Weiterer Berufsweg

  • Seid mir gegrüßt!


    Nachdem ich seit einigen Monaten mit dem Gedanken spiele, den Seiteneinstieg zu wagen, habe ich mich nun auch an einigen Gymnasien in NRW beworben.
    Allerdings habe ich auch noch einige Zweifel, ob ich langfristig Lehrer bleiben will. Da mir als Seiteneinsteiger jedoch nach dem (hoffentlich erfolgreichen) Examen alle Möglichkeiten offenstehen, die auch die grundständigen Lehrkräfte haben, denke ich, dass ich nicht zwangsläufig an der Schule bleiben muss.
    Ergo habe ich ein paar Fragen an diejenigen, die Erfahrung in diesem Bereich haben:
    Wie realistisch sind folgende Optionen einzuschätzen: Ein Wechsel an die Universität in den Bereich Didaktik oder ein Wechsel in die Schulverwaltung.
    Was genau sind die Anforderungen für diese Berufswege?
    Und wie lange muss man vorher unterrichtet haben, damit ein Wechsel möglich ist?


    Ciao
    Felix

  • Sorry,
    aber wenn Du schon zu Beginn Zweifel hast, ob der Beruf langfristig für Dich das richtige ist. Dringende Empfehlung - "lass die Finger davon".
    Gerade als Seiteneinsteiger hast Du zu anfangs eine ganz erhebliche Doppelbelastung in den Griff zu kriegen. Während Deine Kollegen mit grundständiger Lehrerausbildung, vielleich so gerade mal 6 Unterrichtsstunden alleinverantwortlich im sogenannten bedarfsdeckenden Unterricht wöchentlich vorbereiten müssen, bist Du, trotz der Anrechnung von 7 Stunden pro Woche, für mehr als die dreifache Anzahl von Unterrichtsstunden allein verantwortlich. Wenn Du da nicht von Anfang an mit Herblut dabei bist, weiß ich nicht wie Du diese Zeit überstehen wirst. Frag Dich also selber noch mal, ob Du genau diesen Beruf in voller Überzeugung willst!!

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ich verstehe jetzt nicht ganz, warum ich am Anfang besondere Probleme mit dem Beruf haben sollte, weil ich eventuell in fünfzehn Jahren etwas anderes machen möchte. Vermutlich weiß kein Mensch wirklich, wo er in zehn Jahren einmal stehen wird. Außerdem hat selbst der Engagierteste irgendwann Zweifel. Ich möchte einfach Bescheid wissen, ob ich mit bestimmten Alternativen rechnen kann, von denen ich gehört habe.
    Es klingt bei Dir schon so, als müsste man als Seiteneinsteiger für seinen Beruf leben, damit man überhaupt eine Chance hat, die Ausbildung zu überstehen.


    Für mich kommt hinzu, dass mir ab Herbst die Arbeitslosigkeit droht. Das heißt, dass ich keine völlige Wahlfreiheit habe. Wenn sich mir die Möglichkeit bietet, Seiteneinsteiger zu werden, und ich dann auch noch die Chance habe, Beamter zu werden, werde ich diese Möglichkeit auf jeden Fall ergreifen. Mit der Sicherheit einer festen Stelle kann ich dann auch wieder gelassener planen, als in den unbefristeten Arbeitsverhältnissen, mit denen ich mich derzeit herumschlagen muss, ohne dass ich dabei wirkliche Zunkunftsaussichten hätte.

  • Es klingt bei Dir schon so, als müsste man als Seiteneinsteiger für seinen Beruf leben, damit man überhaupt eine Chance hat, die Ausbildung zu überstehen.

    Aus meiner jetzigen Sicht ... ich unterrichte zurzeit als Vertretung genau die Stundenzahl, beide Fächer und die Klassen/Jahrgangsstufen (Sek I und Sek II), die ich ab Sommer im Rahmen der OBAS unterrichten werde ... habe aber noch kein Seminar, noch keine Unterrichtsbesuche, noch keinen Kurs Bildungswissenschaften ... das kommt also alles noch oben drauf ... ich sag mal: DAS wird in den ersten beiden Jahren wohl so sein - schätze ich ;)


    Bereits aktive Seiteneinsteiger können da natürlich viel besser Auskunft drüber geben ... fürchte nur, die sind zurzeit zu beschäftigt, um hier regelmäßig vorbei zu schauen ...

    "Der erste Schritt zum Lernen ist die Liebe zum Lehrer - weil man die Liebe zur Wissenschaft von Heranwachsenden noch nicht erwarten kann."


