Lehrer - seid ihr es gerne?

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    Original von Mexx
    Ich bin ein ehrgeiziger Mensch, der Anerkennung bekommen will und möchte. Dafür würde ich auch hart arbeiten. Ich möchte Erfolg haben, auch damit ich Anerkennung durch andere bekomme.
    Ich weiß aber, dass dies im Lehrerberuf eher weniger der Fall ist. Erfolg ist dort wahrscheinlich besonders guter Unterricht oder ein beliebter aber gleichzeitig kompetenter Lehrer zu sein. Im Endeffekt bekomme ich aber für meine Arbeit so erstmal wenig Anerkennung - sei es durch die Eltern oder durch Schüler, die zB. gar keine Lust auf Schule und Lernen haben.
    Dieser Drang nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, verschwindet der mit dem Alter?


    Wirklich verschwinden wird der Wunsch (Drang hört sich so zwanghaft an) nach Anerkennung sicherlich nicht. Jeder Mensch sucht Erfüllung und damit auch Anerkennung im Beruf. Man lernt aber damit umzugehen und sich in der Tat an kleineren Dingen zu freuen (z.B. Dein Beispiel mit Schüler X und Fach Y).
    Was die Aufmerksamkeit angeht, so ist das ein zweischneidiges Schwert.
    Einerseits HAST Du ja die Aufmerksamkeit, weil Du als Lehrer während des Unterrichts zwangsläufig Aufmerksamkeit erhältst.
    Wenn Du Aufmerksamkeit im engeren oder weitern Sinne von "seht her, hier bin ich - findet mich bitte alle toll!" meinst, wird der Schuss nach hinten losgehen, weil man sich dadurch von der "Liebe" der Schüler abhängig macht oder gar seine Macht als Lehrer mehr oder weniger missbraucht, um Aufmerksamkeit außerhalb des für den Unterricht notwendigen Maßes zu bekommen.


    Zitat


    Andererseits denke ich, dass ich vielleicht außerschulisch auch Möglichkeiten hätte, etwas zu bewegen, wo ich vielleicht diese entsprechende Bestätigung/Aufmerksamkeit/Anerkennung bekomme.


    Als Lehrer ist das immer schwierig, weil diese außerschulischen Möglichkeiten sehr viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen - diese gilt es aber sorgfältig einzusetzen bzw. zu verteilen, sonst droht der Burnout.
    Die Hauptmotivation für den Beruf sollte der Spaß an der Arbeit mit Schülern sein - wer sich aufopfert, um Anerkennung und Bestätigung zu bekommen, der wird scheitern. (Und ich habe zwei sehr lehrreiche Jahre vor dem Ref. diesbezüglich hinter mir...)


    Zitat


    Ein Grund, warum ich mich für das Jurastudium interessiere, ist die Tatsache, dass ich dort (im Idealfall) sehr gute Karrieremöglichkeiten hätte und immer wieder die Möglichkeit, mir neue Ziele zu setzen und diese auch zu erreichen und immer wieder über mich hinauszuwachsen.
    Im schlechtesten Fall (bei schlechten Examen) wäre ich dann eher Wald-und-Wiesen-Anwalt und das entspräche natürlich auch nicht meinen Vorstellungen...


    Das ist die Grundsatzentscheidung, die Du bei der Wahl Lehrer oder freie Wirtschaft treffen musst.
    Leistung und Ehrgeiz müssen in der freien Wirtschaft sich auch nicht immer automatisch in barer Münze oder Anerkennung niederschlagen - das kann genauso deprimierend sein wie im Lehrerberuf.
    Wichtig ist auch hier, wie man damit umgeht.


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    Zweitens: Ich habe meine Fächer deswegen ausgewählt, weil sie mich begeistern. Sowohl als Schulfächer als auch im Studium.
    Ich weiß aber aus meiner Schulzeit, dass es mehr als genug Schüler gibt, die sich für solche Fächer nicht begeistern. Ist es als Lehrer 'leicht' damit umzugehen, dass Schüler ggf. überhaupt keine Lust für ein Fach haben, dass einen selber so interessiert...? Freut man sich dann über die handvoll Schüler, die das ganze mit viel Spaß lernen wollen und wirklich Interesse haben...?


