Stundenziele/Lernziele

  • Hallihallo,


    irgendwie komme ich noch immer nicht mit den Stundzielen bzw. Lernzielen zurecht. Mir wurde gesagt, dass bei den Lernzielen nur das stehen darf, was die SuS nach der Stunde an Lernzuwachs gewonnen haben. Dafür dürfe aber nichts über Methoden stehen (z.B. Die SuS beschreiben die Gefühlswelt des Protagonisten).


    Gibt es irgendwelche guten Tipps oder Rezepte, wie man sich bei der Formulierung von Lernzielen/Stundenzielen helfen kann?

  • Du machst die Stunde ja, damit die Schüler am Ende der Stunde etwas besser oder mehr können als noch am Anfang der Stunde. Wenn du dir das überlegst, kommst du zu deinem Stundenziel. Die Formulierung "Die Schüler beschreiben die Gefühle des Protagonisten" formuliert dabei ja eher den Weg bzw. das Wie und keine Kompetenz.

  • Ich habe mir das immer so gemerkt:


    Die Sus sollen.....KÖNNEN



    WAS sollen sie am Ende der Stunde gelernt haben? Was sollen sie können? Wo sollen sie welche Kompetenzen erworben oder vertieft haben??


    Wenn die Schüler etwas beschreiben, ist das ein Vorgang im Unterricht, kein Lernziel .
    Wenn du aber schreibst, die SuS sollen die Gefühlswelt des Protagonisten verstehen/ sich in ihn hineinversetzen können, ist das ein Lernziel...


    LG Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Zitat

    Original von Panama


    Wenn die Schüler etwas beschreiben, ist das ein Vorgang im Unterricht, kein Lernziel .
    Wenn du aber schreibst, die SuS sollen die Gefühlswelt des Protagonisten verstehen/ sich in ihn hineinversetzen können, ist das ein Lernziel...


    Also wir sollten das 'sollen ... können' immer weglassen. Bei uns wäre die Formulierung: Die SuS beschreiben die Gefühlswelt ... . glaube ich durchgegangen. Was nicht gezählt hätte, wäre: Die SuS unterstreichen im Text relevante Stellen und vergleichen diese mit ihren Mitschülern. Vielleicht so: Anhand ausgewählter Textstellen beschreiben die SuS die Gefühlswelt des Protagonisten xy.

  • Kenne ich auch so: "sollen" ist verboten. Dafür immer: "Die SuS können...". Die Methode kann Inhalt des Kernanliegens sein, wenn es dir z.B. darum geht ein Methode einzuführen (Einführung der Methode "markieren" im DU). Ansonsten kannst du dein Kernanliegen immer mit dem "indem" Satz aufpeppen. Ist aber wirklich kompliziert und die Fachleiter widersprechen sich dort gerne selber.


    "Die SuS können......., indem sie......"

  • Du kannst dich bei Lernzielbeschreibungen (auch den kompetenzorientierten) an Blooms Taxonomie orientieren. Vr allem auch, weil die einzelnen Stufen auf einander aufbauen, z.B.
    "die Schüler/innen erklären mit eigenen Worten..." würde ich der Taxonomiestufe "verstehen" zuordnen und diese setzt Reproduktion von Wissen vorraus. D.h. wenn deine Schüler/innen mit eigenen Worten etwas erklären können, kannst du davon ausgehen, dass sie Wissen reproduzieren können und dass sie es verstanden haben, was dann das eigentliche Lernziel wäre. Das allerdings ist nicht unmittelbar sichtbar, deswegen die andere Formulierung.


    Gute Formulierungen findest du auch in "Kooperatives Lernen" von Green & Green. Die haben u.a. auch die Formulierungen der Bloomschen Taxonomie erweitert.


    Anderes Beispiel: "Die SuS können..." ist nicht so ohne weiteres sichtbar, aber "Die SuS markieren im Text alle Substantive." ist unmittelbar sichtbar (weil beobachtbar), setzt vorraus, dass sie es können (das markieren), dass sie wissen was ein Substantiv ist, woran man es erkennt usw..


    Also einfach mal bei Gree & Green nachschauen, das bekommt man schnell 'ne Idee :)


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Wir haben gelernt, dass ein Lernziel das ist, was du in der Stunde konkret vermitteln willst. Frag dich also: was sollen die SuS nach der Stunde gelernt haben? Beim Formulieren sollte man immer sog. Operatoren verwenden, diese beschreiben genau auf welchem Niveau das Wissen wiedergegeben und gekonnt werden soll.

