Nach dem Praxissemester ist die Welt für mich zusammengebrochen!

  • Hallo,


    ich studiere Physik / Chemie auf Lehramt (Sek. 2, Gymnasium) in Baden-Württemberg und habe das Praxissemester nun hinter mir. Was soll ich sagen, es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe echt gute Kritiken bekommen. Klar sei noch einiges (Zeitmanagement etc.) zu verbessern, aber angeblich stimme die Lehrerpersönlichkeit, der Umgang mit den Schülern, das Fachwissen und der Unterricht sei schon auf dem Niveau eines Referendars. Die Schulleitung hat mir zu verstehen gegeben, dass ich auch für mein Referendariat an der Schule willkommen wäre.
    Durch diese tollen Erfahrungen ging ich natürlich beschwingt wieder an die Uni und habe nebenher auch schon mal geschaut, was später im Beruf so auf mich zu kommt, an Rahmenbedingungen. Das habe ich früher nie gemacht, beziehungsweise hätte ich als Abiturient auch noch gar nicht einschätzen können.


    Wie soll ich sagen, ich bin total am Boden zerstört und könnte heulen! Da wird einem ständig gesagt mit Physik / Chemie sei man als Lehrer heiß begehrt und dann liest man, (ist ja in den A13 Tabellen online recherchierbar!) wie die Arbeit vergütet werden soll und es schlägt einem mit der blanken Faust ins Gesicht.
    Im Referendariat verdient man, nach einem abgeschlossenen Hochschulstudium, einen Hungerlohn und auch als verbeamteter Lehrer verdient man netto gerade mal so viel wie ein gleichaltriger Facharbeiter! Jeder Bänker in dem Alter, der sich auch nur ein bisschen sich weitergebildet hat, verdient mindestens genauso viel. Und das eben nicht erst mit Mitte / Ende Zwanzig, sondern schon seit langer Zeit und ohne kompliziertes Physik / Chemie Studium!
    Und wenn ich dann lese, dass man von diesem "Geld" auch noch Material teilweise bezahlen soll im Ref und später? Ich könnte nur noch heulen!
    Dabei war Lehrer so ein Wunschberuf für mich, da ich gerne vor Leuten rede, Menschen etwas beibringe und sie für Naturwissenschaft und tolle Phänomene der Natur begeistere.



    Anstatt des Referendariats habe ich mir gedacht, werde ich nun die Promotion anstreben um dann als Physiker einen angemessenen Lohn zu bekommen, auch wenn ich dadurch in die Wirtschaft muss. Aber ich finds einfach eine Frechheit und untragbar, bin so enttäuscht, mir hätte der Beruf so gelegen. Aber auf Deutsch "verarschen" und ausnutzen lassen möchte ich mich auch nicht!
    Man bekommt ja nichtmal Respekt dafür von den Mitmenschen, dass man Lehrer ist. Dann doch lieber Dr. rer. nat., da stimmt das Gehalt und der Respekt, leider kann ich dann aber nicht mehr junge Leute für Physik und Chemie begeistern, was mir echt Spaß macht. Hoffentlich macht mir das Arbeiten in der Wirtschaft auch Spaß, werde mich auf jeden Fall um ein Praktikum dort bemühen.
    So eine doofe Situation.
    Geht es Euch (vor allem Naturwissenschaftlern) auch so, dass ihr total frustriert seid, dass die Physik oder Chemie oder Mathekollegen in der Wirtschaft für die selbe Arbeitszeit locker das 1,5 bis 2,5 fache an Netto(!)gehalt einfahren? Wie kommt ihr damit klar, gibt es irgendetwas, was diesen Frust aufwiegt? Weil ich finde nicht, dass man sagen kann "Dafür hat man als Lehrer einen lauen Job und viel Freizeit", denn guter Unterricht und die ganzen Konferenzen kosten mich mit Sicherheit eine 40 Stunden Woche.
    Wie kommt ihr damit klar, macht Euch das nicht fertig?


    Frustrierte Grüße,


    Johannes

    2 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

    • Offizieller Beitrag

    Guter Unterricht und die ganzen Konferenzen werden dich mit Sicherheit mehr als 40 Stunden die Woche kosten!


