Lehrer - seid ihr es gerne?

  • Hallo ihr,


    ich stehe im Moment kurz vor Beginn meines Lehramtsstudiums, habe allerdings noch eine andere alternative und bin jetzt am abwägen, was mir besser gefällt. Mir geht es in erster Linie darum, was ich später mein ganzes Leben lang machen möchte und werde.


    Eigentlich war ich vom Lehrerberuf immer begeistert. Ich durfte während meiner Praktika auch selber unterrichten und den Unterricht mit vorbereiten und ich fand das toll.
    Jetzt lese ich hier aber massig Threads über Burn-out bei Lehrern, über zu hohe Arbeitsbelastung, über zu wenig Gehalt und massig Wochenstunden, die man in der Woche damit verbringt, den Unterricht vorzubereiten.
    Ich denke nicht, dass man als Lehrer einen leichten Job hat. Aber dass man jeden Tag bis 19.00 Uhr am Schreibtisch sitzt und Unterricht vorbereitet und Klausuren korrigiert - das habe ich auch nicht erwartet. Und wenn ich ehrlich bin glaube ich nicht, dass ich das 40 Jahre lang so durchhalte.


    Deswegen wollte ich hier gerne mal ein Feedback hören, ob ihr überhaupt (noch) gerne Lehrer seid und diesen Beruf immer wieder wählen würdet, wenn ihr es euch aussuchen könntet. Wo liegen denn die Vorteile des Lehrerberufs? Es ist doch gewiss nicht alles schlecht.
    Und: Ich kann mir irgendwie auch nicht vorstellen, dass später jede Stunde so penibel vorbereitet werden muss. Zumindest in meiner Schulzeit (die ja noch nicht so lange her ist) gab es viel Gruppenarbeit, viel eigenes Erarbeiten der Texte und Themen. Ich weiß durch meine Geschwister, dass unser Biolehrer ständig die selben Materialien benutzt hat.
    Ich glaube gerne, dass auch solche Gruppenarbeitsstunden vorbereitet werden müssen, aber sich jeden Tag hinzusetzen und jede Stunde eine Stunde lang vorzubereiten... Vielleicht ist man in den ersten Jahren noch so motiviert...


    Kurzum: Ich muss mich entscheiden zwischen dem Lehramtsstudium und einem Studium, das zwar härter und schwieriger ist, aber wo ich am Ende deutlich mehr Berufsbereiche habe. Wenn ich mich für das Lehramtsstudium entscheide, dann mache ich wirklich nur Lehramt und arbeite später (im Normalfall) mein Leben lang als Lehrer.
    Eigentlich habe ich mir das toll vorgestellt, einige Threads geben mir jetzt ein sehr ungutes Gefühl.
    Vielleicht könnt ihr deswegen im Gegenzug über die Vorteile des Lehrerberufs sprechen... und was euch daran so gut gefällt und ob es euch immer noch gefällt... :)


    Liebe Grüße,
    Mexx

  • Hi!


    Das mit dem "zuwenig Geld" am Gym. finde ich absoluten Schwachsinn. Mit 3000€ netto (+) sollte man doch wohl hinkommen.


    Du hast eine weise Fächerkombi. Mit 2 Hauptfächern ist man viel am Korrigieren, wie ich an Kollegen sehe. Ich habe mit 2 Kurzfächern viele Lerngruppen. Du hast die Mitte.
    Der Job ist schon stressig, aber wie du vermutest, wechseln sich Stress und mehr Freizeit ab.


    Wie du mit der Arbeitsbelastung umgehst, ist dein Ding. Wie sehr nimmt man sich Sachen zu Herzen? Wann macht man Feierabend? Wie diszipliniert bin ich in der unterrichtsfreien Zeit? Wo nehme ich mir Freiräume, wo schalte ich ab?