    Erasmus von Rotterdam



  • Hallo zusammen,


    nachdem step die "aktiven OBASler" ja so kess herausgefordert hat, antworte ich doch direkt mal :D


    Also:


    1) Zur Belastung während der OBAS:
    Die Unterrichtsbelastung ist zweifelsohne hoch! Das liegt einerseits an der hohen Stundenzahl, die eigener Unterricht gegeben wird, aber eben auch an der hohen zusätzlichen Belastung: Man muss sich in Lehrpläne, Schulorga, Lehrbücher, etc. einarbeiten, Unterricht vor- und nachbereiten, Klausuren korrigieren, etc.
    Außerdem: Die Unterrichtsbesuche durch das Studienseminar sind sehr vorbereitungsintensiv! Dort "turnen" die regulären Referendare nämlich ganz fleißig vor und von den OBASlern wird dann erwartet, dass sie ähnliches liefern. Meine Prognose: Das wird ab dem Sommer noch doller, denn dann zählen die UBs stärker in der Gesamtnote.
    Im Ergebnis: Die Belastung während der Ausbildung ist hoch - man sollte tatsächlich mit 50+x Wochenstunden rechnen.


    2) Zu den eigentlichen Fragen von Felix:


    Ich kann dein Anliegen gut verstehen! Auch "geradlinige" LehrerInnen können sich ja in ihrem Berufsleben noch andere Dinge als das "normale Klassenzimmer" vorstellen - z.B. die Abordnung an die Uni, ans Studienseminar, eine Stelle in der Schulleitung, eine Stelle im Ausland, Sabbatjahre, etc.
    Ich finde, dass diese Träume schon berechtigt sind; auch wenn sie sich nur teilweise oder eben peu à peu verwirklichen lassen.


    Wie realistisch sind folgende Optionen einzuschätzen: Ein Wechsel an die Universität in den Bereich Didaktik oder ein Wechsel in die Schulverwaltung.
    Was genau sind die Anforderungen für diese Berufswege?


    Grundsätzlich benötigst du für Stellen an der Uni das 2. Staatsexamen. Eine Promotion ist zusätzlich sicherlich von Vorteil. Außerdem natürlich Unterrichtspraxis und ein Faible für fachdidaktische Fragestellungen. Am besten schaust du dir die Anforderungsprofile auf den Homepages der Unis an.
    Ich denke, dass für die Schulverwaltung ähnliches gilt; dort kenne ich mich allerdings nicht aus.

    Und wie lange muss man vorher unterrichtet haben, damit ein Wechsel möglich ist?


    Ich glaube, dass es hier keine eindeutige Antwort gibt. Ein Beispiel: Eine Freundin von mir hat bereits im 1. Leben promoviert und besucht nun das Studienseminar. Dort hat ihr Fachleiter ihr angeboten, in 2 Jahren, wenn er in Pension geht, seinen Posten zu übernehmen. Er meint, dass sie die Stelle sicher bekomme.


    Im Ergebnis:
    Träume von den "Orchideenhandlungsfeldern" von Lehrern sind voll okay. Aber der Regellehrerberuf - und für den wird ja zunächst einmal ausgebildet - ist eben der im Klassenzimmer. Wenn das Klassenzimmer für dich ein Ort ist, den du dir vorstellen kannst, dann steig um ;)


    Ich schaue in der weiteren Diskussion immer mal wieder rein... vielleicht wird's ja noch spannend 8)


    der sachensucher

  • Zitat von sachensucher

    Ich kann dein Anliegen gut verstehen! Auch "geradlinige" LehrerInnen können sich ja in ihrem Berufsleben noch andere Dinge als das "normale Klassenzimmer" vorstellen - z.B. die Abordnung an die Uni, ans Studienseminar, eine Stelle in der Schulleitung, eine Stelle im Ausland, Sabbatjahre, etc.
    Ich finde, dass diese Träume schon berechtigt sind; auch wenn sie sich nur teilweise oder eben peu à peu verwirklichen lassen.


    Das ist genau der Punkt, um den es mir geht: Auch in den Lebensläufen der Lehrer mit klassischer Referendarsausbildung sind Alternativen neben dem üblichen Unterricht möglich. Um zu entscheiden, ob ich dann tatsächlich so einen alternativen Weg einschlagen kann oder möchte, fehlt mir einfach der Überblick. Daher habe ich auch meine Fragen gestellt.


