Ansprache der Kinder bei Arbeitsaufträgen und Reflexionsphasen.

  • Hallo zusammen,


    meine Mentorin bemängelte heute, dass ich in der Ansprache der Kinder zu häufig "Wir" sage.


    Also "Wir werden heute das und das lernen" oder "Wir haben heute gelernt"


    Sie meinte, dass das an der Stelle nicht korrekt wäre, weil ICH es ja schon weiß und nur die Kinder (also IHR) das lernen sollen.


    Wie steht ihr dazu?


    Ich hatte am Anfang meines Refs. eine harsche Kritik zwecks Lehrerpersönlichkeit und bin seitdem äußerst auf ein demokratisches Verhältnis auch in der Ansprache an die Kinder bedacht.


    Wie haltet ihr das?

  • Dann könnte man auch bemängeln, dass manche Kollegen zur ganzen Klasse "DU" sagen. Genau das wurde vor einigen Jahren bei uns aber gefordert. ;)



    Mach es so wie deine Mentorin es möchte, beobachte wie sie es handhabt. Nach der Ausbildung wirst du merken, dass es (zumindest bei den größeren GS-Kindern) ziemlich egal ist, ob du du/wir/ihr sagst. Da kommt es vielmehr darauf an, wie das Wochenende war, ob man sich in der Pause austoben konnte, ob der Nachbar gerade nervt oder die Eltern Stress machen, usw.



    Bibo

  • Das ist eine Frage, die ich in der Tat auch schon mal stellen wollte. Ich habe dazu in meiner Ausbildung gar nichts gesagt bekommen, woraus ich aber mal schließe, dass es o.k. war. Nun habe ich aber sei letztem Jahr erstmals mit den ganz Kleinen (1/2) zu tun (in der Ausbildung waren es nur die Klassen 3 bis 6) und mich seitdem doch gefragt, ob ich es irgendwie besser machen könnte. Meine Kollegin spricht die Kinder oft mit "du" an, was in der Tat einen gewissen Erfolg zu haben scheint (Kind fühlt sich persönlich angesprochen?) aber irgendwie kann ich das gar nicht. Kommt mir künstlich vor und ist ja irgendwo auch grammatikalisch nicht ganz korrekt. Ich rede ja als Einzelperson mit einer Gruppe von Kindern... hm. Was mir aber oft passiert ist die neutrale Formulierung: "Alle gehen auf ihre Plätze." Weiß nicht, ob das so gut ist???? Ich fürchte, ich springe auch, je nach Anlasse. Z.B. fällt es mir leichter zu sagen: "Die Ersties geben jetzt bitte ihre Hausaufgaben ab." als: "Ersties! Bitte gebt jetzt eure Hausaufgabe ab!" Ansonsten benutze ich auch die "Ihr"-Form.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Ich kann deine Unsicherheit und Verwirrung verstehen - die Schüleransprache ist wirklich schwieriger als man denkt. Zwar habe ich als "alter Hase" es in meiner Ausbildung anders gelernt, bin inzwischen aber von der möglichst konsequenten du-Ansprache überzeugt. Meiner Erfahrung nach fühlen sich die Kinder dadurch viel eher angesprochen als durch das eher unpersönliche "ihr". Zudem stelle ich fest, dass es mir bei der du-Ansprache viel leichter fällt, Anweisungen u.ä. ganz klar und einfach zu formulieren. Allein deshalb kommt schon viel mehr bei den Schülern an. Ich muss aber zugeben, dass mir die Umgewöhnung anfangs sehr schwer fiel und ich mir oft etwas blöd vorkam. Aber es lohnt sich.

    Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Joachim Ringelnatz)

  • Ich denke, das hängt aber doch auch davon ab, was du den Kindern vermitteln möchtest.


    So wie du schreibst "Wir haben das und das gemacht" und heute werden "Wir dies und jenes" machen, hört sich stark nach einer Reihentransparenz an. Und da, denke ich, ist eine wir-Formulierung doch auch angebracht und wurde bei mir auch nie kritisiert. Im Ref soll man ja auch immer mit den Kindern ein Handlungsprodukt haben und lt handlungs- und produktorientiertem Unterricht planen die Kinder mit. Und dann ist es doch klar, dass sie es in der "Wir-Form" formulieren, weil ja keiner für sich allein geplant hat. Da kann man ja schlecht stehen haben "Ich plane eine ....."
    Geht es dann darum den Arbeitsauftrag zu formulieren, ist es sicherlich gerade in einer 1/2 sinnvoll, die DU-Form zu wählen, damit sich jedes Kind angesprochen fühlt. Ich bin damit immer gut gefahren und es hat auch nie jmd kritisiert.....


    LG

  • Ach, da bin ich ja froh, dass sich das Problem im Englischen so gar nicht stellt. :D Ich sprech meine Schueler meistens mit "you" an...ob nun Ein- oder Mehrzahl. Gelegentlich auch "ladies/girls" oder "gentlemen/boys".


    Wenn es aber um Besprechung der Stundenziele geht, sind meine normalerweise in "Ich-Form" gehalten.
    Learning Objective: I can...multiply two-digit numbers by three-digit numbers/ use formal written methods for calculations/begin to identify reasons for Viking settlement in Britain/etc.
    Das liegt einfach daran, dass sie dies dann am Ende der Stunde auch fuer sich selbst beantworten koennen.


    Das kommt bei uns aber auf die Schule an. Manche Schulen benutzen auch noch
    WALT - We are learning to...


    Kommt wohl immer auf einen selbst an, und wie das so generell an der jeweiligen Schule gehalten wird. Persoenlich wuerd ich mir ziemlich bloed vorkommen, eine ganze Klasse mit "du" anzureden. Bei mir waere es entweder "ihr" (weil sie was lernen/machen/bleiben lassen sollen), oder "wir" (weil ich Sachen zwar schon weiss, aber dennoch meinen Schuelern beim Lernen helfe...die quaelen sich da ja selten alleine durch).

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