Zweifel an Lehramtsstudium

  • Hi!


    Ich komme aus Rheinland-Pfalz, habe jetzt schon mein Abitur hinter mir und auch schon einen Studienplatz sicher. Bachelor of Education mit den Fächern Französisch und Philosophie (exotische Kombination?).
    Dabei habe ich die Fächer gewählt, die mich wirklich zu 100% interessieren.
    Jedoch kommen jetzt, je näher der Studienbeginn rückt, immer mehr Zweifel auf, ob ich wirklich Lehramt studieren soll.


    Vielleicht mal kurz zu meiner Situation:


    Ich leide an Panikattacken, was mich jedoch nicht in meinem (Schul-)Alltag einschränkt, jedoch habe ich ein bisschen Bedenken, dass ich deshalb nicht als Lehrer geeignet bin.
    Diese Panik äußert sich bei mir jedoch nur in bestimmten Situationen, die in der Schule ohnehin nicht auftreten, als müsste ich mir eigentlich keine Sorgen machen; Zweifel bestehen dennoch.
    Für das Lehramtsstudium habe ich mich zu Beginn deshalb entschieden, weil ich so einerseits etwas aus meinen Augen sinnvolles tue und andererseits, weil ich den Schülern einen schöneren Schulalltag bieten möchte, als er mir geboten wurde (Beleidigungen seitens der Lehrer etc, was aber jetzt nichts zur Sache tut). Außerdem könnte ich so weiterhin mit Fremdsprachen arbeiten, wofür ich mich in der Schule am meisten begeistern kann (Latein, Englisch, Französisch und Italienisch)


    Des Weiteren habe ich auch noch einen Romanistik-Studienplatz zum Sommersemester. Da könnte ich auch meiner Fremdsprachenbegeisterung nachgehen und hätte im Nebenfach noch Jura, was mich auch ziemlich interessiert. Je näher die Entscheidung kommt, desto verunsicherter werde ich.


    Ich weiß auch, dass Ihr mir die Entscheidung nicht abnehmen könnt, aber vielleicht hat ja jemand eine Entscheidungshilfe.


    Liebe Grüße
    Cris!

    • Offizieller Beitrag

    Unter welchen Umständen tauchen die panikattacken denn auf?
    Auch wenn sie bislang mit deinem Schulalltag nicht zusammenhingen, einem Lehrer stellt sich das Gesamtthema "Schule" völlig anders dar als einem Schüler.
    Sicher bist du deswegen in ärztlicher Behandlung; vll kann der dir etwas dazu sagen.


    Du solltest unbedingt Praktika an Schulen verschiedener Art machen, damit du dir besser vorstellen kannst, wie es ist, vor einer Klasse zu stehen.
    Ansonsten lies dir mal hier im Forum die threads zu den Themen "Belastung" oder "burn out" durch. Zur Zeit läuft ein thread zum Thema: seid ihr gerne Lehrer.
    So erfährst du, was in dem Beruf so alles auf einen zukommt.
    Man muss schon extrem belastbar sein ;)

  • Hey,


    ich versuche mal aus meiner Sicht zu antworten:


    1) Panikattacken in Situationen die in der Schule nicht vorkommen:


    Du wirst nicht glauben was alles in der Schule vorkommen kann; was man da teilweise erlebt. Gut, deine Aussage ist schwammig - eine exotische Schlange zB wirst du in der Schule kaum erleben, aber bedenke: Klassenfahrten, Wandertage etc pp - in all solchen Situationen kommen Sachen auf dich zu womit du in der Schule nicht rechnen würdest.. Will sagen: Schulalltag ist mehr als Unterricht im Schulgebäude!


    2) deine Fächerwahl:


    Ich - ich persönlich nur - frage mich wie groß deine Einstellungs-Chancen mit dieser Fächerkombination sind. Mit Französich bist du denke ich zu einem großen Teil auf Gymnasium festgelegt, und Philosophie? KA, vlt. wirds dir als Religion/Ethik anerkannt, aber als klassisches Schulfach kenne ich das nicht..


    Zusammenfassend:


    Ich möchte dich weder für noch gegen das Studium beraten, aber diese beiden Punkte schossen mir spontan durch den Kopf.. Nur eines kann ich dir mit Sicherheit sagen: Ein Lehramtsstudium und besonders nachher das unterrichten an einer Schule machen wirklich (ernstgemeint) unheimlich Spaß - und: so anstrengend manche Tage auch sind, soviel auch auf dich einprasselt - ich würds immer wieder machen!