    Man sollte den Beruf einfach mögen, der Unterschied in den jeweiligen Tätigkeiten macht den Beruf aus, nicht nur die Bezahlung! Das kann natürlich jeder nur für sich selbst entscheiden

  • Hallo Friesin,


    Du magst mich ein bisschen auf die Schippe nehmen, oder? ;)
    Eine mehr als 40 Stunden Woche für das Gehalt wird doch wohl niemand freiwillig leisten?! Da wird man doch automatisch sein Engagement zurückschrauben. Das ist ja das Traurige, mir dämpft das total meine während des Praxissemsters entfachte Motivation ;(


    Wo ich Dir natürlich recht gebe ist, dass nicht nur die Bezahlung über die Qualität eines Berufs entscheidet sondern auch andere Faktoren. Dazu gehört natürlich auch Spaß und Selbstverwirklichung, Abwechslungsreichtum in den Tätigkeiten, Wertschätzung der Arbeit und so weiter.
    Ich bin mir sehr sicher, dass mir das Unterrichten, denn das kenne ich aus dem Praxissemester nun schon ganz gut, sehr viel Spaß macht. Ich würde sogar so weit gehen, dass mir das Unterrichten mehr Spaß als die Arbeit in der Wirtschaft macht!
    Aber deshalb nur halb so viel zu verdienen und gleich viel (oder gar mehr, wie Du ernsthaft schreibst ;( ) zu arbeiten erscheint mir auf Dauer eine Quelle des Frusts.
    Ich meine sind Physik- und Chemielehrer denn nicht dringend nötig? Vor allem motivierte und solche, die auch pädagogisch alle Anforderungen mitbringen?
    Warum verheizt man die so?!
    All die Jahre habe ich nicht wirklich verstanden, warum es so wenig naturwissenschaftliche Lehrer gibt, dachte (zugegebenermassen naiv) immer "Hey, Physik und Chemie sind toll und es macht doch sicher Spaß das jungen Leuten zu vermitteln, warum will das keiner!?", aber dass es an den Rahmenbedingungen liegt, macht man sich erst bewusst, wenn man mal ein Haus haben möchte und eine Familie zu ernähren hat (haben wird).
    Allein schon wie soll ich denn während des Refs Miete zahlen und Auto fahren? Kann es doch nicht sein!
    Und ihr quält Euch da alle irgendwie durch?!
    Da muss man doch mal rebellieren, kann doch nicht sein, dass Bildung so unwichtig ist! So langsam wird mir der Beamtenstatus auch klar, ist es nicht so, dass man als Beamter nicht demonstrieren darf, wie ich mal gelesen habe?
    Oh oh, so langsam wird mir das ganze System klar!
    Wie wäre das an Privatschulen, ich meine irgendwem muss es doch auch etwas wert (im finanziellen Sinne) sein, wenn die Kinder in zukunftsträchtigen Naturwissenschaften ausgebildet werden?
    Könnte man da eventuell mehr verdienen?

  • Nein, an Privatschulen verdienst Du nicht mehr als an staatlichen Schulen, zudem wirst du dort nicht verbeamtet.


    Ansonsten finde ich das Lehrergehalt auch nicht soo üppig, es ist dabei aber dennoch "solide", sage ich mal. Ein Studienfreund, der promovierter Diplomphysiker ist, verdient nicht mehr als ich als Gymnasiallehrer, und er hat seit einigen Jahren immer nur Zweijahresverträge. Es ist nicht so, dass Naturwissenschaftlern in der freien Wirtschaft alle Türen offenstehen und man sie mit fetten Gehältern und guten Arbeitsbedingungen verwöhnt. Das denkt man immer nur, aber das ist nicht so.


    Naja, Du musst Dir Deiner Prioritäten klar werden und entsprechend dein Leben planen. Ich kann Dir nur sagen, dass ich meine Berufswahl nicht bereut habe und es Dir ebenfalls empfehlen kann.


    Hamilkar

  • Danke für die Info, dann fallen Privatschulen auf jeden Fall schon einmal heraus, da hat man da ja nicht einmal die Arbeitsplatzsicherheit.
    Hmm, dann hat es Dein Studienkollege allerdings sehr schlecht getroffen, alle Physiker in meinem Umfeld (auch in der Familie) haben deutlich mehr Nettogehalt, es sei denn natürlich sie lügen. Selbst bei meinem Vater ist das so und der hat immerhin nicht studiert sondern bei der Bank Karriere gemacht und mir immer tunlichst vom Lehramt abgeraten.
    Das wäre ja auch das Frustrierende für mich, dass es nachher heißen könnte "habe Dir doch gesagt, dass Du mehr aus Dir machen solltest".