    Man wird sich über diejenigen freuen müssen, die mit Spaß und Freude dabei sind. Betrachtet man das Ganze aus Schülerperspektive, sind wir im Grunde die "Unnormalen", weil wir für zwei Fächer eine besondere Begeisterung hegen (und das jetzt wie selbstverständlich auf die Schüler projizieren und dasselbe von ihnen erwarten).


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    Und außerdem: Ich studiere Sozialwissenschaften und Germanistik ja auf einem recht hohen Niveau, zumindest werde ich ja große Teile davon so nie an der Schule weitergeben. Ist es frustrierend, dass man sich selber auf dem Gebiet so gut auskennt und das alles so vertieft hat, im Endeffekt aber nur einen Bruchteil davon weitergibt?


    Nun ja, wie viel wird der Germanist und Soziologe einbringen, wenn er sein Leben nach dem Magister oder gar der Promotion als Dauerpraktikant oder Volontär bei einer (Zeitungs-)Redaktion fristet.
    Aber es ist richtig - den Großteil wirst Du davon nie für die Schule brauchen - selbst im LK nicht. Die Vermittlung des Fachs und der für die Schüler gedachten Inhalte sollte einem aber schon Freude machen, wenn man Lehrer werden will. Sonst fristet und frustet man im virtuellen Elfenbeinturm ein jämmerliches Dasein.


    Zitat


    Mich würde es sehr reizen, mit den Schülern gemeinsam Dinge zu planen und ihre Begeisterung für Themen zu wecken, die nicht zwingend etwas mit dem Unterricht zu tun haben. Mir geht es eben nicht nur um Frontalunterricht und das Durchziehen meines Stoffes...
    Gibt es diese Möglichkeiten in der Schule und schafft man es auch (zeitlich) sowas zu machen und zu organisieren?


    Ja, das schafft man, wenn man
    a) sich auf einige wenige Dinge konzentriert,
    b) sein Leben gut organisiert hat und
    c) für entsprechende Gegenleistungen in Form von Entlastungen bei der Schulleitung kämpft.


    Gruß
    Bolzbold

  • Ich glaube, ich würde den Beruf nicht noch einmal wählen, und wenn, dann natürlich nur mit einem Korrekturfach. Ich habe mir einfach keine Gedanken darum gemacht, dass die eigentliche Arbeit, so empfinde ich es, erst zuhause anfängt und ich nie so richtig das Gefühl von Feierabend habe, nach Hause gehen und die Arbeit hinter mir lassen kann. Zudem fühle ich mich an meiner Schule nicht besonders wohl, das kann man zwar ändern, aber geht ja auch nicht von heute auf morgen.

  • Um auch noch einmal aus persönlicher Perspektive zu antworten:
    Ich arbeite sehr gerne mit den Kindern und Jugendlichen, kann viele für mein abseitiges und lernintensives Fach Spanisch motivieren und bekomme viel positive Rückmeldung.
    Was mich wirklich stört und bitter macht (denn so klingen meine Posts hier im Forum in letzter Zeit) sind fehlende Ressourcen auf allen Ebenen (z.B. bei der Schulleitung, der Administration von Vorgängen und Schulinventar und nicht zuletzt bei den Kollegen, es soll alles mal eben nebenbei erledigt werden) sowie sinnfreie arbeitsbeschaffende Vorgaben der Kultusbürokratie, die das Leben schwer machen.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Vielen dank für euer Feedback, eure langen und konstruktiven Beiträge und eure motivierenden Worte :).
    Ich bin in meinem Wunsch, Lehrer zu werden, jetzt nochmal bestätigt worden. Nächste Woche habe ich ein Praktikum in einer Schule mit ganz lieben Lehrern, die mich unterstützen und mir helfen - ich freue mich da sehr drauf und hoffe, dass ich nochmals darin bestärkt werde, dass ich Talent und Motivation für den Lehrerberuf mitbringe.
    Das Germanistikstudium ist im Vergleich zum Jurastudium zwar eher etwas langweilig, aber da komme ich auch schon durch :). Spätestens im dritten/vierten Semester, wenn ich mir meine Seminare aus einer großen Fülle aussuchen kann.