    Wichtig ist: Sorge für Abwechslung und auch stressfreie Phasen. Gönn dir auch mal am Mittwoch nachmittag 2 Stunden zum Computerspielen.
    Ich selbst mache 2 mal in der Woche Musik mit überwiegend nicht-Lehrern. Schalte ab! Höre auf deinen Körper! Was passiert denn, wenn ich mal nach 3 Wochen mit der Korrektur nicht fertig bin? Nichts! Was passiert wenn ich Chantales Papa erst nächste Woche anrufe oder gar nicht? Nichts!
    Lehrer ist ein Job und keine Berufung!
    Du bist so gut wie du gut bist. Und keiner muss so gut sein, wie die anderen Kollegen angeblich sind. Man hört immer nur die tollen Std. von Kollegen. Über die normalen Stunden oder den Schrott oder die verlaberte Stunde spricht keiner.


    Fazit: Immer mal den Ball flach halten. Der Job ist anstrengend, aber er macht (auch) Spaß.
    Ich bin (mit Ref) jetzt 10 Jahre dabei. Ob ich das bis 67 machen will? Keine Ahnung. Bekloppt wird man in anderen Jobs bestimmt auch ;)

  • Hallo Mexx,


    also ich bin (immer noch) gerne Lehrer, wenngleich ich noch nicht so viele Jahre dabei bin (8. Jahr, mit Referendariat 10. Jahr). Kann aber nur für mich und meine Schulart sprechen. Die Arbeit in der Grundschule unterscheidet sich ja schon enorm von der Arbeit an den weiterführenden Schulen.


    LG, Alex

  • Ich bin noch nicht allzulange im Job. Trotzdem würde ich jetzt schon sagen: mit dem Wissen von heute würde ich diesen Job nicht nochmal wählen.
    Ich bin jetzt nicht todunglücklich oder so... aber ich habe gemerkt, dass für mich Lehrer (Klassen 5-10) definitiv nicht der Traumjob ist. Das liegt auch vor allem an den Faktoren, die du schon genannt hast:


    Zitat

    Original von Mexx


    Jetzt lese ich hier aber massig Threads über Burn-out bei Lehrern, über zu hohe Arbeitsbelastung, über zu wenig Gehalt und massig Wochenstunden, die man in der Woche damit verbringt, den Unterricht vorzubereiten.
    Ich denke nicht, dass man als Lehrer einen leichten Job hat. Aber dass man jeden Tag bis 19.00 Uhr am Schreibtisch sitzt und Unterricht vorbereitet und Klausuren korrigiert - das habe ich auch nicht erwartet. Und wenn ich ehrlich bin glaube ich nicht, dass ich das 40 Jahre lang so durchhalte.


    Hinzu kommt noch das absolut grenzüberschreitende Verhalten einiger Schüler, was ich noch zusätzlich als großen Stress erlebe.


    Ich überlege schon seit einiger Zeit, wie Plan B aussehen könnte - ist mit einem Lehramtsstudium aber tatsächlich schwer.


    Wenn du also jetzt schon erkannt hast, dass oben genannte Dinge dich extrem stressen, dann studier von vorne herein etwas anders.


    Ich sitze übrigens meist länger als bis 19 Uhr am Schreibtisch...

  • Danke erstmal für euer Feedback :). Es ist wirklich interessant, unterschiedliche Meinungen zu dem Thema zu hören.


    Zitat

    Wenn du also jetzt schon erkannt hast, dass oben genannte Dinge dich extrem stressen, dann studier von vorne herein etwas anders.


    Ich weiß es natürlich nicht sicher, aber ich vermute, dass mich das nicht so sehr stressen wird. Ich glaube schon, dass ich sehr gut belastbar bin und mir persönlich von gewissen Dingen und Konflikten nicht zu viel annehme.
    Aber ich habe einfach Sorge, dass mich der Lehrerberuf nicht mein Leben lang befriedigen wird.


    Meine Alternative wäre ein Jurastudium. Noch härtere Durchfallquoten, noch mehr Druck, jahrelanges Lernen mit wenig Freizeit und im Endeffekt die Möglichkeit, doch keine gute Examen zu schaffen und dann irgendwo als Feld-und-Wiesen-Anwalt unglücklich zu werden - bei hoher Arbeitsbelastung bis in die Nacht und wenig Gehalt.
    Andererseits öffnet ein gutes Jurastudium mir so ziemlich alle Türen. Es reizt mich einfach sehr, mehrere Möglichkeiten zu haben und auch später nochmal wechseln zu können. Das Leben als Lehrer ist irgendwie so absehbar... Um wirklich 40 Jahre NUR zu unterrichten, sollte man wohl wirklich 100% dahinterstehen.
    Mit einem sehr guten Jurastudium habe ich Aufstiegschancen und unglaublich viele Möglichkeiten, mich weiterzuentwickeln. Das reizt mich.


