ZitatOriginal von Mexx
Ich bin ein ehrgeiziger Mensch, der Anerkennung bekommen will und möchte. Dafür würde ich auch hart arbeiten. Ich möchte Erfolg haben, auch damit ich Anerkennung durch andere bekomme.
Ich weiß aber, dass dies im Lehrerberuf eher weniger der Fall ist. Erfolg ist dort wahrscheinlich besonders guter Unterricht oder ein beliebter aber gleichzeitig kompetenter Lehrer zu sein. Im Endeffekt bekomme ich aber für meine Arbeit so erstmal wenig Anerkennung - sei es durch die Eltern oder durch Schüler, die zB. gar keine Lust auf Schule und Lernen haben.
Dieser Drang nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, verschwindet der mit dem Alter?
Wirklich verschwinden wird der Wunsch (Drang hört sich so zwanghaft an) nach Anerkennung sicherlich nicht. Jeder Mensch sucht Erfüllung und damit auch Anerkennung im Beruf. Man lernt aber damit umzugehen und sich in der Tat an kleineren Dingen zu freuen (z.B. Dein Beispiel mit Schüler X und Fach Y).
Was die Aufmerksamkeit angeht, so ist das ein zweischneidiges Schwert.
Einerseits HAST Du ja die Aufmerksamkeit, weil Du als Lehrer während des Unterrichts zwangsläufig Aufmerksamkeit erhältst.
Wenn Du Aufmerksamkeit im engeren oder weitern Sinne von "seht her, hier bin ich - findet mich bitte alle toll!" meinst, wird der Schuss nach hinten losgehen, weil man sich dadurch von der "Liebe" der Schüler abhängig macht oder gar seine Macht als Lehrer mehr oder weniger missbraucht, um Aufmerksamkeit außerhalb des für den Unterricht notwendigen Maßes zu bekommen.
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Andererseits denke ich, dass ich vielleicht außerschulisch auch Möglichkeiten hätte, etwas zu bewegen, wo ich vielleicht diese entsprechende Bestätigung/Aufmerksamkeit/Anerkennung bekomme.
Als Lehrer ist das immer schwierig, weil diese außerschulischen Möglichkeiten sehr viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen - diese gilt es aber sorgfältig einzusetzen bzw. zu verteilen, sonst droht der Burnout.
Die Hauptmotivation für den Beruf sollte der Spaß an der Arbeit mit Schülern sein - wer sich aufopfert, um Anerkennung und Bestätigung zu bekommen, der wird scheitern. (Und ich habe zwei sehr lehrreiche Jahre vor dem Ref. diesbezüglich hinter mir...)
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Ein Grund, warum ich mich für das Jurastudium interessiere, ist die Tatsache, dass ich dort (im Idealfall) sehr gute Karrieremöglichkeiten hätte und immer wieder die Möglichkeit, mir neue Ziele zu setzen und diese auch zu erreichen und immer wieder über mich hinauszuwachsen.
Im schlechtesten Fall (bei schlechten Examen) wäre ich dann eher Wald-und-Wiesen-Anwalt und das entspräche natürlich auch nicht meinen Vorstellungen...
Das ist die Grundsatzentscheidung, die Du bei der Wahl Lehrer oder freie Wirtschaft treffen musst.
Leistung und Ehrgeiz müssen in der freien Wirtschaft sich auch nicht immer automatisch in barer Münze oder Anerkennung niederschlagen - das kann genauso deprimierend sein wie im Lehrerberuf.
Wichtig ist auch hier, wie man damit umgeht.
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Zweitens: Ich habe meine Fächer deswegen ausgewählt, weil sie mich begeistern. Sowohl als Schulfächer als auch im Studium.
Ich weiß aber aus meiner Schulzeit, dass es mehr als genug Schüler gibt, die sich für solche Fächer nicht begeistern. Ist es als Lehrer 'leicht' damit umzugehen, dass Schüler ggf. überhaupt keine Lust für ein Fach haben, dass einen selber so interessiert...? Freut man sich dann über die handvoll Schüler, die das ganze mit viel Spaß lernen wollen und wirklich Interesse haben...?
Man wird sich über diejenigen freuen müssen, die mit Spaß und Freude dabei sind. Betrachtet man das Ganze aus Schülerperspektive, sind wir im Grunde die "Unnormalen", weil wir für zwei Fächer eine besondere Begeisterung hegen (und das jetzt wie selbstverständlich auf die Schüler projizieren und dasselbe von ihnen erwarten).
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Und außerdem: Ich studiere Sozialwissenschaften und Germanistik ja auf einem recht hohen Niveau, zumindest werde ich ja große Teile davon so nie an der Schule weitergeben. Ist es frustrierend, dass man sich selber auf dem Gebiet so gut auskennt und das alles so vertieft hat, im Endeffekt aber nur einen Bruchteil davon weitergibt?
Nun ja, wie viel wird der Germanist und Soziologe einbringen, wenn er sein Leben nach dem Magister oder gar der Promotion als Dauerpraktikant oder Volontär bei einer (Zeitungs-)Redaktion fristet.
Aber es ist richtig - den Großteil wirst Du davon nie für die Schule brauchen - selbst im LK nicht. Die Vermittlung des Fachs und der für die Schüler gedachten Inhalte sollte einem aber schon Freude machen, wenn man Lehrer werden will. Sonst fristet und frustet man im virtuellen Elfenbeinturm ein jämmerliches Dasein.
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Mich würde es sehr reizen, mit den Schülern gemeinsam Dinge zu planen und ihre Begeisterung für Themen zu wecken, die nicht zwingend etwas mit dem Unterricht zu tun haben. Mir geht es eben nicht nur um Frontalunterricht und das Durchziehen meines Stoffes...
Gibt es diese Möglichkeiten in der Schule und schafft man es auch (zeitlich) sowas zu machen und zu organisieren?
Ja, das schafft man, wenn man
a) sich auf einige wenige Dinge konzentriert,
b) sein Leben gut organisiert hat und
c) für entsprechende Gegenleistungen in Form von Entlastungen bei der Schulleitung kämpft.
Gruß
Bolzbold