Wie kollegial sind eure Kollegen?

  • Einen schönen guten Abend zusammen!


    Folgende Situation: Wir haben die Regelung, dass es für Lehrer sog. iFö-Stunden (individuelle Förderung) gibt. Ich habe eine Stunde davon in der Woche, und wenn ich nicht gerade zu Vertretungszwecken eingesetzt werde, soll ich irgendwo individuell fördern.


    Meiner Meinung nach würde das Sinn machen, wenn ich in meiner eigenen Klasse den Hauptfachunterricht einer Kollegin besuchen würde, um dann ggf. in Arbeitsstunden meinen Kindern besser helfen zu können. Das habe ich auch schon bei anderen Kollegen gemacht, das war nie ein Problem.


    Jetzt stellt sich diese Lady aber quer, meint das wäre unnötig und was ich denn überhaupt in ihrem Unterricht in meiner Klasse wollte. Ich habe ihr das begründet, aber stoße damit auf taube Ohren.


    O.k., die Lady und ich, wir sind ganz unterschiedliche Typen, aber trotzdem wäre eine Lösung im Interesse der Kinder sinnvoll. Sie ist allerdings auch so drauf, dass sie vor den Kindern Entscheidungen und Veranstaltungen der Schule kritisiert bzw. niedermacht, was ich persönlich nicht für angemessen und wenig professionell halte.


    Kennt ihr solche Konfliktlagen? Und wie geht ihr damit um? Ich würde diese Lady gerne ignorieren, kann ich aber nicht, weil sie erstens in meiner Klasse unterrichtet und das zweitens ja auch nicht professionell wäre.
    Seid ihr so ehrlich und sagt den Kollegen, was ihr wirklich von ihnen haltet?
    Wie geht ihr mit Kollegen um, die abfällige Kritik äußern (evtl. um selber in einem besseren Licht da zu stehen)?


    Ich freue mich auf eure Erfahrungen, Meinungen und sowieso und überhaupt.


    Viele Grüße in den eiskalten Abend,
    Peselino

  • Die Bezeichnung "Lady" ist von Dir negativ gemeint und das gefällt mir gar nicht!
    Dass Du eine persönlich Abneigung gegen sie hast, solltest Du hinten anstellen.


    Zur Lage: Was unterrichtet Deine Kollegin und in welchem Fach willst Du die Schüler fördern? Sie muss ja was anderes als Du unterrichten, da es nur eine Klasse ist. Oder hab ich da was missverstanden? Wenn sie Mathe unterrichtet und Du nicht, ist die Förderung ja nicht so sinnvoll.Oder hast Du z.B. Mathe in einer anderen Klasse? Kannst Du das nochmal erklären? Danke
    Gruß
    Anna

  • "Lady" bezieht sich einerseits auf ihr Fach (Englisch) und andererseits auf ihr Verhalten, Entscheidungen und Veranstaltungen der Schule vor Schülern niederzumachen. Dieses Verhalten mag ich gar nicht.


    Ich habe persönlich nichts gegen sie - sie ist mir persönlich ziemlich egal. Ich hab da - persönlich -auch rein gar nichts mit ihr zu tun.


    Beruflich sieht das anders aus:
    Die Kollegin unterrichtet Englisch in meiner Klasse. Wir haben im Plan Arbeitsstunden fest verankert, in denen Schüler z.B. Hausaufgaben machen sollen und da könnte ich natürlich eher unterstützen / fördern, wenn ich wissen würde, was im Unterricht wie läuft. Auch als Nichtenglischfachfrau traue ich mir sowas dann doch ein bisschen zu.


    Sicher kann man dieses Konzept der iFö-Stunden hinterfragen - aber es ist nun mal da und es ist weder ihr noch mein Job dies an dieser Stelle zu tun.


    LG,
    Peselino

  • Was versprichst du dir denn von den Unterrichtsbesuchen? Willst du wissen, was sie z.B. in Deutsch machen, damit du das dann in anderen Faechern aufgreifen kannst?


    Bei sowas wuerde ich persoenlich eher mit Leuten zusammen arbeiten, bei denen das auch Erfolg hat. Ansonsten bleib ich eher aus dem Fachunterricht meiner Klasse fern. Meine Schueler haben dann naemlich das Problem, dass ihnen manchmal nicht ganz klar ist, wer denn nun den Unterricht leitet. Wenn ich mich mit der Person gut verstehe und verstaendigen kann, geht das Unterrichten zu zweit ganz gut. Wenn es aber jemand ist, der so ganz anders arbeitet als ich, wird das ziemlich schwierig und wenig hilfreich.


    Deine individuellen Foerderstunden lassen sich doch bestimmt sinnvoller einsetzen. Besonders wenn ich es als noetig erachte, hol ich Kinder auch schonmal aus dem Fachunterricht raus und mache Foerderunterricht mit ihnen in der Zeit. Das sind aber meine generellen Vorbereitungsstunden, keine extra Zeiten. Allerdings hat meine Klasse auch "nur" Musik, Design, Reli und Kunst als Fachunterricht. Fuer meine Klasse finde ich das wesentlich gewinnbringender, als wenn ich mich in ihrem Fachunterricht rumtreibe. (Obwohl ich Design ziemlich cool finde, und meine Klasse mich lieber fuer Reli hat als ihre eigentliche Relilehrerin.)

