sollte man konvertieren?

  • Wer entscheidet eigentlich, dass religiöse Weltanschauung das entscheidende "Seperationskriterium" sein soll? Nach Claudius Logik könnten die Sportverbände auch 30% "Sportschulen" fordern, die Kleingartenvereine 10% "Gartenkulturschulen" und die Modelleisenbahnfreunde 1% "Schmalspurschulen".

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin für Schulen mit Schulhunden.
    Schließlich bezahle ich eine saftige Hundesteuer und finde es unverschämt, dass mein Hund nicht in die Schule darf und ich dann noch sogar ne Hundebetreuung bezahlen muss, während ich den ganzen Tag in der hundelosen Schule arbeiten muss...


    chili

  • Es gibt wahrscheinlich mehr Katzenhalter als praktizierende Christen in Deutschland - deshalb wünsche ich Schulen, an denen nur Katzenhalter Lehrer werden können! Kann sich schließlich ohne Schwierigkeiten jeder eine Katze beschaffen.

  • Unter Berücksichtigung der Tatsache, was man aktuell im Zusammenhang mit den Isis-Henkern unter konvertieren/Konvertiten versteht, beantworte ich die Threadausgangsfrage mit Nein !


    Völlig egal, ob man nur von evangelisch zu katholisch oder umgekehrt konvertiert. Der Begriff konvertieren/Konvertiten ist zur Zeit so negativ besetzt, dass kein anständiger Mensch, egal wohin er konvertieren möchte, mehr konvertieren sollte, es sei denn, dass er in der Lage ist, den Begriff konvertieren angemessen zu ersetzen, vielleicht sogar mit einem verdenglischten Begriff. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Da bin ich froh, dass alle, die einen Vogel haben, jede Schule besuchen dürfen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt wahrscheinlich mehr Katzenhalter als praktizierende Christen in Deutschland - deshalb wünsche ich Schulen, an denen nur Katzenhalter Lehrer werden können! Kann sich schließlich ohne Schwierigkeiten jeder eine Katze beschaffen.


    Ich weiß nicht. Es gibt so ein paar Menschen, denen würde ich meine Katze nicht anvertrauen wollen. Von meinen Kindern will ich gar nicht reden...

  • Es gibt wahrscheinlich mehr Katzenhalter als praktizierende Christen in Deutschland - deshalb wünsche ich Schulen, an denen nur Katzenhalter Lehrer werden können! Kann sich schließlich ohne Schwierigkeiten jeder eine Katze beschaffen.


    Oder Schulen nur für katholische Lehrer MIT Katze.


    *g*

  • Ein Problem ist zum Beispiel, dass Schulen einen bestimmten Standort mit Einzugsgebiet haben. Wenn 20-30% einer städtischen Bevölkerung katholisch wären, im gesamten Einzugsgebiet zum Beispiel 10 Grundschulen sind, davon dann 3 katholisch - wo setzt du die hin? Müssen dann alle Anders- oder Nichtgläubigen umziehen? Obwohl insbesondere bei Grundschulen die wohnortnahe Beschulung gilt? DAS ist Diskriminierung von Familien, die nun längere Strecken zurücklegen müssen usw. Und selbst wenn irgendwo 80% der Kinder aus katholischen Familien kommen - wo gehen die restlichen 20% der Kinder zur Schule, die mitten unter den katholischen Familien leben?


    Ich gebe zu, das ist ein Problem. In Brandenburg sind z.B. nur 3% der Bevölkerung Katholiken. Wenn Du da als Katholik mit Deiner Familie inmitten einer atheistischen Umgebung lebst und nun für Dein Kind eine katholische Grundschule sucht, wirst Du wahrscheinlich im Umkreis von 100 km keine finden. Also bleibt Dir nur entweder ein Umzug oder Dein Kind gezwungendermaßen in eine nicht christliche Grundschule zu stecken. Umgekehrt mag dieses Problem auch in manch anderen Regionen bestehen. Wenn Du einen guten Lösungsvorschlag hast, gerne her damit. ;)



    Und dann würde ich tatsächlich auch gerne mal wissen, warum STAATLICH finanzierte Schulen ihre Schülerschaft und Lehrerschaft hinsichtlich des Bekenntnisses auswählen dürfen... Ich als Protestantin und Steuerzahlerin würde ja so quasi meine Diskriminierung selbst bezahlen. Da stelle ich mir ja selbst ein Bein.


    Ich verstehe nicht, was das mit "Diskriminierung" zu tun hat. Wenn man eine Schule hat, die eine besondere pädagogische, weltanschauliche oder sonstige Orientierung hat, dann sollten die dort arbeitenden Lehrer doch wohl auch diese Orientierung der Schule vertreten. Wer sich mit der Orientierung so einer Schule nicht identifizieren kann, der ist eben ungeeignet dort zu arbeiten. Oder welchen Sinn siehst Du darin einen antichristlichen Lehrer in einer Katholischen Grundschule einzustellen?


