Welches Lehramt für Weiterbildungskolleg

  • Hallo,


    ich bin noch relativ neu und habe eine Frage mit welchem Lehramt ich wo unterichten kann.


    Mein großes Ziel ist es in der Erwachsenenbildung zu arbeiten, im speziellen an einem Weiterbildungskolleg welches zum Abitur führt. (nur SEK II)


    Allerdings würde ich dies nur in Tagesform wollen und nicht z.B. ans Abendgymnasium.


    Von dieser Schulform gibt es allerdings nicht sonderlich viele in NRW.


    Wie ich es verstanden habe müsste man für ein Weiterbildungskolleg auf Gymnasiallehramt studieren? Stimmt das?


    Das Problem ist dass ich vermute das es schwer werden könnte an genau so einer Schule eine Stelle zu kommen, das heißt das Risiko wäre hoch denn an ein Gymnasium oder eine Gesamtschule möchte ich nicht.



    Alternativ käme das Berufskolleg in Frage. Allerdings brauche ich ja hierfür ein anderes Lehramt nämlich das Lehramt für Berufskollegs.


    Wenn ich also jetzt auf Berufskolleg studiere, kann ich dann auch noch bei einem Weiterbildungskolleg einsteigen?


    Welches Lehramt würdet ihr mir raten?



    Vielen Dank euch!

  • Weiterbildungskollegs, die zur allgemeinen oder fachgebundenen Hochschulreife führen, gibt es sowohl an allgemeinbildenden als auch an beruflichen Schulen. Wo du eingesetzt werden kannst, hängt von deiner Lehrbefähigung ab. Deutsch und Englisch wird beispielsweise an beiden Schularten unterrichtet, Elektrotechnik hingegen nur an beruflichen Schulen.


    Deiner Frage entnehme ich, dass du gezielt auf einen Einsatz an Weiterbildungskollegs hinarbeiten möchtest. Dies dürfte kaum zu realisieren sein, denn diese Kollegs sind (zumindest in Baden-Württemberg) keine eigenständigen Schulen, sondern meist nur ein oder zwei ('Orchideen'-) Klassen innerhalb eines allgemeinbildenden Gymnasiums oder eines beruflichen Schulzentrums, wo für einzelne Fachlehrer nur wenige Wochenstunden anfallen, so dass du überwiegend in ‚normalen’ Klassen unterrichten müsstest.


    Wenn du nur in der Erwachsenenbildung tätig sein möchtest, solltest du den akademischen Mittelbau an einer Hochschule (z. B. Akademischer Rat; Studienrat i. H.) anstreben. Dort bietet sich ein sehr breites Fächerspektrum.

  • In NRW sind Abendrealschulen, Abendgymnasien und Weiterbildungskollegs staatliche Schulen, teilweise in konfessioneller Trägerschaft, z.B. in Essen. Die Lehrer, die dort unterrichten, sind ganz normale Beamte und Angestellte - ein Wechsel vom oder zum Regelschulbereich ist durchaus möglich. Für die Abendrealschulen ist normale Sek I-Lehrerausbildung nötig, für Abendgymnasien und Weiterbildungskollegs eine Sek II-Ausbildung; eine normale Ausbildung zum Gymnasiallehrer mit Sek I und II ist am sinnvollsten. Es gibt eine eigene Prüfungsordnung, die dem Regelschulbereich ähnelt, aber nicht damit identisch ist. Das Abitur wird im Gegensatz zum Regelgymnasium einmal im Halbjahr abgenommen.


    In NRW gibt es meines Wissens 57 Abendgymnasien und Weiterbildungskollegs, die z.T. sehr groß (1000 Schüler) sind. Abendrealschulen, -gymnasien und Weiterbildungskolleg können als isolierte Schulen bestehen, aber auch in Kombinationsformen, z.B. ist das Rahel-Varnhagen-Kolleg in Hagen eine Abendrealschule/Abendgymnasium/Weiterbildungskolleg. Der Unterricht im Weiterbildungskolleg findet tagsüber statt, der am Abendgymnasien abends. Solle die Schule am Abitur-Online Programm teilnehmen, kann auch es Unterricht am Samstag geben (z.B. am Westfalenkolleg in Dortmund.)


    Obwohl es sich um Erwachsenenbildung handelt, hat die Arbeit im Weiterbildungsbereich durchaus eine große pädagogische Komponente. Studierende in diesem Schulsystem sind oft Dropouts aus dem Regelschulbereich; Menschen mit verschiedensten Auffälligkeiten (psychische Probleme, eventuell Straftäter im offenen Vollzug) kommen meiner persönlichen Wahrnehmung etwas öfter vor, als in Regelschulen. Gerade in der Abendrealschule, in der junge Leute vielleicht ihren allerersten Schulabschluss überhaupt machen, ist die Unterrichtsarbeit aktive Sozialarbeit und ähnelt sehr der Hauptschularbeit in Ballungsgebieten. Studierende an Weiterbildungskollegs leben oft vom BaföG und von Sozialleistungen, so dass der Problemkomplex um Sozialstaat und Hartz 4 auch die Schularbeit pädagogisch berührt. Schwangerschaften während der Schulzeit sind eine völlig normale Sache und werden umproblematisch geregelt. Man muss sich als Lehrer bewusst sein, dass man mit erwachsenen Menschen arbeitet, die Erwachsenenprobleme haben. Deshalb sind ein gewisses Lebensalter und ein gewisser Erfahrungshorizont vielleicht wichtiger als für Lehrer an Regelschulen. Abendgymnasien und Weiterbildungskolleg empfinden sich deutlich als eigenständige Schulform und es gibt weitverbreitet eine Mentalität, dass es unsere Aufgabe ist, Defizite und soziale Unausgewogenheit des Regelschulsystems zu reparieren.


    Bei einer Fächerkombination mit "Mangelfächern" hat man ziemlich gute Einstellungschancen - mit Englisch, Mathematik oder einer Naturwissenschaft hat man eine gute Ausgangsbasis. Mit Religion und Latein eine sehr gute. Russisch ist auf dem Rückzug. Die Einstellungschancen sind etwas besser als bei Gymnasien, weil der Referendarsmarkt oft schon vorher von den Gymnasien abgegrast wird und es Referendare aus welchen Gründen auch immer eher zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zieht.


    ich persönlich arbeite sehr gerne am Weiterbildungskolleg und meine Lehrertätigkeit anspruchsvoll und befriedigend.


    Nele

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