    Im Gegenzug denke ich aber, dass ein Lehramtsstudium machbar ist (im Gegensatz zu Jura) und ich während des Studiums immerhin noch Freizeit habe und Zeit für meine Hobbys. Als Lehrer verdient man einigermaßen gutes Geld (bei Jura gilt halt: Alles oder nichts) und man hat mehr Freiräume, als wenn man später als Anwalt in einer Großkanzlei von morgens acht bis abends acht seine Akten abzuarbeiten hat.


    Hat alles Vor- und Nachteile... Für mich war der Lehrerberuf eine gute, interessante und sichere Alternative und ein Beruf, der mir Spaß gemacht hätte. Wenn ich jetzt von Burnout, Arbeitsbelastung usw. lese, zerplatzt eben diese rosa Seifenblase und ich weiß nicht, ob ich mein Leben lang damit zufrieden wäre.

  • Zitat


    Das Leben als Lehrer ist irgendwie so absehbar... Um wirklich 40 Jahre NUR zu unterrichten, sollte man wohl wirklich 100% dahinterstehen.
    Mit einem sehr guten Jurastudium habe ich Aufstiegschancen und unglaublich viele Möglichkeiten, mich weiterzuentwickeln. Das reizt mich.


    Wie bitte? Der Lehrerjob ist alles andere als absehbar! Jeden Tag steht man vor neuen Herausforderungen, jeden Tag werden die Karten neu gemischt. Keine Stunde ist wie die vorherige, auch wenn man das vorher so geplant hat.
    Der Vorteil beim Lehrer ist: Die "Bösen" bleiben die Bösen. Als Anwalt muss ich auch einen Schwerverbrecher verteidigen ;)


    Als Lehrer hat man durchaus Aufstiegschancen und Alternativen. Ich selbst habe auch an der Uni gelehrt, Artikel geschrieben... A14-Stellen mit mehr Verantwortung gibt es, die Schule ist ein riesiger Bereich, wo sich jeder auch entfalten kann. Begeisterungsfähige Schüler gibt es immer, egal ob ich eine Imkerei-AG oder eine Rockband aufziehen möchte.
    Möglich wäre auch innerhalb der Schule in eher Verwaltungsberufe aufzusteigen. Oder als Direktor bist du ständig mit Rechtlichem konfrontiert.

  • ....die frage, ob ich noch immer gerne lehrerin bin, kann ich miteinem absoluten JA beantworten. es gibt immer phasen, die nicht so gut laufen, aber ich habe noch keinen tag in der schule bereut und stehe jeden morgen auf neue gerne auf, um in die schule zu gehen. es lohnt sich schon, wenn man in die klasse kommt und die schüler mein "guten morgen" mit einem kräftigen "guten morgen" beantworten oder man in der pausenaufsicht einen smalltalk mit schülern hält, die man nicht mehr unterrichtet. ich für mich habe die richtige wahl getroffen:):):) ..... (ach ja: ich bin seit 11 jahren im dienst, studienbeginn zum ws 92/93)....


    lg
    christina

  • Bin nach wie vor gerne und aus Überzeugung Lehrerin, der Job ist klasse! Wenngleich ich das Fach Deutsch nicht wieder studieren würde. Es ist super, der Unterricht macht irre Spaß, aber die Korrekturbelastung ist enorm. Da würde ich heute geschickter wählen, denn Freizeit ist auch schön, und wenn der Sport/Religionskollege das lange Karnevalswochenende in Italien verbringt, während ich LK Vorabiklausuren korrigiere, wird man schon etwas neidisch...

