SL Erfüllungsgehilfen der Eltern?

  • Hallo zusammen,


    ich bekomme im Schulalltag immer mehr das Gefühl, dass sich die SL von den Eltern einschüchtern lassen. Also, wenn die Eltern Einfluss haben, z. B. in der Pflegschaft o. ä. sind und sicherlich auch mal Kohle rüberwandern lassen, knicken die sofort ein, wenn von eben diesen Eltern mal eine Beschwerde kommt.


    Auch finde ich die Kommunikationswege sehr seltsam: die meisten Eltern scheinen inzwischen direkt zur SL zu gehen, wenn ihnen irgendwas nicht passt, statt das z. B. erst mal mit dem entsprechenden Lehrer abzuklären. Eigentlich müssten die SL sie doch dazu erziehen, erst mal einen anderen Weg zu gehen.


    Wie ich nun schon bei mehrern Schulen mitbekommen habe, hat sich die SL in einem Konfliktfall in der überwiegenden Zahl der Fälle auf die Seite der Eltern gestellt - was ich echt zum Kotzen finde. Ich meine, wir sind doch keine Privatschulen und müssen um die Beiträge der Abwandernden fürchten - warum machen die das dann? Und wie fühlt sich eine Lehrerschaft, wenn sie weiß, dass der SL letztlich doch nicht hinter ihnen steht?


    Im übrigen sehen die Eltern ja, dass ihr Druckmachen Erfolg hat und machen dann natürlich weiter damit.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • sehe ich genauso wie du, höre es auch von vielen schulen.
    habe zum glück eine sl, die es schafft, die eltern zufriedenzustellen (ohne ihnen nach dem mund zu reden) und den lehrern den rücken zu stärken.

  • Linna, wie schafft sie das denn?! ich stelle es mir ja auch schwieirg vor, weil natürlich niemand gern beschwerden hat, aber als sl darf man dann nicht einknicken, sonst ist man auf dem falschen posten ....


    ich denke, die d wird sich ja allgemein mehr beschwert als in anderen ländern, aber wegen was für kinkerlitzen die direkt zur sl rennen, da kann einem wirklich der hut hochgehen. vermutlich, weil auch die eltern wegen g9 mehr unter druck stehen? und der witz ist, dass sich nicht die eltern beschweren, deren kinder probleme haben, sondern die guten, die noch bessere noten rausschlagen wollen ...

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • beschwerden wegen kinkerlitzchen bügelt meine sl deutlich und freundlich gekonnt ab.
    sie ist was kommunikation angeht echt ein ass und schafft es, den eltern das gefühl zu vermitteln: ich höre zu, ich nehme dich ernst und ich überlege, wie wir damit umgehen, aber frau xy macht gute arbeit, sie können sich freuen, dass ihr kind sie als lehrerin hat.
    wir lehrer können mit allen problemen zu ihr kommen und erfahren unterstützung und ein offenes ohr.
    wenn eine kollegin mal wirklich mist gebaut haben sollte, wird das den eltern gegenüber zwar diplomatisch formuliert zugegeben, aber nichts aufgebauscht. und wenn es dafür einen rüffel gibt, dann nicht vor den eltern, sondern in einem vier-augen-gespräch - denke ich mal, ist mir noch nicht passiert.


    ist bei uns auch so: die eltern der guten schüler machen große wellen aus kleinen dingen, weil sie angst um die zukunft und schulkarriere ihrer kinder haben.


    ganz schlimm finde ich schulleitungen, die - wie du es beschreibst - dem willen der eltern folge leisten und das auf dem rücken und zu lasten der lehrer. geht gar nicht, habe ich an einer schule gehabt, in der ich vertreten habe. wenn ein vater gesagt hat: "ich bin arzt", hat der alles bekommen.