    Gruß

  • Danke für die Antworten!


    Also, die Panikattacken tauchen beispielsweise auf der Autobahn oder im Flugzeug auf. Oder im Fahrstuhl.
    Aber mittlerweile habe ich gelernt, damit umzugehen, von daher bin ich dadurch nicht "anders", als andere auch. Ich fand es nur wichtig, es bei meiner Fragestellung dazuzusagen.


    Woodstone:
    Deine 2. Frage könnte auch von mir sein. Ich habe mich aber letztendlich für Fächer entschieden, die mir auch wirklich Spaß machen würden.
    Mit Philosophie kann ich übrigens Ethik unterrichten, jedoch gibt es an meiner Schule und auch an einigen anderen aus meiner Stadt Philosophie als Grundkurs. :)

  • Hallo cris,


    deine Bedenken sind mehr als berechtigt. Schule ist heute so aufgestellt, dass Lehrer leicht durch Schüler und ihre Eltern angreifbar sind. Was Schüler mit Lehrern machen, die als nicht ganz fit erkannt werden, kannst du dir hier:


    http://www.ndr.de/fernsehen/se…in/videos/minuten239.html


    anschauen.


    LG Tesla


    P.S. Das sind z.B. die Ergebnisse von 30 Jahre Erziehung zu Toleranz und sozialem Miteinander in der Schule! :D

  • Neeeee, Tesla! Nicht dein Ernst! Du kannst keinem Studenten oder nicht-nicht-Studi empfehlen, DAS zu gucken. Die kriegen alle Angst! Die Doku ist nicht sonderlich aussagekräftig und total einseitig.
    :nein:


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Doch ist mein Ernst! Ich habe seit Jahren Berufsverbot, da ich zu Schülerbespaßung und kooperativer Methodik verdonnert werde, anstatt Unterricht zu leisten. Die Schule von heute gibt zu oft nur ein trauriges Bild ab. Pädagogische Freiheit/ Meinungsfreiheit ist abgeschafft, siehe Maulkorbaffäre NRW. Die Doku gibt nur wieder was immer häufiger passiert. Eine Vogel Strauss- Politik hilft keinem weiter. Wer rechtzeitig ein aussichtsreiches anderweitiges Studium aufnehmen kann, der sollte das tun. In NRW unterrichten jetzt schon Kabelwickler und Sekretärinnen.


    Schule befindet sich im freien Fall!


    LG Tesla

    Einmal editiert, zuletzt von Tesla ()

  • ?( Ist das Dein Ernst Tesla? Du musst aber eine schreckliche Schule haben und auch fürchterliche Eltern!
    Ich empfinde meinen Alltag nicht so wie er in dem Film dargestellt wird. Was für ein Glück! :D


    Ich würde übrigens immer wieder hospitieren und ein Praktikum machen, wenn ich mir unsicher wäre. So lässt es sich doch am besten herausfinden ob das DER Beruf ist oder nicht.

  • Zitat

    Original von Tesla
    In NRW unterrichten jetzt schon Kabelwickler und Sekretärinnen.
    LG Tesla


    Aber sollten nicht gearde deshalb qulifizierte junge Leute ein Lehramt studieren?

  • Eigentlich schon, aber wenn sie qualifiziert sind, machen sie den Unfug, den die Schulpolitik verzapft nicht mit, dann werden sie gemobbt und das soll bekanntlich auch nicht glücklich machen.


    Fazit: Schule - nicht empfehlenswert!


    LG Tesla

  • Zitat

    Original von Nuki
    Ist das Dein Ernst Tesla? Du musst aber eine schreckliche Schule haben und auch fürchterliche Eltern!
    Ich empfinde meinen Alltag nicht so wie er in dem Film dargestellt wird. Was für ein Glück! :D


    Kunststück Nuki- als Grundschullehrerin ist das Leben ja noch ein anderes. Ich meine richtige Schule, Pubertierende und so... ab Klasse 7.


    LG Tesla

  • Och Tesla, auch ich bin nicht nur Grund- sondern auch Hauptschullehrerin und ich habe einige Zeit auch an einer reinen HS gearbeitet. Dort war ich Klassenlehrerin einer 7. Klasse und hatte bis zur 10. Klasse alle Schüler. Und das gar nicht mal so kurze Zeit. Ich kann also durchaus auch "bei der richtigen Schule" mitreden.


