• Hallo liebe KollegInnen,


    was kann man machen, wenn diese einen zwar mit dem Nachnamen ansprechen, aber z.B. in der Pause hinter meinem Rücken meinen Vornamen rufen? Ich finde so etwas ziemlich respektlos, zumal ihr anderes Verhalten auch davon zeugt, dass sie mich nicht ernst nehmen. Zum Thema Respektlos / frech zählt u.a. auch die Tatsache, dass einige Schüler hinter meinem Rücken einfach an meine Sachen gehen und sie null Einsicht zeigen, wenn ich sie zusammenfalte? Leider weiß ich nicht, wer sich an meinen Sachen vergriffen hat. Ich zwar kurz davor zur klassenleitung zu gehen, aber ich wollte nicht, dass die Sache noch mehr eskaliert.

  • Hallo Flipper,
    also wenn sie hinter deinem Rücken deinen Namen rufen, kannst du leider nicht viel machen. Das ist zwar respektlos, aber wenn du deswegen auch noch aus der Haut fährst, erreichen sie genau das, was sie wollen. Ich würde es daher mit Humor nehmen, irgendwann ist es langweilig, wenn es dich nicht kümmert.
    Wenn du nicht weißt, wer an deine Sachen gegangen ist, hast du natürlich nichts in der Hand. Ich würde an deiner Stelle aber sehr wohl zur Klassenleitung gehen und um Unterstützung bitten, wenn du keine Gelegenheit hast, selber eine Ansage zu machen (falls du die Schüler nicht unterrichtest, die das tun). Die Klassenleitung hat ja oft einen ganz anderen Einfluss.

  • Ich kenne solche Respektlosigkeiten von meinen Schülern auch. Wenn sie mich beim Vornamen rufen oder sich Spitznamen ausdenken reagiere ich einfach gar nicht. Das hat bei mir super geholfen - inzwischen lassen sie es ganz bleiben.


    Was ich gar nicht leiden kann ist wenn sie nach mir pfeifen als wäre ich ein Hund (wenn sie eine Frage haben zum Beispiel), aber das hatte sich mit einmal ansch.... auch erledigt :)

  • @ Momo: Ich bin nicht aus der Haut gefahren, weil sie meinen Vornamen gerufen haben, so etwas ignoriere ich einfach. Ich bin aus der Haut gefahren, da sie an meine Sachen gegangen sind, als ich kurz den Raum verließ, um etwas aus dem Lehrerzimmer zu holen. Da ich diese Klasse selbst unterrichte, kenne ich die Pappenheimer und würde es auch einigen zutrauen.


    Lg

  • Du, das habe ich dir gar nicht unterstellt. Ich meine nur, lieber ignorieren als genau so zu reagieren, wie sie es beabsichtigen, wenn man nichts machen kann, und was hinter einem Rücken geschieht, kann man nun mal schlecht ahnden.
    Und wie gesagt, ich würde den Klassenlehrer um Unterstützung bitten. Wenn der kollegial ist, wird er dir helfen, Respekt einzufordern.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Flipper,


    das mit dem Vornamen ist ein alter Hut. Wie die Vorredner schon sagten, gibt sich das mit bloßem Ignorieren.


    Was den fehlenden Respekt vor fremdem Eigentum angeht, so wäre ich da auch sauer. Zusammenfalten ist da aber der falsche Weg, auch wenn er augenscheinlich angebracht zu sein scheint.


    Kinder und Jugendliche empfinden Anschisse zunächst einmal als ungerechtfertigt und reagieren darauf oft mit Trotz und Widerstand. Das, was wir mit dem Anschiss eigentlich erreichen wollen, nämlich die Einsicht, eine künftige Korrektur des Verhaltens oder gar eine Entschuldigung werden wir bei vielen Kindern so nicht erreichen.


    Dieses Phänomen, was man für gewöhnlich beim Verhältnis zwischen Eltern und Kindern beobachten kann, lässt sich auf das Lehrer-Schüler-Verhältnis übertragen, wenngleich hier das Machtgefälle ein zusätzlicher erschwerender Faktor ist.


    Hier hilft das Spiegeln des Verhaltens und die Nachfrage, ob der Schüler es genauso toll fände, wenn der Lehrer das Handy des Schülers durchforsten würde oder irgendwelche Knöpfe auf dem I-Pod drücken würde etc.


    Falls zweifelsfrei feststehen sollte, welche(r) Schüler das war(en) und über ein erzieherisches Gespräch keine Einsicht zu erzielen ist, bleibt nur noch die Ordnungsmaßnahme. Die sollte dann aber auch spürbar sein und natürlich mit Information an die Eltern erfolgen.


