Ungewöhnliche Kombi oder ein Hauptfach?

  • Hallo!


    Ich will jetzt kein großes Fass aufmachen was die Einstellungschancen im Lehrerberuf angeht, da das Thema ja hier schon oft diskutiert wurde. Aber mich würde interessieren, ob es denn heutzutage noch unbedingt vorteilhaft ist, im Lehramtsstudium eines der großen Hauptfächer zu studieren? Ich rede von Deutsch, Mathe oder Englisch. Interessant ist für mich momentan das Lehramt für Haupt- und Realschulen. Bevorzugt in NRW.


    Ich habe von der Einstellungspraxis an Schulen keine Ahnung. Und von manchen Leuten, von denen man nicht weiß, ob die Ahnung haben, hört man, man solle eine ungewöhnliche Fächerkombination haben, andere sagen, ein Hauptfach sollte man auf jeden Fall haben. Und wenn ich mir die meisten Lehramtsstudenten anschaue, da hat ja fast jeder entweder Deutsch, Mathe oder Englisch.


    An den Unis kann man oft so kombinieren, wie man lustig ist. Aber wenn ich mich für ein Studium mit zwei Nebenfächern entscheiden würde, meinetwegen z.B. Sozialwissenschaften und Religion, welche Nachteile hätte man gegenüber jemandem, der Deutsch und Religion studiert hat? Wählt die Schule dann wirklich nach Fächerbedarf aus, oder wird zuerst der Hauptfachlehrer eingestellt, der dann in einem der beiden Nebenfächer einspringt? (Denn Hauptfachlehrer sind für Schulen grundsätzlich interessanter?)


    Vielleicht ist meine Frage zu theoretisch, aber wie läuft das denn tendenziell ab mit Menschen, die "nur" Nebenfächer studieren? Geht das dann auch wirklich nach Fächerbedarf?


    LG
    Miriam

    • Offizieller Beitrag

    Die Schulen wählen schon nach Fächerbedarf aus. Allerdings ist ein Hauptfach, in dem es keinen Lehrermangel gibt (z.B. Deutsch) allemal besser als ein Nebenfach, in dem es keinen Lehrermangel gibt (z.B. Erdkunde), weil insgesamt der Lehrerbedarf in den Hauptfächern größer ist, da diese in der Regel in allen Klassenstufen (von der 2. Fremdsprache mal abgesehen) und mit einer höheren Stundenzahl unterrichtet werden und eine Schule im Notfall lieber Stunden in einem Nebenfach kürzt als in einem Hauptfach.
    MOMENTAN (aber ich kann dir nicht sagen, wie es in ein paar Jahren sein wird) sind die Einstellungschancen in NRW in der Sek I mit Englisch und Mathe ziemlich super - um nur mal von den Hauptfächern zu sprechen - ich würde sagen, in Französisch sind sie sogar noch besser, da es nur wenig Sek-Französischlehrer in NRW "auf dem Markt" gibt und in Deutsch sind sie nicht schlecht, wenn man ein gutes Zweitfach hat. Bei uns damals (mein Ref ist aber inzwischen schon 6 Jahre her) haben nur die Leute überhaupt keine Stellen (bzw. keine Stellen in NRW) bekommen, die Kombinationen wie Textilgestaltung/Erdkunde oder Textilgestaltung/Geschichte hatten. Leute mit anderen Kombinationen, die nicht so toll waren, mussten ein halbes Jahr als Vertretungslehrer arbeiten und haben dann eine feste Stelle bekommen. Inzwischen sind die Stellenchancen in der Sek I in NRW aber eher günstiger als damals.


    Ich kann aber nur von der momentanen Situation sprechen; wie es in ein paar Jahren sein wird, weiß ich leider nicht. Dazu gibt es bestimmt Prognosen irgendwo im Netz, diese sind aber generell mit Vorsicht zu genießen. Bei uns hieß es damals (in den 90ern), dass meine Traumkombi Französisch/Englisch LA Gymnasium absolut überlaufen wäre und man damit keinerlei Einstellungschancen hätte, für Französisch an der Realschule wurde Ähnliches prognostiziert. Also habe ich mich für einen Kompromiss aus den damals prognostizierten Einstellungschancen und meinen Interessen entschieden. Als ich mit dem Studium fertig war, stimmten die Prognosen aber leider nicht mehr und mit dem Studium, das ich eigentlich hatte machen wollen, hätte ich zu diesem Zeitpunkt ganz gute, inzwischen wahrscheinlich sogar hervorragende, Stellenchancen gehabt.

