Täuschungsversuch im Nachhinein festgestellt...

  • Hallo!
    Wie sieht denn rechtlich folgende Situation aus: Ich lasse in einer für mich neuen Klasse einen Vokabeltest schreiben. Beim Korrigieren fällt auf, dass zwei Schüler(innen) die nebeneinander sitzen, sehr auffäliige identische Fehler haben, Fantasiewörter und so. Obwohl ich wirklich dachte, ich hätte gut aufgepasst, scheinen sie sich geholfen zu haben oder jemand hat vom Nachbar abgeschrieben oder oder oder...
    Kann ich das im Nachhinein als Täuschungsversuch gelten lassen?
    Den Test noch einmal schreiben lassen? Mündlich Vokabeln abfragen in der nächsten Stunde?


    Wenn ich es jetzt so durchgehen lasse, befürchte ich, dass es dann in Zukunft häufiger zu Täuschungsversuchen kommt, frei nach dem Motto: Mekrt die ja eh nicht.


    Wer weiß Rat?
    Grüße,
    Jova

  • Jau, der Herr Karl-Theodor-von-und-zu wird sicher noch von vielen Schülern zitiert werden, wenn es um ehrliches Erreichen von Noten und Abschlüssen geht. ...
    Lassen wir den Herren mal beiseite: kannst du die beiden Abschreiberlinge nicht mündlich an der Tafel abprüfen? Dann können sie zeigen, ob sie die Vokabeln wenigstens im Nachhinein gelernt haben ...

    • Offizieller Beitrag

    Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass man die Schüler auf frischer Tat ertappen müsste.
    Wenn es bei der Korrektur einer Leistungsüberprüfung anhand der Indizien klar ist, dass ein Täuschungsversuch vorliegt, kann man mittels des Anscheinsbeweises sogar die Beweislast umkehren. D.h. dass der Schüler letztlich nachweisen können müsste, dass er nicht getäuscht hat.


    Da muss man weder den Fachbetreuer noch den Schulleiter einschalten - das kann man als Lehrer problemlos alleine sanktionieren - das Schulrecht bzw. das Schulgesetz des jeweiligen Bundeslandes ermöglicht das in der Regel auch.


    Am einfachsten konfrontiert man die Schüler mit dem Ergebnis und kündigt an, für beide Tests jeweils ein ungenügend zu geben. Dann wird sich schnell zeigen, wer von beiden (oder eben beide) getäuscht hat.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Original von Bolzbold


    Am einfachsten konfrontiert man die Schüler mit dem Ergebnis und kündigt an, für beide Tests jeweils ein ungenügend zu geben. Dann wird sich schnell zeigen, wer von beiden (oder eben beide) getäuscht hat.



    So habe ich das vor ein paar jahren auch mal bei einer Klassenarbeit gemacht.
    Die Schüler sollten mir in der nächsten Pause was zu der Angelegenheit sagen.
    Sie kamen dann auch und haben gestanden, bei einer Aufgabe abgeschrieben zu haben, bei der ich es nicht gemerkt hatte.
    Ansonsten sei aber alles ehrlich gelaufen. Bei der Aussage sind sie geblieben, obwohl ich ihnen die beiden identischen Texte unter die Nase gehalten habe.
    Ich habe dann beide Arbeiten entsprechend bewertet und das auch so in den Kommentar zu den Arbeiten geschrieben, die Eltern haben das unterschrieben, beschwert hat sich nie jemand.

  • Zitat

    Original von Friesin
    Mir ist das mal bei einer Klassenarbeit passiert.
    Ich bin mit beiden Heften zur SL gegangen, die befand: beide 6 wegen Unterschleif.


    Das ist ja ein lustiger Begriff... Ist "Unterschleif" typisch bayrisch? Und kannst du einem Fischkopp aus dem hohen Norden mal mit der Bedeutung auf die Sprünge helfen?
    Danke!

    Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Joachim Ringelnatz)

  • Zitat

    Original von quakie
    Das ist ja ein lustiger Begriff... Ist "Unterschleif" typisch bayrisch? Und kannst du einem Fischkopp aus dem hohen Norden mal mit der Bedeutung auf die Sprünge helfen?
    Danke!


    Täuschungsversuch!

  • Bildungslücke geschlossen - danke! Trotzdem würde mich die Wortherkunft, ursprüngliche Bedeutung o.ä. interessieren - ich kann so beim besten Willen zwischen den beiden Begriffen keine Verbindung finden (Deutschlehrer wollen sowas immer genau wissen :D)

    Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Joachim Ringelnatz)

  • Tja... ich habe die betreffenden Schüler(innen) den Test abgewandelt noch einmal schreiben lassen. Überraschung war groß...

  • Hallo alle zusammen!


    Ich kenne dein Problem nur zu gut. Da ich Geschichte unterrichte fallen mir solche "Schummelein" leider öfters mal auf. Gleiche falsche Jahreszahlen und so.. Aber leider kann man da im Nachhinein nur mehr wenig machen. Wenn es öfters vorkommt kann man ja die Schüler auch auseinandersetzen. Leider leidet das Vertrauen halt sehr dadurch :/


    Liebe Grüße Lilli.

  • nds. Schulgesetz:
    "Wird bei oder nach Anfertigung einer bewerteten schriftlichen Arbeit eine Täuschung oder ein Täuschungsversuch festgestellt, so entscheidet die Fachlehrkraft je nach Schwere des Falles, ob die Arbeit gleichwohl bewertet, die Wiederholung angeordnet oder die Note „ungenügend“ erteilt wird."


    Sagt alles, oder?
    Bei "wichtigen" Arbeiten würde ich das mit jemandem aus der erweiterten SL absprechen, dass das im Zweifel gedeckt wird.

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