    Prinzipiell finde ich gut, dass Du sagst, Du hast die Entscheidung nicht bereut, denn ist ja so, ich schreibe ja hier schon irgendwie, weil ich doch hoffe, dass es noch irgendwelche Vorzüge am Lehrerberuf gibt, die ich vllt übersehe. Nimm es mir aber bitte nicht übel, wenn ich ein bisschen skeptisch bin, ob Du das nicht einfach schreibst, weil Du keine ansprechenden Alternativen hattest zu der Zeit, als Du ins Ref gingst. Ich stelle es mir mit Französisch / Religion auf dem Arbeitsmarkt einfach schwer vor so, dass einem der Lehrerberuf unter Umständen einfach deshalb attraktiv erscheint. Ist aber nur Spekulation, nicht böse gemeint.


    Liebe Grüße,


    Johannes

  • Ich kann mich dem nur anschließen. Klar, es gehört eine ganze Menge Engagement zu unserem Beruf, aber reich wird man damit sicher nicht. Das Gehalt ist, wie schon erwähnt aber durchaus solide und man hat Chancen auf eine Verbeamtung (A13 wäre übrigens schön - ich werde nach A12 bezahlt). Meine Schwester ist in der freien Wirtschaft tätig und da sieht's nicht ganz so rosig aus, wie viele immer behaupten.
    Und ja, 40 Stunden sind realistisch. Laut Lehrerarbeitszeitverordnung (oder wie auch immer das sich hier schimpft), arbeite ich sogar ca. 46 Stunden, habe dafür aber auch meine Ruhe in den Ferien. Theoretisch :D
    Ich bin gerne Lehrerin!

  • Nachtrag:
    Ich hab Mathe, Englisch, Sachkunde und Deutsch studiert (letzteres sogar mit dem Schwerpunkt "Deutsch als Fremdsprach) und es hätte Alternativen gegeben. Aber ich mache lieber einen Job, der mir unendlich Spaß bringt, als etwas, wofür ich zwar besser bezahlt werde, ich mich aber nicht wohlfühle 8)

    • Offizieller Beitrag

    Ich höre hier nur "Hungerlohn" - ähm, ich weiß zwar nicht, in welcher Umlaufbahn du dich so herumtreibst, aber ich denke, das ist doch auch alles eine Frage der Verhältnismäßigkeit.


    Mein Vater zum Beispiel hat mir auch immer vom Studium abgeraten und gemeint, ich soll was Ordentliches machen. Er hat vor Eintritt seiner Rente 1600 DM verdient, die Rente - die er danach bezog, kann man sich vorstellen - die Witwenrente meiner Mutter ist ein Hohn. Da waren 2000 DM Referendariatsentlohnung ne Menge Kohle. Ich hatte übrigens damals kein Auto, auch keinen Führerschein und meine Miete konnte ich locker bezahlen - ja, ich bin sogar satt geworden.


    Ich mache ordentlichen Unterricht, engagiere mich darüber hinaus in der Schule und im Umkreis der Schule, schreibe nebenbei an einem Schulbuch mit und lehre an der Uni. Und ich fühle mich nicht arm.


    Ich rede nicht von einem Hungerlohn - aber wie gesagt, schau dir deine Verhältnisse an. Wenn der Banker und der Physiker dazu rät, in "die Wirtschaft" zu gehen...dann bitte. Wenn deine Welt zusammenbricht, weil du die Besoldungstabelle gelesen hast... dann geh bitte nicht ins Lehramt.


    Wenn du dich lohnmäßig ständig vergleichen willst mit anderen, um dann zu sagen, dass du mehr hast...geh bitte nicht ins Lehramt.


    Wenn du befürchtest, dass dir dein Papi irgendwann sagt, dass "du hättest mehr aus dir machen sollen"...dann geh bitte nicht ins Lehramt.


    Mach Karriere für Papi.

  • @ Hawkeye: (OT) Hab ich dir schon gesagt, dass ich deine Signatur toll finde? :D
    Und zum Thema: Du hast ja sowas von Recht! Hört sich nämlich so an, als wisse der Schreiber nicht, was er (und nicht sein Vater) will. Abgesehen vom Traumgehalt für wenig Arbeit :rolleyes:

  • Arbeitsplatzsicherheit

    Ja, ok, man mag ja nicht so viel als Lehrer verdienen als wenn man in der privaten Wirtschaft arbeiten würde, aber für Arbeitsplatzsicherheit und eine gute Pension ( Beitragsfrei ), muß man halt einbüßen!


