Spracherwerb

  • Hallo,
    vielleicht kann mir ja hier jemand weiter helfen:
    Ich unterrichte seit Montag in einem Deutsch-Förderkurs ("Deutsch als Zweitsprache") u.a. zwei japanische Kinder (10 und 12 Jahre alt). Sie kennen die deutschen Buchstaben (aber noch nicht die Laute) und nur sehr wenige deutsche Wörter (verbal).
    Wie gehe ich am sinnvollsten vor, um ihnen erste Erfolgserlebnisse zu vermitteln? Ich hatte mir jetzt vorgestellt, eine Anlauttabelle zu erstellen, in der Anlaute über entsprechende japanische Wörter verdeutlicht werden...


    Vielleicht hat ja jemand Tipps oder Erfahrungen in dieser Hinsicht!?
    Vielen Dank!

  • Wofür brauchen die Kinder eine Anlauttabelle, wenn sie die deutschen Wörter gar nicht kennen und somit nicht auf Laute abhören können? Wichtig ist, dass sie schnell häufig benutzte Wörter lernen und dann kurze Satzstrukturen, damit sie schnell ans Sprechen kommen. Beginnen würde ich mit den Schulsachen und dann Sätzen wie "Das ist ein Mäppchen. Das ist ein Buch. Ist das ein Buch? Nein, dass ist ein Heft" usw. Weitere Anfangsthemen sind z.B. Lebensmittel, Spielen, Körper oder Wohnung. Der mündliche Bereich sollte anfangs im Vordergrund stehen, der schriftliche ist (bei fitten Kindern) dann nicht mehr das große Problem.

  • Von einer solche Anlauttabelle würde ich auch abraten - es sei denn, dein Japanisch ist so gut, dass du tatsächlich die lautlichen Entsprechungen sicher zusammenstellen kannst. Gerade die asiatischen Sprachen haben aber lautlich mit unserer wenig zu tun.
    Wir arbeiten bei uns in solchern Fällen viel mit diesem Material http://www.finken.de/cgi-bin/s…de/schule/daz/vorkurs.htm - allein schon die Kopiervorlagen sind sehr ergiebig und enthalten viele klare Zeichnungen zum dringend benötigten Anfangswortschatz.

    Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Joachim Ringelnatz)

  • Vielen Dank schon einmal für die Hinweise!
    Mit der DaZ-Box vom Finken-Verlag wird an unserer Schule ebenfalls gearbeitet - allerdings mit Kindern, die bereits über einen gewissen Wortschatz verfügen...
    Dieser Vorkurs zur DaZ-Box ist mir neu - ich muss mal nachfragen, ob wir den auch an unsrer Schule haben.
    Da ich die Kinder nur in zwei Doppelstunden in der Woche sehe, hat mich die Klassenlehrerin gebeten, ihnen irgendwelches Arbeitsmaterial für die übrigen Stunden, in denen sie im allgemeinen Unterricht sind, zu erstellen/auszusuchen.
    Und das gestaltet sich dann vermutlich etwas schwierig...
    Macht es hier Sinn, ihnen Buchstaben zum Nachspuren zu geben? (Auch wenn deren "Bedeutung" noch nicht verstanden ist)

  • ich schließe mich an und lehne die anlauttabelle ab.
    lass' sie sprechen und handeln nach deinen anweisungen, so viel es geht.
    ich würde zuerst mit der schultasche anfangen, die einzelnen sachen in die hand nehmen und benennen lassen - durch vorsprechen-nachsprechen üben. wenn das sitzt, tpr-übungen. "bringe die rote mappe zur tür", "hole deine federmappe heraus"... und von da ausgehend kannst du den wortschatz und deine satzkonstruktionen immer mehr erweitern.

  • Es gibt eine Unterrichtsreihe mit mehreren Bänden, dort wird immer ein Lebensbereich abgedeckt. Also z.B. Übungen zum Thema Schule, mit Wort-Bild-Zuordnung und dann nach Schema-F Satzstrukturen mit diesem Wortschatz. Hier können Kinder, die die Buchstaben kennen, sehr schnell alleine mit arbeiten. Ich schaue morgen mal in der Schule, welcher Verlag es ist und ob es die Reihe noch aktuell gibt. Auf jeden Fall bin ich damit immer gut gefahren, gerade für Kinder, die während des Regelunterrichtes auch mal alleine arbeiten sollen oder müssen.

  • Hallo!
    Von einer Anlauttabelle auf japanisch würde ich auch abraten, aber ich würde eine deutsche Anlauttabelle nehmen, auch wenn natürlich die Bilder noch nicht bekannt sind.
    Die müsstest du dann mit ihnen festigen. Das geht aber durchaus schneller, als man meint.
    Es gibt auch gute PC Programme oder Lernwerkstätten, wo sie die Laute auch hören, das prägt sich bei den meisten Kindern schnell ein.


    Arbeitsblätter am Anfang sind natürlich schwierig. Was stellt sich die Klassenlehrerin denn vor??
    Ich würde - neben der Arbeit mit der Anlauttabelle - mit Farben beginnen.
    Da kann man, wenn erstmal ein paar Begriffe bekannt sind, schnell einige Arbeitsblätter erstellen. Der Apfel ist rot. Die Banane ist gelb. etc. Male aus.
    Das mag jetzt nicht jedem sinnvoll erscheinen, aber bevor sie im "normalen" Unterricht nur dasitzen und nichts tun...
    Ich hab bei meinen DAZ Schülern immer mit Anlauttabelle, Farben, Zahlen, Schulsachen angefangen. Das Schreiben kommt übrigens ganz von alleine, das stellt meistens das geringste Problem dar ;)


    Viel Erfolg! :)

  • Wenn die Kinder die Buchstaben kennen und lesen können, kann man gut mit den Büchern aus dem Auer-Verlag arbeiten. "Leben in Deutschland - Deutsch lernen in Elementarsiuationen". Ich weiß allerdings nicht, ob es die Bücher noch gibt, beim Verlag habe ich sie nicht gefunden. Aber wenn man die Übungen in Förderunterricht einführt, können die Kinder damit wirklich recht selbstständig arbeiten. Ansonsten sind Wort-Bild-Zuordnungen (Memory) immer sehr sinnvoll, kann man sich leicht selbst basteln. Wenn man dann Selbstkontrolle anbietet, können die Kinder auch selbstständig damit arbeiten. Die richtige Aussprache und Anwendung übt man dann wieder in den Förderstunden. Für den PC gibt es verschiedene Programme, aber wie schon gesagt, eine Anlauttabelle hilft den Kindern gar nicht.

  • Ich habe viele eurer Hinweise gut in den Unterricht einfließen lassen können - danke sehr!!! :)
    Die Eltern haben mich nun angesprochen, ob ich ihnen ein Computerprogramm zur Sprachförderung empfehlen könne...
    (Es reicht eigentlich aus, wenn es nur eine Art "Wort-Bild-Zuordnung mit Sprachausgabe" beinhaltet.)
    Hat jemand eine Idee, wo ich ein geeignetes finden kann?
    Vielen Dank!

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