guter Unterricht trotz Unruhe?

  • Hallo,
    das Thema war ja bestimmt schon tausendmal im Forum. Also, ich habe gerade neu an einer Schule angefangen, habe aber schon ein wenig Unterrichtserfahrung. Leider bin ich in Punkto Unterrichtsstörungen ein gebranntes Kind. Als ich vor 4 Jahren einmal eine halbe Stelle an einer Gesamtschule mit reichlich schwierigen Schülern angefangen habe, ist mir im Laufe des ersten Halbjahres eine zunächst sehr nette und liebe 5 total aus dem Ruder gelaufen. Ich war damals wirklich nicht belastbar und hörte erst einmal auf zu arbeiten. Wie auch immer. Jedenfalls habe ich seitdem riesige Angst, dass mir eine Klasse schon wieder vollkommen entgleiten könnte. Nun gehöre ich immer noch nicht zu den Lehrern, bei denen es im Unterricht wirklich still ist. Ja, es gibt auch Stillarbeitsphasen, aber die dauern nie lange an. Und es dauert schon oft sehr lange, bis ich etwas erklären/ ankündigen kann und die Klasse dafür wieder ruhig wird. (Gefühlte 10min, in echt vielleicht 1 bis 3). Ich habe an meiner neuen Schule die Gelegenheit gehabt, bei einigen Lehrern zu hospitieren. Was ich toll fand, mir aber schon wieder Angst gemacht hat. Also, von fünf Lehrern habe ich den Unterricht gesehen und bei vieren davon, hätte man eine Stecknadel fallen lassen können. Sehr viele Kinder waren aufmerksam und konzentriert und die, die es nicht waren, haben wenigstens nicht gestört. Zweimal wurde ein Schüler von der Lehrerin rausgeschickt, obwohl ich überhaupt nicht bemerkt habe, dass er irgendetwas gemacht hat. Ich war hin und her gerissen zwischen Bewunderung und - ja - auch ein ganz klein wenig Missfallen. Bei uns zu Hause geht es oft laut zu und früher als ich ein Kind war auch. Hausaufgaben machen meine Kinder am großen Esstisch, während das Abendessen daneben gekocht wird und wir uns über alles mögliche unterhalten. Und oft führen wir auch Unterhaltungen zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss. Vielleicht brauche ich einen gewissen Geräuschpegel, um mich wohl zu fühlen? Mir stellt sich nur die Frage, ob ich damit ganz und gar allein stehe. Und ob ich meinen "guten" Schülern damit einen Gefallen tue bzw. ihr Lernen verhindere. Es stimmt schon, dass die Störer bei mir oft auch die sind, die viele und gute Beiträge machen. Die Leisen und Lieben, die bei den anderen Lehrern so richtig gut sind, gehen bei mir vielleicht unter? Ganz ehrlich, ich habe mich schon oft dabei ertappt, dass ich gerade für diese Störer anfangs die größten Sympathien habe.
    Ist eine leise Unterrichtsstunde auf jeden Fall besser als eine in der zwischendurch auch viel gequatscht wird? Inzwischen habe ich da einen richtigen Tick entwickelt. Ich gehe in Freistunden rum und lausche, wie laut die anderen Klassen sind. Vergleiche mich ständig mit anderen Lehrern. Bei wem sind sie lauter? Bei wem sind sie leiser? Wo "parieren" die Schüler? Und heute hat eine Kollegin bei mir hospitiert und sagte auch, dass die Schüler ja bei mir viel zu laut wären. Sie hat die gleiche Klasse und gehört zu den "Stecknadellehrern". Dabei fand ich aber, dass die Schüler trotzdem diesmal wirklich gut mitgemacht hatten. Und sie waren sogar leiser als sonst. Wie seht ihr das? Ist nur leiser Unterricht guter Unterricht?
    Danke für eurer Meinungen!
    Frauke

    • Offizieller Beitrag

    in aller kürze:


    nein, sicher ist leiser unterricht nicht immer guter unterricht. ich habe schon oft klassen gesehen, die leise sind, weil sie angst hatten (ok, angst ist viel. übertrieben, aber sowas ähnliches halt).


    und nein, allein von der lautstärke auf den lerneffekt zu schließen, ist auch zu kurz gedacht. stunden, in denen gruppenarbeit gemacht wird, arbeiten die schüler intensiv und eben auch mit einer gewissen lautstärke. dies ist dann eine produktive lautstärke.


