Hallo,
mich interessiert, ob ihr gern an der Ganztagsschule bzw. in der Offenen Eingangsstufe unterrichtet oder unterrichten würdet.
Warum (nicht)?
Unterrichtet ihr gern an der Ganztagsschule bzw. in der Offenen Eingangsstufe?
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Also ich bin zur Zeit an einer GTS und finde es ehrlich gesagt nicht so doll...
1. Ist es sehr viel Organisationsaufwand, weil man immer auf die Kinder achten muss, die dann noch in die GTS gehen. (Wann muss die erste Gruppe zum Essen?, Wer muss in welche AG? usw.) Besonders im 1. und 2. SJ kriegen dass viele Kids noch nicht alleine auf die Reihe.
2. Tun mir viele der Kinder echt leid. Ganz oft kommen gerade die Kleinen und jammern, dass sie gleich wieder Italienisch AG haben oder Schwimmen und dass sie sich eigentlich viel lieber irgendwo hinlegen und ausruhen würden.
3. Die HA-Betreuung ist auch immer eine Qual in den unteren Klassen. Die Kinder können sich in einem Raum mit 16 anderen eben nicht unbedingt super gut konzentrieren und es ist auch so, dass meistens die Kinder in der GTS sind, die man nach einem Schulmorgen gerne wieder abgeben würde. Diese Kinder stören dann häufig in der HA-Betreuung oder haben große Schwierigkeiten, ihre HA weitestgehend alleine zu erledigen. So hat man oft alleine 10 Kinder in der Gruppe, die eigentlich eine 1:1 Betreuung bräuchten.
4. Es ist auch schwierig, am Nachmittag Disziplin einzufordern. Gerade in den AGs geht es häufig wirklich drunter und drüber, da die Betreuer keine Handhabe gegenüber den Störenfrieden haben.... Daher haben bei uns seit Beginn des SJ auch schon 3 AG-Leute hingeschmissen.
5. Dadurch dass bei uns in den Klassen GTS-Kinder und andere gemischt sind, ist das Klassenklima ziemlich distanziert und es bilden sich oft zwei Fronten... (ist aber nicht in allen Klassen so, wenn auch in vielen.)
Also, wie gesagt, ich finde es nicht so toll an einer GTS. Für mich als Lehrer ist es auch nicht einfach, mich am Nachmittag nach einem langen Schulmorgen noch zu konzentrieren und ich bin dann oft ziemlich genervt...
Ich persönlich würde mein eigenes Kind aus den o.g. Gründen nie auf eine GTS schicken wollen, wenn es irgendwie anders machbar ist... Habe übrigens auch aus der Elternschaft gehört, dass das Interesse an der GT-Betreuung eher wieder rückläufig wird.Liebe Grüße
Mel -
Ich unterrichte gerne in einer Ganztagsklasse, aber die Klasse bleibt immer zusammen oder wird nur untereinander getrennt, aber nicht gemischt mit anderen. Daher entstehen viele der oben genannten Probleme nicht.
Vorteile:
-Alle Schüler haben die HA und Übung.
Die HA Stunden sind sehr angenehm, da hier Gruppen zu je ca. 10 Schüler gebildet werden konnten.
-Wir haben mehr Stunden, in denen ein zusätzlicher Lehrer anwesend ist, d.h. ich kann schwache Schüler besser fördern.
- Die Schüler sind bis nachmittas sinnvoll beschäftigt und erhalten ein Mittagessen (was sonst bei meiner Klientel nicht der Regelfall wäre)Allerdings sprechen wir hier von einer 6. Klasse...Deine sind ja noch viel kleiner.
Gruß
Anna -
Hallo,
ich unterrichte seit Beginn dieses Schuljahres in der gemischten Eingangsstufe. Die ersten Monate waren schlimm, da meine Ersties zum Teil sehr unselbständig waren und ich viel zu wenig Zeit für die Zweiten hatte. Jetzt gehts besser, gerade auch mit Stillarbeitsphasen. Trotzdem bin ich von diesem System nicht überzeugt:
- Unterrichtsinhalte muss ich so schieben, dass immer eine Gruppe alleine arbeiten kann. Dadurch geht viel Zeit verloren. Methodisch ists auch nicht immer sinnvoll.
