Nach dem Praxissemester ist die Welt für mich zusammengebrochen!


  • Was den Respekt angeht, so hab ich da keine falschen Illusionen. Der Lehrerberuf ist einer der am wenigsten geachteten akademischen Berufe. Man wird nicht angehimmelt werden, wie manch ein Halbgott in weiß, ein gewisser Teil der Leute wird einem immer Faulheit unterstellen, reine Pädagogen werden zurecht denken, man hätte pädagogisch im Vergleich zu ihnen nichts drauf, reine Fachwissenschaftler lachen über unser veraltetes Schmalspurwissen, über das wir in unseren Fächern verfügen.


    Auch gehe ich davon aus, dass ein Großteil der Schüler wenig respektvoll ist. Ist vielleicht auch eine Art Schutz von mir so zu denken. So war ich im Praxissemester dann sehr überrascht, wie viele Schüler doch Respekt hatten und auf mich gehört haben. So wurde ich sehr positiv überrascht im Gegensatz zu anderen, die dachten, es wird alles ganz toll werden.


    1. Gibt es auch richtige Illusionen?!


    2. Studien zeigen, dass Lehrer (insbesondere Grundschullehrer) gesellschaftlich durchaus anerkannter sind, als sie es selbst oft annehmen.


    3. Als Sonderschullehrer habe ich auch nicht weniger pädagogisches Wissen als ein Diplompädagoge.


    4. Als Gymnasiallehrer mit geisteswissenschaftlichen Fächern kann man i. d. R. auch mit Leuten mit Magister/Master auf dem gleichen Gebiet konkurrieren.


    5. Na, das ist ja schon einmal ein tolles Menschen- und Kindheitsbild, das du dir bereits im Studium aneignest ("sind sowieso alle respektlos ..."). So wird das sicher etwas ... :rolleyes:

  • Eigentlich wollte ich nur mitlesen; jetzt schreibe ich hier meinen ersten Beitrag ausgerechnet in diesem Thread ....


    Grund: Ich kann mir nicht helfen - ich halte Silicium für einen Troll. Seine geschilderten "Erfahrungen" wirken wie irgendwo abgelesen oder sich ausgedacht oder nach "jetzt provoziere ich sie aber mal, hähä....". Aber sie wirken nicht nach gelebtem Lehrerdasein, auch nicht nach einem Anfänger. Und auf jeden Fall nicht nach echter Betroffenheit; allein schon der lächerliche Titel dieses Threads!!!! Jedenfalls hat er - wie von einem Troll gewünscht - ja ganz schön viel Unruhe gebracht.

  • Boah das klingt schlüssig. Dann wärs jetzt mal an der Zeit das Ding zu zumachen und sich weitere Kommentare zu verkneifen. Wie schnell man auf so was anspringt..... Erschreckend !

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

    • Offizieller Beitrag

    Ich könnte schwören, auch ich hätte darauf schonmal hingewiesen. Selbst wenn er es nicht ist, ist er zumindest ein angehender Kollege, den keiner gerne am Hals haben will... So oder so werden wir uns hier die Zähne ausbeißen und immer wieder im Kreis drehen. Es sei denn, wir steigen alle aus und lassen ihn allein seine Runden drehen...
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  • 1. hehe, nein vermutlich nicht ;)
    2. Hmm, hätte ich nicht vermutet, wobei es für mich auch fraglich ist, wie eine Studie zeigen soll, dass der Lehrer besser anerkannt ist, als er selbst denkt. Dazu müsste man ja erheben, was die Lehrer selber denken wie anerkannt sie sind und dann noch, was der Normalbürger denkt. Klar, möglich ist das. Ich würde die Studie gerne sehen, interessiert mich.
    3. Über das Sonderschullehramt kann ich nichts sagen, das habe ich auch nicht gemeint. Kann durchaus sein, dass da viel Pädagogik gelehrt wird. Was soll da auch groß an Fachwissen in den Naturwissenschaften etc. vermittelt werden?
    Es ist als Gymnasiallehrer auf jeden Fall so, dass man mit Pädagogik nur total rudimentär im Studium in Kontakt kommt. Leglich 2 Vorlesungen + 2 Seminare bei mir, die Noten aus den Seminaren gehen ins 1. Staatsexamen als Note für Pädagogik ein.
    Für den Gymnasiallehrer, und auf den bezog ich mich, stimmt meine Aussage.
    4. In Naturwissenschaft gilt es definitiv nicht, da fehlen einfach zu viele Kurse im Hauptstudium. Für mich stellt Deine Aussage auch so ein bisschen das reine Geisteswissenschaftsstudium in Frage. Wenn ich als Lehrämtler, der noch ein anderes Fach studieren muss, auf dem Level eines reinen Geisteswissenschaftlers bin, was machen diese dann eigentlich in der Zeit während der ein Lehrämtler sein 2. Fach studiert?! Müssten dann ja rumsitzen anscheinend.
    5. Ein Großteil der Lehrämtler (besonders weiblicherseits ist es mir aufgefallen) hat ein total positiv idealisiertes Menschenbild. Da ist jeder Schüler per se toll. Da war eine junge Lehrerin bei uns, die wurde von einer Klasse tyrannisiert und hat (angeblich schon mal) geflennt deswegen. Aber wenn man sie über ihre Schüler reden hört, dann waren das alle totaaaaal tolle. Vermutlich ist man sofort verschrieen, wenn man mal sagt, dass einige Schüler ganz schön scheiße sind?