  • Die Chemie zwischen euch scheint nicht zu stimmen und ich würde auch nicht wollen, dass ein Kollege, mit dem ich persönlich nicht so gut kann ständig in meinem Unterricht mit drin sitzt.

  • Bei uns heißt das "GÜ"= gemeinsamer Unterricht. Zu unterscheiden wäre noch, weshalb bei dem Schüler Förderbedarf besteht. Das kannst du einem Gutachten entnehmen, welches dir vorliegen müsste, bevor du den Schüler individuell fördern kannst. Bei uns läuft der GÜ-unterricht nur in Absprache mit dem Fachkollegen. Mindestens einen Tag vorher wird vereinbart, wie gearbeitet = gefördert) werden soll. Meist läuft das so ab, dass die Kollegin mir ihre Arbeitsblätter (inklusive Lösung :) zur Verfügung stellt, bin nämlich auch fachfremd für GÜ eingesetzt. Dann gehe ich mit dem Schüler in einen anderen Raum und leiste ihm beim Erledigen der Aufgaben Hilfestellung. Meist ist auch noch Zeit für ein Pläuschen mit dem Schüler (Wichtig bei sozial-emotionalen Defiziten), da man im Einzelunterricht natürlich schneller vorankommt als beim Unterricht im Klassenverband.
    Das heißt, du solltest dich mit der "Lady" vorher beraten, vielleicht fühlte sie sich einfach "überrannt" und/oder kontrolliert oder vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich glaube, ich würde auch etwas zickig reagieren, wenn jemand einfach so in meinem Unterricht säße. Manchmal hilft Reden und verbessert auf jeden Fall die Atmosphäre.
    ... und unter uns... es macht auch viel mehr Spaß, in gelockerter Atmosphäre mit dem Schüler zu lernen ...

  • Vielen Dank für eure vielen Kommentare!
    Ich würde ja nicht ständig in ihrem Unterricht sitzen, sondern maximal eine Stunde in der Woche, wenn ich dort nicht anderweitig zur Vertretung eingesetzt werde.
    Überrannt kann sich die "Lady" eigentlich nicht fühlen, denn dieses - vielleicht etwas merkwürdige - iFö-Konzept ist bei uns üblich. Und ich habe ja auch vorher angefragt, mich nicht einfach in ihren Unterricht gesetzt.
    Schaun wir mal ...
    LG,
    Peselino

  • Hallo Peselino,


    hingegen der anderen Stimmen, verstehe ich deine Haltung sehr. Es gibt nunmal im Kollegenkreis viele, die anscheinend nur ungestört unterrichten wollen und können. Es darf nichts nach außen dringen, mit angeschaut werden. Man könnte ja Kritik erfahren...
    Wer frisch aus dem Referendariat kommt, dem ist das noch egal. Ich habe immer Kollegen in meinen Unterricht "reingelassen" und sicher bin auhc ich froh, dass es nicht in jeder Stunde war.
    Aber einmal die Woche, Mensch, das kann man doch zulassen. Zumal du, wie ich herausgelesen habe, dies in deiner freien Stunde tust?!


    Wie auch immer, Kooperation schein unter einigen (älteren?) Lehrern nicht gern gesehen zu werden.
    Jeder werkelt hinter verschlossenen Türen.

  • Peselino:


    Verstehe ich das richtig, du förderst die Schüler in speziellen Stunden, indem du ihnen - auch über die Grenzen deines eigenen Faches hinaus Unterstützung gibst? Wenn das so ist, sehe ich nicht unbedingt die Notwendigkeit, dass du im Unterricht der Kollegin regelmäßig dabei bist. Dann musst du doch eig. nur von ihr Informationen haben, was inhaltlich gemacht wurde und welche Schwächen z.B. bei einem Schüler auftreten. Oder ist diese regelmäßige Hospitation bei euch so üblich? Wir haben auch solche Förderstunden, aber da spricht sich der Kollege / die Kollegin vorher mit mir ab, ich gebe Hinweise oder erstelle je nach Notenlage einen Förderplan, mit dem dann gearbeitet wird.


    Aus deinem Ton in diesem Thread spüre ich übrigens an einigen Stellen nicht gerade Wertschätzung gegenüber der Kollegin. Ich frage mich, ob es da überhaupt sinnvoll ist, eine Hospitation "durchzudrücken" und ob die Kollegin diese mangelnde Wertschätzung nicht auch spürt. Ein gutes oder zumindest sachlich-professionelles Verhältnis zwischen euch aufzubauen wäre da meiner Auffassung nach der erste Schritt. Wenn ich wüsste, dass eine Kollegin über mich in dem Ton sprechen würde, in dem einige Sätze hier formuliert sind, wäre ich ehrlich gesagt ziemlich sauer und überhaupt nicht kooperativ.

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