SL Erfüllungsgehilfen der Eltern?

  • Zitat

    Ich kenne wie gesagt beide seiten und weiß, das eltern sich sofort emotional auf den schlips getreten fühlen, wenn es um den nachwuchs geht. und dass sie diesen mit klauen und zähnen verteidigen, wie blöd er auch immer sein mag. Siehe Dieter Nur: blöde Kinder gibt es ja heutzutage gar nicht mehr ... alle werden nur aufgehalten auf dem weg zum nobelpreis ...


    Ich weiß nicht, was du für Eltern kennengelernt hast.


    Die bei mir beim Sprechtag waren, waren nicht so. Die wussten, dass ihre Kinder nicht nobelpreisverdächtig sind. Die suchten Rat oder einfach nur eine Info. Oder waren neugierig.


    Habe aber auch schon den Wunsch gehabt, Schüler vor ihren Eltern schützen zu wollen. Manchmal fühle ich mehr mit den Eltern, manchmal mehr mit den Kindern.


    Als Mutter stehe ich natürlich auf der Seite meines Kindes, das ist doch mein Job. Was mich total annervt, ist, wenn Lehrer versuchen, mich als Mutter zu beratschlagen und zu erziehen - unerbetenerweise.


    "Ihr Kind ist x - tun Sie was dagegen X("


    Als Lehrerin überlege ich, was ich anbieten könnte.


    Ach, und überhaupt: Da gibt es solche und solche - wie überall. Als "Erfüllungsgehilfen" von irgendwem sehe ich bei uns gar niemanden.

  • Zitat

    Original von Piksieben


    Wieso ist das gefährlich? Natürlich haben die Betriebe Ansprüche. Sie stellen die Leute doch nicht umsonst ein. Berufsbildende Schulen haben sich selbstverständlich an den Erfordernissen der Berufswelt zu orientieren - woran denn sonst?


    Eine Schule ist aber nun mal kein Dienstleistungsunternehmen, was sich an seinen Kunden orientieren muss, weil die es bezahlen! Weder die Eltern bezahlen die Lehrer noch die Betriebe! Und von hier aus wäre es ja nur noch ein kleiner Schritt zum Sponsoring und zur Bestechung, gelle? :rolleyes:


    Dass die Schule sich an der gesamten Berufswelt orientiert, ist klar, aber wohl kaum an einzelnen, ortsansässigen Betrieben... ;)

  • Piksieben: dann sei froh - am bk hast du ja auch vermutlich wenig mit eltern zu tun. Am Gymi gibt naturgemäß kein Elternteil zu, dass der Nachwuchs intellektuell doch nicht unter den Nobelpreisverdächtigen ist, da er sonst ja eigentlich keine Zugangsberechtigung hätte.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Zitat

    Original von Piksieben


    [...] Klar, das mit dem Zeitgeist stimmt natürlich, da wird jede Saison eine neue Sau durchs Dorf getrieben, aber deshalb wird trotzdem auch ordentlich unterrichtet.


    Tesla: Wir haben doch alle keine Vorurteile, nicht wahr?


    Piksieben: Wenn man es genau bedenkt, ist Zeitgeist das Gegenteil von Geist. Gerade weil die angesagten pädagogischen Moden innnerhalb kürzester Zeit kommen und verschwinden, gibt es nicht nur vernünftige Lehrer, sondern auch vernünftige Schulleiter, die sich erfolgreich dem Zeitgeist widersetzen.


    Interessantes aus der Wissenschaft dazu bei: http://www.bildung-wissen.eu

  • magister999
    Na, ja... wenn man selbst Schulleitungsmitglied 8) ist, ist man bestimmt bei diesem Thema kein bisschen befangen...


    (Der angegebene Link ist aber prima!)

    Einmal editiert, zuletzt von Tesla ()

  • Zitat

    Weder die Eltern bezahlen die Lehrer noch die Betriebe!


    Selbstverständlich bezahlen die Eltern. Schon mal auf den Steuerbescheid geguckt? Und selbstverständlich bezahlen die Betriebe. Wir alle bezahlen! Was für eine komische Denke, dass alles irgendwie "umsonst" ist, was aus öffentlichen Kassen kommt! Das ist sogar superteuer.


    Bloß weil der Lehrer nach der Stunde nicht mit dem Klingelbeutel rumgeht, darf kein Elternteil einen Wunsch äußern? Dass Eltern eine vernünftige Ausbildung für ihre Kinder wollen, ist ihr gutes Recht. Du willst doch auch eine Polizei haben, die dich schützt - auch wenn du deinen Bezirksbeamten nicht selbst bezahlst.


    Manchmal muss ich mich schon wundern.

  • Aah, das Steuer-Argument. Da isses ja.


