Ich kann nicht mehr, wer hat einen Rat für mich

  • Hallo zusammen,


    ich unterrichte derzeit eine 4. Klasse. Die Eltern meiner Schüler stehen nach jeder Probe auf der Matte, versuchen um Punkte zu feilschen oder greifen mich aufgrund von Fehlern an, die ich ihrer Meinung nach unrechtmäßig angestrichen habe.
    Heute war dann die Krönung. Ein Vater platzte ins Lehrerzimmer und hielt mir wieder eine Probe unter die Nase. Ich kann ehrlich gesagt gar nicht mehr genau wiedergeben, was alles gesagt wurde. Irgendwie hat mein Gehirn die Szene aus meinem Gedächtnis gestrichen. Meiner Ansicht nach haben entweder die Eltern oder der Schüler selbst die Probe manipuliert und nachträglich einen Fehler ausgebessert. Ich habe ihm nur sachlich gesagt, dass der Buchstabe um den es ging bei meiner Korrektur noch ein anderer war. Er ist total ausgetickt und hat mich angeschrien, ob ich ihm denn da etwas unterstellen wolle. Nun ja, ich weiß 100 %, dass es vorher anders aussah.
    Nach dem Gespräch war ich nur noch am heulen. Ich konnte gar nicht mehr in die Klasse gehen. Ich bin einfach nur noch fertig und habe keine Kraft mehr. Nun möchte ich morgen erst mal zum Arzt, um mich krank-schreiben zu lassen. Aber was kommt dann.
    Wie soll es dann weitergehen?


    Über eure Hilfe wäre ich sehr dankbar
    LG, urmelli

  • Du Arme. Erstmal *tröst*.
    Ich würde in Zukunft alle Arbeiten durch den Kopierer jagen, damit Du nachträgliche Verbesserungen nachweisen kannst.


    Ansonsten finde ich es ein Unding einfach reinzuplatzen. Insbesondere ins Lehrerzimmer. Ich würde auf meine Sprechstunde verweisen und die Eltern aus meinem Klassenzimmer/dem Lehrerzimmer bitten. Gehen sie nicht, würde ich die Schulleitung holen. Ich finde es einfach respektlos jemanden so zu überrumpeln und würde mich da klar abgrenzen.


    LG

    • Offizieller Beitrag

    zum Manipulationsversuch:


    ich photographiere alle Klassenarbeiten, bevor ich sie korrigiere.
    Ist ne doofe Arbeit, aber in diesem Schuljahr habe ich bereits zwei nachträgliche Manipulationen entdeckt X(


    Wenn ich die Arbeiten nach derr Korrektur von den Schülern wieder eingesammel habe, lösche ich die Photos von der Karte. Kopieren wäre ir zu teuer.


    Zum Verhalten des Elternteils:


    auch ich rate dir, dich deutlich abzugrenzen. Keine Gespräche außerhaölb der Sprechstunde, ggfs. mit einem Kollegen als Zeugen.


    Okay, nun ist es ja schon "passiert". In solch einem Fall würde ich mit der SL Rücksprache halten und um Unterstützung in einem evtl. weiteren Gespräch bitten.

  • Schlimm, was Du wegen des "Übertritts-Ehrgeizes" einiger Eltern (denn darum geht es doch?) mitmachen musst.
    Gibt es irgendeinen Grund, warum es Dich besonders hart betrifft (besonders schlechte Notenschnitte, ein ganz spezielles "Elternpublikum", ??) oder ist das allgemein so üblich?
    Diese Überzeugung, dass die "höchstmöglichst erreichbare" Schulform auch immer die Beste für das Kind ist, stört mich schon lange - gerade diese Überzeugung wird ja oft auf dem Rücken der Kinder ausgetragen....


    Verirrte Elternliebe....

  • Boah, ätzend solche ELtern!!!


    Kopf hoch, versuch dir die anderen ins Blickfeld zu rücken, die ihre Kinder auf die richtige Art und Weise unterstützen und gut mit dir zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen.
    Hoffe, dass das mehr sind, als solche, die dir heute begegnet sind!


    Ich hatte auch mal Schülerinnen, von denen ich jede Arbeit kopiert habe, bevor ich sie zurückgegeben habe. Ätzend, aber wenn man ihnen nunmal nicht vertrauen kann.