    Diese herzensguten (meist Praktikantinnen) haben dann im Seminar von ihrem Frust berichtet, wie es teilweise zuging und wie rauh der Ton der Schüler aber auch der Kollegen teilweise war. Das hat sie total verunsichert, eine war sichtlich mitgenommen. Ich hingegen habe erwartet, dass es Satansbraten bei den Schülern und unfreundliche Kollegen gibt. So sind die Menschen nun einmal, besonders in der Großstadt gibt es viele schwierige Schüler (teilweise mit Migrationshintergrund etc.).
    Könnt ja gerne denken ich bin ein Troll, ich hab einfach eine Meinung abseits des Gutmensch-Mainstreaming.


    Es ist auch zum Beispiel so, dass ich davon ausgehe, dass 80 bis 90% der Schüler weniger intelligent sind als ich. Warum? Weil das in meiner Schulzeit so war in meinem Jahrgang (und die waren im Schnitt 2 Jahre älter als ich). Erst im Physikstudium habe ich meine Grenzen wirklich gezeigt bekommen und Leute getroffen, die deutlich intelligenter sind. Nicht alle, aber doch einige.
    Es ist doch so, in jedem Jahrgang gibt es nur vielleicht 5-10 deutlich überdurchschnittlich intelligente Leute. Das ist mir bewusst, und dementsprechend denke ich von meinen Schülern und verstehe, dass die das alles nicht gleich verstehen. Ich erwarte da einfach nicht zu viel.
    Ich lasse ihnen viel Zeit und erkläre auf verschiedene und anschauliche Weise. Wurde im Praxissemester gelobt, dass ich geduldig reagiert habe und Dinge, die die Schüler eigentlich längst wissen müssten, nochmal wiederholt habe ohne den Schülern vorzuhalten, dass sie es wissen müssten.
    Woran liegt das? Weil ich von vornherein nicht erwarte, dass sich jeder alles gemerkt hat. Und wenn doch jemand mal etwas wirklich genial löst oder versteht, dann kann man sich freuen, dass er / sie doch sehr gut ist.

  • Ich könnte schwören, auch ich hätte darauf schonmal hingewiesen. Selbst wenn er es nicht ist, ist er zumindest ein angehender Kollege, den keiner gerne am Hals haben will... So oder so werden wir uns hier die Zähne ausbeißen und immer wieder im Kreis drehen. Es sei denn, wir steigen alle aus und lassen ihn allein seine Runden drehen...

    Es ist mir klar, dass viele nur Kollegen haben wollen, die genau ihre Meinung haben und genau in ihr Weltverständnis passen. So ein Kollege von Euch muss ja sehr konkrete Eigenschaften haben.
    Er darf nicht aufs Geld schauen, wie charakterlos.
    Er muss in jedem Schüler einen Engel sehen, schon bevor er ihn kennt.
    Arbeiten sollte der Kollege am besten 50 Stunden in der Woche, damit man nicht auf die Idee kommt, dass man sein Leben lang gerackert hat, während andere es ruhiger angehen und vielleicht genauso guten Unterricht dabei machen. Wehe der Kollege erzählt, wie entspannt er jedes Wochenende angeln geht. Oh erwürgen könnte man ihn, den faulen Sack, soll er doch auch so aufwändig und lang vorbereiten und korrigieren.
    Deshalb sollte der Kollege auch in jeder Arbeitsgruppe engagiert sein, in der man auch ist.
    Er sollte denken, dass Lehrer total angesehen sind, damit man sich selbst in seinem Selbstbild bestätigt fühlt.
    Harmoniebedürftig sollte er sein, einen nie mit anderer Meinung belästigen. Sensibel und einfühlsam. Aber aufpassen!
    Wenn jemand dann zu sensibel ist (siehe angehenden Kollegen Thomas), dann hackt man gnadenlos los wie:

    Zitat

    Sei
    mir nicht böse, aber so wie du dich - zumindest hier im Forum -
    präsentierst (panisch), hätte ich als Kollegin oder Schulleitung Angst,
    was ich mir da 'ins Haus' hole ...


    Ihr seid schon sehr wählerisch, was ihr an Kollegen so möchtet. Selber seid ihr alle perfekt, ja?
    Wenn ichs mir aussuchen könnte möchte ich zum Beispiel auch keine weichgespülten Gutmenschen als Kollegen, die einen ständig mit Extrakonferenzen und Problembelaberkreisen belästigen.
    Kann ichs mir aussuchen? Nein. Dann nehm ich halt Abstand zu denen, man muss nicht mit jedem klar kommen.
    Einem Kollegium tun verschiedene Charaktere gut, weil sie Vielfalt reinbringen. Auch den Schülern tut es gut, wenn es verschiedene Charaktertypen gibt. Denn die gibt es draußen "im echten Leben auch".
    Euer Wunschkollegium von Leuten, die genauso sind wie ihr, ist viel zu einseitig. Kann ja sein, dass ihr Euch dann wohler fühlt, aber so funktioniert die Welt nicht.


    Und klar, es braucht mir keiner Antworten oder schreiben. Demonstrativ zu schreiben man würde nun nicht mehr schreiben ist allerdings irgendwie komisch. Also diskutiert ein bisschen oder lasst es.

  • ich versteh die ganze aufregung nicht...
    was er sagt hat doch hand und fuß... besser man macht sich frühzeitig darüber gedanken, sprich im studium, als wenn es zu spät is..
    ich hasse auch dieses ganze gequatsche von.. mein beruf ist berufung usw.. jeder der sagt, dass lehrersein ein job ist und ich meine erfüllung auch gut außerhalb des jobs finde ist hier im forum eh meist "kein guter lehrer"... dabei ist das totaler quatsch..
    man kann seinen job auch gut machen ohne dass er die nummer 1 im leben ist....


    und wer sagt, dass geld ihm völlig egal ist... der ist m.e. einfach weltfremd...

  • Na ja, vor allem ist hier wohl vielen sauer aufgestoßen, dass Silicium für eine Bezahlung der Lehrer nach Fächern ist.


    dass Geld egal ist, davon hat hier doch gar keiner geredet. Die meisten finden ihr Gehalt eben angemessen und angenehm.
    Ich persönlich finde halt, dass man sich bewusst machen muss, dass man ganz schön privilegiert aufgewachsen ist, wenn man der Meinung ist, ein Lehrer verdiene so wenig, dass für einen "die Welt zusammenbricht". Wenn man so denkt, muss man sich eigentlich in ziemlich elitären Kreisen bewegen.

  • Ja, ich weiß selber, dass ich da ein bisschen "falsches" Umfeld habe. Mittlerweile habe ich das ja auch mehrfach geschrieben, dass ich das Gehalt nicht mehr so schlimm finde. Ich denke das habe ich in den letzten Posts auch geschrieben. Ich sehe deutlich mehr Vorteile im Lehrerberuf, als ich es zu Beginn gesehen habe. Nicht zuletzt, weil manche geschrieben haben, dass meine Einschätzung wirtschaftlicher Gehälter durch mein familiäres Umfeld verzerrt ist.
    Mir wird zwar immer noch Lernresistenz vorgeworfen, aber nun ja. Ich ändere meine Einschätzungen, finde ich, durchaus. Aber naja, so ists eben.

    Könnte es sein, dass silicium ein Troll ist? So lernresistent kann doch niemand sein...