    (anekdote: vor zwei jahren hatte ich eine zehnte, die sehr sehr ruhig war. immer, wenn ich mich zur tafel drehte und was dran schrieb, wurde es noch stiller in der klasse. irgendwann habe ich mich mal umgedreht und ihnen gesagt, dass sie mir angst machen...aber das war hat ne ruhige klasse....)


    lautstärke aber wird in dem rahmen, den du selbst nennst zum problem:


    - wenn die schüler sich gegenseitig beim lernen stören


    - wenn wenige so laut sind, dass die ganze klasse abgelenkt wird


    - wenn die nachbarklasse gestört wird


    - wenn du als lehrer/in dadurch in mitleidenschaft gezogen wirst (und da würde ich leider auch schon die beobachtung einordnen, dass du lange warten musst bis eine aufgabenstellung formuliert wird)


    dass es der kollegin "zu laut" ist, ist immer mit abstand zu betrachten. jeder hat ja seine eigene schwelle, wo "zu laut" beginnt.


    grüße


    h.

  • vielleicht ist das ein Trost, wenn ich sage: in meinem Unterricht ist es auch oft laut und zu großen Erklärungen kommt es nur wenn ich wirklich Geduld habe (manchmal kommt es einem halt doch ewig vor bis einem alle zuhören).
    Ich denk auch immer: Wie kriegen die Kollegen diese Kids nur so ruhig? ?(


    Deswegen würde ich aber meinen Unterricht nicht als schlecht bezeichnen. In Stillarbeitsphasen oder in Tests merkt man schon, dass der Lernstoff bei den Schülern ankommt. Merkst du das denn nicht an den Tests oder ähnlichem?

  • Bei mir geht es auch immer mal ziemlich laut zu. Vor allem, in meinem Franzoesischunterricht... :D Ich "entschuldige" das damit, dass es numal ne Sprache ist...und wir schliesslich sprechen sollen (Schreiben und Lesen ist nur Nebensache, im Grundschulbereich). Gut, dann sind se eben laut. Allerdings sind sie dennoch mehrheitlich mit ihren Aufgaben beschaeftigt.
    Heute hab ich die Klasse meiner Kollegin z.B. zum Einkaufen geschickt. Erst haben wir uns ihre Videos aus der letzten Stunde angeschaut und sie haben vor Lachen fast unter den Tischen gelegen...und dann haben sie versucht ihr Franzoesisch in ihren Gruppen weiter zu ueben, damit wir naechste Woche ne bessere Version filmen koennen. :D Das ist eigentlich eine sehr ruhige Klasse. Als problematisch hab ich die Lautstaerke jetzt aber nicht angesehen.


    Generell muss ich aber zugeben, dass meine Klassen selten "still" sind. Ich bin ja selbst ziemlich aufgedreht. Wenn es allerdings sein muss (in Tests, z.B.) gibt's bei mir im Raum keinen Mucks...und ich bekomm meine Klasse innerhalb von 5 Sekunden absolut still.


    Es kommt wohl immer darauf an, was du im Unterricht machst und wie du deinen Unterricht aufbaust. Ich arbeite sehr viel mit Partner- und Gruppenarbeit (vor allem in Mathe), was bedeutet, dass Schueler reden muessen. Alles andere waere unsinnig. Wenn Unterhaltungen zu sehr/lange abschweifen, greife ich schon ein...und dann ist die Konzentration auch schnell wieder auf die Aufgaben gerichtet. Generell machne meine Schueler aber gute Fortschritte,...und ihre Lernpartner sind eher hilfreich statt hinderlich.

  • Zitat

    Ich bin ja selbst ziemlich aufgedreht.


