Mündliches UND schriftliches Erzählen

  • Hallo,


    ich plane derzeit eine Unterrichtseinheit (2.Klasse) zum Thema "Erzählen". Die grobe Planung sieht bisher so aus, dass ich sowohl dass mündliche Erzählen, als auch das schriftliche Erzählen (also das Schreiben von Geschichten) mit einbauen möchte. Als Roter Faden sollen Kindermedien dienen (Bücher, CDs, DVDs etc.) die dann später im Verlauf der Einheit als Grundlage dienen sollen (z.B. die Anfangssequenz eines Films sehen und die Geschichte weiterschreiben (oder erzählen): Was könnte passieren?).


    Meine Frage ist nur, ob das die Kinder überfordert und ob es überhaupt sinnvoll ist. Eure Meinungen dazu interessieren mich sehr.

  • Hallo Phönix,


    hast du dich mal mit Claus Claussen auseinandergesetzt? Kann ich dir nur empfehlen und er gibt dir viele tolle Anregungen zum Erzählen. Wichtig ist, dass die Kinder keine geschriebenen Geschichten (nach)erzählen sollen, sondern das mündliche Handeln im Zentrum steht. Dafür müssen den Kindern aber Hilfestellungen und Anregungen geboten werden. Du könntest die Kinder einen Film weitererzählen lassen. Dafür müssen allerdings einige Schritte vollzogen werden. Zunächst sollten sich die SuS Stichpunkte/Eckpunkte ihrer Geschichte notieren. Anschließend gibt es viele Möglichkeiten, sich Erzählhilfen zu erschaffen (diese sind enorm wichtig!!!). Z.B. könnten Leporellos, Kamishibais, Bildkarten, Erzählblöcke, Karteikärtchen und wohl die bekannteste Variante: Der rote Faden erstellt werden. Dieser kann z.B. in einer leeren Rolle stecken und wird dann beim Erzählen herausgezogen (mit Bildern). Außerdem gibts noch Erzählschachteln. In diesen Schachteln verbergen sich Gegenständen, anhand derer eine Geschichte erzählt wird (z.B. Auf einer grünen Wiese (grünes Tuch ausbreiten) stand ein Schaf (Schaf darauf stellen)....). Während der Erstellung der Erzählhilfen sollte noch nichts aufgeklebt werden, da sich während dieses Prozesses noch viele Ideen entwickeln. Übrigens sollten die Bilder minimalistisch gestaltet werden. Ebenfalls wichtig ist der mögliche Austausch der SuS untereinander. Die Sozialform sollte während der gesamten Reihe offen sein. Die SuS sollten sich gegenseitig erzählen und reflektieren.


    Wichtig ist es natürlich über Erzählkriterien zu sprechen. Dafür eignete es sich, wenn der Lehrkörper selber als Vorbild gut erzählt. Weiterhin könnten Videos von Erzählern oder, wenn es zunächst lediglich um die Sprachkriterien geht, auch Hörbücher genutzt werden. Besonders wichtig ist der Kontakt zu den Zuhörern (anschauen, auf sie reagieren) und das mimische und gestische Spiel.


    Schön wäre es, wenn du einen Erzählbereich einrichten könntest, in welchem schließlich vor der gesamten Klasse vorgetragen werden kann. Weiterhin ist der Einsatz von Decken während der Reihe bestimmt hilfreich (da die Sozialformen variabel sind).


    Du merkst, es gibt einiges zu beachten. Schreiben, würde ich da komplett rauslassen. Das ist ne Reihe von zwei Wochen.


    LG


    PS: Fänds toll, wenn du mir berichtest, wie es gelaufen ist. Ich werd das nä Monat in meiner UPP machen....

  • Ja, das Buch habe ich mir letzte Woche bestellt und es müsste morgen eigentlich da sein. Wenn die Ideen, die du nennst, auch in dem Buch zu finden sind, habe ich ja schon mal gute Tipps. Ich denke, dass ich wirklich das Schreiben weg lasse und mich nur auf das mündliche Erzählen konzentriere. Das was du da nennst, sind ja schon so viele Sachen, die reichen ja völlig für eine Unterrichtsreihe aus. Überlege gerade, was die wichtigsten Erzählregeln sind. Bin dabei auf folgendes gekommen:


    1. Einer erzählt, der andere hört zu
    2. Blickkontakt halten
    3. Unterschiedliche Satzanfänge nutzen
    4. Betont erzählen
    5. Spannend erzählen
    6. Auf den roten Faden achten


    Das sind die Sachen, die mir auf Anhieb einfielen. Fehlt da noch was wichtiges oder würdet ihr was davon weglassen?

  • Da die Unterrichtseinheit ja in einer 2. Klasse ist, habe ich grad die passenden Kompetenzen dazu im Niedersächsischen Kerncurriculum durchforstet. Jetzt sehe ich grad, dass dort alle von mir in der Einheit vermittelten Kompetenzen erst für 3. 4. Klasse vorgesehen sind. Daher meine Frage:


    Ist es schlimm, wenn man schon Kompetenzen in den Unterricht einer 2. Klasse einbaut, die eigentlich erst für die 3. und 4. Klasse vorgesehen sind?


    Wir müssen bei unserem Entwurf immer in einer Tabelle angeben, in welcher Stunde welche Kompetenzbereiche aus dem KC behandelt werden.


    Ein Beispiel um das zu verdeutlichen:
    Ich möchte die SuS in Partnerarbeit gegenseitig Geschichten erzählen lassen.
    Im KC steht unter "2. Schuljahrgang" steht noch nichts darüber, dass man vor anderen spricht oder anderen ein Feedback gibt.
    Das steht erst unter "4. Schuljahrgang".


    Ist das dann nicht falsch geplant und viel zu früh, wenn ich sowas schon in der 2. Klasse mache? Ich meine vor allem, hinsichtlich des Unterrichtsbesuchs, da dort ja
    eine Seminarleiterin kommt und sicherlich auf sowas achten wird.

  • Ich denke nicht, dass dir das angekreidet wird, wenn du es denn im Entwurf begründest, warum du das Thema jetzt in deiner 2. Klasse machst.


    Ich stand auch mal vor diesem Problem, habs dann einfach im Entwurf begründet und gut war.
    Hat niemand was gesagt. ;)


    PS. Ich würde mich auf jeden Fall auch auf eins beschränken, also mündliches Erzählen ODER schriftliches Erzählen. Nicht beides in einer Stunde.

  • Hallo Phönix,


    wenn es gut begründet ist, kann man sicher auch "schwierigere" Inhalte oder Methoden in den unteren Klassen einführen - viele benutzen dazu das schöne Verb "anbahnen".
    Viel Erfolg!
    venti :)

  • Mir wurde ebenfalls gesagt, dass man es einfach nur gut begründen muss (z.B. auch in der didaktischen Analyse).
    Vielen Dank für die Tipps. Haben mir sehr geholfen.

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