    Dem entsprechenden Vater von heute würde ich einen Gesprächstermin mit dir und der Schulleitung "verordnen" und dich dort unbedingt unterstützen lassen. Den betreffenden Buchstaben nicht kaputtdiskutieren. Bringt ja doch nix.


    Du Arme! Lass dich nicht entmutigen!!!

  • Hallo urmelli, die Ellenbogen werden heutzutage gern eingesetzt. Der Zweck heiligt die Mittel und so passieren dann solche Sachen. Ich würde dir gerne sagen: "Nimm´s nicht persönlich, die meinen nicht dich." Aber ich weiss selbst wie schwer das ist, in der SEK werden manchmal noch ganz andere Geschütze aufgefahren. Bist du neu an der Schule? Das wäre für die weitere Taktik schon entscheidend.


    Tesla

  • Guten abend,
    ich würde auch zukünftig die Arbeiten der betreffenden Schüler kopieren. Dann kannst du es den Eltern unter die Nase halten. Unbedingt abgrenzen und bei "Elternüberfall" auf die Sprechstunde verweisen. Hole dir einen Kollegen als Zeugen für die nächste Unterredung. Sprich auch mit der Schulleitung und schildere deine Situation. Kann man vielleicht sogar noch sehen, dass radiert oder ausgekillert wurde? Zur Sache mit dem Krankschreiben: Wenn es dir (verständlicherweise) so schlecht geht, solltest du dir unbedingt ein paar Tage Ruhe gönnen und dann suche dir Hilfe. Ich bin davon überzeugt, dass Kollegen und Schulleitung dich nicht im Stich lassen. So kann es nicht weitergehen. Wie gesagt, vielleicht lässt sich die Manipulation ja doch noch nachweisen. Alles Gute und Kopf hoch!

  • Hallo Urmelli,
    in Bayern müssen Proben nicht zwingend mit nach Hause gegeben werde. Es reicht wenn die Kinder ihre Proben bzw. die Noten sehen, du sie gleich wieder einsammelst. Denn laut Bay EUG ist das Ergebnis den Schülern mitzuteilen. Von Eltern steht da nix. Üblicherweise gibt man sie halt mit und lässt die Eltern unterschreiben. Vertrauen gegen Vertrauen. Aber wenn so was vorkommt wie bei dir, werden Proben nur noch unter "Aufsicht" zur Ansicht in der Sprechstunde vorgelegt. Alter Trick: Sie müssen um Termin bitten, du kannst dich gegebenenfalls vorbereiten, mit Sl absprechen und wirst nicht so übel überfallen wie heute, fühlst dich nicht als Opfer, sondern bist der "Macher" Ganz wichtig für deine weitere Lehrergesundheit. Nur Mut!
    Gruß
    pepi

  • Zitat

    Original von Friesin
    ...
    ich photographiere alle Klassenarbeiten, bevor ich sie korrigiere.
    ....


    gute Idee!

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Das mit dem Kopieren oder Photographieren ist ne gute Idee (wenn auch aufwendig). Bin ich froh, dass es bei uns nicht so zugeht.


    Allerdings wuerde ich mir Gedanken um die Sicherheitsvorkehrungen deiner Schule machen, wenn Eltern bei euch einfach so ins Lehrerzimmer platzen koennen. Gibt's in Deutschland da keine Sicherheitsregelungen? Da koennte ja jeder durch die Schule rennen und sonstwas anstellen...
    Bei uns kommt man ja noch nicht mal ungebeten ins Gebaeude, geschweige denn ins Lehrerzimmer. 8o