    Liebe Grüße,
    Mexx

  • Nein, keine Sorge, das Germanistikstudium wird nicht langweilig! Das wird ganz toll!
    Ich selbst habe immer meine Mitstudenten beneidet, die Germanistik hatten, denn ich hätte es auch gern gemacht; aber ich hatte mich gegen Deutsch als Studien- und somit als Unterrichtsfach entschieden, weil ich nicht so viele Korrekturen haben wollte, und jetzt bestätigt sich die Richtigkeit dieser Entscheidung: Ich habe zwei andere Fächer, die auch schön sind, und ich habe nicht so megamäßig Korrekturen wie die Lehrer mit Deutsch und einem anderen Korrekturfach.


    Viel Spaß!


    Hamilkar

  • Hallo!


    Ich habe den Thread gerade mit Interesse gelesen und möchte dir sagen, wenn du jetzt schon so zweifelst, tu es nicht! Der Lehrerberuf kann ein sehr sehr toller Beruf sein, wenn man ihn wirklich mit ganzem Herzen ausübt. Tut man das aber nicht zu 100 Prozent, dann kann das sehr schnell sehr frustrierend sein.


    Ich denke, am Gym ist es auch nochmal anders. Ich wünsche mir oft, dass ich Gym gemacht hätte, denn jetzt kämpfe ich mit so vielen problematischen Schülern, dass es einfach nur noch frustriert.


    Ich habe den Beruf mal aus Überzeugung gewählt und auch im Studium und im Ref beste Noten und auch beste Beurteilungen und Rückmeldungen bekommen, dass ich für diesen Beruf geschaffen bin und das auch gerade an Hauptschulen bzw. Schulen mit sehr schwierigen Schülern, aber genau das macht mich wahnsinnig. Ich denke, ich bin eine gute Lehrerin und bekomme das oft rückgemeldet, aber der Frust ist so viel stärker, dass ich diesen Beruf nun aufgeben und etwas anderes machen werde.


    Man muss sich wirklich sehr viel motivieren können, zu Hause zu arbeiten und vor allem dait leben können, dass Schüler einen oft ablehnen. Ich werde meistens von den Schülern gut akzeptiert, aber ich kann irgendwie auf Dauer nicht damit um, dass Schule generell so abgelehnt wird. Bei jeder kleinsten Aufgabe stöhnen alle rum, beschweren sich über zu viel Arbeit, alles ist ätzend und doof und man kämpft gegen Windmühlen. Dazu kommen Extremfälle an Schülern, die einen monatelang beschäftigen, weil sie nicht beschulbar sind und man da irgendwas machen muss. Wenn dann alle Kollegen einen noch bemitleiden, weil man die schlimmste Klasse dr Schule abbekommen hat, ist man echt frustriert.


    Das soll nicht heißen, dass Schule schlecht ist. Man bekommt auch viel von einigen Schülern zurück, die einen sehr schätzen und bei denen man was bewirkt, aber mit fehlt die Motivation jeden Tag dagegen anzukämpfen, gegen den Unwillen der Schüler und gegen meine eigene Faulheit. Ich möchte auch mal Feierabend haben und den hat man als Lehrer zumindest mental eben selten. Man könnte immer noch was tun.


    Kann alles bei mir auch am Bundesland liegen, denn hier kommt eine schwachsinnige Schulreform nach der anderen, die einem das Arbeiten einfach soo schwer macht, dass man nur noch fluchen möchte. Das sieht woanders sicher auch wieder anders aus.


    Und scher ist es bei Jura nicht anders und man macht viele Überstunden, aber trotzdem ist Lehrer einfach eine andere Art von Beruf, für den man wirklich geboren sein muss.


    Ich würde nicht noch einmal Lehrer werden bzw. wenn, dann für Gym und mit keinem Korrekturfach.


    Naja, nun mache ich das Schuljahr noch zu Ende und werde dann aufhören. Es tut mir jetzt schon um meine Klasse leid, aber ich merke, dass es richtig ist, was ich tue und ich wünschte, ich hätte das vorher schon gewusst.


    Wenn du die Möglichkeit hast, mach noch viele Praktika, auch an anderen Schulformen, wo man mal das wahre Leben sieht, denn Lehrer sein besteht kaum noch aus Unterrichten sondern aus so vielen anderen Dingen inzwischen :) Und wenn es dir gefällt, dann mache es. Wenn du aber Zweifel hast, überlegs dir lieber nochmal :)

    • Offizieller Beitrag
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    Original von Mexx


    Das Germanistikstudium ist im Vergleich zum Jurastudium zwar eher etwas langweilig, aber da komme ich auch schon durch :).