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Also, meine Lieben, ich glaube, dass ich hier (zumindest zu diesem Thema) die Alterspräsidentin bin mit 26 Jahren Berufserfahrung. Ich gehe noch immer gern in die Schule. Der Job ist abwechslungsreich, kein Tag ist wie der andere. Gerade das reizt mich. Die Arbeit mit den Heranwachsenden bereitet mir Freude, zu sehen, wie sie sich entwickeln, ist toll.
    Ich habe fast 20 Jahre an einem Gymnasium gerarbeitet und bin nun an einer Oberschule (Sekundarschule) tätig. Ich unterrichte Französisch und Deutsch, also zwei Hauptfächer. Wenn ich noch einmal vor der Wahl stünde, ich würde erneut den Lehrerberuf wählen, ABER ich würde mir sehr genau überlegen, für welche Fächerkombination ich mich entscheiden würde. Deutsch ist extrem arbeitsintensiv. Bei ständig wechselnden Rahmenplänen für die Sek II ist man gezwungen, sich stets gründlich vorzubereiten und sich durch die Sekundarliteratur zu quälen. Wenn man beispielsweise einen oder gar zwei Leistungskurse (12 und 13) hat, stapeln sich die Klausuren. Für die Durchsicht einer (!!!) Klausur benötigt man im Idealfall 1 1/2 Stunden, habe manchmal aber auch schon 3 Stunden an einer Klausur gesessen. Da weiß man manchmal wirklich nicht, wo einem der Kopf steht. Dann kommen die Klassenarbeiten in den Sek I- Klassen dazu, die Arbeit als Klassenleiter und, und, und... Das war unter anderem auch der Grund, warum ich die Schulart gewechselt habe. Wenn nämlich kaum noch Zeit für die Regeneration bleibt, sollten alle Alarmglocken läuten!
    Man benötigt starke Nerven und ein riesengroßes Herz. Wenn man bereit ist, offen auf andere zuzugehen und jeden so zu akzeptieren, wie er ist, dann ist man in dem Beruf richtig. Man muss jedem Schüler zeigen können, dass er etwas wert ist und z.T auch kleine Fortschritte würdigen können.
    Manchmal geht einem auch das Herz auf, wenn die "Süßen" zeigen, dass sie gern zu dir in den Unterricht gehen. Der Beruf kann einem viel geben,
    es ist schon ein wenig Berufung. Leider gibt es - wie in jedem anderen Beruf auch - Schattenseiten. Es kommt also auch darauf an, ob man wirklich stressresistent genug ist. Das kann man lernen, wenn man auf sich aufpasst, für Abwechslung im privaten Bereich sorgt. Außerdem ist es auch wichtig, Freunde zu haben, die keine Lehrer sind und, und, und...


    Resümee: Überleg es dir gut, wäge Vor- und Nachteile gründlich ab! Es ist ein toller Beruf mit Ecken und Kanten, den nur jemand ausüben kann, der es wirklich will und der Kinder und Jugendliche mag.


    Viel Glück auf deinem weiteren Lebensweg


    wünscht


    ein alter (Lehrer-) Hase:))

  • Obwohl ich nicht als Gymnasiallehrer spreche denke ich, dass der Job genauso stressig ist wie viele andere Berufe auch. Ob man nun Arzt, Anwalt oder Lehrer ist, sollte man sich vorher einfach nur gut überlegen, ob man das wirklich machen will und: ja, ich mache meinen Job immer noch sehr gerne und für mich ist er eine Berufung. Und nur deswegen bin ich mir sicher, dass ich ihn noch die nächsten 20 Jahre machen will. Er macht mein Leben bunt und ich habe nie das Gefühl , ich bleibe stehen. Schon alleine der Schüler wegen. Trotzdem brauche ich (wie jeder andere berufstätige Mensch) einen Ausgleich. Denn es kann schon zeitweise zehren. aber, he, ich kenne Anwälte..... Die sind auch burnout gefährdet. Also was macht dir Spaß ??? Klassenzimmer oder Gerichtssaal ;-)?
    nach der Kohle sollte man bei beiden Berufen nicht gehen, finde ich.