    Ich bin Lehrer aus Leidenschaft und ich liebe den Job. Ich bekomme ein "Hungerlohn" als Angestellter, aber dafür gehe ich jeden Tag in die Schule strahlend und ich liebe die Arbeit, die ich mache! So sollen Lehrer sein - nicht Lehrer werden aus Geldgier!


    Es hängt alles davon ab, was man vom Leben will. Ich habe ein Dach über mein Kopf, kann ordentlich sparen, kann essen und mir schöne Sachen kaufen, wenn ich etwas möchte. Ich habe mehr als einige andere Menschen....


    Geld macht nicht alles aus.... die Zufriedenheit ist viel mehr Wert!

  • Hawkeyes anekdotische Einlagen aus seiner Familiengeschichte und sein sicher nicht ganz ernst gemeinter Ratschlag "Mach Karriere für Papi." zielen natürlich am Kern der Sache vorbei.


    Fakt ist, dass A13 längst keinen Spitzenverdienst mehr bedeutet, weder in Bezug auf die allgemeine Wirtschaft noch in Bezug auf durchschnittliche Akademikergehälter. Dies wird besonders deutlich, wenn man als Lehrer sein Leben nicht in Ostfriesland oder im Schwarzwald, sondern in einem der deutschen Wirtschaftszentren verbringen will.


    Und die Aussicht auf die späteren "guten Beamtenpensionen" sind aufgrund der demographischen und fiskalischen Entwicklung nur eines: Aussichten, und zwar zweifelhafte. Auch hier wird gekürzt werden müssen und zwar massiv, wie bei der gesetzlichen Rente auch. Da kommt einem der berühmte Spruch in den Sinn: "Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach."


    Wenn du dir eine Promotion in den Naturwissenschaften vorstellen kannst, dann kann man eigentlich nur empfehlen: Mach sie und versuche darauf aufbauend evt. in die Wirtschaft zu gehen. Das Referendariat könntest du danach immer noch machen, wenn dir der Einstieg in die Wirtschaft nicht gelingt. Das Recht auf das Referendariat geht ja nicht verloren. Wenn der Mangel in den naturwissenschaftlichen Fächern sich auf die Dauer verstärken sollte, werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Wege finden lassen, in die Schule "zurückzukehren", evt. auch ohne Referendariat (den "Arzt im Praktikum" haben sie ja auch wegen des Ärztemangels schon vor Jahren abgeschafft).


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Das ist doch hier Comedy, oder? Anders kann ich mir diesen Beitrag nicht erklären.


    Du bist Student, deine Probleme müssten sich eigentlich um Klausuren, Scheine, Bafög, Semester-Partys usw. drehen. Und was ist dein Problem? Die Besoldungstabelle! ich fass es ja nicht!


    Wenn du nur für Geld studierst hättest du mal vorher nachdenken sollen. Mal ganz davon abgesehen, dass man als Lehrer nicht schlecht verdient, im internationalen Vergleich sogar ziemlich gut. (Dir ist schon klar, dass man als verbeamteter Lehrer ein ganz anderes Netto hat als andere Arbeitnehmer?). Und wenn es ein Problem für dich ist, dass man als Lehrer nicht "demonstrieren" darf (du meintest wohl streiken), dann können wir dir hier eh nicht helfen. Dafür werden Beamte nicht rausgeschmissen, auch ein Vorteil, der für jeden ersichtlich sein dürfte der mal seinen Kopf in den Wirtschaftsteil einer Zeitung steckt.


    Auch musst du mir mal den Job in der Wirtschaft zeigen, wo man als Anfänger für weniger Arbeit das 2,5-fache vom (Netto?)-Gehalt eines A13-Beamten verdient. Mal davon abgesehen, dass du mit deinem Studium auf Lehramt bei den meisten Personalern eher auf Ablehnung stoßen wirst, Nawi hin oder her.


    Und wenn du jetzt schon weißt, dass der "Hungerlohn" dein Engagement senken wird, dann kann ich nur Hawkeye beipflicheten: Man schütze uns vor solchen Kollegen...

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • aber für Arbeitsplatzsicherheit und eine gute Pension ( Beitragsfrei ), muß man halt einbüßen!