- Reflektionsphasen entfallen oft aus Zeitmangel.
- Mein Arbeitspensum ist durch die 2 Klassenstufen doppelt so hoch, bin manchmal oft an der Grenze, obwohl ich nur 14 h unterrichte.
Lg Paulepinguin -
Ich kann die Worte meines Vorredners nur bestätigen, mache in der Schuleingangsphase ähnliche Erfahrungen und bin auch oft an der Grenze... da ich aber schon des öfteren darüber berichtet habe, möchte ich das jetzt nicht nochmals vertiefen ... ich wollte hier nur noch etwas zum Thema Ganztagsschule anmerken:
Man sollte unterscheiden, welche Form von Ganztagsschule gemeint ist. In Berlin gibt es gebundene Ganztagsschulen und sogenannte "GTS offener Form".
Letztere sind aber nur Halbtagsschulen (Verlässliche Grundschule mit Betreuung für alle bis 13.30 ) plus angeschlossenem Hort (nur für die Kinder mit Hortvertrag). An einer solchen arbeite ich und da zeigen sich ähnliche Probleme wie schon von MelS geschildert. Insbesondere das Organisationskuddelmuddel ist mir sehr vertraut (mittlerweile weiß ich auswendig, welches meiner Kinder Hortkind ist, welches alleine nach Hause geht, welches abgeholt wird, welches noch in die Betreuung geht etc. aber am Anfang war ich echt am rotieren, damit mir auch ja keiner durch die Lappen geht...). Meine Tochter besucht hingegen eine gebundene GTS (alle Kinder bleiben bis 15:30, einige gehen dann noch in den Späthort) und mein Eindruck ist da (vor allem im Vergleich) wesentlich positiver. Zum einen scheint die Ausstattung mit Erzieherstunden besser zu sein, zumindest ist die Erzieherin meiner Tochter sehr viel mit im Unterricht und ist auch am Nachmittag für die Kinder zuständig. Hausaufgaben gibt es für die Schuleingangsphase nicht und nach dem Mittagessen legen sich die Erstklässler kurz zum Ausruhen hin. Unterricht findet bei den Kleinen am Nachmittag kaum statt und wenn dann sind es Sport oder Musik-Stunden. dafür haben sie an manchen Tagen eine Freistunde zwischendurch. Einmal die Woche können sie eine AG wählen (haben wir im ersten Jahr nocht nicht gemacht, weil ich es langsam angehen wollte,,,)l , ansonsten sind sie, wenn das Wetter es irgend zulässt, sehr viel draußen...
Insgesamt scheint es meiner Tochter dort sehr gut zu gehen. Gerade die Möglichkeit nachmittags nochmal mit ihren Freundinnen spielen zu können, genießt sie sehr... wenn ich sie abhole mault sie vor allem, dass ich so früh komme.... ich habe wirklich den Eindruck sie fühlt sich dort "heimisch".
Soweit das ganze aus Schüler/Elternperspektive... wie es für die Lehrer dort ist wäre die andere Frage... würde bei Gelgenheit ja gerne mal die Lehrerin meiner Tochter interviewen.... -
Ich arbeite auch an einer Grunschule mit GTS-Angebot.
Angebot deswegen, weil wir volle Halbtagsschule sind (RLP) und anschließend die Kinder in die GTS gehen können. Dort bekommen sie Mittagessen, dann ist HA-Zeit (beides nach Jahrgangsstufen getrennt) und anschließend gibt es täglich wechselnde AGs, die für die Kinder aber nicht verpflichtend sind. Soll heißen, wenn ein Kind sich dafür interessiert und mitmachen möchte, kann es sich für eine AG eintragen, muss dann auch hingehen, kann aber (wenn es nicht dafür angemeldet ist) im Spieldienst bleiben und sich anderweitig beschäftigen (ich hoffe, das war jetzt halbwegs verständlich). Dann haben wir noch offene AGs, für die sich die Kinder von Woche zu Woche neu entscheiden können.Muss sagen, dass ich das Klima bei uns sehr gut finde. Klar ist es viel Organisationsaufwand, für den großen Rahmen haben wir dafür auch eine feste Bezugsperson, die täglich da ist. Dann kommen noch Betreuungskräfte hinzu, die die HA-Zeit betreuen und AGs anbieten. Wir Lehrer werden auch im zweijährigen Turnus zur HA-Betreuung oder AG herangezogen.