    Wo bitte studierst du? :D


    Ich habe 4 Jahre mit einem Jurastudenten zusammen gewohnt. Gegen das, was ich da gesehen und gelesen habe, war mein Studium Milch, Honig, Sesam, Wein, Weib und Gesang, mit Nachtisch.


    Aber vielleicht ist das ja auch alles bätschelarisiert worden.


    Aber eigentlich wurde schon alles hier gesagt. Nur leider wirst du das meiste nicht einschätzen können, bevor du nicht selbst im Beruf gearbeitet hast.


    Ich selbst gehöre eher zu den handfesten Lehrern. Heißt: ich gebe manchmal 100%, manchmal 130%, aber genauso oft auch 50% oder weniger.
    Ich bin nicht der "geborene Lehrer", sondern wollte eigentlich was anderes machen. Habe gezweifelt bis ich 35 war und damit 5 Jahre im vollen Dienst. Habe drei Mal die Schule gewechselt, bis ich an eine kam, die mir gefallen hat.
    Ich bin nicht mal übermäßig sozial (:D, jetzt denken sich manche: "Ja, das sieht man an deinen Postings!").Trotzdem bin ich oft neugierig darauf, was die Schüler zu dem sagen, was ich mitbringe. Neugierig auf das, was sie als ihr Leben sehen...usw.
    Ich langweile mich manchmal in meinem Unterricht. Manchmal auch nicht. Und oft versuche ich selbst Spaß zu haben und merke, dass dann selbst am meisten läuft.
    Ich stehe total auf die Ferien, auf die Kohle und das Beamtendasein irgendwie auch. Das letztere macht mir oft Kopfschmerzen.
    Manchmal nehme ich das alles und mich nicht so ernst.
    Aufopferung ist nicht (mehr) mein Ding.


    Anerkennung: bekomme ich, von meinem Chef, und auf spezielle Art auch von den Schülern. Ehemalige melden sich bei mir, sagen Bescheid, wenn sie höhere Bildung anstreben, es ist sogar eine gute Freundschaft entstanden zu einer Schülerin, die sich neulich beklagt hat, dass ich sie immer noch als Ex-Schülerin betitele. Da habe ich gemerkt, dass es schon längst nicht mehr das ist ;).


    Vorteilhaft ist übrigens, wenn dein Partner auch Lehrer ist, das wollte ich mal anfügen. Meine Frau und ich haben die ganze Ausbildung parallel gemacht. Das führte manchmal zu vorübergehenden Erdbeben im Haus, aber letztlich mussten wir dem anderen nicht dauernd irgendwas erklären.


    Studium: studiere das, was dich begeistert. Du wirst es brauchen, nicht als das, was du vermittelst, denn wie hier gesagt, kommt davon kaum was ins Klassenzimmer, aber bei deiner ganzen Arbeit. Du wirst dich hier leichter tun, wenn du dein Fach beherrschst. Viel leichter.


    Man, jetzt wieder so viel geworden. Tja, Deutschlehrer halt.


    Aber, um auf deine Frage zu antworten:


    Ja, ich bin gern Lehrer...und mittlerweile zu alt, um was anderes zu sagen :D....

  • Ich kann das, was Hawkeye geschrieben hat, nur zu 100% unterschreiben. (Gut, nicht ganz zu 100%, weil ich nicht mit einer ehemaligen Schülerin befreundet bin. Aber mit einem Juristen hab ich auch zusammengelebt!)


    Aber im Ernst - so sehe ich das auch. Ich bin auch nicht unbedingt aus "Berufung" Lehrer geworden. Jetzt ist es ein Job, weil man ja irgendwie Geld verdienen muss, aber einer der unheimlich viel Spaß macht. Man gibt manchmal alles, manchmal mehr als das, manchmal aber auch deutlich weniger.
    Das Geld stimmt, die Ferien sind schön und der Beamtenstatus hat seine Vor- und Nachteile. Allerdings mehr Vor- als Nachteile.


    Ich gehe die meisten Tage gerne in die Schule!

  • Hallo,
    nun wirklich im Ernst, du findest Germanistik langweilig? Dich interessiert tatsächlich Jura? Dir bleiben nach einem Jurastudium mehrere Möglichkeiten weiterzumachen? Warum denkst du dann überhaupt daran, Lehrer zu werden? Du kannst dich später doch auch außerhalb von Schule pädagogisch betätigen.