    Zitat von sachensucher

    Im Ergebnis:
    Träume von den "Orchideenhandlungsfeldern" von Lehrern sind voll okay. Aber der Regellehrerberuf - und für den wird ja zunächst einmal ausgebildet - ist eben der im Klassenzimmer. Wenn das Klassenzimmer für dich ein Ort ist, den du dir vorstellen kannst, dann steig um ;)


    Falls ich eine Seiteneinsteigerstelle bekommen sollte, arbeite ich natürlich erstmal auf den Regelfall hin. Hätte ich mir das Klassenzimmer nicht als Arbeitsplatz vorstellen können, hätte ich mich auch nicht beworben.


    Zitat von sachensucher

    Grundsätzlich benötigst du für Stellen an der Uni das 2. Staatsexamen. Eine Promotion ist zusätzlich sicherlich von Vorteil. Außerdem natürlich Unterrichtspraxis und ein Faible für fachdidaktische Fragestellungen. Am besten schaust du dir die Anforderungsprofile auf den Homepages der Unis an.
    Ich denke, dass für die Schulverwaltung ähnliches gilt; dort kenne ich mich allerdings nicht aus.


    Das zweite Staatsexamen ist doch sowieso in die OBAS integriert - oder sehe ich das falsch?
    Die Promotion bringe ich auch schon mit.
    Die Unterrichtspraxis kommt ja mit der Zeit, und fachdidaktische Fragestellungen wecken auch prinzipiell mein Interesse.
    Der Tipp, die Anforderungsprofile auf den Homepages der Didaktiklehrstühle zu sondieren, ist gut. Das werde ich auf jeden Fall machen.


    Zu der Problematik mit dem Arbeitsaufwand im Rahmen der OBAS-Ausbildung kann ich nur sagen, dass mir klar ist, dass ich auch hier nichts geschenkt bekomme. Allerdings ist der Arbeitsumfang in der freien Wirtschaft auch nicht kleiner. Ich denke, dass der Aufwand nach der OBAS-Phase auch eher mit der wachsenden Erfahrung abnimmt, was in der Wirtschaft eher nicht der Fall ist. Abgesehen davon klingen die Stellenangebote in der Wirtschaft, für die ich qualifiziert bin, in Bezug auf die Tätigkeiten bei weitem nicht so interessant wie der Lehrerberuf.


    Auf jeden Fall danke ich Euch für Eure Beiträge und hoffe, dass vielleicht noch andere ihre Erfahrungen beisteuern können!

  • Die Ausbildung ist stressig, aber man kann sie überleben, und so schlimm wie angekündigt ist es bei mir nicht geworden. Jedenfalls hatte ich durchaus Zeit für Familie und dies und das.


    Setzt aber voraus, dass man einigermaßen organisiert ist und sich auf das Wesentliche konzentrieren kann - und mit Schülern klar kommt.


    Du hast vermutlich keine Forschungsarbeiten im Bereich Didaktik in deinen Fächern betrieben und wirst dafür auch in der Ausbildung keine Zeit haben. Die Chancen, auf eine unbefristete Unistelle zu wechseln sehe ich eher als gering an. Einfach weil es unter der Professur dort kaum unbefristete Stellen gibt. Eventuell wäre eine FH noch eine Option.

  • Bei einer Bewerbung in der Schulverwaltung gilt das Prinzip der "Bestenauslese". Voraussetzung ist ein hervorragendes 1. und 2. Stex und eine sehr gute Bewertung durch Schulleitung bzw. Schulverwaltung im Bewerbungsverfahren. Das Prinzip wird dadurch relativiert, dass sich oft nur wenige Bewerber für eine Stelle finden :D
    Damit du in die Schulverwaltung wechseln kannst, solltest du das "Prinzip Schule" einige Jahre kennen gelernt haben.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat von "Piksieben"

    Du hast vermutlich keine Forschungsarbeiten im Bereich Didaktik in deinen Fächern betrieben und wirst dafür auch in der Ausbildung keine Zeit haben. Die Chancen, auf eine unbefristete Unistelle zu wechseln sehe ich eher als gering an. Einfach weil es unter der Professur dort kaum unbefristete Stellen gibt. Eventuell wäre eine FH noch eine Option.


    Wie sieht das denn nach der Ausbildung aus? Um wissenschaftliche Veröffentlichungen zu schreiben, muss ich doch zumindest mit einem Didaktik-Lehrstuhl zusammenarbeiten, wenn nicht sogar dort beschäftigt sein.


    Zitat von "alias"

    Bei einer Bewerbung in der Schulverwaltung gilt das Prinzip der "Bestenauslese". Voraussetzung ist ein hervorragendes 1. und 2. Stex und eine sehr gute Bewertung durch Schulleitung bzw. Schulverwaltung im Bewerbungsverfahren. Das Prinzip wird dadurch relativiert, dass sich oft nur wenige Bewerber für eine Stelle finden


    Als Seiteneinsteiger habe ich aber kein erstes Staatsexamen. Ist das ein Manko?