    Wichtig ist in meinen Augen, was den Respekt angeht, dass man nicht direkt zum Klassenlehrer rennt und "petzt". Das wäre dasselbe, wenn Schüler sich über Dich beschweren wollten und dann direkt zum Schulleiter rennen.
    Dieses Problem zwischen Dir und den Schülern liegt auf der Beziehungsebene und dort muss es auch gelöst werden - zwischen Dir und den Schülern.
    Hol Dir den KL und ggf. den SL als Rückendeckung, wenn Du disziplinarisch vorgehst, damit man Dich nicht gegen einen der beiden ausspielen kann. Ansonsten musst Du das in meinen Augen alleine ausfechten. Sich mit Hilfe anderer, stärkerer Personen Respekt zu verschaffen, hat immer etwas von Einschüchtern und Demütigen des Gegenübers. DAS kann ja wohl kaum Sinn der Sache sein.


    Gruß
    Bolzbold

  • Hallo Bolzbold,


    genau deshalb wollte ich auch nicht zum Klassenlehrer gehen ... auch da die SuS mich ansonsten nicht mehr ernst nehmen. Hinzu kommt, dass jetzt erst mal Ferien sind und ich die Geschichte nach den 2 Wochen nicht erneut aufwärmen möchte.
    Welche Schüler es waren, kann ich nicht sagen. Ich könnte zuverlässige Schüler ausschließen, während es Kandisaten geben würde, denen ich es zutrauen würde. Aber ich habe keine Beweise. Und einen SuS zu Unrecht verdächtigen kann nicht Sinn der sache sein.


    Danke für den Tipp! Wenn ich das nächste Mal in eine solche situation kommen sollte, versuche ich diesen anzuwenden.


    Lg

    • Offizieller Beitrag

    Äh, mit Verlaub, vielleicht sind wir hier in Bayern anders gepolt, aber wenn ein Schüler die Finger nach meinen Sachen ausstreckt, und darin rumkramt, wird er mich gehörig kennenlernen. Und dann werde ich ihm ganz schnell zeigen, wo die Beziehungsebene zwischen ihm und mir verläuft.


    Einmal nahm ich einem Schüler etwas in der Stunde ab und legte es auf das Pult. Jeder Schüler, der mich kennt, weiß, dass er es am Ende der Stunde wieder bekommt. Aber derjenige war ungeduldig und ließ es sich durch den Schüler, der am Pult saß, noch vor dem Ende wiedergeben. Ich habe gemerkt, wie mir der Puls ging und konnte mich insofern zurückhalten, dass ich durch die Zähne ein leise aber bestimmtes "LEG - DAS - SOFORT - WIEDER - DA - HIN!" presste.


    Da ich ihn mochte, habe ich nach der Stunde noch mal ein moralischen Vortrag gehalten, und zwar darüber, dass ich Schwierigkeiten hätte, ihm zu vertrauen, wenn er da einfach Sachen von meinem Pult greift.


    Aber ich glaube, dass das davor mehr Wirkung hatte - vor allem auch auf den Rest der Klasse. Wenn es aber wirklich meine Sachen gewesen wären, hätte ich a) ihn ernst angesprochen b) eine Ordnungsmaßnahme verhängt und c) einen entsprechenden Brief nach Hause geschrieben. Denn hier verläuft eindeutig eine Grenze. Und das hat wenig mit einschüchtern zu tun oder mit demütigen.


    Wenn ein Kind, das sich an meinen Sachen vergreift, meinen Anschiss als ungerechtfertigt einstuft, dann hat es ein Problem und ich wüsste nicht, was daran zu diskutieren wäre.


    Wobei ich sagen muss, dass ich bisher an keiner Schule gearbeitet habe, an der ich mir Gedanken machte, wenn ich in der Stunde während einer Gruppenarbeit verließ, um etwas zu holen und meine Tasche im Klassenzimmer ließ. In meiner Tasche sind Handy, iPad und Geldbörse und besonders die ersten beiden Dinge kennen meine Schüler, da ich sie im Unterricht nutze. Und bisher ist keiner an diese Dinge gegangen. Es würde mich ehrlich auch erschüttern, wenn dies so wäre.


    Bezüglich des Vornamens kann man geduldig sein - oder aber in einem Gespräch mal nachfragen, was die Eltern sagen würden, wenn sie erführen, dass das Kind sich derart verhalten würde.