    Ich denke, darauf kommt es ganz stark an. Ich bin auch eher ein quirliger Lehrer, dadurch stachel ich automatisch die Klasse an, ebenfalls etwas lauter und flappsiger zu sein. Wichtig ist nur, dass ich sie in den richtigen und wichtigen Momenten zur Ruhe bitten darf. Ich behaupte einfach mal, dass ich (bin in einer GS) mehr auf die Klassenregeln achten muss, als ein sehr ruhiger Lehrer. Mein Verhalten verleitet die SuS dazu mehr Scherzchen zu machen und einfach mal nen Spruch in die Klasse zu rufen. Das erlaube ich auch in bestimmten Phasen des Unterrichts. Deshalb muss ich in anderen Phasen allerdings immer wieder auf die Regeln hinweisen. Mir ist also bewusst, mein Lehrerverhalten verursacht die "Unruhe", wobei ich lieber von lockerer, entspannter Klassenatmosphäre sprechen möchte. Da mein Unterricht sehr offen gestaltet ist und die SuS häufig in frei gewählter Sozialform, Sitzform, auf Decken oder auf dem Flur arbeiten können, steigt der Geräuschpegel ebenfalls. Wenn ich möchte, bekomme ich sie aber innerhalb kürzester Zeit ruhig (und während UB sind sie einfach nur wahre Schätzchen!!! :D).

  • Ich finde es sehr problematisch, sich mit anderen Lehrern zu vergleichen. Es gibt Lehrer, die haben immer die etwas lauteren Klassen - ich gehöre auch dazu. Ich bin selbst nicht gerade ein phlegmatischer Typ, eher aufgedreht und extrovertiert und meine Klassen sind entsprechend. Stllarbeitsphasen sind wichtig, aber dauerstill sind meine nie. Deswegen lernen sie trotzdem !! Sei so, wie du bist und verbieg dich nicht. Schüler merken es, wenn du unecht bist. Wenn du aber dir treu bleibst, dann lernen sie sicher auch was. Trotz Lermpägel :)

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Puh! Ihr habt mir irgendwie einen Stein vom Herzen fallen lassen. Ihr habt Recht, natürlich passt es nicht, wenn meine Klassen total ruhig und konzentriert wären. Bin ich ja auch nicht. Ich kann keine 3 min am Pult sitzen, ohne unruhig zu werden. Ich muss dann aufspringen und rumlaufen und gucken, was die machen. Nur in letzter Zeit war ich durch diese Fixiertheit auf Lautstärke so zunehmend frustriert, dass mir der Humor abhanden kam und ich sehr gereizt reagiert habe. Dann schlägt diese "positive" lockere und laute Atmosphäre schnell um in eine aggressive Unruhe. Hoffentlich kriege ich in meiner 7 noch die Wende zur lockeren Stimmung wieder hin! Ich weiß nicht, ob sie in Tests gut abschneiden und überhaupt gut vorankommen. Schließlich bin ich ja erst seit 4 Wochen in der Klasse.


    Und ja, wenn die Unruhe meine Arbeit behindert, ich also zu lange mit Anweisungen warten muss. Das ist schon zu laut. Definitiv. Aber das liegt ja auch gerade wieder an meiner Unruhe. WEIL ich nicht still sitzen kann und dann rumlaufe und sehe, dass vier Schüler den gleichen Fehler machen bzw. die Arbeitsanweisung nicht genau verstanden haben, dann unterbreche ich gleich wieder die Arbeit aller und präzisiere oder stelle den Arbeitsauftrag noch mal klarer ... was dann natürlich ALLE wieder raus bringt. Da muss ich dringend an mir arbeiten. Ich bin zwar schon alt (40), habe aber einfach noch nicht viel Unterrichtserfahrung. Innerhalb von 5 sek alle wieder ruhig? Toll - aber wenn die Lehrerin z.b in einer (nicht so stillen) Stillarbeitsphase von 10 min etwa 4 mal zwischendurch allgemeine Ruhe fordert, nur weil sie mal wieder den Arbeitsauftrag nicht klar genug gemacht hat - kein Wunder, dass dann selbst der liebste Schüler abdriftet, oder?


