Abschied verdorben?

  • Hallo,


    ich verabschiede demnächst eine Klasse, die ich 3 Jahre lang als Leiterin unterrichtet habe. Anfgangs hatten wir einige Startschwierigkeiten, da viele Individualisten in der Klasse sind, die nur schwer bereit sind, ihre eigenen Bedürfnisse auch einmal zurückzustellen, aber im letzten Jahr lief alles so richtig rund. Abgesehen von Antipathien einzelner Schüler untereinander, die aber keineswegs dramatisch waren oder wirklich schwerwiegende Ursachen hatten, war die Stimmung in der Gruppe sichtlich gut, ich bekam positive Rückmeldungen, habe mich richtig auf jede einzelne Stunde mit ihnen gefreut, wir haben in den 3 Jahren auch einiges gemeinsam unternommen und die Gesamtbilanz war sehr positiv. Doch seit der letzten Klassenlehrerstunde bin ich total irritiert. Der Klassensprecher schlug vor, sich zum Abschluss doch noch einmal außerhalb der Schule zu treffen, z.B. auf eine Pizza, für einen gemeinsamen netten Abend etc. Ich stimmte dem zu und erklärte auch, dass ich mich freuen würde, mit der Gruppe einen netten Abschied zu feiern. Reaktion: Gleichgültigkeit, Schweigen, einzelne hämische Bemerkungen gegen Mitschüler. Es gab definitiv keine gravierenden Vorfälle, keine neuen Konflikte, kein Ereignis, das das Verhältnis zwischen mir und dem Kurs so hätte beeinflussen können, dass ich mir dieses Verhalten erklären könnte. Ich bin im Moment auch ziemlich ratlos, wie ich damit umgehen soll, und v.a. bin ich einfach traurig, wenn die gemeinsame Zeit so endet - mit einem Klingeln zum Stundenende. Was würdet ihr tun? Es einfach hinnehmen und durchatmen? Die Sache thematisieren?


    Grüße Eugenia

  • ja, einfach hinnehmen und durchatmen. Allein schon deshalb, weil Dir gar nichts Anderes übrig bleibt.
    Thematisieren würde ich es nicht, aber ich würde sagen/fragen: "Das letzte Mal, als die Rede auf das Pizzaessen fiel, hatte ich den Eindruck, dass viele nicht so das Interesse daran haben. Wie ist das jetzt, wollt ihr eigentlich, oder wollt ihr nicht?"
    Aber eben nicht in eine Diskussion über das Verhältnis und so einsteigen, das bringt's nicht.


    Ich hatte mal sowas Ähnliches, eigentlich war es das Gleiche in grün, allerdings war ich nicht Klassenlehrer. Das erste Jahr (9. Klasse) war nicht so schön, im zweiten Jahr hingegen lief es richtig gut, so jedenfalls meine Meinung. Und die Tatsache, dass über die Hälfte der Schüler Französisch nicht abwählten, sondern weitermachten, zeigt ja auch schon, dass sich da was zum Guten geändert hat; normalerweise ist die Abwählquote in Frz am Ende der 10. Klasse deutlich höher.
    Allerdings hatte ich nebenbei und zufällig mal mitbekommen, dass das Bild, das die meisten der Klasse von mir und/oder vom Unterricht hatten, wohl trotz allem eher dem entsprach, wie es im ersten Jahr war. Ich war zwar nicht enttäuscht, aber schon ein bisschen verwundert.
    So sind die Schüler eben. Es ist nicht besonders toll, und auch nicht besonders schmeichelhaft, aber es gibt Schlimmeres. Freu dich, dass immerhin die letzte Zeit der Unterricht gut lief, denn das ist ja das, worauf es in der Schule ankommt.

  • Zitat

    Allerdings hatte ich nebenbei und zufällig mal mitbekommen, dass das Bild, das die meisten der Klasse von mir und/oder vom Unterricht hatten, wohl trotz allem eher dem entsprach, wie es im ersten Jahr war.


    Ich habe nicht den Eindruck, dass ich der Grund für dieses Verhalten bin. Eher dass einige Schüler Probleme damit haben, wenn in einer Runde nicht jeder wirklich ihren Vorstellungen zu 100% entspricht, ihre Interessen teilt... Das garantiert dann keinen totalen Freizeitspaß. Dass es darum nicht immer geht, war leider nie wirklich vermittelbar.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Eugenia
    Ich bin im Moment auch ziemlich ratlos, wie ich damit umgehen soll, und v.a. bin ich einfach traurig, wenn die gemeinsame Zeit so endet - mit einem Klingeln zum Stundenende. Was würdet ihr tun? Es einfach hinnehmen und durchatmen? Die Sache thematisieren?


    Grüße Eugenia


    Hallo Eugenia,


    ich würde es nicht mehr thematisieren, weil die Schüler für sich möglicherweise mit dem Thema auch schon innerlich abgeschlossen haben.
    Es ist eine bittere Lektion, aber man darf als Lehrer keine Dankbarkeit und Anerkennung seitens der Schüler erwarten. Dafür ist die Beziehungskonstellation in Verbindung mit dem Machtgefälle oft zu ungünstig.
    Wenn Du dennoch von einzelnen Schülern Dankbarkeit oder Anerkennung erhältst, dann freu Dich darüber doppelt.


    Eine Kollegin von mir hat ähnliches durchgemacht. Da haben die Schüler ihr als Abschlussfeedback gesagt, dass sie doch so toll gegen die Lehrer zusammengehalten hätten.
    Das ist ihr sehr nahe gegangen und sie war darüber sehr traurig. Letztlich haben sich dann einige Schüler noch dazu durchgerungen, ihr einen Blumenstrauß als Abschiedsgeschenk zu überreichen.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

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