    Nein, an der Schule bin ich definitiv NICHT gerne Lehrerin. Ich fühle mich da eingeengt und in eine Rolle gedrängt, die ich nicht wirklich wahrnehmen möchte. Diejenige, die andere dazu zwingt, etwas zu tun und zwar manchmal Dinge, die ich selbst nicht wichtig finde, die aber im Lehrplan stehen. Das hasse ich aus tiefstem Herzen.


    ABER - abseits von Schule unterrichte ich wahnsinnig gerne. Ich habe mehr oder weniger "privat" Kurse gegeben (Theater/ Rhethorik) und auch Nachhilfeschüler gehabt und das macht mir wirklich SEHR viel Spaß. Kein Zwingen, keine Noten, einfach nur Spaß an der Sache und um der Sache willen. Und gelernt haben die Nachhilfeschüler trotzdem oder gerade deswegen. So sollte Lernen sein - meiner Meinung nach.


    Ich habe jahrelang nach einer Alternative gesucht, um nicht wieder an die Schule zu müssen, aber für mich nichts gefunden, was mir auch ein Einkommen bringt, von dem wir leben könnten. Meine Lösung ist darum halbe Stelle fürs Geld so lange ich kann und den Rest der Zeit für mein persönliches Glück "richtig" unterrichten (also so, wie ich es will) oder andere Nebenjobs.


    Ich wäre SEHR froh gewesen, wenn ich einen Studiengang gewählt hätte, der mir später mehr Alternativen gelassen hätte.
    Und im Studium und im Praktikum war ich 100% überzeugt, dass Lehrerin der allerbeste Beruf für mich ist. Das wollte ich schließlich schon werden seit ich 6 bin. Und ich fand alles so unglaublich interessant und spannend und war der Überzeugung, dass ich die allerbeste Lehrerin aller Zeiten werden würde. Die Wahrheit sieht leider ganz anders aus, wie mir im Referendariat dann leider erst klar wurde. Ich fände das nicht gut, wenn meine Kinder von jemandem wie mir unterrichtet würden. Ich habe noch NIE eine Stunde gemacht, mit der ich wirklich zufrieden war. Und es geht dabei ja nicht darum, wie ich mich fühle, sondern darum, dass ich durch meine falsche Berufswahl den armen Kindern ihre Schulzeit versaue. Ok, ich übertreibe ein bisschen, aber das macht mich schon oft fertig. Na, jetzt bin ich aber schon wieder im falschen Gedankengang gelandet - muss dringend mal wieder meditieren. ;)


    Tja, und das ist das Ergebnis von jemanden, der immer dachte, das ist genau der richtige Beruf. Wenn du jetzt schon zweifelst ...
    Überleg's dir noch mal. Wie gesagt - unterrichten geht auch außerhalb von Schule!
    Gruß
    Frauke

  • Ich bin gerade mit dem ersten Semester fertig und zweifle auch noch daran, ob es die richtige Entscheidung ist, Lehrer zu werden. Zwar hab ich in einem Praktikum gute Erfahrungen gemacht und der Wunsch Lehrer zu werden hat sich gefestigt, aber ich bin mir eben auch nicht sicher, ob ich das immer machen möchte bzw. ob ein anderer Beruf nicht abwechslungsreicher ist. Meine Alternativen wären Geowissenschaften, Meteorologie oder Geographie zu studieren, wovon mich allerdings abschreckt, dass man keinen konkreten Zielberuf wie bei Jura den Anwalt verfolgt, sondern in so vielen verschiednenen Bereichen arbeiten kann und nicht weiß, wo man im endefekt landen wird. Geographie kann ich mit dem gestuften Bachelor/Master-System (hat das auch mal einen Vorteil) nach dem Bachelor immer noch als 1-Fach-Master weiterstudieren, was ich mir somit also quasi noch 2 Jahre offen halten könnte. Außderdem sehe ich schon beschriebene Vorteile (wie freie Arbeitseinteilung, Arbeiten mit Menschen und viel Selbstbestimmung) des Lehrberufs. Eine andere Sache, die mich von dem Beruf Lehrer abhält, ist, dass andere Menschen und auch ich selber finden, dass ich kein Mensch für einen Sozialberuf bin, bzw. dass ich manchmal Problme habe, unverkrampft mit Menschen umzugehen. Trotzdem habe ich großes interesse daran, Stoff zu vermitteln, möglichst interessant und für alle verständlich. Man könnte vereinfacht sagen, mich interessiert zuerst das Didaktische, dann das Fachliche und zuletzt das Soziale. Ich weiß nicht, ob das so eine optimale Vorraussetzung ist bzw. ob ich für kleinere Klassen geeignet bin.


