Lehrer - seid ihr es gerne?

  • Zitat

    Original von webe
    Dann fang doch jetzt mal sofort an, zu lernen. Scheinbar hast du zur Zeit zu viel Freizeit...


    Zitat

    jurisisches Talent ... gibt es das? Ich dachte immer, das hieße Intelligenz. Und davon hast du ja genug...


    Huch? Was ist denn jetzt los?

  • Puh. Wie die Zeit vergeht....


    Mittlerweile bin ich ca. 8 oder 9 Jahre Lehrerin. Ich müsste tatsächlich nachsehen ;)


    Im Moment möchte ich nichts Anderes machen. Es gibt in meinen Augen kaum einen so vielseitigen Job. Am Berufskolleg habe ich aber auch viele sehr unterschiedliche Klassen (vom Hauptschüler bis zum Eliteabiturienten ist alles dabei). Und ich unterrichte in diesem Schuljahr 6 Fächer. Von langweilig kann man da wirklich nicht sprechen, zumal ich mich ständig in neue Inhalte hineindenken muss.


    Letztendlich kommt es aber schon aufgrund der kleinen, unplanbaren Dinge jedenTag doch meist ganz anders, als ich es zunächst gedacht hatte ;)


    Ich liebe meine Arbeit. Meine Schüler sind toll;-) Vermutlich lerne ich von ihnen genau so viel, wie sie von mir....
    Ich hatte bisher auch nicht den Eindruck, dass man in dem Beruf keine Anerkennung bekommt. Klar, es gibt Klassen/Schüler, bei denen das weniger der Fall ist, aber ebenso gibt es auf der anderen Seite diese wirklich großartigen Kurse, mit denen man gleichberechtigt diskutieren und sich weiterentwickeln kann. Da ist oft auch ganz viel Anerkennung... Viel davon ist doch auch von der Fähigkeit des Lehrers abhängig, selbst diese Anerkennung zeigen zu können. "Wie es in den Wald...usw."


    Wie wäre es denn mit Lehramt für Berufskolleg;-)? (Jura konnte man zumindest früher auch auf Lehramt studieren.)

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • sorry. pms. und doofe schüler heute...

  • Sorry, aber: :rofl:


    Dann mal gute Erholung!
    (Kenne das aber... hätte gerade am liebsten meinen Rechner aus dem Fenster geworfen, weil dieses blöde openoffice alles, aber auch alles unformatierte und sich dann nach Speichern, Schließen und erneutem Öffnen dann mal einfach andere Sachen umformatiert hat... waren ja nur anderthalb Stunden meiner Zeit, hey, bin ja Lehrer mit nem Halbtagsjob, die Zeit hab ich doch locker... - ok, jetzt hab ich euch auch zum Frustablassen missbraucht... ;) )

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    • Offizieller Beitrag

    Auch, wenn sich das Ursprungsthema eigentlich erledigt hat, gebe ich meinen Senf dazu: Ich liebe meinen Beruf!
    Aber ich habe auch hervorragende Voraussetzungen:
    a) Schule und Kollegium sowie SL sind super-kollegial
    b) Schüler sind auf dem Land noch halbwegs gut erzogen
    c) 99,5% der Schülereltern sind kooperativ und verständnisvoll
    und: Doch, ich finde schon, dass man Anerkennung bekommt! Klar, von der Gesellschaft nicht, aber ich bin begeistert, wenn z.B. eine Klasse sich freut, weil ich sie das nächste Schuljahr unterrichten werde, mir ehemalige Schüler schreiben oder sagen, dass sie lieber mich wieder hätten, Schüler, die mit meinem Fach eigentlich nix anfangen können, doch wieder lernen und halbwegs gute Ergebnisse erzielen oder ich feststelle, dass Schüler doch etwas verstanden haben, was ich ihnen erklärt habe und das auch in der Klausur anwenden. Oder ich stelle fest, dass ungeahnte Kreativität in manchen meiner Schüler steckt.
    Natürlich mache ich es auch des Geldes wegen, aber die obengenannten Faktoren führen dazu, dass ich auch Spaß an meinem Beruf habe und immer wieder gerne hingehe.