    Viel Glück bei der Entscheidungsfindung :)


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • ich gehöre sicher nicht zu denen, die diese Frage beantworten können/sollten, dennoch möchte ich meinen Senf dazu geben ;)
    Ich bin noch keine richtige Lehrerin, stehe kurz vor Ende meines Studiums und bin noch ein bisschen vom endgültigen Lehrerdasein entfernt.
    Dennoch habe ich nach knapp 2 Jahren unterrichten an einer BBS so meine Erfahrungen gemacht und würde mich trotz so mancher schwieriger Situation wieder für den Job entscheiden. Ich möchte definitiv nichts anderes machen.


    Meiner Meinung nach muss man es aber wirklich wollen oder es eben als Berufung sehen, um auch die nervigen/stressigen Phasen durchzustehen. Die Uni konnte mich auf das alles nicht vorbereiten.


    lg...

  • Hallo Mexx,


    nach dem Motto "Es ist schon alles gesagt, bloß noch nicht von jedem" melde ich mich auch noch.


    Mit 36 Berufsjahren - und wenigen Monaten vor dem gesetzlichen Ruhestand - habe ich wohl die längste Erfahrung von allen Beiträgern in diesem Thread.


    Meine wichtigste Botschaft: Du musst begeistert sein a) für Deine Fächer und b) für die Aufgabe, junge Menschen in ihrer spannendsten Lebensphase - zwischen Kindheit und jungen Erwachsenen - zu begleiten und Hilfestellung auf ihrem Entwicklungsweg zu geben.


    Wenn es Dir gelingt, diese Begeisterung zu entwickeln und aufrechtzuerhalten, dann hast Du alle Chancen, ein befriedigendes und sinnhaltiges Berufsleben zu erleben.


    Ja, stressig und belastend ist der Beruf oft. Ein Job ist er nicht; es ist richtig, den manchmal altmodisch wirkenden Begriff Berufung zu bemühen. Aber Stress und Belastung gibt es in allen akademischen Berufen mit Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung.


    Spannend ist der Beruf immer. Ich habe seit 1975 sechs Kultusminister, fünf neue Bildungspläne (jeder wurde als "Jahrhundertwerk" auf die Schulen losgelassen), und sechs verschiedene Schulen erlebt - und ständig neue Lehrwerke und Unterrichtsmaterialien. (Im Augenblick will ich meine häusliche Bibliothek verkleinern: Im Flohmarktbereich des Forums habe ich den "Deutschunterricht" von 1975 bis 1996 angeboten - aber ich fürchte, dass sich heute kaum jemand mehr für alte Fachzeitschriften interessiert.)


    20 Jahre lang - bis ich Schulleiter wurde und andere Schwerpunkte setzte - habe ich Grund-und Leistungskurse in Deutsch und Englisch unterrichtet, mich ständig mit neuen Schwerpunktthemen auseinandergesetzt und fortgebildet, als Erst-, Zweit- und Drittkorrektor gearbeitet. Es war immer viel Arbeit -- von wegen viele Ferien! Von der Korrekturbelastung steht genug in den weiteren Postings. Und trotzdem würde ich meine Fächer wieder studieren.


    Ich will Matula zustimmen: Absehbar ist der Beruf nie; dazu gibt es zu viele Möglichkeiten, wenn man sich weiterentwickeln will.


    Beispiele gefällig?


    Engagement in Verbänden und Gewerkschaften (zwei Beispiele von Karrieren: Der DBB-Vorsitzende Peter Heesen war Lehrer, der Beamtenbundsvorsitzende in Baden-Württemberg ebenfalls)
    Personalratsarbeit
    Beratungslehrer
    Mentor in der Referendarausbildung
    Fachberater in der Schulaufsicht und Lehrerfortbildung
    Referent in der Schulverwaltung
    Referent im Ministerium
    Abteilungsleiter in der Schule
    Stellvertretender Schulleiter
    Schulleiter
    Universitätsprofessor (ich kenne einige, die zuvor Gymnasiallehrer waren)


    Jede dieser Funktionen ist mit neuen Aufgaben und Herausforderungen verbunden - ein Job, den man ohne innere Beteiligung herunterreißt, ist es nie.