    Eine andere Frage, die sich mir im Moment noch stellt ist, die meiner Uterrichtsfächer. Erdkunde ist meine Lieblingsfach, das ich auf jeden Fall möglichst viel unterrichten möchte. Chemie habe ich auch immer recht gerne gemacht, aber eben auch Mathe. Nun hörte ich, ein Hauptfach wäre sinnvoll, weil man einerseits eine Klasse führen kann, mehr Respeckt von den Schülern bekommt und nicht in 100 verschiedene Klassen gehen muss und anderseits es Überlegungen geben soll, Hauptfachlehrer besser zu bezahlen (Was ich in der Sek. 1 fair fände, aber in der Sek. 2 v.a. im LK nicht!). Deshalb überlege ich Mathe statt Chemie zu studieren.
    Was mich allerdings davon abhällt, ist, dass man mit einem Hauptfach, das auch noch extremstes Mangelfach ist, kaum oder gar nicht mehr sein 2. Fach unterrichten kann, was ich auch schon im Praktkum von anderen Lehrern gehört habe und ich sehr schade fände.
    Vielleicht hat ja jemand noch einen Tipp dazu, welches Fach dann mehr Sinn ergibt.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Suiram und so


    Um vielleicht mal mit einem Irrglauben aufzuräumen: 30 Jahre lang Lehrer zu sein bedeutet doch nicht, dass man 30 Jahre lang dasselbe tut - bzw. wenn du es schaffst, in diesem Beruf 30 Jahre lang dasselbe zu tun, würde ich an deinem Geisteszustand zweifeln.


    Welche Aspekte verhindern, dass du zum Fließbandarbeiter in der Schule wirst:


    - jedes Jahr / alle zwei Jahre neue Schülergruppen
    - fachliche Inhalte entwickeln sich weiter
    - neue Kollegen = neue Ideen (oder auch nicht)
    - Klassenfahrten mit Schülern, Schulfeste, Theaterabende, Musikfeste, Exkursionen...
    - Nischen, die du besetzen kannst: Medien, Homepagebetreuung, Schulhausgestaltung...
    - Erprobung neuer Unterrichtsmethoden
    - verschiedene Ämter, die dir offen stehen
    - verschiedene Möglichkeiten außerschulisch zu arbeiten: Uni, Schulbücher schreiben z.B.


    Und!!!!!!!


    Dein Leben wird nicht nur aus Schule bestehen, d.h. dein restliches Leben kannst du ja ausgestalten wie du möchtest. Im Beruf muss nicht die Erfüllung stecken oder gesucht werden - das steht ja in der Burn-Out-Liste ganz oben.


    Zur Fächerwahl sei immer zu sagen: studier das, was dir Spaß macht. Und wenn dir Vieles Spaß macht, dann schau nach einem Hauptfach. In Zeiten, wo die Schulen mehr Einfluss auf die Einstellungen bekommen (sogar hier in Bayern wird das angedacht), wird dann halt mehr auf Verwendungsmöglichkeit geachtet. Hier ist ein Hauptfach (=>mehr als 2 Stunden Unterricht in der Woche) wichtig, weil es für die Schule einfach auch organisatorisch günstiger ist, oder (Beispiel Realschule) mindestens ein Prüfungsfach (das kann auch Sozialwesen, BWR, Kunst oder sogar Hauswirtschaft sein).
    Daneben ist dann auch von Bedeutung, wenn Lehrer ungewöhnliche Kombinationen haben, weil die Schulleitung sich die dann leichter in den Stundenplan einbauen kann. Wenn alle Deutschlehrer auch Geschichte haben, blockt sich das im Plan ganz schön. Wenn aber jemand mit Mathe und Deutsch dabei ist, dann geht das leichter...oder Mathe Musik....oder so.
    Und wie man mit einer Klasse zurecht kommt, hängt auch eher von deiner Lehrerpersönlichkeit ab. (Wobei ich leicht reden habe - ich unterrichte drei Fächer und habe meine Klassen in der 10. dann 8 Stunden die Woche. Das ist dann auch schon nachteilig, weil schnell so eine Cafehaus-Atmosphäre auftaucht.)