  • Hallo,
    mir erging es so ähnlich als ich neu in der Schule war. Inzwischen habe ich mich etwas mehr gewappnet. Ich kann nur empfehlen, dich vor Elternüberfällen zu schützen, denn in solchen Situationen kannst du gar nicht sachangemessen und fachlich richtig handeln (das ist menschlich und kann kaum jemand).
    Ich mache es u.a. deshalb so, dass ich meine Rufnummer nicht mehr rausgebe. Wer mich sprechen möchte, bittet um einen Termin im Mitteilungsheft der Sch oder ruft im Schulskreteriat an und bittet um Termin oder Rückruf, verbunden mit kurzer Nachricht, worum es geht. Ich gebe dann immer 3 zeitnahe Termine zur Auswahl. Dadurch habe ich nun immer den Vorteil, dass ich mich auf das Gespräch vorbereiten kann und evtl. vorhandene impulsive Gefühlsreaktionen (sowohl auf Elternseite als auch auf meiner Seite) schon abgeflaut sind. Gespräche verlaufen automatisch sachlicher.
    Im vorliegenden Fall würde ich noch einmal um ein vertrauliches, sachliches Gespräch im Beisein der Schulleitung bitten. Schildere, dass du über den Überfall entsetzt warst, dass hier in der Schule eigentlich eher sachliche Gespräche nach Termin geführt werden, da man sich dann besser verständigen könne. Ich würde nicht auf dem "Phänomen" rumreiten, sondern es einmalig zugunsten des Schülers auslegen (sag ruhig dazu, nicht weil du nun anderer Meinung bist, sondern um die zukünfitge, hoffentlich dann sachliche Zusammenarbeit nicht zu gefährden). Außerdem würde ich auch darauf hinweisen, dass du in diesem Fall zukünftig alle Klassenarbeiten kopieren wirst, um solche Vorkommnisse zu vermeiden.
    Krankschreiben würde ich mich wirklich nur zur Not, denn das ändert nichts an dem Vorkommnis, sondern kann dir von fiesen Eltern wieder negativ ausgelegt werden. Ich würde lieber möglichst bald die Sache endgültig abschließen, evtl. auch noch einmal einen Brief an alle rausgeben zur Erinnerung, dass du Gespräche nach Absprache führst.
    Ich finde, so ein ärgerlicher Vorfall ist blöd, aber menschlich und kein Weltuntergang. Lehrer und Eltern sind auch nur Menschen.
    LG Alema

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für eure aufmunternden Worte. Ich unterrichte übrigens an einer kleinen Schule mit nur 4 Klassen. Dort bin ich mit Elternzeit-Unterbrechung nun das 3. Jahr.
    Ich habe eben nochmal mit meiner Schulleiterin telefoniert. Diese hat Rücksprache mit dem Schulamt gehalten und den Fall geschildert. Sie wollte ursprünglich die Probe einscannen und durch Vergrößerung den Betrug beweisen. Der Schulrat riet uns, dies nicht zu tun um für zukünftige Proben nicht immer in eine Beweislast unsererseits zu geraten. Nun ja, ich habe das Gefühl als Lehrer hat man irgendwie heutzutage keine Mittel mehr. Früher hatten die Menschen noch Respekt vor einem Lehrer. Heutzutage meint jeder, der mal Schüler war unseren Job sowieso besser zu beherrschen. Bis Freitag bleibe ich nun erstmal zu Hause und versuche mich etwas zu erholen. Ich glaube ich könnte im Moment mit keinerlei Elterngespräch richtig umgehen.
    Das mit dem Kopieren oder Fotografieren der Proben werde ich auf alle Fälle in Zukunft machen. So etwas passiert mir kein 2. Mal.
    Außerdem wird die Schulleiterin einen Elternbrief herausgeben, dass diese sich in Zukunft nur mehr in der Sprechstunde an uns wenden können. Diese morgentlichen Überfallkomandos werden nicht mehr geduldet.
    Die Eltern des Schülers werden wir auf alle Fälle nochmal gemeinsam zu einem klärenden Gespräch bitten. Ich finde es echt krass, die Mutter ist auch noch Polizistin! Armes Deutschland!!!


    LG, urmelli

  • @ Dejana:


    Nee, da gibt es leider keine Sicherheitsvorschriften, bei uns kann echt jeder reinlaufen und könnte (God forbid) sonst was anstellen. Mein Freund lief vor einigen Tagen auch auf der Suche nach mir durch die ganze Schule (und war nur den Wenigsten als meine bessere Hälfte bekannt). Mit seinen Cargohosen, Metalshirts, langen Haaren und Tarnjacke sieht er nun auch nicht unbedingt wie der 08/15 Vater aus - ergo: er ist sicher irgendwie aufgefallen. Er war sehr schockiert, dass ihn NIEMAND angesprochen hat; er meinte eben auch, letztendlich hätte er Ranzen/Wertsachen entwenden oder Kinder ansprechen können.


    Auch wenn ich mir in England oft wie in Fort Knox vorkam, vermisse ich die Sicherheitseinrichtungen doch sehr, denn es kann einfach jeder ungefragt rein...

