Hallo,
meine Tochter schreibt nächste Woche eine Deutscharbeit zum Thema Märchen und wir stehen vor einem Problem. Anfangssituation ist: Ein Prinz hat einen Zauberer beauftragt eine Prinzessin in einen Drachen zu verwandeln, weil sie seine Liebe nicht erwidern wollte. Jetzt hat aber der Zauberer Mitleid mit der Prinzessin, will sie selbst zurückverwandeln und dann heiraten. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Deutschlehrer so ein Ende nicht gelten lassen würde, da der Zauberer ja immer böse bleiben muss, oder? Vielleicht kann mir ein/e Deutschlehrer/in kurz sagen, ob die Charaktere sich im Laufe des Märchens ändern dürfen - es sei denn sie sind adelige und sehen ihre Torheit ein, oder?
Also der Prinz könnte sich ändern und ggf. Mitleid mit der Prinzessin haben, oder nicht? Das hat sich meine Tochter auch überlegt, dass die einzige Möglichkeit die Prinzessin zu erlösen es wäre, wenn sich der Prinz selbst in sie verlieben müsste...Na ja, ich weiß nicht was ich davon halten soll und sowieso finde ich Deutsch so willkürlich, dass ich einfach nur möchte, dass meine Tochter nach dem verlangten Schema schreibt und fertig. Dummerweise weiß ich in dem Punkt nicht, was die Deutschlehrerin hören will:-). Vielleicht kann mir einer von euch helfen. Vielen Dank!
Märchen (5 Klasse)
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Dieses Vorurteil "gut ist, was die Deutschlehrerin hören will" hört kein Deutschlehrer so richtig gerne, denn Deutsch ist gerade in diesem Punkt, gar nicht willkürlich. Es geht darum, dass verstanden wird, welche Elemente typisch für ein Märchen sind und diese sollen dann kreativ umgesetzt werden. Die Personen zum Beispiel sind keine komplexen Charaktere, sondern werden äußerst verkürzt dargestellt: der Gute ist gut, die Böse ist böse. Punkt. Keine Erklärungen, keine Wandlungen. Gut gegen Böse, der Held gegen den Widersacher.
So würde die Idee deiner Tochter nicht dem idealtypischen Schema eines Märchens entsprechen. -
Wobei gerade die "Gehilfen", wie in diesem Falle der Zauberer, nicht so streng festgelegt sind. Ich denke da z.B. an den Jäger bei Schneewittchen, der Schneewittchen ja auch töten soll und dann erbarmen zeigt und sie nur im Wald aussetzt...
Vielleicht könnte man die Geschichte deiner Tochter so anlegen, dass der Zauberer eben kein böser Charakter ist, sondern von Anfang an den Zauber zeitlich begrenzt oder so. -
es ist mein Empfinden, dass Deutsch willkürlich ist. Ich finde die Geschichten meiner Tochter ganz nett und kreativ aber die Deutschlehrerin teilt meine Meinung nicht:-). Immer ist irgendwas "unlogisch" und die Deutschlehrerin schreibt aber immer "ich hätte die Geschichte so und so enden lassen". Na ja, also versuchen wir zu erraten was die Lehrerin denn nun so hören möchte.
Ich habe ja mit meiner Tochter die Merkmale des Märchens die in ihrem Buch stehen gelesen. Trotzdem verstehe nicht mal ICH wie man dieses Märchen schreiben soll. Darf denn der Prinz bereuen, dass er den Zauberer beauftragt hat? Gibt es denn in Märchen keine "Moral", sieht keiner seine Fehler ein? (mir fällt spontan auch kein Märchen ein...in Liebesfilmen passiert es ja immer, dass der "böse" Prinz zum Helden wird:-) )
Jetzt hat sie letztendlich das so geschrieben, dass der Zauberer sagt, dass nur ein wahrer Liebeskuss die Prinzessin erlösen kann (wie langweilig, aber gut...). Das hört dann ein Diener des Prinzen der auch in die Prinzessin verliebt ist und dann will ER sie erlösen und heiraten.
So, damit kommt nach 1/3 der Geschichte plötzlich eine andere bzw DIE Hauptfigur und ich weiß schon wieder nicht, ob das so in Ordnung geht, vermutlich nicht, was sagt denn der Profi dazu? Ich will eigentlich nicht die ganze Geschichte schreiben und meine Tochter vermutet, dass es gehen wird...Jedenfalls, der Diener geht dann los, trifft dann auf dem Weg noch auf einen Zwerg (muss ja immer ein Gehilfe dabei sein). Der Drache will den Diener töten, schafft es beinahe, der Zwerg rettet ihn, (betäubt den Drachen mit einer Betäubungsspritze:-), das musste meine Tochter wieder umschreiben, jetzt schlägt der Zwerg den Drachen mit einem Hammer) Diener küsst den ohnmächtigen Drachen, Prinzessin verwandelt sich, wacht auf und dann heiraten sie.
Also sie hat einige Merkmale beachtet aber ich weiß nicht, ob die Geschichte so geht. Muss man denn ALLE Merkmale beachten (z.B muss der Diener keine Prüfung bestehen... passt irgendwie nicht zu der Geschichte, irgendwann wird es doch zu künstlich alle diese Merkmale unterkriegen zu wollen oder nicht?). Meine Tochter soll eben einige Übungsmärchen schreiben (ich habe einige Klassenarbeiten im Internet gefunden) aber ich selbst kann nicht immer sagen, ob das Märchen letztendlich gut ist... Bei den vielen Vorgaben finde ich es auch sehr schwer in 45 Min noch was Kreatives zu schreiben. Deutsch ist eben nicht "unser Fach" aber da wir uns keine Nachhilfe leisten können versuche ich ihr trotzdem so gut wie möglich zu helfen. Das mit dem zeitlich begrenzten Zauber ist aber auch eine gute Idee, das kann sie vielleicht in dem nächsten Märchen irgendwie unterkriegen:-)
Ich finde die Art und Weise wie der Deutschunterricht meiner Tochter läuft (wobei das sicherlich so sein muss) ist sehr bremsend was die Kreativität der Kinder angeht. Nach dem Motto "schreibt frei aber bitte das was ich hören möchte, sonst ist es nicht gut".
