Diagnostizieren

  • Hallo!


    Ich habe eine allgemeine Frage, wie man Schüler diagnostiziert. Wenn man hier in der Suche "diagnostizieren" eingibt, stößt man immer auf Sachen zu ADS, LRS etc, aber mir geht es um diagnostizieren der Schüler in fachlicher Hinsicht.


    Der Hintergrund: Es ist bei mir schon so, dass meine grobe Diagnosefähigkeit ok sein mag, meine Noten sind akzeptabel, und bei den Elternsprechtagen sind die Eltern ganz offenbar ebenfalls einigermaßen zufrieden mit meiner Beratung.
    Aber ich selbst bin nicht so ganz zufrieden. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, nicht genügend über die einzelnen Schüler zu wissen, v.a. dann, wenn ich mich mit Kollegen austausche. Ich kann immer sagen „Max lernt seine Vokabeln, Kevin lernt sie nicht“, aber ich habe den Eindruck, dass ich ein nicht sehr differenziertes Bild von den Schülern mit ihrem Potential und ihren Leistungen habe; jedenfalls könnte es differenzierter sein.


    Wohl damit zusammenhängend glaube ich, dass ich bin ein bisschen zu unsorgfältig bin, was das Notieren von Schülerleistungen, -verhalten etc angeht, aber gut, ihr wisst ja selbst, wie das ist: Im Unterricht –gerade bei den Kleineren- ist man immer „am Machen und Tun“, und nach dem Unterricht geht’s gleich weiter zur nächsten Klasse. Ich hatte auch schon mal versucht, im Unterricht jedes Mal auf eine Handvoll Schüler zu achten und dann hinterher meine Beobachtungen zu notieren, aber das habe ich auch irgendwie gelassen. Und während des Unterrichts in den Stillarbeitsphasen Notizen machen? Das ginge, aber dann wird dabei nicht mehr die Mitarbeit im letzten Teil der Stunde berücksichtigt.


    Ich möchte meine Frage an euch offen stellen: Mich interessiert, wie ihr euch ein fundiertes Bild über Potential und Leistung der einzelnen Schüler macht. Dankbar bin ich auch für gute (!) Fachliteratur.


    Vielen Dank für eure Tips.


    Hamilkar

  • Das Problem kenne ich auch.
    Ein Patentrezept habe ich leider auch nicht.
    Da man ja im Unterricht so viel zu tun hat und danach in die nächste Klasse rennt, kann man sich ja kaum fundierte Notizen machen.
    Am Nachmittagh sind dann vielleicht auch einige Eindrücke von Schülern wieder weg oder von etwas anderem überlagert worden.


    Ich kann jetzt nur für Mathe schreiben, aber vielleicht lässt sich das ja auf andere Fächer übertragen. In MAthe gibt es laut Kernlehrplan inhaltliche und prozessbezogene KOmpetenzen.
    Da habe ich oft gegen Ende einer Unterichtseinheit und vor der heißen Übungsphase für die KLassenarbeit einen unbenoteten "Test" schreiben lassen. Auf einem Ankreuzbogen habe ich dann bei jeder Aufgabe die KOmpetenzen stehen, die in dieser einer Rolle spielen. Dann kann ich bei der Korrektur ankreuzen, welches KOmpetenz vorliegt oder nciht.
    So kann ich dann sagen: Max kann funktionale Zusammenhänge erkennen, aber er kann diese nicht verrechnen, da ihm die Kompetenz xy fehlt.
    ICh hoffe, dass ich ich rüberbringen konnte was ich meinte.
    Das kann man natürlich nicht vor jeder kLAssenarbeit leisten wegen des Arbeitsaufwandes. Aber einmal pro Halbjahr kann (z.B. vor dem Elternsprechtag, ...) kann man das machen.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

    • Offizieller Beitrag

    die guten Schüler findet man recht schnell heraus, die sind also nicht das Problem. :D
    bei den stilleren wende ich verschiedene Methoden an:


    1. Ich fühle ihnen immer mal wieder mündlich auf den Zahn. Nicht nur Vokabelabfragen, auch weitergehende Dinge, die zeigen, ob XY den Stoff verstanden hat.
    2. Ich nehme mir im Zweiwochenrhythmus drei Schüler zur besonderen Beobachtung vor. Natürlich ohne deren Wissen ! Notizen mache ich mir gleich im Anschluss an die Stunden. Das geht, wenn man es sich angewöhnt. Und ansonsten in der nächsten Pause.
    3. Ich mache sehr viele Vokabelabfragen und Tests /Exen. Da hat man Leistungen von allen Schülern, und auch die Fleißigen können punkten.
    4. Viele meiner Vokabelfragen erfolgen schriftlich. Ich sammele dann immer unangekündigt 5 Hefte ein zum Korrigieren. Die anderen schüler haben damit auch ein gewisses feedback.
    5. Ich gehe in Stillarbeitsfragen in der Klasse umher und schaue den SuS über die Schultern. Hier und da hake ich mal ein. Oft kommen von den Schülern Fragen, die wir gemeinsam weiterentwickeln.


    So zeigt sich alles in allem genommen ein ziemlich differenziertes Bild.
    Doch vielleicht gibt es ja noch andere Tipps ?

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