  • Ich bin wie coco und andere auch dafür, dass eine gesunde Portion Realismus nichts Verwerfliches ist - auch gerade für das Ökonomische. Es herrscht noch zum Teil die Einstellung vor, dass Lehrer nur aus Idealismus Lehrer sein dürfen, da sie ja schliesslich mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten, ihnen für die Zukunft helfen müssen. Ich erinnere mich da an flammende Reden unserer Professoren über die humanistische Lehrerpersönlichkeit. Idealisiert wurde der sich für die Jugendlichen aufopfernde Lehrer, der in erster Linie Anteil nimmt an deren Leben und nur in zweiter Linie unterrichtet. Sogar bei den Ökonomen wird das noch gelehrt.


    Ich sehe das anders und stehe auch dazu. Für mich sind die Jugendlichen in erster Linie Schüler. Ich will, dass alle am Ende auf ein gutes Leistungsniveau kommen. Und hierfür kann ich auch guten Gewissens einen Lohn fordern, da dies in erster Linie eine Arbeit ist und nicht Vergnügen. Wenn ich einzelne darüberhinaus persönlich kennen und schätzen lerne ist dies natürlich ein Plus. Nur deswegen ist der Beruf aber noch kein Hobby und ich habe deshalb auch kein schlechtes Gewissen, wenn ich einen Lohn erhalte und diesen auch versuche zu maximieren.

    • Offizieller Beitrag

    Ähm, nur kurz, um es klarzustellen: Das, was du da oben mit einem Zitat von mir zu belegen glaubst, habe ich niemals irgendwo geschrieben. Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die einen Job haben, der ihnen Spaß macht und dafür so gut bezahlt werden, dass man nebenher (wenn auch tatsächlich meist in den Ferien) weitere Dinge tun kann, die einem ebenfalls Spaß machen. Berufen bin ich nicht, aber gut in dem, was ich tue. Aber ebensowenig überqualifizert und "unterbezahlt" (so wie du es offensichtlich zu sein glaubst) bzw. in glorreicher Erfüllung höherer Ziele und dabei panisch...


    Und mein Rückzug aus diesem Thread hat weniger mit der Grundaussage als mit der Art und Weise zu "argumentieren" von jemandem zu tun, der nun mal wirklich kaum Erfahrung hat mit dem, was er da redet.

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)


  • 1. Sehr schön, dass du Humor verstehst. Hätte mir jemand einen solchen Beitrag geschrieben, hätte ich nicht so nett geantwortet. : )


    2. Ich habe zum Beispiel einen Text von Ewald Terhart aus dem Friedrich Jahresheft 2010, in dem er auf solche Studien Bezug nimmt und sie zitiert. Soll ich ihn dir per PN (kann man da Dateien anhängen?) schicken? Das ist übrigens etwas, das man im Studium lernt, wenn man mehr Pädagogik hat.


    3. +4. Bei Geisteswissenschaften studiert man ja auch mehrere Fächer, wenn man nicht auf Lehramt studiert. Heute mit Bachelor und Master vielleicht nicht mehr immer, aber auch noch meistens. Früher im geisteswissenschaftlichen Magister hatte man immer entweder ein Hauptfach und zwei Nebenfächer oder zwei Hauptfächer. Bei etwa gleicher Regelstudienzeit ist das also sehr ähnlich dem (gymnasialen) Lehramt. Dass das bei Naturwissenschaften anders aussieht, ist klar.


    Dass man beim Gymnasiallehramt zu wenig Pädagogik und Didaktik hat, ist ein anderes Problem; das wird aber in vielen Bundesländern (ich weiß, BW nicht unbedingt) bereits modifiziert. Dieses Fass müssen wir hier aber, glaube ich, nicht öffnen.


    5. Es geht nicht darum, alles illusioniert (!) und verklärt zu sehen, aber ein halbwegs ausgeglichenes Schülerbild ist schon hilfreich. Wie du vllt. weißt, übernehmen die SuS ja oftmals auf sie projizierte Vorstellungen und Verhaltensweisen, auch wenn du sie nicht explizierst. Du hantierst ja immer mit einem bestimmten Bild vom Kind, das implizit in deinen Handlungen durchscheint. Jetzt überlege dir einmal, wie das Resultat davon sein kann, dass du selbst schon mit der Vorstellung in alle Klassen gehst, dass die meisten SuS Störer sind. Das ist ein Kreislauf.

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