  • oh man vor so etwas graut mir ja auch, aber bis jetzt sind meine eltern super
    aber ich bin auch erst seit sommer klassenlehrerin einer 1. klasse, da ist das sicher noch ganz anders...


    den tipp mit dem fotokopieren/scannen/fotografieren würde ich auch machen, auch wenns viel arbeit ist, aber damit bist du auf der sicheren seite


    den tipp von peli finde ich auch nicht schlecht: arbeiten nur zur ansicht in der sprechstunde rausgeben
    aber ich glaube, das geht nur, wenn die ganze schule bzw. das ganze kollegium mitzieht, denke ich...

    Wenn das Leben einfach wäre, wäre es ja langweilig!
    Oder nicht?

  • Hatte neulich auch so einen Fall mit einer Klassenarbeit... Hab das dann durchgehen lassen (hat nix an der Note geändert) und werde in Zukunft auch alle Arbeiten kopieren, dann sollen sies nochmal probieren... das wird peinlich!


    Kopf hoch!

    They'll never know the lovely dance,
    Can never feel the touch of night,
    For tame birds sing a song
    Of freedom while the wild birds fly.

    • Offizieller Beitrag

    die beiden Schüler, denen ich nachträgliche Manipulation nachweisen musste, waren ganz schön bedient hinterher.
    Das ist viel mehr als nur peinlich:


    nämlich schlicht und ergreifend Urkundenfälschung :pfui: und kein Kavaliersdelikt.


    Einer der Schüler war bereits über 14, d.h. durchaus strafmündig.
    Meine Schulleitung hat das dann sehr deutlich gemacht und von einer Anzeige Abstand genommen.
    Ich für mein Teil hoffe nur, dass sich meine Photographiererei langsam rumspricht :D

  • Manchmal hilft es ja auch einfach zu SAGEN, dass an fotografiert oder kopiert. Und zwar bevor die Arbeit mit nach Hause geht.


    Ich finde die Reaktion Deiner Schulleiterin sehr gut. Nicht immer stehen die Schulleiter hinter einem.


    Ich gebe übrigens auch keine private Telefonnummer raus und mich kann man auch nur über das Hausiheft um Anruf/ Gespräch bitten. Ich sehe nichts, was so wichtig ist, dass ich es genau in der Sekunde mitgeteilt bekommen müsste. Meistens (ich habe das früher mal anders gehandhabt) wollen die Eltern, die genau dann anrufen doch erstmal Dampf ablassen und ich finde für beide Seiten gut, wenn etwas Zeit zum Nachdenken vergeht und sich GEmüter auch erst runterkochen konnten.

  • Hallo zusammen,


    über das Verhalten des Vaters wurde ja schon alles gesagt, dem möchte ich nichts mehr hinzufügen.


    Stutzig macht mich allerdings der zweite Satz von urmelli:


    Zitat

    Original von urmelli
    Hallo zusammen,
    ich unterrichte derzeit eine 4. Klasse. Die Eltern meiner Schüler stehen nach jeder Probe auf der Matte, versuchen um Punkte zu feilschen oder greifen mich aufgrund von Fehlern an, die ich ihrer Meinung nach unrechtmäßig angestrichen habe.


    Du schreibst nach jeder Probe? Das habe ich so bisher noch nicht erlebt. Ab und zu nach einer Probearbeit schon, aber nach jeder?


    In Bayern müssen die Proben in der 4. Klasse mittlerweile eine Woche vorher angekündigt werden. Die Eltern und deren Kinder wissen also was auf sie zukommt und was sie lernen müssen. Du vergibst die Punkte auf die Aufgaben oder streichst die Fehler bei Diktaten an, hast deinen Notenschlüssel, gibst die Note. Fertig. Was gibt es da noch ständig zu diskutieren, Übertritt hin oder her, versteh ich nicht.


    LG, Alex

  • Hallo,


    zum Thema Elternbesuch hatte ich sogar von einem Fall gehört, wo die Eltern zu einem Elterngespräch mit einem Anwalt aufgetaucht sind. Ich frage mich, wie man in so einer Situation (Begleitung des RA angemeldet oder nicht) reagieren sollte.

  • Zitat

    Original von laura
    Hallo,


    zum Thema Elternbesuch hatte ich sogar von einem Fall gehört, wo die Eltern zu einem Elterngespräch mit einem Anwalt aufgetaucht sind. Ich frage mich, wie man in so einer Situation (Begleitung des RA angemeldet oder nicht) reagieren sollte.


    ich würde erst mal blöd schauen. Aber k.A. wie ich reagieren würde ...

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