    Jetzt habe ich gerüchteweise gehört, man könnte als ausgebildeter Lehrer an einer VHS unterrichten, in einem Schulmedienzentrum arbeiten oder in die Museumspädagogik gehen. Was ist an diesen Gerüchten dran? Sind das überhaupt volle Stellen oder arbeitet man dort in Teilzeit und den Rest der Zeit an einer Schule?

    • Offizieller Beitrag

    So, ich versuche es auch mal.
    Die klassischen Aufstiegsmöglichkeiten an der Schule sind ja erst einmal Beförderungsstellen in der Schule (innerhalb der Schulhierarchie irgendwelche Posten übernehmen - da gibt es zumindest am Gymnasium ja genug Möglichkeiten - bis hin zur Schulleitung oder eben eine Fachleitung). Als Fachleiter bist du (ich spreche mal von NRW und vom Gymnasium, an der Realschule ist damit z.B. meines Wissens keine höhere Besoldung verbunden) weiterhin an deiner Schule, aber eben nicht mehr voll. Je mehr Referendare du betreust, je mehr Seminare du leitest, desto weniger bist du an der Schule, so dass es vorkommt, dass manche Fachleiter gar nicht mehr an Schulen unterrichten.


    Das sind die eigentlich gängigeren Aufstiegswege, die relativ viele Lehrer gehen. Fachleiter kann man theoretisch schon recht schnell werden. Das hängt sehr stark davon ab, wie sehr das Fach gesucht ist, wie viele Bewerber es gibt, ob gerade eine Stelle in einem deiner Fächer frei wird, ob vielleicht der ehemalige Fachleiter dich kennt und empfiehlt... Ich habe mehrere ehemalige Kollegen, die im Alter von 30-35 Jahren Fachleiter wurden (allerdings war das an der Realschule).


    Davon ab gibt es die Möglichkeit, an die Uni zu wechseln. Ich glaube, ich kenne inzwischen insgesamt sehr viele Lehrer und habe das bisher aber nur 2 mal erlebt. Eine Kollegin ist ganz an die Uni gewechselt. Wie es ihr dort gefällt, weiß ich nicht. Sie hatte aber schon mehr als 10 Dienstjahre hinter sich.
    Die andere Kollegin arbeitet sowohl in der Schule als auch als Fachleitung und unterrichtet nebenbei noch an der Uni. Auch aus meinem Studium kenne ich das so, dass Lehrer sowohl im Schuldienst als auch in geringem Rahmen an der Uni arbeiten.


    Jetzt habe ich gerüchteweise gehört, man könnte als ausgebildeter Lehrer an einer VHS unterrichten, in einem Schulmedienzentrum arbeiten oder in die Museumspädagogik gehen. Was ist an diesen Gerüchten dran? Sind das überhaupt volle Stellen oder arbeitet man dort in Teilzeit und den Rest der Zeit an einer Schule?

    Soweit ich weiß, muss man kein ausgebildeter Lehrer sein, um an der VHS zu unterrichten. Und soweit ich weiß (bitte korrigiert mich, falls ich mich irre), verdient man da nicht wirklich viel und hat natürlich auch keine volle Stelle.


    Von Schulmedienzentren oder Museumspädagogikzentren weiß ich nicht viel, aber ich vermute, dass du dann auch immer mit Sozialpädagogen o.ä. um die Stellen konkurrieren wirst.


    Wir hatten hier schon einige Threads zu dem Thema "alternative Berufsmöglichkeiten mit einem Lehramtsstudium", die findest du bestimmt über die Suchfunktion. Es ging da zwar meist um Leute, die durchs Ref gefallen sind oder die nach dem Ref nicht als Lehrer arbeiten wollten, aber über die Suche müstest du noch so einige Tipps finden.

  • Zum eigentlichen Thema kann ich als Seiteneinsteiger nicht so viel sagen, zu Belastung während der OBAS sehr wohl.


    Also die ersten 4 Monate hatte ich eigentlich fast gar keine Freizeit aber inzwischen (Ich bin seit August 2010 dabei) ist eine gewisse Routine da und die wöchentliche Arbeitszeit hat deutlich nachgelassen.


    Die Wochenenden haben ich nun z.B. immer komplett frei (außer es stehen Unterrichtsbesuche oder Klausurkorrekturen an).


    Insgesamt habe ich nicht erwartet, dass die Belastung so schnell so stark nachlässt. Also, durchhalten lohnt sich, denn im Moment genieße ich jeden Tag an der Schule (freue mich aber auch schon auf meine ersten Sommerferien ;) ).

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