HA-Zeit ist, zugegebenermaßen, stressig, eben weil sich die Kinder nicht unbedingt gut in diesen großen Gruppen konzentrieren können und es durchaus einige gibt, die eher Nachhilfe als Unterstützung benötigten. Leider haben wir nicht mehr Geld um noch mehr Betreuungskräfte zu finanzieren.
ABER: Die Kinder gehen unglaublich gerne in die GTS, haben guten Bezug zu ihren Betreuern und auch für mich als KL ist es nicht so viel mehr Aufwand die Kinder entsprechend heim bzw in die GTS zu schicken. Bei uns ist auch die Kommunikation zwischen GTS-Leuten und uns Lehrern super, soll heißen, wir erhalten tägl Feedback wie sich unsere Herzchen am Nachmittag benommen haben. So ist es für uns auch leicht, auf die Vorkommnisse des Vortages zu reagieren.
Bei uns ist mir aufgefallen, dass die Kinder, die in die GTS gehen, eine deutlich größere Bindung an die Schule zeigen und sich dort richtig heimisch fühlen. Auch in der Klasse kann man beobachten, dass die GTS-Kinder eine Einheit bilden, einfach weil sie am Tag länger zusammen sind.
Und eins zeigt auch, dass bei uns die GTS gut integriert ist: Die Anmeldezahlen steigen jährlich. Daher denke ich, dass auch die Eltern sehr zufrieden mit der Arbeit der GTS sind. -
Ich unterrichte eine 1. Ganztagsklasse in gebundener Form an einer ansonsten "normalen" Grundschule. Der Unterricht geht an vier Tagen bis 15.30 Uhr, am Vormittag sind 5 Unterrichtsstunden, am Nachmittag noch 2 regulärer Unterricht, auch in den Hauptfächern. Insgesamt bin ich sehr glücklich (wäre ich aber auch in einer normalen 1. Klasse an der Schule).
- Der Zusammenhalt ist gut, alle Schüler bleiben immer zusammen.
- Die anfänglichen Schwierigkeiten einiger Schüler wegen des langen Schultags haben sich nach spätestens 4 Wochen gelegt. Ausruhen wollte sich niemand, das ginge bei uns aber auch nicht.
- Der Schulalltag ist schon etwas aufgelockert: mehr Sportstunden dazwischen, Schwimmen, Fußball, mehr Kunst und Musik.
- Ein paar nette Extras sind Lesepaten, Spiele.
- Ich bin froh, dass es für die meisten Kinder keine Hausaufgaben gibt. Das erspart mir viel Stress mit den Eltern und im Unterricht am Morgen.
- Wir haben für Übungen Lernzeiten. Da arbeite ich seit Weihnachten etwa mit einem Wochenplan, läuft erstaunlich gut.- Etwas geschummelt ist allerdings das angebliche bessere Förderangebot - es existiert eigentlich nicht (1 Stunde eine ungelernte Kraft pro Woche?). Es gibt keine einzige Stunde mit 2 Lehrern, die Förderlehrer müssen meist anderes tun.
- Für mich sind eigentlich die Stunden am schwierigsten, in denen ich nicht selbst da bin. Aber so viele Stunden pro Woche kann ja niemand arbeiten.Trotz allem Positiven würde ich mein eigenes Kind nicht in eine Ganztagsklasse geben wollen. Denn sicher würden die meisten Kinder gerne auch mal am Nachmittag was anderes tun.
Gruß, Alexa
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