Warum sind "Jungsklassen" meist schwieriger ?

  • Hallo!
    Also ich habe es ja als Lehrerin selbst auch schon erlebt- bin jetzt aber lustigerweise selbst als Mama betroffen. In der ersten Klasse meines Sprösslings sind über die Hälfte Jungs. Meine arme Kollegin. Die Klasse ist echt nicht einfach und ich nehme meinen Sohn nicht aus. Verquatscht halt ... Aber da geht's teilweise echt heftig zu. Jetzt frag ich mich: Warum sind Klassen mit hohem Jungsanteil eigentlich meist schwieriger ???? Was meint ihr dazu ??



    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Jungs leben ihre Konflikte eher offen aus. Das ist dann mit Action verbunden. Mädchenklassen sind genauso schwierig, sie mobben sich aber eher hintergründiger, wir Lehrer bekommen es entweder nicht mit oder es ist für uns unproblematisch, da nicht mit Disziplinschwierigkeiten verbunden. Zur Zeit ist unser Schulsystem auch weniger auf Jungs ausgerichtet. Fächer, die Jungs interessieren, werden weniger unterrichtet. (z.B. Naturwissenschaften, Sport) Fächer, die eher Mädchen interessieren, ausgeweitet. (Sprachen)


    LG Tesla

  • Hallo,


    ich persönlich finde Jungenklassen keinesfalls grundsätzlich schwieriger. Es stimmt schon, dass in ihnen in der Regel mehr "Action" herrscht, die Unruhe größer ist und es auch härter zur Sache geht, wenn Konflikte ausgetragen werden. Auch verbal nehmen Jungen oft kein Blatt vor den Mund. Ich persönlich mag diese direkte Art aber lieber als die scheinbar einfachen mädchendominierten Klassen, in denen es zwar subjektiv leiser und einfacher ist, hinter den Kulissen aber ebenso teils mit harten Bandagen gemobbt wird. Und der Umgangston einiger Mädchen wird gerade mit der Pubertät durchaus auch oft unangenehm (Schüler nennen das despektierlich "Zickenalarm"). Ich finde, man muss sich eben auf die jeweilige Klasse einstellen, was man als schwieriger empfindet, ist da oft subjektiv.


    Eugenia, die fast nur jungendominierte Gruppe unterrichtet und sich dabei meist "sauwohl" fühlt :)

    • Offizieller Beitrag

    ich kann das gar nicht so bejahen: ich finde Mädchenklasen eher schwieriger.
    Eine lebhafte Jungenklasse ist mir allemal lieber als eine Mädchenklasse, in der Konfklikte unterschwellig ausgetragen werden, oder in der zwar Disziplin, aber Lethargie herrscht !

  • Eine 1. Klasse, ... da würde cih auf den Bewegungsdrang der Jungs tippen, den Mädchen schon eher im Griff haben mit ihren riesigen 6 Jahren!
    Insgesamt habe ich es aber auch schon so und so erlebt...

  • Klar, mit Mädchen kann es auch schwierig sein. Aber bei all meinen Klasse, die ich schon hatte, waren es weniger die Mädchen, die anderen bespuckt und an den Baum gebunden haben etc.....
    Wobei ich unterschwelliges Mobbing von Mädchen NICHT herunterspielen möchte.
    Aber wahrscheinlich ist es so,wie Tesla es schreibt: Jungs leben Konflikte offener aus - offensichtlicher. Darauf wird man als Lehrer natürlich eher aufmerksam. Zumal dieses offene Austragen dann meist körperlich ausgetragen wird. Das finde ich schon heftig.
    Hammer war eine Mutter, die am Elternabend meine Kollegin wohl gefragt hat, ob sie denn Ratgeber gelesen hätte, denn bei so vielen Jungs in der Klasse müsse man sich ja irgendwie vorbereiten. (Das war nicht exakt der Wortlaut, aber so ungefähr. Zumal ich in meiner "Doppelrolle" nicht da war sondern meine bessere Hälfte geschickt habe.....ich wäre glaube ich geplatzt)
    Wie dem auch sei ist es interessant zu lesen, dass ihr es unterschiedlich empfindet. Aber: Kommt es nicht auch auf das Alter an?
    In einer ersten Klasse geht es anders zu als .......z.b. in der Oberstufe?
    Da kommt ja noch Pubertät etc. dazu.....