  • ich wurde auch schon auf die berufe der entsprechenden eltern hingewiesen: die eine ist z. b. tierärztin (hat zwar nach dem studium nie praktiziert und war hausfrau) - wäre sie jetzt putzfrau, müsste man sie nicht ernst nehmen, oder wie? erschreckend, wie sich viele sl davon beeindrucken lassen. oder eben auch von eltern, die kohle haben und den förderverein unterstützen.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Könnt ihr das mal mit Beispielen belegen? Was "bekommen" die Eltern denn vom Schulleiter? Gute Noten? Das kann der SL doch gar nicht bestimmen.


    Ich bekam einmal mit, dass ein Schüler durch Intervention des Vaters doch noch versetzt wurde - der Schüler hat inzwischen seinen Abschluss gemacht. Anderenfalls hätte er die Schule ohne Abschluss verlassen müssen.


    Das ist im Berufsleben überall so - persönlicher Einsatz ist notwendig. Man muss ja nicht unverschämt werden, aber hin und wieder auf seine Rechte und Qualitäten aufmerksam machen gehört nunmal dazu.


    Allzu viele Eltern kümmern sich in Sek II gar nicht mehr um die Schullaufbahn der Sprösslinge. Das finde ich traurig.

  • Zitat

    Original von Piksieben
    Das ist im Berufsleben überall so - persönlicher Einsatz ist notwendig. Man muss ja nicht unverschämt werden, aber hin und wieder auf seine Rechte und Qualitäten aufmerksam machen gehört nunmal dazu.


    du hast recht, die eltern sollen ja auch nicht alles schweigend hinnehmen, dann könnten sl und lehrer auch nichts dazulernen.


    an besagter vertretungsschule hat damals ein kind die klasse gewechselt, weil die lehrerin zu jung und zu schlank war. ja, genau. im heimatland der eltern (waren ein halbes jahr zuvor nach deutschland gekommen, er anscheinend sehr kompetenter arzt - spezialist) sind lehrerinnen dick und alt. zack - das kind hat innerhalb von einer woche in die parallelklasse gewechselt und die zu junge, zu schlanke kollegin wusste gar nicht mehr, was sache ist.
    oder eltern haben einfluss auf die besetzung des fachunterrichtes genommen: die lehrerin nicht, mit der kam unser großer schon nicht gut zurecht.

  • Ich sehe drei wichtige Faktoren für dieses Problem:


    Erstens: Wenn Lehrer/SLen verinnerlicht haben, dass Schule eine Dienstleistung sei, dann ist der erste grundsätzliche Schritt falsch gemacht worden. Daraus erwächst eine Haltung, die "Kunden" kompromisslos immer zufriedenzustellen und das kann Schule ja nun nicht immer leisten.


    Zweitens: Konfliktsituationen auszuhalten ist nicht leicht. Manche Leher/SL haben das nie gelernt, andere sind dessen überdrüssig, weil es zum Beruf ja doch sehr dazugehört. Ein SL mit regelmäßigem Ausweichen oder Nachgeben kann katatrophal sein.


    Drittens: Die Beschwerdelust wächst ganz allgemein. Von meinem Vater, der einen Betrieb in der freien Wirtschaft erfahre ich, das sin den letzten Jahren geradezu eine Beschwerdewelle in den Laden schwappt, ohne dass sich die Probleme vermehrt oder geändert hätten. Auf die Frage, ob der Kunde denn auch schon mit dem Mitarbeiter gesprochen hätte, kommt gerne: "Nein, ich denke, dass das direkt bei Ihnen richtiger untergebracht ist."
    Deutschlands gutbürgerlicher, wohlhabender "Wutbürger" will keine Veränderung und für sich und die Seinen nur das Beste. Er lebt in einem Land, in dem vieles nicht so läuft, wie es sollte, und da muss man den entsprechenden Leuten halt auf die Finger schauen.


    Zitat

    Original von Sonnenkönigin
    und der witz ist, dass sich nicht die eltern beschweren, deren kinder probleme haben, sondern die guten, die noch bessere noten rausschlagen wollen ...


    Ich würde es etwas anders formulieren: Es sind die engagierten Eltern, die sich sehr um ihre Kinder kümmern, die man eher mal auf der Matte hat. Dass das dann auch oft die leistungsstärkeren Kinder sind, ist, glaube ich, dann kein Zufall.