Wie man an den zwei Antworten sieht, der eine Lehrer sieht den Zauberer als Gehilfen der Mitleid haben kann, der andere nicht... Deutsch ist schon willkürlicher als Englisch denke ich:-). Ich finde man kann nur sehr bedingt für Deutsch üben. Wenn wir für Mathe oder Englisch üben, dann kommen IMMER super Ergebnisse raus, bei Deutsch nicht... Und das ist sowohl für mich als auch meine Tochter etwas frustrierend da sie eigentlich sehr viel liest und eigentlich viele Ideen hat... Oder ihre Kreativität passt nicht in das vorgegebene Schema und ist dann sehr häufig "unlogisch"... Mein "Trost" ist, dass es an unserer Schule so gut wie keine 5 in Deutsch gibt und ich auch noch nicht gehört habe, dass Schüler wegen Deutsch sitzenbleiben. Meine Tochter selbst hat auch eine 4, egal wie viel wir üben...
Im Übrigen steht in den Deutschbuch meiner Tochter gar nciht, dass sich die Charaktere nciht verändern dürfen!! Das habe ich erst bei meiner "Recherche" gefunden. Trotzdem bin ich mir 100% sicher, dass die Lehrerin das als falsch werten würde wenn sich die Charaktere zu sehr ändern würden, obwohl es keine Aussagen diesbezüglich im Buch gibt und sie das angeblich im Unterricht auch nciht besprochen haben. Gerade wenn Kinder viel lesen ist es klar, dass sich die Charaktere in ihren Geschichten ändern, weil es in Büchern/Filmen sehr üblich ist, dass die Charaktere komplex sind.
Ich danke euch auf jeden Fall für eure Hilfe!! Da ich mich als Mutter über die schlechten Deutschnoten meiner Tochter ärgere und es selbst nicht so recht blicke was verlangt ist, schiebe ich es auf das "System" und der "Willkür" der Deutschlehrer:-). Nicht persönlich nehmen!! Sicherlich spielt auch in meinem Unterricht Willkür/eigene Vorstellungen oder Interpretationen eine Rolle und ein Schüler der bei mir eine 5 hat, hätte bei einem anderen Lehrer eine 4 oder umgekehrt. So ist es nun mal mit den Geisteswissenschaften...
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Ich verstehe nicht ganz: Der Anfang des Märchens für die Klassenarbeit ist bereits bekannt?? Was ist das denn für eine Klassenarbeit?
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Zitat
Original von dacla
Gibt es denn in Märchen keine "Moral", sieht keiner seine Fehler ein? (mir fällt spontan auch kein Märchen ein...in Liebesfilmen passiert es ja immer, dass der "böse" Prinz zum Helden wird:-) )Nö, in dem WSinne nicht, es ist ja keine Fabel
ZitatOriginal von daclaSo, damit kommt nach 1/3 der Geschichte plötzlich eine andere bzw DIE Hauptfigur und ich weiß schon wieder nicht, ob das so in Ordnung geht, vermutlich nicht, was sagt denn der Profi dazu? Ich will eigentlich nicht die ganze Geschichte schreiben und meine Tochter vermutet, dass es gehen wird...Jedenfalls, der Diener geht dann los, trifft dann auf dem Weg noch auf einen Zwerg (muss ja immer ein Gehilfe dabei sein). Der Drache will den Diener töten, schafft es beinahe, der Zwerg rettet ihn, (betäubt den Drachen mit einer Betäubungsspritze:-), das musste meine Tochter wieder umschreiben, jetzt schlägt der Zwerg den Drachen mit einem Hammer) Diener küsst den ohnmächtigen Drachen, Prinzessin verwandelt sich, wacht auf und dann heiraten sie.
Der Diener mus nicht unbedingt nen Gehilfen haben.
Haben die denn keine Kriterien ins Heft geschrieben?
Typische Anfangs- und Endformel, typische Märchenfiguren, Wald, Schloss, Hütte im Wald als typische Märchenorte, etc...
ZitatOriginal von daclaAlso sie hat einige Merkmale beachtet aber ich weiß nicht, ob die Geschichte so geht. Muss man denn ALLE Merkmale beachten (z.B muss der Diener keine Prüfung bestehen... passt irgendwie nicht zu der Geschichte, irgendwann wird es doch zu künstlich alle diese Merkmale unterkriegen zu wollen oder nicht?). Meine Tochter soll eben einige Übungsmärchen schreiben (ich habe einige Klassenarbeiten im Internet gefunden) aber ich selbst kann nicht immer sagen, ob das Märchen letztendlich gut ist... Bei den vielen Vorgaben finde ich es auch sehr schwer in 45 Min noch was Kreatives zu schreiben. Deutsch ist eben nicht "unser Fach" aber da wir uns keine Nachhilfe leisten können versuche ich ihr trotzdem so gut wie möglich zu helfen. Das mit dem zeitlich begrenzten Zauber ist aber auch eine gute Idee, das kann sie vielleicht in dem nächsten Märchen irgendwie unterkriegen:-)
Schwierig. Ich geb meistens so Aufgaben, dass eine bestimmte Anzahl Merkmale drin vorkommen muss. Aus der Ferne zu überlegen, was die Lehrerin Deiner Tochter will ist halt fast unmöglich.
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