    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

    • Offizieller Beitrag

    in der Oberstufe sind sie (bis auf Ausnahmen) mit der Pubertät schon fast wieder durch :D
    Aber in Klasse 8 z.B. finde ich auch die lauten Jungenklassen meist leichter zu handhaben als Klassen mit recht hohem Mädchenanteil. Die Jungenklassen sind zwar oft lauter, aber sie binden niemanden mehr an Bäume :D
    Dagegen pubertierende, möglichst mit sich unzufriedene, liebeskummerbelastete und vll sogar noch menstruierende Mädchen... uaaahhh...*schauder*


    sagt Friesin, die Mutter von beiderlei Geschlecht ist. :D

  • habe jetzt zum zweiten mal eine klasse mit fast doppelt so vielen jungs wie mädels...
    ich finde, der hauptunterschied, der es für die lehrer anstrengender macht, ist das häufiger direkte reagieren auf "angriffe" jeder art.
    das merkt man schon sofort, wenn man mit vielen jungs aufgestellt irgendwo steht. da dauert es meist keine 3minuten und der erste streit hat begonnen ;)
    auch anstrengender ist, dass mehr jungs vieles hinterfragen. wobei ich neugier und offene kritikäußerungen auch gut finde!
    aber sie passen sich seltener und häufig unfreiwilliger an...
    bei mir sind mehr jungs unselbstständig, was anziehen, schuhe binden, ordnung im schulranzen angeht...
    und sie haben große schwierigkeiten, ordentlich zu malen, grenzen einzuhalten usw.


    wobei das natürlich nie auf alle jungen zutrifft!!!
    und es gibt auch mädchen, die diese und natürlich auch ganz andere schwierigkeiten machen ;)
    aber vieles tritt eben häufiger bei jungs auf.
    manchmal glaube ich auch, sie sind, den vielen lehrerinnnen in der schule gegenüber, ab und zu rebellischer :)


    ein sportlehrer, der kürzlich zu besuch war, meinte, ich müsste unruhige oder sich streitende jungen viel häufiger für 2 runden über den schulhof laufen schicken gehen, sie bräuchten diese bewegung...

  • Ja, ich denke auch, dass der Sport und sein Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit unterschätzt wird. Jeder Mensch an jedem Ort, täglich eine Stunde Sport!


    LG Tesla

  • Habe in meinen Klassen (Mittel- und Oberstufe) jeweils zwei Drittel Jungs. Finde es viel angenehmer, da es viel weniger Zickenkrieg gibt ;) . Würde nicht sagen, dass Jungsklassen schwieriger sind. Jungs sagen wenigstens was sie denken.
    Glaube aber, dass es dabei dieser Frage sehr auf die Lehrerpersönlichkeit ankommt und man das gar nicht so verallgemeinern kann.

  • Also ich hatte bisher meist nur reine Jungsklassen (Alter 16-18 ) und empfand es als deutlich einfacher da zu unterrichten als in gemischten Klassen. In den wenigen Vertretungsstunden in denen ich in gemischten Klassen war, hatte ich den Eindruck die Jungs und Mädels drehen sich gegenseitig auf, so dass dann irgendwann kaum noch Unterricht möglich ist (Pubertät und dementsprechendes Interesse am anderen Geschlecht).

  • Ich denke auch, es kommt auf den Lehrer an...und moeglicherweise das Alter. Persoenlich unterrichte ich lieber Jungs, was nicht heissen soll, dass ich meine Maedels nicht mag.
    Generell hab ich aber dieses Jahr viele sehr laute Schueler in meiner 5. Klasse - Maedchen und Jungen. Im Gegensatz zu meinen Maedchen, gehen mir meine Jungs aber nicht mit staendigen Quaengeleien und Gezicke auf den Keks. Die meisten meiner Maedels kennen sich schon seit Kindergartenzeiten, und streiten sich dementsprechend oft. Es wird geheult und jeder hasst jeden und ueberhaupt ist die ganze Welt ganz furchtbar. 5 Minuten spaeter geht's dann wieder,... :rolleyes:
    Sowas kommt bei meinen Jungs eigentlich gar nicht vor. Die gehen sich zwar gelegentlich auch auf den Keks, gehen sich dann aber eher aus dem Weg...oder tragen ihre Probleme auf dem Bolzplatz/beim Rugby aus. Angespuckt und an den Baum gebunden wird bei uns aber niemand. :tongue:

  • Also ich muss dazu sagen, dass ich grundsätzlich auch besser mit Jungs "klarkomme" als mit Mädchen. Will heißen: Die direkte Art von Jungs finde ich irgendwie besser als das Gezicke von Mädchen. Trotzdem mag ich die Mädchen natürlich auch :)


    Ich hab selbst zwei Söhne, und mich schon arg gefreut, dass es Jungs sind *ehrlichbin*


    Aber trotz allem finde ich Klassen mit einem höheren Anteil an Jungen anstrengender.


    Und ich beobachte eben, dass es immer mehr auffällige (oder, wie es neuerdings heißt: "Verhaltenskreative") Jungs gibt. Die sich treten, prügeln, bespucken etc. . Es gibt immer häufiger Konflikte und du bist als Lehrer dauernd mit Konfliktlösung beschäftigt. Eben vor allen Dingen in "Jungenklassen"
    DAS finde ich schon anstrengend.


    Ich denke, dass das bei den "großen Jungs" wieder anders ist (ich hoffe doch, das die sich nicht mehr treten und prügeln.....zumindest nicht mehr so oft *stöhn*)


    Und, wie gesagt: Meine Kollegin hat es in der Klasse meines Sohnes echt nicht einfach, dank der vielen Jungs......*puhschwitz*

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Zitat

    Original von Friesin
    ich kann das gar nicht so bejahen: ich finde Mädchenklasen eher schwieriger.
    Eine lebhafte Jungenklasse ist mir allemal lieber als eine Mädchenklasse, in der Konfklikte unterschwellig ausgetragen werden, oder in der zwar Disziplin, aber Lethargie herrscht !


    Das kann ich vollkommen so unterschreiben! Ich würde "meine" Jungs nicht tauschen wollen und bin jetzt schon etwas traurig, wenn ich dran denke, dass ich nach dem Ref (wahrscheinlich) an eine andere Schule muss.

  • Hm, ich habe von 25 Kindern nur 9 Jungs. Und genau die sind es auch, die jeden Tag Ärger machen mit spucken, schlagen, hauen, Mützen in Toiletten stecken usw..


    Mobbing gibt es bei unseren Mädels kaum. Klar sie zicken mal rum. Aber schlimm ist das nicht so wirklich.


    LG Anja, Mama einer Tochter

  • "Verhaltenskreativ" - heisst es neuerdings?


    Frage:


    Könnte es sein, das die Kinder lediglich auf den Unfug reagieren, den ihre "erwachsene" Umwelt im Kopf hat?


    (das ist ausdrücklich kein Angriff auf Panama, die das Wort eingebracht hat)


    LG Tesla

  • @ Panama
    ich würde die Jungs in meinen Klassen zu den großen Jungs zählen (16-18 Jahre)....und ich muss feststellen da sind Dinge wie prügeln, spucken treten durchaus noch an der Tagesordnung. Vielleicht nicht jeden Tag aber immer noch jede Woche.


    "Verhaltenskreativ" ist aber sehr positiv ausgedrückt :D Erinnert mich irgendwie an "Besinnungsaufsatz" als Ersatz für die gute alte Strafarbeit ;)

  • Ich habe zur Zeit ein erstes Schuljahr mit doppelt so vielen Jungs wie Mädchen. Natürlich sind die Jungs auch klasse, aber sie sind schrecklich laut. Fast alle sind aktive Fußballer und reden in der Klasse so laut wie auf dem Fußballplatz. Ansonsten sind sie herrlich aktiv und super motiviert. Ich möchte sie auch nicht abgeben - aber ein paar von meinen gar nicht zickigen Mädels mehr wäre auch nicht schlecht. Meine letzte Klasse war so herrlich ausgeglichen, zurzeit bin ich schon immer ziemlich kaputt wenn ich aus der Schule komme.