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • Zitat

    Original von Linna
    ein kind die klasse gewechselt, weil die lehrerin zu jung und zu schlank war. ja, genau.


    Bei solchen Sachen wäre ich sehr vorsichtig. Da Du keinen 100%igen Einblick in den Unterricht, die Lehrer-Schüler-Beziehung und das Verhalten des Schülers in diesem Fall hast, weißt Du nicht was sonst noch los war...Diese story kann man nach außen hin natürlich gut "verkaufen", alles andere unter den Tisch kehren.


    Gruß
    Anna

  • ja, anna, ganz sicher lagen da ganz andere gründe vor. aber das waren 1. die gründe, die die eltern/der vater vorgebracht haben und 2. die gründe, die der schulleiterin reichten. sie hat nicht versucht, herauszubekommen, wo der hund eigentlich begraben lag und die lehrerin ist dadurch auch mit allen gesprächsversuchen gescheitert.

  • Zitat

    Original von BillyThomas
    Ich sehe drei wichtige Faktoren für dieses Problem:


    Erstens: Wenn Lehrer/SLen verinnerlicht haben, dass Schule eine Dienstleistung sei, dann ist der erste grundsätzliche Schritt falsch gemacht worden. Daraus erwächst eine Haltung, die "Kunden" kompromisslos immer zufriedenzustellen und das kann Schule ja nun nicht immer leisten.


    Das ist bei uns Ansage der SL! Wir heißen ja auch nicht mehr "Schule", sondern "Berufliches Kompetenzzentrum"!
    Neben den Eltern kommen jetzt auch die Betrieb, die Forderungen stellen (und dafür auch gerne eine "Gegenleistung" erbringen möchten....). 8o


    Finde ich gefährlich und grundverkehrt!

  • Das kenne ich auch, mir klingt´s noch heute in den Ohren: " Meine Damen und Herren, wir sind im Dienstleistungsgewerbe!" Der SL hat dann in den letzten 5 Jahren das halbe Kollegium verabschieden dürfen. Darunter 3 Vertrauenslehrer. Ich denke, wenn die Kollegen weiter so konsequent handeln erledigt sich das von selbst. Jede Schule hat schließlich ihren Ruf. :D


    Tesla

  • Zitat

    Original von Linna
    beschwerden wegen kinkerlitzchen bügelt meine sl deutlich und freundlich gekonnt ab.


    ganz schlimm finde ich schulleitungen, die - wie du es beschreibst - dem willen der eltern folge leisten und das auf dem rücken und zu lasten der lehrer. geht gar nicht, habe ich an einer schule gehabt, in der ich vertreten habe. wenn ein vater gesagt hat: "ich bin arzt", hat der alles bekommen.


    So kenne ich es vom letzten Schulleiter auch, nun gibts eine Schulleiterin und die ist zweiter Fall *kotz*

  • richtig, Schule kann ja aus dem einfachen Grund schon keine Dienstleistung sein, weil man dafür bezahlen muss, und noch gibt es in D kein Schulgeld. Bei Privatschulen sieht es natürlich anders aus.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Schulleiter sind Karrieristen und diese gehen mit dem Zeitgeist eine enge Beziehung ein. In D spielt der Zeitgeist eine unheilvolle Rolle. Die Schule steht im Zentrum der Gesellschaft und ist so besonders betroffen. Ebenso könnte man fragen, weshalb die von Homosexuellen und Pädophilen ( H.v. HENTIG und der nette Herr Becker von der Odenwaldschule ) etablierte Reformpädagogik ein so große Rolle in der Unterrichtsmethodik spielen soll. In Finnland wird 90% frontal unterrichtet, wie man aber hier im Forum lesen kann, moniert in NRW die QA einen Anteil von 50% Frontalunterricht. Manfred Spitzer erläuterte kürzlich, dass es in der deutschen Schule keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Reformiert und erneuert wird auf der Grundlage des Zeitgeistes und nicht nach wissenschaftlicher Erkenntnis. Das SL und auch Lehrer vor den Eltern kuschen ist nicht nur der Beschwerdekultur geschuldet, sondern auch dem Fehlen der der Wissenschaftlichkeit. Man kann nicht antworten: "Wir machen das an unserer Schule so und so, weil erwiesen ist, dass... Ebenso kann man dann gegenüber der Schulaufsicht nicht stichhaltig argumentieren. In dieser Lage sind wir auch, da sich die Erziehungswissenschaften seit Jahrzehnten mit den o.g. reformpädagogischen Spielchen beschäftigt. Diese Ursachen lassen sich aber kurzfristig kaum beseitigen, gerade in D nicht, da man sich gerne ausführlich mit den Symptomen beschäftigt, aber die Gründe lieber unangetastet lässt. Angst??