    Aber ich denke, ich bin allgemein jemand, der ungern über Selbstverständlichkeiten spricht.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Hawkeye
    Aber ich glaube, dass das davor mehr Wirkung hatte - vor allem auch auf den Rest der Klasse. Wenn es aber wirklich meine Sachen gewesen wären, hätte ich a) ihn ernst angesprochen b) eine Ordnungsmaßnahme verhängt und c) einen entsprechenden Brief nach Hause geschrieben. Denn hier verläuft eindeutig eine Grenze. Und das hat wenig mit einschüchtern zu tun oder mit demütigen.


    Isoliert betrachtet hast Du Recht - es geht aber nicht um Deine Intention bzw. die Wirkungsabsicht sondern darum, wie es beim Schüler ankommt.


    Im Falle des TE haben wir ja das Problem, dass er nicht weiß, wer es war - und das macht die Sache gerade so schwierig. Das läuft dann schnell auf "einer gegen die ganze Klasse" hinaus. Wenn klar wäre, welcher Schüler an die Sachen gegangen wäre, hätte man entsprechende Deiner Reihenfolge, die ich ebenfalls so durchziehen würde, handeln können.


    Zitat


    Wenn ein Kind, das sich an meinen Sachen vergreift, meinen Anschiss als ungerechtfertigt einstuft, dann hat es ein Problem und ich wüsste nicht, was daran zu diskutieren wäre.


    Richtig, es hat ein Problem - was früher oder später dann wieder zum Problem des Lehrers wird.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    Oh, das mit dem nicht identifzierten Schüler hatte ich überlesen. Zugegeben wirds dann schwieriger.


    Und generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass direkte Ansagen, sei es beim Begrabbeln von Sachen Anderer, Mobbing oder sonstigem Fehlverhalten, welches auch für den pubertierendsten Schüler ein grobes Danebenbenehmen ist, mehr helfen als Wischi-Waschi-Pseudo-Verständnis-Gespräche. Denn m.E. wissen die Schüler ganz genau, wann sie oder jemand anderes die Grenze überschreiten.


    Eine direkte Ansage heißt bei mir zweierlei: einerseits Betroffenheit äußern (im Sinne von Überraschung, dass so etwas überhaupt passiert) und dann Wut artikulieren (nicht im Sinn von Ausflippen oder Schreien oder Fertigmachen) in ruhigen aber bestimmten Worten. Dies kann man auch gegenüber einer ganzen Klasse machen, auch im Grundton des Enttäuschtseins. Ich muss da auch manchmal schauspielern. Aber ok, mein Weg.


    Was ich aber im geschilderten Fall fürchte, ist, dass mangelnder Respekt gepaart mit dieser Lehrersachen-Angrabbeln-Geschichte ein größeres Problem ist, was nicht mit einem pädagogischen Gespräch aus der Welt zu schaffen ist. Weil so ein Gespräch auch nicht ernst genommen würde.


    An einer Nachbarschule arbeitete z.B: mal eine Sozialpädagogin, was anfangs grundsätzlich begrüßt wurde, weil diese sich halt um schwierige Schüler kümmern sollte. Nach einigen Wochen bettelten die Schüler um Ordnungsmaßnahmen, wenn sie zu ihr geschickt wurden - weil sie nicht wieder "totgelabert werden" wollten.


    Aber ok. Eine Erfahrung unter vielen. :)

  • Wie auch immer man mit der Sache in der Klasse umgeht (und da bin ich mit Hawkeye), ganz wichtig finde ich die Information des Klassenlehrers über den Vorfall, im Sinne von in meinem Unterrichts ist dies und das vorgefallen, ich kümmere mich darum, aber du sollst Bescheid wissen. Nur wenn der Klassenlehrer informiert ist, kann er bei ähnlichen Vorfällen bei anderen Kollegen der Klasse oder Einzelnen gegenüber entsprechend reagieren (manchmal wirkt da auch nur die Erwähnung bestimmter Vorfällt Wunder). Auch ist es für Schüler schwerer, die Kollegen gegeneinander auszuspielen.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Ich finde, dass hängt vom Alter der Schüler und von der Schulform ab. Wenn Flipper ein generelles Problem mit Respekt in der einen Klasse hat (was jedem mal passieren kann), dann ist es schwierig, da alleine wieder rauszukommen.


    Ich glaube nicht, dass die ausbleibende Einbeziehung des Klassenlehrers von den Schülern so hoch angerechnet wird, wie die Hilfe des Klassenlehrers vielleicht gut tun könnte. Der KL wird sich doch nicht hinstellen: "Lehrer Flipper hat gepetzt, dass ihr....", sondern im besten Fall gut überlegen, wie der den Respekt der Klasse vor dem Kollegen herstellen kann.

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