  • Klare Frage, klare Antwort: Nein! Habe anno 1995 meinem damaligen Seminarleiter - zugegeben etwas flapsig - geantwortet, ich wolle eine solide Halbtagsstelle, woraufhin er sich in seiner Berufsehre als quasi gottähnlicher Menschenmacher gekränkt fühlte. Heute, nach fast zwei Jahrzehnten im Dienst muss ich erkennen, dass für die allermeisten KollegInnen es nicht mehr als dieser Halbtagsjob ist. Da wird mehr über die beweglichen Ferientage debattiert, der nächste Kollegiumsausflug beratschlagt, da zerstreitet man sich bei der Frage nach dem richtigen Bier für den Stammtisch,... not my cup of tea! Meine Lösung: Die andere, frei gewordene Hälfte des Tages mit pädagogischer Arbeit verbringen, die auch außerhalb von Schulen dringend gesucht wird. Die Bedingungen für guten Unterricht und schülerorientiertes Lernen sind in unserem System so unerhört schlecht. Ich war in Schweden, meine Güte, haben die Schweden gelacht, als sie die Kapriolen unserer Schulaufsicht und von den Zuständen in unseren Einrichtungen erfahren haben. Bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem ich mich frage, ob ein in den 50er Jahren mit Notabitur und anschließendem viersemestrigen Schnellstudium gestarteter und heute bin zum Schulamtsdirektor emporgestiegener Vorgesetzter über mein pädagogisches Arbeiten befinden soll oder ob denn nicht besser die radikale Emigration sinnvoller ist. Dann allerdings würde man denen das Feld überlassen, die nur in Besoldungstabellen, Lehrergremien oder Funktionsstellen denken.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

  • Zitat

    Original von stranger
    Bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem ich mich frage, ob ein in den 50er Jahren mit Notabitur und anschließendem viersemestrigen Schnellstudium gestarteter und heute bin zum Schulamtsdirektor emporgestiegener Vorgesetzter über mein pädagogisches Arbeiten befinden soll oder ob denn nicht besser die radikale Emigration sinnvoller ist. Dann allerdings würde man denen das Feld überlassen, die nur in Besoldungstabellen, Lehrergremien oder Funktionsstellen denken.


    Sorry, die Leute mit Notabi sind heute über 80. Wer heute kurz vor der Pensionierung steht, ist 1945 und später geboren und hat bestimmt ein ordentliches Studium (wenn man von den Einwirkungen der bösen 68iger absieht). Also ein bisschen Niveau kann auch nicht schaden...

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Stimmt, wobei ich eigentlich dasjenige Notabitur des deutschen Kaiserreiches ab 1914 meinte, erinnerte doch bisweilen das Auftreten der in meinem Beitrag Gemeinten an monarchische Strukturen... Die gerade pensionierte Kollegin jedenfalls hat satte 6 Semester studiert. In der Zeit wird man gerade einmal Teilezurichter. Und bevor nun der nächste Einwand kommt: Nichts liegt mir ferner, als Menschen aufgrund ihres Alters zu diskreditieren, wenn sie denn nur nicht mit ihrer "Trümmerpädagogik" im 21. Jahrhundert jungen KollegInnen vorgesetzt werden.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

    2 Mal editiert, zuletzt von stranger ()

  • Zitat

    Original von stranger
    Die gerade pensionierte Kollegin jedenfalls hat satte 6 Semester studiert.


    Ist es eine "normale" Lehrerin oder hat sie es ins Schulamt geschafft?
    Und ist sie eine Gymnasiallehrerin?


    Zur Ausgangsfrage: Ich bin gerne Lehrerin! Ich finde es ist ein abwechlungsreicher Job mit viel Eigenverantwortung und auch wenn es ein paar Termine gibt, meist muss man nicht alles "abarbeiten", sondern hat auch mal länger Zeit. Das Klassenlehrerprinzip an Grund- und Hauptschule gefällt mir sehr gut, dadurch ist man auch nicht so an der 45-Minuten-Rhythmus gebunden und kann besser mit und für seine Klasse arbeiten. Der Bezug zu den Kindern ist auch viel stärker und man kann besser auf sie eingehen. Vieles kann man spontan oder gleichzeitig erledigen. Ich mag auch die Ferien, zugegebenermaßen, aber auch mit nur 6 Wochen Ferien im Jahr die wäre ich Lehrerin geworden.
    Gruß
    Anna

  • Ich bin auch gerne Lehrerin, eigentlich muss ich sagen sogar sehr gerne! Was sollte ich sonst sein?! Für mich kam nie was anderes in Frage, siet ich 6 war, :D wusste ich, was ich werden möchte und freue mich immer wieder, dass ich es tatsächlich geworden bin!