  • Du solltest ein Hauptfach studieren, erstens aus den genannten Gründen. Und zweitens, weil ein Lehrerleben ohne Hauptfach imho problematisch sein kann (ohne dass ich damit den Kollegen zu nahe treten will, die nur Nebenfächer haben - mir ist schon klar, dass hier auch die Einzelsituation wichtig ist...) Nachteile können sein:


    - Wenige Stunden in einzelnen Klassen, dadurch sehr viele Schüler bei gleichzeitig geringem Kontakt zu den Schülern.
    - Nur Stunden, in denen Schüler den Endruck haben, das Fach/der Unterricht seien weniger wichtig/irrelevant/zu vernachlässigen.
    - Wenn es schlecht läuft auch noch Kollegen und Vorgesetzte, die Dich nicht ganz für voll nehmen.


    Das hängt natürlich auch noch von den Nebenfächern selbst ab, wenn Du also nur Naturwissenschaften machst, sind eventuelle Probleme sicher kleiner als bei Religion/Musik. Aber tendenziell würde ich aufs Hauptfach dann doch nicht verzichten.

  • Danke für eure Antworten.


    "Leider" ist es so, dass meine Interessen eher bei anderen Fächern liegen und nicht bei den Hauptfächern. Aber nach euren Antworten habe ich jetzt wenigstens die Gewissheit, dass es nicht total wahnwitzig ist, nur Nebenfächer zu studieren.


    Ein Fach wird sicherlich Sozialwissenschaften sein, beim anderen bin ich mir noch nicht so sicher ;)

  • danke für eure antworten.


    eine sache würde mich auch noch interessieren - vielleicht wieder ne blöde frage, aber ich kenn mich ja nicht aus: wenn schulen nach lehrern suchen, wird dann nur nach lehrern mit zwei an dieser schule gesuchten fächer gesucht? oder werden lehrer auch manchmal nur für ein fach, das sie studiert haben, eingestellt?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Il_Grido
    danke für eure antworten.


    eine sache würde mich auch noch interessieren - vielleicht wieder ne blöde frage, aber ich kenn mich ja nicht aus: wenn schulen nach lehrern suchen, wird dann nur nach lehrern mit zwei an dieser schule gesuchten fächer gesucht? oder werden lehrer auch manchmal nur für ein fach, das sie studiert haben, eingestellt?


    Auch das gibt es. Du musst dir mal in NRW bei Leo http://www.schulministerium.nr…?action=872.5115940224391 die Stellenausschreibungen anschauen.Momentan sind da nicht viele Stellen drin, da es immer ein paar feste Termine im Jahr gibt, an denen die neuen Stellen ausgeschrieben werden.
    Ich habe dir mal ein Angebot als Beispiel hier reinkopiert:



    Allerdings werden v.a. gesuchte Fächer häufig ausgeschrieben. So denke ich, dass es beispielsweise kaum eine Schule gibt, die z.B. "Textilgestaltung beliebig" ausschreibt. Und falls es mehrere Bewerber mit dem gesuchten Fach gibt, ist dein Zweitfach ja auch nicht unwichtig. Ich denke, eine Schule, die Deutsch sucht und einen Deutschlehrer bekommen kann, der z.B. auch Bio unterrichtet (falls die Schule in Bio nicht total überlaufen ist), wird diesen möglicherweise gegenüber jemandem bevorzugen, der ein Zweitfach hat, das diese Schule so gar nicht braucht.


    Die Fächerkombi ist aber auch nicht das einzige ausschlaggebende Kriterium. Wichtig ist auch, wie flexibel du in räumlicher Hinsicht bist, ob du sehr stark auf eine Region begrenzt bist (schwierig wird es insbesondere in Unistädten oder sonstwie beliebten Städten oder Gegenden) und somit eher darauf angewiesen bist, eine gute Fächerkombi zu haben oder ob du flexibel bist und auch in ein anderes Bundesland oder eine Gegend gehen würdest, die vielleicht nicht so beliebt ist.


    Die Kombi Sowi/Geschichte, Sowi/Politik (falls das überhaupt geht) oder Sowi/Erdkunde würde ich übrigens nicht wählen; einerseits deshalb, weil es keine gesuchte Fächerkombi ist und weil die Fächer zu nah sind und du in manchen Schulformen als Sowi-Lehrer die anderen Fächer wahrscheinlich eh mitunterrichten würdest bzw. es an manchen Schulformen das Fach "Gesellschaftswissenschaften" gibt und diese Fächer nicht einzeln unterrichtet werden.

Werbung