  • Zitat

    Original von Phönix
    Mir wurde gesagt, dass bei den Lernzielen nur das stehen darf, ...

    Wer sagt das? X(


    Ich staune immer wieder, mit welchen Dingen sich Referendare heute immer noch herumschlagen müssen. Ob nun ‚können‘ oder ‚sollen‘ ist doch ebenso unwichtig, wie die Frage, ob in Bildungsplänen Substantive oder Verben zu stehen haben, mit der wir seinerzeit behelligt wurden. Offenbar hat sich da kaum etwas geändert.


    Lieber Phoenix: Formuliere es so, wie es dein Seminarleiter wünscht, sofern es für eine Ausarbeitung ist, die du ihm vorlegen musst, und pass auf, dass du nicht in eine Falle tappst: Die Lernziele sollst schließlich nicht du formulieren, sondern neuerdings zusammen mit den Schülern entwickeln. :rolleyes:


    Wichtiger ist vielmehr, dass die Schüler wissen, was sie in der Unterrichtsstunde lernen sollen und was von ihnen erwartet wird, und die interessieren sich nicht für solche Feinheiten.


    In UK dienen dazu beispielsweise Akronyme, die schüler- und altersgemäß ergänzt während der Unterichtsstunde neben der Tafel zu hängen haben.


    WALT, WILF AND TIB‘S


    WALT stands for "We are Learning To". It is a reinterpretation of the teachers lesson objectives (or learning intentions), phrased in a way that pupils can easily understand.


    WILF stands for "What I'm Looking For". It is a way of explaining the lesson outcomes to the pupils in terms that they can understand and find friendly. "By the end of the lesson your work will look like . . ." You may have to do several different versions of WILF according to the variations in ability levels in your groups.


    TIB’s stands for "This Is Because." To help to engage the pupils we are explaining the purpose of the work that they will be doing in a lesson. If pupils understand why they are doing something then they will put more effort into their work.


    Am Ende der Stunde schreiben die Schüler in ihre Hefte, was sie gelernt haben, was für sie leicht und was schwierig war und was sie für sich daraus folgern (‚next steps‘). Die Eltern werden darauf hingewiesen, zu Hause nicht zu fragen, was ihre Kinder heute in der Schule gemacht, sondern was sie gelernt haben.


    Ich finde dies sinnvoller und hilfreicher, als Referendare mit derartiger Begriffsklauberei in ihrer Kreativität einzuengen.

  • Wo kann man denn Vorgaben zur Stundenzielformulierung mal schwarz auf weiß in 2023 nachlesen? Wo kommen die Vorgaben her und was sind die Kriterien? Das was oben steht, kenne ich aus dem Ref, trotzdem hätte ich gerne mal Literatur, wo man dies in Ruhe nachlesen kann.

    Jemand eine Idee?

    Lieben Gruß

    FS

  • Bei uns im Ref wurde das mit Kompetenzangaben gelöst, z.B.


    Die Sus schulen...


    Methodenkompetenz durch Auswertung einer Textquelle


    Schreibkompetenz durch Erstellung eines Arguments unter kohärentem Einbezug von Behauptung, Begründung und Beispiel.

  • Der Fachlehrer erwartet diese Formulierung, die Fachleiterin jene Formulierung, der Schulleiter möchte im Stundenziel alle drei Anforderungsbereiche genannt haben, die Kollegin meint, es sei nur der Endzustand als Kompetenz zu formulieren. Auf wen aus der Didaktik kann ich mich beziehen, auf wen berufen, wenn es um Stundenthema und Stundenziel in NRW geht?

  • Der Fachlehrer erwartet diese Formulierung, die Fachleiterin jene Formulierung, der Schulleiter möchte im Stundenziel alle drei Anforderungsbereiche genannt haben, die Kollegin meint, es sei nur der Endzustand als Kompetenz zu formulieren. Auf wen aus der Didaktik kann ich mich beziehen, auf wen berufen, wenn es um Stundenthema und Stundenziel in NRW geht?

    Dann würde ich mich in diesem Fach nach den jeweiligen Vorgesetzten richten. Je nach dem, an wen der Entwurf geht.