    Die Pension ist nicht "beitragsfrei". Die Kosten dafür werden im Gegensatz. zu den Angestellten nur nicht auf dem "Gehaltszettel" ausgewiesen. In beiden Fällen (Beamte und Angestellte) handelt es sich für den Arbeitgeber um Kosten und zwar auch für Angestellte in voller Höher (also sogenannter Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Anteil). Dass der Staat für die Beamten (im Gegensatz zum Verfahren bei Pensionszusagen in der Wirtschaft!) seit Jahrzehnten aber keine Rückstellungen bildet, sondern die so "gesparten" Gelder lieber in den allgemeine Haushalt einstellt und damit für andere Dinge ausgibt, ist NICHT die Schuld der Beamten.


    Das Beamte im Endeffekt ein höheres Netto haben, liegt daher nicht daran, dass sie nichts für ihre Pension "zahlen", sondern daran, dass die Angestellten eindeutig zu schlecht bezahlt werden, insbesondere nach der Umstellung von BAT auf TV-L. Die Ärzte (alles Angestellte) haben es immerhin geschafft, sich erfolgreich dagegen zu wehren und sich einen besseren Tarifvertrag zu erstreiken, also quasi den alten Zustand, als der BAT noch galt, wiederherzustellen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Hawkeyes anekdotische Einlagen aus seiner Familiengeschichte und sein sicher nicht ganz ernst gemeinter Ratschlag "Mach Karriere für Papi." zielen natürlich am Kern der Sache vorbei.




    Nö, eigentlich war das mein verdammter Ernst. Inklusive meiner Familienanekdoten. Dies sind nämlich das Beste an dem ganzen Posting, ihr verwöhnten &%%&§()$%"******* *geiferabwisch*


    Du wirst ja gemerkt haben, dass ich trotz meiner normalen Schreibe auf jede Art von ironischen Zeichen verzichtet habe.


    Ich kann einfach diese ganzen jammernden Kollegen nicht mehr ab. Die sich auf jeden Aldi-Prospekt stürzen, überall nach Schnäppchen jagen und greinen, weil der Ausbau des eigenen Dachbodens auf das nächste Jahr verschoben werden muss. Und dann lernen sie Entlohnugstabellen auswendig und peitschen sich damit den ganzen Abend.


    Wenn jemand A13 zu wenig ist, dann soll er halt ************* noch mal einen anderen Job machen. Diese Heulerei geht mir auf den Keks.


    Ja, das wollte ich eigentlich ausdrücken. Mir war danach.

  • Ich kann die Anfrage auch nicht ganz nachvollziehen - klingt für mich eher wie ein Fake, um ehrlich zu sein. Dafür ist es dann aber doch viel Text.


    1. Dass "die Welt zusammenbricht" und man "am Boden zerstört ist" wegen einer Gehaltstabelle, ist m. E. grenzwertig. Dass man aber trotz der (angeblichen) Verzweiflung entscheidet, wegen des Geldes seinen (angeblichen) Traum nicht zu verfolgen, kommt mir wirklich widersinnig vor. Ich schlage vor: Entweder Lehrer werden. Oder die Sache rhetorisch etwas tiefer hängen. Man kann niemandem vorwerfen, viel Geld verdienen zu wollen, aber wenn man etwas findet, das man unbedingt machen will (!), sollte man überlegen, ob es einem das Wert ist.


    2. Wir reden hier nicht von einem Job als Putzfrau. Das Lehrergehalt als Beamter (!) ist für ein angenehmes Leben wirklich ausreichend, aufgrund von Zuschlägen etc. auch mit Familie. Hinzu kommt: Jobgarantie; relativ gut Altersvorsorge, wobei die sicher massiv sinken wird, was aber in anderen Branchen auch gilt. Mag sein, dass anderswo das Geld deutlicher sprudelt - ob man einen besseren Schnitt macht, wenn man alle Faktoren bedenkt und das Gesamtberufsleben bedenkt, weiß ich nicht. Es gilt sicher nicht immer, trotz höherer Gehälter.


    3. Noch einmal: Es gibt gute finanzielle Gründe, nicht (!) Lehrer werden zu wollen. Aber dann doch bitte ohne Verzweiflung. Wer sich anders entscheidet, entscheidet sich eben anders.


    In jedem Fall: Viel Erfolg!

