahmen getrennt ist. Für ungefähr 1000 Schüler brauchen wir im Schnitt zweieinhalb Stunden, da nur über problematische Fälle oder Höhereinstufungen verhandelt u. ggf. abgestimmt werden muss. Klappt gut, das Verfahren.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Grisuline: Diese Diskussionen kenne ich auch und wohl jeder hier. gute Themen sind auch: Hausaufgabenmoral, Essen im Unterricht, Müll, ungeputzte Tafeln usw.


    Dagegen hilft eben hauptsächlich Kollegendisziplin.


    Oder: Der Vorschlag bei Beginn einer solchen Diskussion, dass die entsprechenden Kollegen, die damit Probleme haben, eine Steuerungsgruppe bilden, in der sie solche Probleme sammeln und Lösungsvorschläge an das Kollegium richten. Wir haben mal, aus anderen Gründen, einen Diszi-AK im Kollegium gehabt, der sich um die ganzen disziplinarische Problematiken kümmert (Stören, mangelnder Respekt, Hausaufgaben...) und entsprechende Lösungsmuster vorschlugen. Die wurden dann diskutiert und ausprobiert. Manches war erfolgreich, manches eben nicht. Aber es war viel entspannter und die Diskussionen kamen in der Konferenz nicht mehr auf.

  • Euch allen erst einmal vielen Dank!
    Ich werde jetzt mal die Parallelkonferenzen vorschlagen. Das wäre schon einmal eine Erleichterung. Und dann sehen wir weiter. Ich werde hier dann mal kurz berichten, wie die Sache ausgeht. Und hoffentlich von einer phantastisch straffen Zeugniskonferenz berichten können.

    • Offizieller Beitrag

    Wir haben auch 3 Parallellkonferenzen und die Zeugniskonferenzen sind von der Gesamtkonferenz getrennt. Besprochen werden nur die gefährdeten Fälle und die Fälle, die "außergewöhnlich" sind.
    Das dauert etwa von 13.30 - 17 Uhr bei ca. 28 Klassen. Der KL hat ein vordrucktes Protokoll vor sich liegen, das er schon vorher vorbereitet hat und dann noch fertig ausfüllt und das mit dem Noten-USB-Stick zusammen im Sekretariat abgibt. Klappt recht gut.

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