    Jedenfalls bin ich mit etwas Abstand vom hospitierten Unterricht und Gespräch mit der Kollegin schon wieder besser drauf. Warten wir mal die nächsten paar Wochen ab.
    Danke für eure Antworten!

  • Zitat

    Original von Koko
    WEIL ich nicht still sitzen kann und dann rumlaufe und sehe, dass vier Schüler den gleichen Fehler machen bzw. die Arbeitsanweisung nicht genau verstanden haben, dann unterbreche ich gleich wieder die Arbeit aller und präzisiere oder stelle den Arbeitsauftrag noch mal klarer ... was dann natürlich ALLE wieder raus bringt. Da muss ich dringend an mir arbeiten.


    Das mach ich genauso, und wird von meiner Stufenleitung auch so erwartet. Ansonsten erklaert man ja fuenfmal das Gleiche, und das ist dann wirklich nicht hilfreich. Besonders, weil ich mit differenzierten Arbeitsgruppen in meinen Klassen arbeite, ist sowas schneller geregelt, als wenn staendig wer aufsteht und mich mit meiner Fokusgruppe stoert.
    Einige meiner Kollegen unterrichten vom Pult aus...und verbringen dort die meiste Zeit der Stunde. Das koennte ich einfach nicht, und empfinde ich persoenlich auch nicht als gute Unterrichtspraxis.


    Zitat

    Original von Koko Innerhalb von 5 sek alle wieder ruhig? Toll -


    Das hat einiges an Uebung gebraucht. Meine Klasse ist drauf "trainiert", auf nen Countdown zu reagieren. Das hab ich ihnen von der ersten Stunde an klar gemacht und auch geuebt. Ich zaehle meist von 5 runter. Wenn ich in die Minuszahlen gehen muss, verlieren sie Pausenzeit.
    Sowas braucht aber etwas Zeit. Schliesslich hab ich meine Klasse schon seit September.


    Zitat

    Original von Koko aber wenn die Lehrerin z.b in einer (nicht so stillen) Stillarbeitsphase von 10 min etwa 4 mal zwischendurch allgemeine Ruhe fordert, nur weil sie mal wieder den Arbeitsauftrag nicht klar genug gemacht hat - kein Wunder, dass dann selbst der liebste Schüler abdriftet, oder?


    4 mal in 10 Minuten ist schon etwas schwierig und stoert die Konzentration. Bei mir ist der Arbeitsauftrag (auch mal Mehrzahl, farblich auf die Gruppe abgestimmt) an der Tafel und darauf verweise ich dann einfach, wenn Fragen aufkommen. Zusaetzlich haben sie Lernpartner, die sie fragen koennen, wenn sie was nicht verstehen. Es geht darum Kindern Mittel zu geben um sich selbst helfen zu koennen und nicht immer gleich zum Lehrer zu rennen.
    Wenn deine Arbeitsauftraege recht komplex sind, versuch die Stunde in Abschnitte einzuteilen. 10 Minuten arbeiten, Feedback, neuer/erweiterter Arbeitsauftrag, 10 Minuten arbeiten, etc.

  • Wie du bist alt *lach* man ist ja so jung wie man sich fühlt.... Und wenn du so quirlig bist.... Also ich fühle mich dann eher wie Mitte 20 lol


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

    • Offizieller Beitrag

    Witzigerweise muss ich die von mir betreuten Reffis und Praktikanten oftmals bei Gruppenarbeit am Pult festhalten, damit sie lernen, die Schüler auch mal ARBEITEN zu lassen. Und sie dabei zu beobachten. Dann fällt nämlich schnell auf, dass durchschnittlich mehr Schüler arbeiten als im herkömmlichen Unterricht - obwohl es lauter ist.


    Man kann, meiner Meinung nach, lernen, vom Pult aus a) mitzubekommen, wer arbeitet und wie sehr b) zu steuern und c) für Disziplin zu sorgen.