    Ich kann Dir nur empfehlen, Praktika zu machen und mit vielen Lehrern zu sprechen - mit jungen und mit alten.


    Alles Gute für Dich!

    • Offizieller Beitrag

    Ich mach es für das Geld.


    Manchmal muss ich mittags länger duschen, aber das geht schon.


    Und niemals auf den Mund küssen...ooops, falsches Forum.


    Und wenn ich es nicht gern "machen" würde, würde ich was anderes machen - schon aus dem Grund, weil ich viele kenne, die trotzdem weiter machen.

    • Offizieller Beitrag

    Hawkeye, du Nervkopp! :D :liebe:


    Ich sehs wie magister - für die, die sich interessieren, gibt es viele Entwicklungsmöglichkeiten und über-den-Tellerrand-Perspektiven, auch im Bereich Beratung, Personalvertretung oder Fortbildung.
    Langweilig wirds nur den Langweilern, einfach ist der Job nicht, aber wer will das schon (außer den o.g.), wie anspruchsvoll er ist, hängt maßgeblich von den eigenen Kapazitäten ab und ob er Spaß macht auch davon, wie man ihn ausübt. Die Schüler sind immer en guter Grund gern hinzugehen, reichen mir persönlich aber nicht - ich lern auch selber gern dazu und brauch immer neue Aufgaben. Die konnt ich mir bisher auch immer suchen /habe sie gefunden...

  • Ich würde den Lehrerberuf ebenfalls (wahrscheinlich) wieder wählen, aber doch noch auf einen Punkt von Magister999 eingehen:


    Es ist zwar richtig, dass der Lehrerberuf abwechslungsreich ist, aber man muss schon sagen, dass fast all das von magister Aufgezählte eben noch Facetten der Lehrertätigkeit sind; in der Tat, und das ist ja eine Befürchtung des Threadstarters, kann es problematisch sein, wenn man mit einer Lehrerausbildung etwas Anderes sucht, also dem Arbeitsfeld Schule den Rücken zukehren möchte.
    Das zeigen auch die Antworten in den "Suche-Alternativen-zum-Lehrerberuf"-Threads: Es gibt da nicht so viel.
    V.a. wenn man es mit der Alternative des Threadstellers vergleicht: Jura, das ist eben nur ein Fach, aber nicht zugeschnitten auf einen bestimmten Beruf. Da können sich sozusagen von Natur aus deutlich mehr und unterschiedlichere Möglichkeiten ergeben.


    Hamilkar

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Matula
    Hi!


    Das mit dem "zuwenig Geld" am Gym. finde ich absoluten Schwachsinn. Mit 3000€ netto (+) sollte man doch wohl hinkommen.


    (Klugscheißmodus ON)


    Nur am Rande:


    Die 3000 Euro netto sind natürlich keinesfalls das Einstiegsgehalt. Als A13er mit Steuerklasse 1 sind es ca. 2400 Euro netto.
    Um als Single auf 3000 Euro netto zu kommen, muss man schon einige Jahre dabei sein oder als Verheirateter Steuerklasse III haben.


    Zum Vergleich:
    Der A14er mit Steuerklasse III kommt je nach Dienstaltersstufe auf 3400+ netto.


    Es ist eben die alte Leier, ob man Sicherheit, ein festes, sicherlich nicht zu niedriges Gehalt haben möchte, oder ob man in der freien Wirtschaft die Chance auf ein höheres, aber keinesfalls garantiertes Gehalt wahrnehmen möchte.
    Dasselbe Gehalt netto in der Wirtschaft setzt ein Jahreseinkommen von 50.000+ Euro voraus. Berufsanfänger können davon in der Regel auch nur träumen.