    Auch die Arbeit habe ich gerne gemacht. :D
    Vielleicht ist es einfach eine Einstellungssache?!

  • Also hallo !


    Richtige Schule beginnt für mich schon in Klasse eins, wo von 32 Schülern 10 sich gegenseitig mobben, besprucken und an den Baum binden; sich mit Schimpfwörtern der feinsten Art belegen und die Eltern Sturm laufen, weil man das sanktioniert.
    Seit wann hat "richtige" Schule was mit Pubertät zu tun??? Entschuldige Tesla, aber die Sek - Lehrer mit der größten Klappe habe ICH schon schwitzend aus ner ersten Klasse rausgehen sehen - wogegen ich als GHS-Lehrerin mich auch mit 7.-Klässlern auseinandersetzen kann.....


    Sorry, aber da bin ich ETWAS empfindlich!


    Trotzdem NOCH nette Grüße von Panama


    cris: Ich glaube nicht, dass dich deine Panik am Lehrersein hindern muss.... wenn du wirklich Lehrer werden willst, dann herzlichen Glückwunsch :)

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

    Einmal editiert, zuletzt von Panama ()

  • Erstmal danke für die ganzen Antworten. :)



    Zitat


      cris: Ich glaube nicht, dass dich deine Panik am Lehrersein hindern muss.... wenn du wirklich Lehrer werden willst, dann herzlichen Glückwunsch :)


    Ja, eigentlich will ich das. Aber ich weiß halt nicht, ob es ein schlechtes Zeichen ist, wenn ich jetzt schon vor dem Studium ein paar Zweifel habe.. man könnte es mir aber auch positiv auslegen, indem man sagt, dass ich ein selbstkritischer Mensch bin. Und durch (Selbst)kritik verbessert man sich schließlich ja auch.


    Kann denn noch jemand was zu meiner angestrebten Fächerkombi sagen?

  • Hi Cris,
    ich glaube es ist normal am Anfang Zweifel zu haben. Immerhin ist es eine weitreichende Entscheidung die man trifft und die einen das ganze Leben lang begleiten wird oder zumindest eine sehr lange Zeit.
    Ich befinde mich mehr oder weniger auch noch in der Entscheidungsphase, fuehle mich aber inzwischen doch durch einige Dinge sehr dazu "gedraengt" Lehrerin zu werden.
    Zum einen arbeite ich gerne mit Kindern, ich gebe gerne mein Wissen weiter und mag das breite Spektrum einer Grundschule. Ich finde es wichtig, dass den Kindern Werte und Wissen weitergegeben wird und es ist eine angenehme Herausforderung fuer mich, wenn ich den Kindern manchmal auch einen Ansporn geben muss, damit sie sich etwas trauen, was sie auf jeden Fall koennen.
    Meine Erfahrungen beruhen dabei darauf, dass ich ca. 2 Jahre ehrenamtlich Schwimmuntericht gegeben habe, meine Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin absolviert habe und 2 Praktika an Grundschulen besucht habe, wobei ich auch unterichten durfte.
    Klar wir manches vielleicht nicht so einfach sein, aber mir "gibt" es unheimlich viel, wenn ich sehe, wie die Kinder etwas neues lernen und weiterkommen, einfach Erfolge haben. Dabei moechte ich die Schueler einfach begleiten und unterstuetzen.
    Ich hoffe, dass ich natuerlich nicht falsch liege mit meiner Einschaetzung usw. Also dass Lehrerdasein evtl. doch nichts fuer mich ist, aber im Moment empfinde ich es schon als richtig.


    Unsicherheit ansich ist egal bei welchem Studium normal, aber spaetestens nach 2 Semestern weiss man ob es das ist, was man moechte oder eher nicht.
    Versuche einfach noch ein paar Praktika zu machen und wirklich in dich hineinzufuehlen. Oder sprich sonst auch noch mal mit einem Psychologen oder Studienberater ueber deine Panikattacken und deine damit verbundene Angst in Bezug auf ein Lehramtsstudium und die damit verbundene spaetere Lehrertaetigkeit, die koennen dir bestimmt auch weiter helfen.


    Lg Kruemelinchen

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