    Und ich denke, grad bei Gruppenarbeit ist es wichtig, die Schüler arbeiten zu lassen. Wenn ich die ganze Zeit dabei stehe, kann ich auch andere Sozialformen machen.


    Die Arbeitsaufträge würde ich immer schriftlich formulieren, am besten auf Folie, damit sie jeder bei Bedarf nachlesen kann.

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    Man kann, meiner Meinung nach, lernen, vom Pult aus a) mitzubekommen, wer arbeitet und wie sehr b) zu steuern und c) für Disziplin zu sorgen.


    Und ich denke, grad bei Gruppenarbeit ist es wichtig, die Schüler arbeiten zu lassen. Wenn ich die ganze Zeit dabei stehe, kann ich auch andere Sozialformen machen.


    Das hatte ich allerdings nicht gemeint. Ich arbeite nunmal im Grundschulbereich, und in meiner Klasse hab ich momentan Schueler mit ner Leistungsspanne von 2.-6. Klasse. Von daher gibt's bei mir mindestens drei verschiedene Gruppen, die verschiedene Arbeitsauftraege haben. Dazu muss ich dann mit einigen Schuelern arbeiten (denn einer meiner Jungs kann nicht schreiben, zwei haben ein Lesealter von 6 und eins meiner Maedels hat das Verstaendnisniveau einer 5-Jaehrigen...waehrend ne andere ne Konzentrationsspanne von ganzen 5 Sekunden zu haben scheint), und koennte wirklich nicht nur am Pult sitzen und sonstwas machen. :D


    Das geht vielleicht bei den Aeltern, dass man da nicht "mitarbeiten" muss.

  • Seh ich genauso - ich denke, dass es bei den eher quirligen lehrern, zu denen ich mich auch zählen würde - auch nicht so ruhig ist, weil ihre persönlichkeit einfach abfärbt.
    ich verlange auch keine absolute ruhe - und mit angst und einschüchterung arbeiten - wie dies leider viele kol noch immer tun - ist ja wohl päd. mottenkiste.
    ich finde aber sehr wohl, dass es auch absolute stillarbeits- und ruhephasen geben sollte - nur geht dies halt nicht bei allen sus.


    ich finde es eher erschreckend, wieviele völlig temperamentlose sus es zu geben scheint, die sich durch nichts und niemand zu einer äußerung hinreißen lassen - in meiner 11 z. B. da wünschte ich mir manchmal ein paar von meiner alten rabaukenschulen zurück, die einfach durch ihre frechen bemerkungen das eis brechen!


    also zu liebe klassen finde ich genauso anstrengend wie zu freche!

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • gegen den ich selbst leider auch schon oft verstoßen habe - am anfang llieber etwas strenger auftreten, dann kann man nach und nach lockerer werden.
    leider mach ich auch immer den fehler, mich am anfang zu freundlich zu präsentieren und den sus das gefühl zu geben, dass von mir nix zu befürchten ist - leider nutzen einige das dann aus, und man kann später ein echtes problem bekommen!

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    Und ich denke, grad bei Gruppenarbeit ist es wichtig, die Schüler arbeiten zu lassen. Wenn ich die ganze Zeit dabei stehe, kann ich auch andere Sozialformen machen.


    Was machst du dann vom Pult aus?
    Wirklich einfach nur offen und ersichtlich zusehen?
    Ich kenne es von mir, dass ich anfangs vorne bleibe, ins Klassenbuch eintrage und möglichst sinnvolle, stundenbezogene Sachen erledige, aber nach einer Weile hat sich das dann erledigt. Man könnte natürlich den Unterricht für die Stunde danach machen, aber das kommt auch nicht so gut an... ;)
    Meistens stehe ich dann doch nach ein paar Minuten auf und gehe zu den Gruppen hin, helfe oder sehe zu.