  • Ich denke die meisten Lehrer fangen als Idealisten an. Diejenigen, die nach kurzer Zeit alle hehren Ziele über Bord werfen, können den Job bis Ende 70 machen ;), diejenigen, die an ihren Idealen festhalten und dann noch gerne den Sozialarbeiter und Psychologen machen, gehören zu den Burn-out-Kandidaten. Na ja, die Kunst wäre es, den Mittelweg zu finden. Viel Glück!
    Was mich angeht, wäre es immer noch mein absoluter Traumjob, wenn die Rahmenbedinungen ein ganz klein wenig besser wären und ich arbeite nicht einmal an einer Brennpunktschule, sondern quasi auf dem Land - an einer Realschule. Aber auch hier gibt es Schüler und Eltern, die extrem fordernd, uneinsichtig, übergriffig und unverschämt sind. Das sind sicher nicht viele. Aber wo du zu unserer Zeit (Baujahr 77) einen solchen Exoten/ Chaoten in der Klasse hattest, sind es jetzt 2-3 und diese Schüler (+ Eltern) mischen den Unterricht gerne etwas auf. Das kostet einfach viel Energie. Dann haben viele Schulen nicht einmal einen Sozialarbeiter, dem du die schlimmsten Fälle aufs Auge drücken könntest. Dazu kommt noch, dass zumindest wir damals überhaupt nicht gelernt haben, wie man vernünftige Beratungsgespräche führt oder anderen Problemen systematisch begegnet! z.B. Disziplinprobleme, Mobbing, oder ganz konkret: LEse-REchtschreibschwäche oder Dyskalkulie. Eltern kommen und wollen Beratung und du hast selber keine Ahnung. Also musst du dich auch da einarbeiten...und und und.
    Der Lehrerberuf soll ja auch besonders familienfreundlich sein. Wie gerne hätte ich einen Job mit festen Arbeitszeiten! Das kannst du als Lehrer völlig vergessen. Wir haben jede Woche Spontanzusammenkünfte, wo ich jedes Mal überlegen muss: wohin mit den Kinder? Na ja, du als Mann wirst dieses Problem wahrscheinlich nicht haben ;), aber als Frau bin ich im Moment wirklich ein wenig genervt. Pädagogische Tage, Lehrerausflüge, Sporttage, Schulfeste, Elterngespräche, Elternabende...das alles ist ja nett und muss teilweise ;) auch sein , aber es ist eine unglaubliche Organisierei, die man auch mit Tagesmutter schwer bewältigen kann. So flexibel springt niemand ein.
    Wenn dieser ganze Rattenschwanz nicht wäre und der Klassenteiler bei 25 läge (bei uns derzeit 33!), dann wäre ich wahrscheinlich die glücklichste Lehrerin auf der ganzen Welt! Denn natürlich ist es schön Kinder ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten, ihnen Freude am Lernen und am Entdecken der Welt zu vermitteln. Ich bin ein Menschenfreund, mit Hang zum Sozialarbeiter 8), deswegen stresst mich auch das Ganze Drumherum. Irgendwann sind die Batterien einfach leer. Und ich arbeite nicht einmal Vollzeit...Wenn deine Alternative allerdings "Jura" ist, dann würde ich lieber Lehrer werden. Ich glaube da wirst du mit größeren Bauchschmerzen im Job zu kämpfen haben ;).


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Bin ich irgendwie falsch informiert oder ist Jura im Moment nicht einfach ein Bereich, in dem Absolventen es gaaaaaanz bitter schwer haben?
    Die meisten Juristen, von denen man liest oder mit denen ich sprach müssen sich aus Zwang selbstständig machen, weil sie einfach nichts Adäquates finden. Praktika über Praktika bei eine schlechten Bezahlung, wogegen das Ref (fast :thumbup: ) noch gut aussieht. Ich denke nicht, dass man mit Jura eine bessere Alternative zum Lehramt hat im Moment. Wie es in ein paar Jahren weiß nich natürlich nicht.