  • Ich hab eine dritte Klasse mit doppelt so vielen Jungs wie Mädchen.
    Dazu sind einige Jungs noch getestete ADHSler, zwei andere haben noch andere Störungen, die auch Kinderpsychologisch behandelt werden... und die sich vor allem in unkontrollierten Wut- und Aggressionsanfällen äußern.
    Kaum stellen die Kinder sich auf, geht die Prügelei los.
    Zuviel Nähe halten sie nicht aus... das wird geschubst getreten, geschlagen... bis einer heult.
    Ich bräuchte nur Einzeltische ohne weiteren Kontakt.
    Freie Arbeitsformen sind nur bedingt möglich... kaum geht einer dieser Jungs frei im Klassenraum umher, klaut er einem anderen Kind den Stift, haut kurz mal von hinten und total aus Versehen... ehrlich, Frau Caliope, total aus versehen... *treuherzigguck*... einem anderen Kind mal eben auf den Kopf... und schon geht wieder die Post ab.
    Ich finde Frontalunterricht im Moment sehr gut, meine Nerven halten freie Arbeitsformen bei diesen Bedingungen nur sehr begrenzt aus, und habe auch die Gruppentische aufgelöst und alle Tische nach vorne ausgerichtet.
    dazu noch die anderen normalen bewegungsintensiven Jungs, drei schrecklich laute, kichernde und zickige Mädchen... ich bin etwas geschafft, wenn ich nach Hause gehe.
    Meine Matheklasse... 5 Mädchen mehr als Jungs... ist friedlicher als meine... und ich genieße fast den Fachunterricht mehr als meine eigene Klasse.
    In meiner vorherigen Klasse hatte ich erstens mehr Mädchen... udn da gabs zweitens auch keinen Zickenalarm... das waren unglaublich nette und normale KInder. Ebenso die Jungs... obwohl auch diegut aufdrehen konnten, wenn sie sich gegenseitig aufstachelten. Je weniger Jungs, die sich da aufstacheln, umso besser.
    Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass Jungs, wenn man sie wirklich rauslässt, damit sie dreimal um den Schulhof laufen, nicht etwa zufrieden und entspannt wieder kommen und danach glücklich und konzentriert dem Unterricht folgen.
    Nein, die kommen völlig verstritten wieder... drei heulen... zwei andere beteuern ihre Unschuld, einer blutet, weil er über seine eigenen Füß0e gestolpert ist, ein nächster heult, weil alle anderen schneller waren als er... bis man das alles geregelt hat, und alle ruhig sind und man mit dem Unterricht beginnen kann, ist die Stunde fast vorbei.
    All das betrifft von meinen 17 Jungs so 7 Jungen. Die anderen 10 sind nette Kerle, die im Unterricht gut mitmachen und ansonsten relativ unproblematisch sind. Aber auch die lassen sich mitreißen von der allgemeinen Unruhe, die die anderen 7 Jungs und die 3 Kicher- und Quasselmädchen verbreiten.
    wenn ich wählen könnte... ich würde Mädchenklassen unterrichten. Oder zumindest Klassen, die einen höheren Mädchenanteil haben, als ich es jetzt habe.


    Sagt eine Mutter von drei Jungs und einem Mädchen... 8)

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Ich denke, die Schwierigkeit liegt darin, dass es für Jungs wichtiger ist, wie sie "vor den anderen dastehen" - und zwar vor ALLEN anderen aus der Klasse, diese "Hackordnungssache" (ich versuch immer, Verständnis zu haben, was das für sie für ein Stress ist...). Dadurch entstehen natürlich manchmal gewisse "raumgreifende" Verhaltensweisen....
    Finde die meisten Mädchen auch überhaupt nicht zickig und das auch für keine "grundsätzliche weibliche Charaktereigenschaft". "Unangenehme Mädchen" (für den Lehrer halt) hatte ich nur einmal in einer pubertierenden Klasse - die vorwiegend aus Mädchen bestand.... ;) - vielleicht ist das ja wie bei Geschwistern: Je "ungebärdiger" die Jungs, desto mehr konzentrieren sich die Mädels auf die "andere Rolle"....


    Im Prinzip sind sie halt alle "liebenswert" - nur eben manchmal so viele auf einmal.... *g*

Werbung