    Und die Frage der staatlichen Finanzierung verstehe ich auch nicht. Wie soll denn zum Beispiel eine katholische Schule sonst finanziert werden, wenn nicht aus dem Steuertopf?


  • Und die Frage der staatlichen Finanzierung verstehe ich auch nicht. Wie soll denn zum Beispiel eine katholische Schule sonst finanziert werden, wenn nicht aus dem Steuertopf?

    aus den geldern der werten katholischen kirche? ich bin katholisch, und ich halte es für ein unding, dass der staat weltanschaulich gebundene schulen finanziert.

  • Bemerkenswert finde ich ja die Vorstellung von Schule, die Claudius Überlegungen hier zugrunde liegt und die unserem Gesellschafts- und Werteverständnis von Schule völlig zuwieder läuft. Schule ist bei uns nicht religiös geprägt, auch Privatschulen und katholischer oder evangelischer Trägerschaft nicht (ich habe an einer "katholischen Schule" gearbeitet). Dort wird 1 zu 1 der gleiche Unterricht gehalten, wie an staatlichen Schulen auch und der religiöse Einfluss beschränkt sich auf etwas häufigere und besser besuchte Gottesdienste. Aber ansonsten wird auch da das Gebot eingehalten, dass Schule sich weltanschaulich neutral zu geben hat.
    Claudius möchte ja offensichtlich nicht nur das kippen, ihm schwebt auch noch eine Schullandschaft vor, indem die Schüler vollständig nach Religionszugehörigkeit in unterschiedlichen Schulen separiert werden. Trotz der reichlichen Auswahl von autoritär geprägten Regiemen, unter denen ja auch einige religiös motivierte Diktaturen sind, wäre mir kein einziges bekannt, dass es so weit treiben würde.

  • Wenn Du einen guten Lösungsvorschlag hast, gerne her damit. ;)


    Dazu und zu allem anderen: Wenn es denn überhaupt sein muss, Bekenntnisschulen nur zusätzlich zu bekenntnisfreien Schulen. Im selben Einzugsgebiet. Vereinzelt. Nicht die Mehrheit sollte hier zur nächsten bekenntnisfreien Schule reisen müssen, sondern die Minderheit, die nun meint, eine "besondere" Schule besuchen zu müssen. Eine "gemischte" Schule (in Bezug auf den Glauben) schadet doch nicht per se. An meiner derzeitigen Schule (bekenntnisfrei, gemischtes Einzugsgebiet, überwiegend Christen, aber Protestanten) ist das Klima ehrlich gesagt nicht schlechter oder weniger tolerant als an der katholischen Schule, an der ich mehrere Monate ein Praktikum gemacht habe ... Und hey, wie gesagt, dort kam ich gut zurecht, auch ohne zu konvertieren (darum ging's doch ursprünglich). Und obwohl ich dort sehr gut mitgearbeitet, einen super Draht zu den Kindern hatte und diese sich mit mir sehr wohlfühlten, hätte ich dort nicht arbeiten können - stattdessen aber ein Mensch katholischen Glaubens, der vielleicht von der Persönlichkeit dort nicht so gut reingepasst hätte ... *?*). Der Glaube ist keine Qualifikation, wie so oft gesagt. Ich kann all das verkörpern, was an einer Schule mit bestimmten Wertanschauungen, z. B. einer katholischen, gelebt wird, ohne mich öffentlich dieser anzuschließen. Darum geht es. Ich möchte mich nicht an meinem Glauben messen lassen, sondern daran, was ich jungen Menschen mitgeben kann. Ein heuchlerischer Katholik ist auch nicht besser geeignet als ein offenherziger Protestant, Atheist oder was weiß ich. Ja, man muss sich an die Mentalität der Schule anpassen. Das hat aber nicht automatisch etwas mit dem Glauben zu tun. Der Bildungsauftrag der Schule ist nicht, Glaubensbekenntnisse, sondern Offenheit und Toleranz zu entwickeln. Ob nun mit oder ohne Bekenntnis zu irgendwas. Es ist einfach falsch, Kindern zu vermitteln, dieser oder jener Glauben sei besser, anständiger, was weiß ich, und deswegen bleiben wir schön unter uns. Das fängt dann in der Schule an und trägt sich wohlmöglich noch in alle möglichen Sport- und Freizeitbereiche weiter. Genau dieses traditionell-engstirnige Denken führt doch dazu, dass immer mehr Menschen aus der Kirche austreten.