    (Klugscheißmodus OFF)


    Neben den Dingen, die bereits von den anderen hier gesagt wurden, habe ich für mich folgende Erkenntnis gewonnen - und ich bin jetzt mit Ref. seit 2003 im Geschäft:


    Du musst dazu in der Lage sein, im Zweifelsfall ohne Dank und Anerkennung auszukommen. (Was nicht heißen soll, dass es das nicht gäbe oder man das nie bekäme!)
    Du musst dazu in der Lage sein, Dich stets aufs Neue selbst zu motivieren, auch dann wenn die Rahmenbedingungen alles andere als rosig sind.
    Letztlich sind es ausschließlich Dein Gewissen und Dein persönlicher Ehrgeiz, die darüber entscheiden, ob Du engagiert bist und guten Unterricht machst oder nicht.
    Für gewöhnlich interessiert sich dafür nämlich ansonsten keine Sau - solange es nicht zu Beschwerden kommt.


    Das sind vielleicht auch die Faktoren, die aus jungen engagierten Lehrern frisch aus dem Ref. zwanzig Jahre später die machen, die man gemeinhin als "schwarze Schafe" bezeichnen kann und an die sich jeder von uns aus seiner eigenen Schulzeit auch nur sehr ungerne erinnert.


    Gruß
    Bolzbold

  • Ich bin seit 1999 (incl. Referendariat) im Lehrerberuf und mache ihn immer noch sehr gerne. Wie andere schon geschrieben haben, gehe ich auch jede Tag gerne in die Schule und freue ich, meine befreundeten Kollegen dort zu sehen und mache auch meinen Unterricht gerne.
    Das ändert nichts daran, dass es viel Arbeit ist und eines der Hauptprobleme ist, dass man nur ganz selten mal das Gefühl hat, wirklich alles erledigt zu haben. Eigentlich nur in den Sommerferien. Mittlerweile muss ich mir manchmal bewusst in Erinnerung rufen, dass ich heute keinen Unterricht mehr vorbereiten muss oder die Korrektur auch nächste Woche machen kann. Ist man engagiert, läuft man leicht Gefahr, nicht mehr abschalten zu können und sich möglicherweise irgendwann selbst aufzufressen. Daher achte ich mittlerweile darauf, mir bewusst Freiräume zu schaffen und wünsche mir, dies noch häufiger und gezielter zu schaffen. (Die Urlaubsreise in der Faschingswache ist aus genau diese Grund gebucht, um aus dem Trott gezielt herauszukommen.)
    Mir gefällt am Lehrerberuf, dass man sehr frei und kreativ arbeiten kann; mir ist im Lauf meiner Berufstätigkeit aber auch bewusst geworden, dass man auch ständig eigene Entscheidungen treffen muss, seine Arbeit selbst organisieren und planen muss und dabei entsprechende Verantwortung trägt. Wobei dies etwas sehr Schönes sein kann, wenn man es möchte.
    Mit der Zeit kommen noch viele andere Aufgaben hinzu, an die man vorher überhaupt nicht gedacht hat, so dass der Beruf nicht mehr nur aus Unterrichten und Korrigieren besteht. Dies hat auch seine Reize, weil man hier natürlich auch wieder seine Interessen einbringen kann bzw. neue Interessen findet, kann aber auch zu zusätzlicher Belastung führen, weil ständig neue Kleinigkeiten hinzukommen und man mehr und mehr Aufgaben und Verantwortung übernimmt.
    Aber letztlich ist das in jedem anderen Beruf auch so und macht ja auch den Reiz des beruflichen Weiterkommens aus.
    Ich weiß nicht, wie ich in 10 Jahren darüber denken werden, aber nach den ersten 10 Jahren würde ich den Beruf wieder wählen, da ich ihn für mich als Berufung empfinde.


    Sarek

  • Zitat

    Original von Bolzbold


    Die 3000 Euro netto sind natürlich keinesfalls das Einstiegsgehalt. Als A13er mit Steuerklasse 1 sind es ca. 2400 Euro netto.
    Um als Single auf 3000 Euro netto zu kommen, muss man schon einige Jahre dabei sein oder als Verheirateter Steuerklasse III haben.


    Wie gesagt: Ich bin mit Ref jetzt 10 Jahre im Dienst. Steuerklasse 1.

  • Erstmal nochmal vielen, vielen Dank für eure ausführlichen Beiträge. Ihr habt mir wirklich sehr geholfen :). In zwei Wochen habe ich nochmal ein Praktikum in einer Schule und ich bin, auch dank eurer Beiträge, ganz motiviert und freue mich sehr.