    Zu deiner selbstdiagnostizierten Asozialität.


    Ich lehne mich da jetzt mal weit aus dem Fenster. In meiner Zeit als Vertrauens-/Verbindungslehrer habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Lehrer, mit denen die Schüler am meisten Probleme hatten, diejenigen waren, die von sich am meisten überzeugt waren, guten Unterricht zu machen und selbst ganz toll zu sein.
    Wenn ich sehe, wie du dir da Gedanken machst, dann würde ich davon ausgehen, dass du diese Reflektionsfähigkeit nicht einbüßen wirst, wenn du mal Lehrer bist. Und wenn du schaffst, dies auch transparent nach außen zu bringen, dann dürfte der Umgang mit Schülern nicht schwer fallen.


    schönes wochenende


    h.

  • Hallo ihr,
    kurz ein Feedback zu dem Stand der Dinge: Ich habe mich für Jura entschieden.


    Zitat

    nun wirklich im Ernst, du findest Germanistik langweilig? Dich interessiert tatsächlich Jura? Dir bleiben nach einem Jurastudium mehrere Möglichkeiten weiterzumachen? Warum denkst du dann überhaupt daran, Lehrer zu werden? Du kannst dich später doch auch außerhalb von Schule pädagogisch betätigen.


    Genau so sehe ich das mittlerweile auch.
    Ich habe Spaß daran zu unterrichten, ich habe gerne Praktika in der Schule gemacht. Deutsch als Unterrichtsfach finde ich super, Germanistik zu studieren reizt mich nicht so sehr. Ich finde einige Kurse und Seminare gut und interessant, aber im Vergleich zu Jura ist es wirklich langweilig.
    Für mich (und das ist sicherlich meine persönliche, subjektive Meinung) ist Jura ein handfestes, spannendes Fach. Das, was ich im ersten Semester Jura gelernt habe, bringt mich unheimlich weiter im Leben und in meinem Alltag. Wie Laute entstehen und wie man eine Aphorismusanalyse schreibt (Stoff 1. Semester Germanistik) interessiert mich überhaupt nicht und bringt mich in meinem Leben nicht wirklich weiter.
    Jura erfordert viel komplexeres Denken. Mich zwei Stunden lang mit einem gewissen, juristischen Thema auseinanderzusetzen fordert und fördert meine... Intelligenz. Mein Denken. Ich gehe immer wieder an meine Grenzen, versuche immer mehr und besser zu lernen. Das reizt mich ungemein.


    Ich bin sehr ergeizig und fleißig. Meine Disziplin könnte besser sein. Ich interessiere mich im Moment für Jura. Und ich habe später, je nach Note, viele Berufsmöglichkeiten. Es wäre doch dumm, sich jetzt gegen ein Jurastudium zu entscheiden, oder?


    Lehramt wäre eine mögliche, gute Alternative, mit einigen Vorteilen. Und sicherlich einem leichteren Studium, auch wenn da der ein oder andere Lehramtsstudent aufschreit... Ich sitze von morgens bis abends in der Uni, 5 Tage die Woche. Wenn ich keine Kurse habe, sitze ich in der Bib und lerne. Ich kenne wenige/keine Lehramtsstudenten, die das so machen.
    Nachteil bei Jura: Du musst zu den Besten gehören. Und auch wenn ich 60h die Woche lerne und arbeite, kann mir niemand versprechen, dass ich zu den Besten gehören werde. Es ist ein Risiko. Wahrscheinlich hat Lehramt da ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis. Mit entsprechender Arbeit kommen auch die guten Noten und man hat am Ende auf jeden Fall was in der Hand. Bei Jura steht am Ende das Staatsexamen, das über das weitere Leben entscheidet.


    Ich habe mir gedacht, ich sollte danach gehen, was JETZT ist. Wer weiß, was in 5 oder 10 Jahren ist. Und JETZT interessiert mich Jura. Würde ich Germanistik (oder ein anderes Fach) machen, würde ich immer an Jura denken. Ich könnte mich nicht zum Lernen motivieren.
    Also mache ich wohl doch Jura... Und hoffe, ich bereue es später nicht.