  • Ganz klar Ja!!!!
    vor allen Musik ,Das war immer schon mein
    Traum
    liebe grüße Dose :
    Ps: danke:

  • Wieso Job??? Für mich ist das mehr!!!


    Was mir an meinem Beruf ganz besonders gefällt, ist der tägliche Umgang mit anderen Menschen.
    Ob es jetzt Kollegen-oder Schüler sind.
    Jeden Tag bereite ich mich sehr gezielt auf meinen Unterricht vor, bin immer um 7.30 Uhr in der Schule und auch am Wochenende meistens im Klassenzimmer und bereite die Tafel und Arbeitsblätter/Materialen vor. (Ich gehöre nicht zu den Lehrern, die stundenlang während der Unterrichtszeit am Kopierer stehen).
    Es macht einem immer wieder viel Freude, wenn die eigenen Schüler immer mehr lernen und lernwilliger werden.


    Natürlich gibt es auch einige negative Punkte. Das ist beispielsweise der hohe Korrekturaufwand, die Veranwortung und Probleme mit Schülern.
    Aber wenn man dies als eine Pädagogische Aufgabe sieht und es einem viel Freude bereitet anderen Menschen etwas beizubringen und mit ihnen zu arbeiten, dann würde ich dir diesen Beruf empfehlen. Ich könnte mir nichts anderes mehr vorstellen.
    Als Lehrer ist man ein Vorbild und so sollte man sich auch verhalten! Ich versuche immer allen einen Sozialen Umgang beizubringen. Das Kostet viel Kraft- und Mühe, aber dafür setze ich mich ein!

    3 Mal editiert, zuletzt von Mandele ()


  • Ich bin ein ehrgeiziger Mensch, der Anerkennung bekommen will und möchte. Dafür würde ich auch hart arbeiten. Ich möchte Erfolg haben, auch damit ich Anerkennung durch andere bekomme.
    Ich weiß aber, dass dies im Lehrerberuf eher weniger der Fall ist.
    Zweitens: Ich habe meine Fächer deswegen ausgewählt, weil sie mich begeistern. Sowohl als Schulfächer als auch im Studium.
    Ich weiß aber aus meiner Schulzeit, dass es mehr als genug Schüler gibt, die sich für solche Fächer nicht begeistern. Ist es als Lehrer 'leicht' damit umzugehen, dass Schüler ggf. überhaupt keine Lust für ein Fach haben, dass einen selber so interessiert...? Freut man sich dann über die handvoll Schüler, die das ganze mit viel Spaß lernen wollen und wirklich Interesse haben...?
    Und außerdem: Ich studiere Sozialwissenschaften und Germanistik ja auf einem recht hohen Niveau, zumindest werde ich ja große Teile davon so nie an der Schule weitergeben. Ist es frustrierend, dass man sich selber auf dem Gebiet so gut auskennt und das alles so vertieft hat, im Endeffekt aber nur einen Bruchteil davon weitergibt?

    Ehrgeiz ist gut. Anerkennung durch SuS finde ich immer besonders lohnend, da dies neben dem rationalen Lernstoff oder erkennbaren Leistung auch viel mit menschlichem Miteinander, Vertrauen, pädagogischem Geschick und fairem Miteinander zu tun hat. Außer bei Schleimern ist diese Anerkennung sehr ehrlich.
    Niveau Studium - Schulniveau === Mache Dir bewußt, dass Schule z.Zt. und in der Zukunft immer weniger mit dem geschickten Vermitteln von Wissen zu tun hat. Fast sämtliche Bildungsniveus aller Schulformen sinken seit Jahren. Lernfrust, schwache Motivation und geringe Durchhaltekraft kennzeichnen viele Schülerzustände, die es zu reaktivieren gilt. Da über viele Jahre zu bestehen, den Spaß nicht zu verlieren und nicht auszubrennen ist eine hohe Aufgabe, die menschliche Größe, hervorragende Selbstreflektion und angemessene pädagogische Grundwerte erfordern. Das gelingt vielen nicht. Schau dir mal die Werbung im GEW- Blättchen an.


    LG


    Achim

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