    Oder du entscheidest dich für die Version, die dir am sinnvollsten erscheint: Am besten die entsprechenden Lehrer nach der zugrundeliegenden Literatur fragen, kannst ja damit begründen, dass du dich einlesen willst, um die für dich sinnvollste Version zu finden.

  • Der Fachlehrer erwartet diese Formulierung, die Fachleiterin jene Formulierung, der Schulleiter möchte im Stundenziel alle drei Anforderungsbereiche genannt haben, die Kollegin meint, es sei nur der Endzustand als Kompetenz zu formulieren. Auf wen aus der Didaktik kann ich mich beziehen, auf wen berufen, wenn es um Stundenthema und Stundenziel in NRW geht?

    Im Ref bist du in mancher Hinsicht halt der Tanzbär, der nach anderer Leute Musik tanzt. Ergo würde ich an deiner Stelle je nach Fach die eine oder andere Formulierungsweise adaptieren, dabei aber immer auch einen prüfenden Blick in den Bildungsplan werfen (so es etwas Derartiges bei euch gibt, hier in BW haben wir das), welche Operatoren dort für das jeweilige Fach genannt werden und wie diese genau zu verwenden sind. In meinen Fächern ergeben sich so durchaus bereits Unterschiede, weil eben manche Operatoren erkennbar fachspezifisch sind bzw. besonders relevant sind in bestimmten Fächern. Wenn der SL Stundenziele in allen drei Anforderungsbereichen genannt haben möchte, dann machst du genau das auch in jeder Stundenplanung. (Im Zweifelsfall ist AFB III dann eben Teil der Hausaufgabe im Ref bei mir gewesen und wurde zu Beginn der nächsten Stunden aufgegriffen und ggf. vertieft.)


    Mir würde persönlich keine Didaktik einfallen, in der sämtliche Operatoren fachspezifisch sortiert aufgeführt werden. Das ist aber auch nicht erforderlich, da die Operatoren Teil des aktuell gültigen Bildungsplanes hier in BW sind und in eben diesem Bildungsplan für jedes Fach tabellarisch aufgeführt und kurz erklärt werden. Uns wurde insofern im Ref beigebracht eben diese Operatoren für die (kompetenzbasierten) Formulierung der Unterrichtsziele konsequent zu verwenden ("Die SuS können X nennen, YZ erläutern und auf ein bekanntes Modell (A/B/C) selbstständig übertragen. Die SuS können sich vor dem Hintergrund von bekanntem Modell A ein eigenständiges Urteil zu Problem/Fragestellung/Hypothese/Leitfrage 123 bilden.").

    Ich habe gerade mal für Niedersachsen nach Operatoren und Bildungsplänen gesucht online und bin direkt über entsprechende Aufstellungen gestolpert im Rahmen der Kernncurrcula, die das Land Niedersachsen vorgibt. Dort wirst du also fündig werden.


    Ansonsten: Frag doch einfach ganz explizit die Leute, die die dir diese in deinen Augen widersprüchlichen Handlungsansweisungen geben, wo du das a) noch einmal nachlesen könntest und b) wie du die verschiedenen Vorgaben an deinem Seminar/deiner Schule unter einen Hut bringen sollst. Zu letztem Punkt kann es äußerst hilfreich sein, sich auch einfach mit anderen Anwärter:inne:n der eigenen Fächer auszutauschen, wie diese ihre Unterrichtsziele formulieren.

    Ich habe zu Beginn meines Refs tatsächlich auch mit diesem Teilaspekt (kompetenzbasierte Formulierung von Unterrichtszielen) zu kämpfen gehabt, da ich aufgrund meiner Berufserfahrung weniger Schulpraktika zu absolvieren hatte als meine Mitstudierenden, die eben diese Formulierungsvorgaben bereits im Rahmen weiterer Praktika (wo z.B. die Erstellung von Verlaufsplänen penibel besprochen wurde) erlernt hatten (weshalb das im Ref natürlich vorausgesetzt wurde, dass man das bereits kenne und wisse). Das war dann ein 5-min-Gespräch mit meiner Mitrefine an der Schule, wie ich diesen Teilaspekt (den mir ein Mentor direkt zu Beginn genannt hatte als nicht den aktuellen Vorgaben entsprechend) zu formulieren habe, der Rest hat sich durch die Lektüre des Bildungsplans nach und nach erschlossen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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