    • Offizieller Beitrag

    Unterschiedlich:


    - zu Beginn ignoriere ich sie...kruschtle vor mich hin, klassenbuch, blätter sortieren etc., irgendwas demonstrativ uninteressiert
    - dann umsehen, Blick von Gruppe zu Grupp schweifen lassen, wenn zu laut dann niederschwellig eingreifen (Finger vor den Mund legen, streng schauen)
    - umsehen und Noten überlegen
    - auch mal jemanden anlächeln
    - ja, und dann...langweilen...oder mit meinem iPad irgendwas machen...oder lesen...aus dem Fenster schauen...manchmal gehe ich auch aus dem Klassenzimmer und kurz ins Lehrerzimmer, wenn der Weg kurz genug ist, trinke eine Tasse Kaffee (aber nur bei Klassen, denen ich vertraue)...wenn unterwegs ein Klassenzimmer offen steht, gehe ich rein und setze mich dazu, mache ein wenig Englisch oder Mathematik mit...Schwätzchen im Kopierraum...sowas halt.


    Aber noch mal zum Anfang: ich habe gemerkt und beobachte es bei Praktikanten immer, dass Schüler keine Fragen haben und still vor sich hin arbeiten, aber sobald sich "der Lehrer" nähert, gehen die Finger hoch und plötzlich kommen Fragen...d.h. erst durch die Lehrperson wird provoziert, dass Probleme entstehen.


    Ich habe daher auch eine wichtige Regel eingeführt, die ich immer wiederhole:


    1. Wenn du eine Frage hast, frag deinen rechten Gruppenpartner.
    2. Wenn er nicht Bescheid weiß, frag den linken.
    3. Wenn der auch nichts weiß, denk noch mal nach.
    4. Denk noch mal nach.
    5. Wenn keiner was weiß und ihr ohne die Antwort nicht weiter arbeiten könnt, schickt EINEN nach vorn zu mir, der mir die Frage stellt.


    Auf diese Weise erübrigen sich viele Fragen.


    Und ich ignoriere konsequent alle anderen Fragen, die nicht auf diese Weise kommen.

  • Ach ja, das hört sich ja schön an - ein Schwätzchen im Kopierraum, ipad-surfen und das alles während die Schüler nett arbeiten ;) . Vielleicht komme ich da auch noch mal hin.
    Ja, Arbeitsaufträge an die Tafel schreiben. Das ist gut. Bis jetzt lasse ich das immer noch einmal von jemandem wiederholen. Ich gebe auch immer noch Zeit und frage, ob es dazu Fragen gibt. Dann meldet sich original NIE jemand. Dafür finde ich manchmal noch 5min später jemanden, der nicht weiß, was er machen soll und bisher nur in sein Heft gemalt hat.
    Tja und meist fällt mir eben erst später auf, dass die Aufgabe nicht gut formuliert war, das man noch was ändern muss usw.. Das könnte ich dann natürlich an der Tafel einfach hinzufügen und dann stumm drauf deuten. Oder Dinge noch mal farbig unterstreichen. ... in manchen Klassen habe ich allerdings kaum den Mut, mich umzudrehen und was an die Tafel zu schreiben!


    Wie lange muss man unterrichtet haben, bis alles einigermaßen läuft - oder man sich an das Nichtlaufen gewöhnt hat? Bisher haben mir alle gesagt, wenn man mal einen ganzen Jahrgang durch hat. Also, bei mir an der Realschule eben 5 Jahre. Dann liegt ja noch eine sehr lange Durststrecke vor mir. Ich denke, dass ich schon deutlich gemacht habe, dass ich kein geduldiger Mensch bin.

    • Offizieller Beitrag

    Diese 5-Jahres-Regel habe ich auch am Anfang gehört...und kann sie bestätigen. Das hat aber nicht damit zu tun, dass man dann quasi alles zusammen hat und nur noch aus dem Ordner unterrichtet.


    Eher damit, dass du nach 5 Jahren


    - einen Ruf an der Schule hast (, der hoffentlich gut ist :D...also ich wusste, dass ich es geschafft habe, wenn ich auf dem Weg zum Klassenzimmer war und vor mir Schüler wegspritzten mit dem obligatorischen "Der Hawkeye kooooomt.")