    Aber okay, sollten Eltern, die Dinge von mir erwarten, die ich nicht erfüllen kann, anschl. darauf verweisen, dass sie mich ja mit ihren Steuern finanzieren (also rechnerisch geben sie für mich im Jahr... sagen wir 1/1000 Cent aus), bekommen sie von mir eine Dienstleistung in genau dem gleichen Umfang. Ich würde also die "ungerechtfertigte" 3 um etwa 1/1000 anheben.


    Mal ernsthaft: Unsere Steuern dienen dazu, den Staat am Laufen zu halten. Ein Polizist hat nicht mich zufrieden zu stellen, sondern für Recht und Ordnung zu sorgen. Der Finanzbeamte hat von uns allen das Geld einzusammeln und nicht speziell bei mir Augen zuzudrücken. Die Bundeskanzlerin hat zum Wohle des Landes zu handeln, nicht zu meinem. Usw.

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • Zitat

    Original von Piksieben
    Du willst doch auch eine Polizei haben, die dich schützt - auch wenn du deinen Bezirksbeamten nicht selbst bezahlst.


    Aber ich komme nicht auf die Idee der Polizei sagen zu wollen, wann und wie sie welche Gesetze durchsetzen soll und welche nicht. Der "Kunde" des Lehrers ist nicht der einzelne Schüler oder die Eltern, sondern der Staat. Unterricht ist eine Dienstleistung gegenüber der Gesellschaft und die bestimmt die Regeln und Umstände unter denen er stattfindet.


    Wenn Eltern davon sprechen, Schule sei eine Dienstleistung, dann steckt da oft der Gedanke hinter bestimmte Dinge verlangen zu können, sei es was Unterrichtsinhalte, -formen oder Noten anbelangt. Und da sollte man schon klare Grenzen ziehen und sich nicht auf "mit meinen Steuern zahle ich ihr Gelhalt" Argumentationen einlassen.

  • Tja, was will uns das jetzt sagen? Dass Eltern in der Schule nichts zu melden haben? Weil Lehrer, sollten sie Elternwünsche berücksichtigen, zu "Erfüllungsgehilfen" werden? Mir gefällt weder die Wortwahl noch der Tonfall noch die Haltung, die daraus spricht, und die zum Ruf der Lehrer als ewige Rechthaber mal wieder beiträgt.


    Diese Frontenbildung ist schrecklich. So lange das nicht um konkrete Fälle geht, ist dieser Austausch von Allgemeinplätzen absolut überflüssig.


    Natürlich können Eltern nicht den Lehrplan bestimmen, aber wer braucht denn dafür ein Argument?

  • Zitat

    Original von Piksieben
    Tja, was will uns das jetzt sagen? Dass Eltern in der Schule nichts zu melden haben? Weil Lehrer, sollten sie Elternwünsche berücksichtigen, zu "Erfüllungsgehilfen" werden? Mir gefällt weder die Wortwahl noch der Tonfall noch die Haltung, die daraus spricht, und die zum Ruf der Lehrer als ewige Rechthaber mal wieder beiträgt.


    Diese Frontenbildung ist schrecklich. So lange das nicht um konkrete Fälle geht, ist dieser Austausch von Allgemeinplätzen absolut überflüssig.


    Was dich aber nicht davon abhält, selbst daran Teil zu nehmen.
    Niemand hat sich hier grundsätzlioch Elternwünsche verbeten oder sich allgemein negativ gegenüber allen Eltern geäußert. Es geht lediglich um der Teil, der meint sich Dinge rausnehmen zu können, die nun mal nicht gehen und dann bevorzugt damit auch noch direkt zum Schulleiter läuft. In unserer Schule mit 1200 Schülern sind das vielleicht 20 Eltern. Die können damit aber ganz schön für Unruhe sorgen.
    Und ja, dass Schulleiter sich hier auch mit dem abstrusesen Anliegen noch auseinandersetzen, statt auch mal eine klare Grenze zu ziehen, ist durchaus eine Beobachtung die man aus vielen Schulen häufiger hört.

  • Zitat

    Original von Sonnenkönigin


    ...ich bekomme im Schulalltag immer mehr das Gefühl, dass sich die SL von den Eltern einschüchtern lassen ...


    Auch finde ich die Kommunikationswege sehr seltsam: die meisten Eltern scheinen inzwischen direkt zur SL zu gehen, wenn ihnen irgendwas nicht passt, statt das z. B. erst mal mit dem entsprechenden Lehrer abzuklären. Eigentlich müssten die SL sie doch dazu erziehen, erst mal einen anderen Weg zu gehen.
    ...
    Und wie fühlt sich eine Lehrerschaft, wenn sie weiß, dass der SL letztlich doch nicht hinter ihnen steht?


    Hallo zusammen,


    ich will nochmal auf den Ausgangspunkt der Diskussion zurück kommen ... und auch der Frage: Was tun ... also wie sollte man als Lehrer darauf reagieren?