  • Hallo Friesin,


    Du magst mich ein bisschen auf die Schippe nehmen, oder? ;)
    Eine mehr als 40 Stunden Woche für das Gehalt wird doch wohl niemand freiwillig leisten?! Da wird man doch automatisch sein Engagement zurückschrauben. Das ist ja das Traurige, mir dämpft das total meine während des Praxissemsters entfachte Motivation ;(

    Niemand will Dich auf die Schippe nehmen. Wenn Du engagiert und motiviert - und vor allem: Schüler motivierend - bleiben willst, kommst Du NIEMALS mit einer 40-Stunden-Woche hin. Die baden-württembergische 42-stündige Wochenarbeitszeit der Beamten entspricht, wenn Du die Ferien als arbeitsfrei ansehen willst - einer 52-Stunden-Woche während der Schulwochen.


    Ein Hinweis zum Materiellen: A 13 ist in Baden-Württemberg das Einstiegsgehalt im höheren Dienst. 70% der Stellen sind aber in A 14 ausgebracht, und wer gut, motiviert, leistungswillig und verantwortungsbereit ist, kann auch in A 15 oder A 16 aufsteigen. (Einer meiner ehemaligen Schüler wurde mit 35 Jahren Fachberater (A15) und arbeitet engagiert in der Lehrerfortbildung.) - Und in diesen Gehaltsstufen kann man nun wirklich nicht von "neuer Armut" reden.


    Im Vergleich zur konjunkturabhängigen Lage in der Wirtschaft gilt bei uns Beamten immer noch: Das Gehalt kommt mäßig, aber regelmäßig.

  • Interessante Diskussion,


    ich habe meine Promotion (Biochemie) abgebrochen und bin als Quereinsteiger ind Ref gegangen.


    Finanziell ein Gewinn, denn Plätze in der "Freien Wirtschaft" sind leider rar gesäht. Ich hatte als Doktorandin netto genausoviel wie als Referendarin (A12). Allerdings wäre die Promotion noch 3 Jahre entfernt gewesen. Und an Hochschulen bekommen Postdocs (Promovierte) auch "nur" A13. Befristet auf 2 Jahre, länger als 5 war bei uns niemand, denn dann hätte man die Verträge entfristen müssen. Also alle paar Jahre bewerben in ganz Deutschland (oder sogar Europa). Das sind die Erfahrungen meiner Ex-Kommilitonen auf dem Arbeitsmarkt.


    Meine Freunde in der freien Wirtschaft habe allerdings 400-500 Euro mehr im Monat, arbeiten bis 70 Stunden in der Woche und ich ruf sie dann abends vom Sofa aus im Labor an. Für die freie Zeiteinteilung und meinen Traumjob verzichte ich gerne auf das Geld



    Lg, Zirkuskind

  • Ich kann den Beitrag nicht ernst nehmen. Das klingt für mich wie ein Versuch, die verbeamteten Lehrer mal eben zu testen, wie sie denn darauf reagieren, wenn man vermeintlich in ihr Horn bläst: Wir armen unterbezahlten Lehrer, Hassobjekt der Gesellschaft.


    Ich habe in Zeiten, wenn ich wirklich vor Arbeit kein Land mehr gesehen habe, immer gedacht: "Wenn die Bezahlung nicht wäre, würde ich das nicht mehr machen." Und dabei arbeite ich wirklich gerne.


    Es ist ein gut bezahlter sicherer Job. In der freien Wirtschaft verdient man mehr, aber man arbeitet auch NOCH mehr und unter viel größerem Druck. Ja, auch wir arbeiten unter Druck, aber selten unter dem, dass wir um unseren Job fürchten müssen.


    Als ich mein erstes Gehalt nach dem Studium und Referendariat bezogen habe, dachte ich "Wow, was hab ich viel Geld". Ist natürlich alles eine Frage dessen, was man gewohnt ist. Wer schon immer alles gehabt hat, den kann ein A13 nicht locken.


    Lass es lieber. Es wird für dich immer zu wenig sein.


    Wenn der Beitrag wider Erwarten ernst gemeint ist.

    • Offizieller Beitrag

    Ein Banker verdient zwar in einer Führungspostion so viel wie wir Netto, ist aber damit am Ende der Nahrungskette, während es bei uns das Einstiegsgehalt ist. Das sollte man bei allem Stress und den Anforderungen, die wir in unserem Beruf haben auch nicht vergessen.


    Und ob Terminabgaben und zeitweise 14 Stunden im Büro in der freien Wirtschaft besser sind, weil man dann mehr verdient, muss jeder für sich selbst entscheiden. Dafür kann ich meine Nachmittage sehr oft in der Sonne genießen und setz mich dann halt auch mal abends hin...

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