    - ziemlich viele Situationen erlebt hast, in denen du in erster Reaktion hilflos warst (was du natürlich nicht gezeigt hast) und es doch überlebt hast


    - eine feste Position im Kollegium hast (und nicht die niederen Jobs machen must (Kaffeekasse, Sicherheitsbeauftragter....ich hoffe, ich trete hier niemandem zu nahe)


    - auf jeden blöden Satz von Schülern einen guten Spruch drauf hast


    - du nachmittags zuhause auch mal über was anderes reden kannst, außer Schule



    Angst, Schüler den Rücken zuzudrehen, hatte ich aber nie...hätte mir da erst Gedanken gemacht, wenn neben mir an der Tafel Obst zerplatzt wäre. (Das habe ich mal von einem benachbarten Gym gehört)

  • Zitat

    diese "positive" lockere und laute Atmosphäre


    Ohne dir zu nahe treten zu wollen: Es gibt keine positive laute Atmosphäre. Nach meinen Beobachtungen in meinen eigenen Stunden und in den Unterrichtsbesuchen bei den KollegInnen wage ich die Behauptung, dass in einer 1-alle Kommunikationssituation (Lehrervortrag, Referat, Unterrichtsgespräch) JEDE Form von Unruhe unmittelbar leistungsmindernd wirkt.


    Produktive Lautstärke kann es mMn nur in freien Unterrichtsformen geben; auch hier ist die zumutbare Grenze aber schnell überschritten, sodass sich die Lautstärke bei vielen Schülern, die Ruhe zum Arbeiten brauchen, konzentrationsmindernd auswirkt. Deshalb sind freie Arbeitsformen in unseren Schulen ja so schwierig anzuleiten; weil unsere Räume dazu schlicht oft nicht geeignet sind.


    Ich würde dir dringend raten, an deinem Auftreten, deiner Struktur und deiner Konsequenz dahingehend zu arbeiten, dass in den beschriebenen 1-alle Situationen Ruhe herrscht. Der Hinweis, dass du selbst ja ein quirliger Typ bist, hilft glaube ich nicht viel weiter, sondern ist dann eher eine Ausrede. Man kann das lernen:


    Unterrichte erst dann, wenn es leise ist. Und nur dann. Wenn ein Schüler sich meldet und etwas sagen möchte, während die Klassenkameraden noch quatschen, bitte ihn/sie zu warten, bis alle zuhören. Arbeitsaufträge sind grundsätzlich so eindeutig zu stellen, dass es keine Unruhe gibt, die sich in der Unsicherheit begründet, was die Kinder machen sollen. Überlege dir für jeden Arbeitsauftrag anfangs die genaue Formulierung und bring sie schriftlich mit (für dich). Komplexere Aufträge grundsätzlich schriftlich fixieren. Komm nicht zu spät und beende die Stunde pünktlich. Formuliere Regeln und halte sie strikt ein, inklusive der im Vorfeld bekannt gegebenen Konsequenzen bei Nichteinhaltung.


    (Jüngere) Schüler können sich nicht 45 Minuten konzentrieren. Rhythmisiere deshalb deinen Unterricht und sorge vor allem dafür, dass Phasen der Bewegung und Entspannung darin vorkommen. Und wenn's nur ist, dass du ein Blatt nicht austeilst, sondern vorne hinlegst und jeder muss es selber holen. Das gibt ein kurzes Ventil, eine klar definierte Phase der Unruhe und dann, wenn jeder vor seinem Blatt sitzt und ruhig ist, kannst du weitermachen. Aber nicht vorher.


    Ich hoffe, du bist mir ob der klaren Worte nicht sauer; ich bin aber fest davon überzeugt, dass Ruhe im Unterricht einer der zentralen Schlüssel für Unterrichtsqualität und damit auch Lernerfolg ist.

  • Kaffee trinken, Schwätzchen halten, in andere Klassenzimmer schauen.... Oh Mann , ich hab den falschen Job. Weder bei den Kleinen und schon gar nicht bei den Großen könnte ich das machen. Aber: Hey, bei uns direkt nebendran ist ne Realschule. Da frag ich mal nach, ob sie mich brauchen können *grins*

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

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