    Eigentlich ist es doch zunächst einmal völlig egal, worum es inhaltlich geht ... den ersten, folgenschwersten und nicht korrigierbaren Fehler in der ganzen Sache macht die SL, indem sie sich überhaupt auf das Gespräch mit den Eltern einläßt. So etwas darf nicht passieren ... nicht einmal einem jungen SL. Wenn es um einen Lehrer geht MUSS die SL die Eltern IMMER erst zum Lehrer selbst schicken ... geht das nicht oder kommen beide Parteien nicht weiter, dann das Gespräch mit der SL ... aber mit ALLEN Beteiligten ... also Eltern, Lehrer, SL.
    Das ist alternativlos ... wenn man Probleme, Unfrieden und noch weitaus größere Folgen vermeiden will. Das bekommt man nämlich dann nur noch sehr schwer (überhaupt) wieder in den Griff ... und selbst wenn, Verletzte gibt es immer - und schon das ist ein viel zu hoher Preis!


    Und abgesehen davon ... der Hammer wäre ja noch, wenn im Schulprogramm der Schule ... nicht nur bei der Sonnenkönigin ... und bei den meisten ist das der Fall ... so etwas drin steht wie ... Offenheit ... Miteinander reden ... die Erwachsenen in der Schulgemeinde als Vorbilder für die Kinder ...
    Wer soll sowas dann noch ernst nehmen? Die Lehrer? Bei so einer SL? Nicht wirklich!


    Schule ist vor allem (auch) eins ... Psychologie ... und dies ist ein super Beispiel dafür.


    Streng genommen müsste die Sonnenkönigin ja jetzt bei jeder Kleinigkeit mit einem Schüler nicht mehr mit diesem darüber reden, sondern gleich zur SL laufen (oder zumindest zu den Eltern), damit die SL dann mit den Eltern des Schülers redet ... auch bei Kinkerlitzchen. Das wäre die klare Konsequenz ... zumal die Sonnenkönigin ja LiA ist ... und man ihr also grade in der Ausbildungspraxis lehrt, wie das gedacht ist, wie das ablaufen soll ...



    Nachdenklich,
    step.

    "Der erste Schritt zum Lernen ist die Liebe zum Lehrer - weil man die Liebe zur Wissenschaft von Heranwachsenden noch nicht erwarten kann."


    Erasmus von Rotterdam



  • Moebius: stimme dir zu und der Witz ist ja auch, dass die Beschwerde von xy, die an der Schule keinerlei Funktion innehat als "pathologisch" abgetan wird, kommt aber jemand, der zufällig Vorsitzender der Elternpflegschaft ist, mit einer ebenso abstrusen Beschwerde, wird dieser sorgfältig nachgegangen. Ich dachte, der SL stellt sich erst mal zumindest nach außen hin, vor seine Lehrer - was er nach innen macht, ist ja eine andere Sache.
    Aber 2 Dinge nerven mich wirklich
    1. die Beschwerdekultur in D, und wenn man was zu meckern finden will, findet man immer was
    2. der Umgang der SL mit diesen Beschwerden
    Und wenn man davon noch nichts mitbekommen hat, muss man entweder mit Riesenscheuklappen durch die Gegend laufen oder man hat das Glück an einer Schule zu sein, wo dies nicht der Fall ist.
    Auf jeden Fall dient es der systematischen Demotivierung der Lehrer, die eigentlich nur einen guten Job machen wollen. Die, die nur Dienst nach Vorschrift machen wollen, haben es da besser.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Sonnenkönigin ()

  • Genau Step, du hast es erfasst - es ging zwar in dem Fall nicht um mich selbst, sondern um einen Kollegen - aber ist ja mal egal.
    Der Knackpunkt - das wurde auch von den Kol in meinem Umfeld so gesehen - ist das Vorgehen! Wie du richtig sagst, dürfte ein SL solche Beschwerden gar nicht erst annehmen, sondern müsste auf die richtige Vorgehensweise verweisen - also erst mit dem betreffenden Lehrer sprechen, dann die Schüler mit dem Lehrer etc. Diese beiden Schritte haben aber gar nicht erst stattgefunden.
    Und ich denke, es wird ganz bewusst mit Einschüchterung gearbeitet, weil die Beschwerde dann von oben nach unten geht und der entsprechende Lehrer dann wahrscheinlich denkt, er hätte etwas so Schlimmes gemacht, dass er gar keinen "Einspruch" mehr erheben kann. Und von da an denken SL und Eltern wahrscheinlich: "Prima, den haben wir, auf dem können wir jetzt weiter rumtrampeln"
    Wenn ich mir das so ansehe, ist es doch ein rechtes Haifischbecken und man kann schnell mal zwischen die Zähne geraten, ohne an was Böses gedacht zu haben ...

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

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