    Trotzdem habe ich noch ein oder zwei Fragen, die ihr mir sicherlich beantworten könnt.
    Ich bin ein ehrgeiziger Mensch, der Anerkennung bekommen will und möchte. Dafür würde ich auch hart arbeiten. Ich möchte Erfolg haben, auch damit ich Anerkennung durch andere bekomme.
    Ich weiß aber, dass dies im Lehrerberuf eher weniger der Fall ist. Erfolg ist dort wahrscheinlich besonders guter Unterricht oder ein beliebter aber gleichzeitig kompetenter Lehrer zu sein. Im Endeffekt bekomme ich aber für meine Arbeit so erstmal wenig Anerkennung - sei es durch die Eltern oder durch Schüler, die zB. gar keine Lust auf Schule und Lernen haben.
    Dieser Drang nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, verschwindet der mit dem Alter? Und: Bekommt man Anerkennung im Berufsalltag oder muss man sich kleine Erfolgsziele setzen (Schüler X verbessert sich deutlich im Fach Y) und freut sich dann darüber und sieht das als Bestärkung für seine Arbeit? Ich könnte mir (im Moment) vorstellen, dass mir diese eine Art der Anerkennung im Beruf fehlen könnte. Andererseits denke ich, dass ich vielleicht außerschulisch auch Möglichkeiten hätte, etwas zu bewegen, wo ich vielleicht diese entsprechende Bestätigung/Aufmerksamkeit/Anerkennung bekomme.
    Ein Grund, warum ich mich für das Jurastudium interessiere, ist die Tatsache, dass ich dort (im Idealfall) sehr gute Karrieremöglichkeiten hätte und immer wieder die Möglichkeit, mir neue Ziele zu setzen und diese auch zu erreichen und immer wieder über mich hinauszuwachsen.
    Im schlechtesten Fall (bei schlechten Examen) wäre ich dann eher Wald-und-Wiesen-Anwalt und das entspräche natürlich auch nicht meinen Vorstellungen...


    Zweitens: Ich habe meine Fächer deswegen ausgewählt, weil sie mich begeistern. Sowohl als Schulfächer als auch im Studium.
    Ich weiß aber aus meiner Schulzeit, dass es mehr als genug Schüler gibt, die sich für solche Fächer nicht begeistern. Ist es als Lehrer 'leicht' damit umzugehen, dass Schüler ggf. überhaupt keine Lust für ein Fach haben, dass einen selber so interessiert...? Freut man sich dann über die handvoll Schüler, die das ganze mit viel Spaß lernen wollen und wirklich Interesse haben...?
    Und außerdem: Ich studiere Sozialwissenschaften und Germanistik ja auf einem recht hohen Niveau, zumindest werde ich ja große Teile davon so nie an der Schule weitergeben. Ist es frustrierend, dass man sich selber auf dem Gebiet so gut auskennt und das alles so vertieft hat, im Endeffekt aber nur einen Bruchteil davon weitergibt?


    Und: Meine Schwester ist auf einer Gesamtschule, wo es neben dem normalen Unterricht unglaublich viele Möglichkeiten gibt. Die Schule organisiert regelmäßig Veranstaltungen von Schülern für Schüler, es gibt Wettbewerbe, AGs und Besuche von Museen, dem Landtag usw.
    Ich hatte in meiner Schulzeit das Gefühl, dass sowas viel zu kurz kam und es da fast ausschließlich um das Lernen geht.
    Mich würde es sehr reizen, mit den Schülern gemeinsam Dinge zu planen und ihre Begeisterung für Themen zu wecken, die nicht zwingend etwas mit dem Unterricht zu tun haben. Mir geht es eben nicht nur um Frontalunterricht und das Durchziehen meines Stoffes...
    Gibt es diese Möglichkeiten in der Schule und schafft man es auch (zeitlich) sowas zu machen und zu organisieren?


    Über ein Feedback würde ich mich sehr freuen :).


    Liebe Grüße,
    Mexx

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