    Liebe Grüße,
    Mexx

  • Dann hast du doch die für richtige Entscheidung getroffen, wie es klingt. Also, häng dich rein!

  • mal ehrlich, in welchem job in d bekommt man denn anerkennung?!


    ich kenne es von ALLEN so, mit denen ich spreche: wenn man nichts hört, ist alles gut gelaufen. ist irgendwas nicht so gut gelaufen, kommt sofort die meckerei.


    das ist halt die deutsche mentalität: meckern, jammern, zetern - loben, positive kritik?! Fehlenanzeige! warum sollten es vorgesetzte anders machen als der rest der bevölkerung?!

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Zitat

    Original von Mexx


    Wahrscheinlich hat Lehramt da ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis. Mit entsprechender Arbeit kommen auch die guten Noten und man hat am Ende auf jeden Fall was in der Hand. Bei Jura steht am Ende das Staatsexamen, das über das weitere Leben entscheidet.


    Ob Du da "was in der Hand" hast, ist überhaupt nicht gesagt. Im Augenblick stehen an Baden-Württembergs Gymnasien 1750 Neubewerbern und cirka 500 Altbewerbern ungefähr 850 Einstellungsmöglichkeiten gegenüber. Und für die nächsten Jahre weiß man jetzt schon, dass sich die Einstellungschancen weiter verschlechtern werden. Es wird in jedem Fall eine Bestenauslese geben. - Ich glaube nicht, dass es in anderen Bundesländern besser aussieht.


    Diejenigen, die nicht ins Lehramt eingestellt werden, haben auf dem Arbeitsmarkt sehr ungewisse Chancen.


    Da sieht es bei Juristen (der weitaus größte Teil der Absolventen hat eben kein sogenanntes Prädikatsexamen!) immer noch günstiger aus, obwohl der Anwaltsberuf stark überbesetzt ist. Die "tollen" Jobs stehen aber aller Erfahrung nach nur Leuten mit Prädikatsexamen offen.


    Wenn Du wirklich so gut, so fleißig, so wissbegierig bist, wie Du hier tust, würde ich Dir eher ein Fach aus den Ingenieurwissenschaften empfehlen.

  • Zitat

    Die "tollen" Jobs stehen aber aller Erfahrung nach nur Leuten mit Prädikatsexamen offen.


    Richtig, das ist das Risiko. Denn ob ich ein Prädikat schaffe, kann mir jetzt niemand sagen. Und es ist auch nicht gesagt, dass ich es schaffe, wenn ich jeden Tag 6 Stunden lerne. Neben Fleiß, Ergeiz und Disziplin spielt eben das juristische Talent auch noch eine große Rolle.
    Aber soll ich immer daran denken, was in 5 oder 6 Jahren ist? Oder in 10? Ich habe das mal wochenlang gemacht und hatte im Endeffekt nur Zukunftsängste, Sorgen und Entscheidungsängste und die Ungewissheit hat mich verrückt gemacht.
    Deswegen gehe ich jetzt danach, was mich JETZT interessiert und was ich jetzt machen möchte. Und das ist Jura.
    Wer weiß, was dann in 5 Jahren ist. Welche Möglichkeiten sich mir bieten und was bis dahin passiert. Der klassische Anwaltsberuf in einer kleinen Kanzlei ist zum Beispiel gar nicht das, was ich später unbedingt machen möchte ... ;).

  • Dann fang doch jetzt mal sofort an, zu lernen. Scheinbar hast du zur Zeit zu viel Freizeit...

  • jurisisches Talent ... gibt es das? Ich dachte immer, das hieße Intelligenz. Und davon hast du ja genug...

  • Warum denn auf einmal so bissig? Das war doch einfach nur ein ganz normaler thread, in dem jemand Hilfe bei der Entscheidung brauchte und nun für sich das Richtige gefunden hat. Ist doch schön!


    Mexx: Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und Erfolg mit deiner Entscheidung!


    Lieben Gruß
    Katta
    *die ihren Job sehr gerne macht, auch wenn ich phasenweise in die Tischkante beißen könnte oder gar nicht weiß, wann ich die ganze Arbeit eigentlich erledigen sollte; es ist aber trotzdem für mich der besten Beruf. :)


    edit: Tippfehler (ok, eigentlich Grammatik, aber das wollte ich so nicht zugeben ;) )

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    2 Mal editiert, zuletzt von katta ()

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