    Mal etwas OT: Ist vllt nur ein Einzelbeispiel, aber als ich noch klein war, gab es bei uns nur einen katholischen Kindergarten. Dort war ich täglich bis zum frühen Nachmittag. Ein paar wenige Monate. Dann bekam ich Albträume, wollte dort nicht mehr hin. Warum? Weil die Erzieher mich immer benachteiligten, beim Essen, Mittagspause, Spielen und so weiter. Wenn jemand Unsinn machte oder sich verletzte,und ich in der Nähe war, bekam ich Schuld. Als meine Mutter das endlich verstanden hatte, hat sie mich sofort dort rausgenommen. Noch ein Grund, warum ich gegen Einrichtungen bestimmter Bekenntnisse bin. Wie gesagt, mag ein Einzelfall sein, aber was bitte hat das mit Toleranz zu tun? Was bitte lernen die Kinder dort?

  • Da ich Bekenntnisschulen nur von Außen kenne, ist mir noch immer nicht ganz klar worin sich der besondere Erziehungsauftrag manesfestiert.


    Es gibt Schulgottesdienste und vielleicht ein Morgengebet.



    Aber was hat das mit der Eignung als Lehrkraft zu tun?
    Wird etwa verlangt, dass man in seinen Unterricht katholische Glaubensgrundsätze einbindet? Das also z.B. der Politik-/Sozialkunde-/Geschichtslehrer die Autorität des Papstes diskutieren und positiv belegen muss ("die Protestanten haben keine Ahnung von den historisch belegten Vorteilen eines zentralen Führers" oder "Frauen sind soziologisch belegt für Führungspositionen ungeeignet und können daher keine Priester werden")? Oder soll der Chemielehrer versuchen zu demonstrieren, wie in der Messe der Wein eine wortwörtliche statt nur sinnbildlich Umwandlung in das Blut Jesu vornimmt ("und da seht ihr den Fehler der Protestanten: es ist tatsächlich reales Blut!"). Soll der Physik- oder Biolehrer bestimmte Themen nicht unterrichten, da er Zweifel bei den Kindern erzeugen könnte (trotz Rahmenlehrplan)?


    Wie passt das damit zusammen, dass der Staat auch bei jeglichen Bekenntnisschulen (und selbst Waldorfschulen!) die gleichen Ansprüche an die wissenschaftliche Ausbildung der Lehrer vorschreibt. Ich zitiere mal das Grundgesetz:
    .
    .
    Grundgesetz


    I. Die Grundrechte (Art. 1 - 19)


    Artikel 7


    [...]


    (4) Das Recht zur Errichtung von privaten Schulen wird gewährleistet. Private Schulen als Ersatz für öffentliche Schulen bedürfen der Genehmigung des Staates und unterstehen den Landesgesetzen. Die Genehmigung ist zu erteilen, wenn die privaten Schulen in ihren Lehrzielen und Einrichtungen sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn die wirtschaftliche und rechtliche Stellung der Lehrkräfte nicht genügend gesichert ist.
    .
    .

    Die allgemeinen Werte des Grundgesetzes sind ohnehin verpflichtend Grundlage der Erziehung an jeder staatlichen oder privaten Schule.
    Also Achtung der Menschenwürde, Recht auf Leben und Unversehrtheit, freie Entfaltung der Persönlichkeit, Demokratie, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Glaubensfreiheit etc. Daran kommt auch eine katholische Schule mit ihren katholischen Lehrern zum Glück nicht vorbei, auch wenn die Kirche sich früher - z.T. noch vor 50 Jahren - offensiv gegen diese Werte und Rechte ausgesprochen hat (und laut der Meinung einiger auch heute mit Gleichberechtigung und Demokratie so ihre Probleme hat).
    .
    .

    P.S.
    .
    Beim Durchlesen erscheint mir das GG als für die damalige Zeit unglaublich fortschrittliche Verfassung.
    Da wird fast ausnahmslos alles Umgesetzt, was durch die Aufklärung propagiert wurde. Auch die Philosophie dahinter ist sehr modern - also der Gedanke der Gleichheit und Freiheit aller Mensch per se, ungeachtet von Geschlecht und Herkunft. Umso erstaunlicher, da die so deklarierten Werte bei vielen in der Bevölkerung aus emotionalen Gründen nicht auf Zustimmung gestoßen sein dürften ("Mein Kind tritt nicht aus der Kirche aus!" "Ich als Ehemann entscheide, ob meine Frau arbeitet!"). Einzige Ausnahme sind eben die Sonderrechte der Kirchen - die als solche weiter hinten im GG eingefügt werden mussten, da sie den Grundrechten aus Art. 1-19 widersprachen und damit sonst hinfällig wären.


    Ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Voraussetzung einer bestimmten Religion für einen Arbeitsplatz (sofern sachlich nicht begründbar) noch immer Diskriminierung ist und den Grund- und Menschenrechten nach Art. 1-19 entgegen stehen.

Werbung