    Tesla

  • Zitat


    Das ist bei uns Ansage der SL! Wir heißen ja auch nicht mehr "Schule", sondern "Berufliches Kompetenzzentrum"!
    Neben den Eltern kommen jetzt auch die Betrieb, die Forderungen stellen (und dafür auch gerne eine "Gegenleistung" erbringen möchten....). 8o


    Finde ich gefährlich und grundverkehrt!


    Wieso ist das gefährlich? Natürlich haben die Betriebe Ansprüche. Sie stellen die Leute doch nicht umsonst ein. Berufsbildende Schulen haben sich selbstverständlich an den Erfordernissen der Berufswelt zu orientieren - woran denn sonst?

  • Zitat

    Original von Tesla
    Schulleiter sind Karrieristen und diese gehen mit dem Zeitgeist eine enge Beziehung ein. In D spielt der Zeitgeist eine unheilvolle Rolle. Die Schule steht im Zentrum der Gesellschaft und ist so besonders betroffen. Ebenso könnte man fragen, weshalb die von Homosexuellen und Pädophilen ( H.v. HENTIG und der nette Herr Becker von der Odenwaldschule ) etablierte Reformpädagogik ein so große Rolle in der Unterrichtsmethodik spielen soll. In Finnland wird 90% frontal unterrichtet, wie man aber hier im Forum lesen kann, moniert in NRW die QA einen Anteil von 50% Frontalunterricht. Manfred Spitzer erläuterte kürzlich, dass es in der deutschen Schule keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Reformiert und erneuert wird auf der Grundlage des Zeitgeistes und nicht nach wissenschaftlicher Erkenntnis. Das SL und auch Lehrer vor den Eltern kuschen ist nicht nur der Beschwerdekultur geschuldet, sondern auch dem Fehlen der der Wissenschaftlichkeit. Man kann nicht antworten: "Wir machen das an unserer Schule so und so, weil erwiesen ist, dass... Ebenso kann man dann gegenüber der Schulaufsicht nicht stichhaltig argumentieren. In dieser Lage sind wir auch, da sich die Erziehungswissenschaften seit Jahrzehnten mit den o.g. reformpädagogischen Spielchen beschäftigt. Diese Ursachen lassen sich aber kurzfristig kaum beseitigen, gerade in D nicht, da man sich gerne ausführlich mit den Symptomen beschäftigt, aber die Gründe lieber unangetastet lässt. Angst??


    Tesla


    Das klingt mir nun viel zu sehr nach Verschwörungstheorie. Und der Manfred Spitzer ("Hobbypädagoge" schimpfen ihn manche) hat sowieso immer was zu meckern. Dass der nun der Weisheit letzter Schluss sein soll, halte ich für ein Gerücht.


    Ich kann überhaupt nicht finden, dass Schulen vor Eltern kuschen. Vor mir hat jedenfalls noch nie ein Lehrer gekuscht ;( ;( ;( und ich begleite auch zwei Schülerkarrieren.


    Klar, das mit dem Zeitgeist stimmt natürlich, da wird jede Saison eine neue Sau durchs Dorf getrieben, aber deshalb wird trotzdem auch ordentlich unterrichtet.

  • Hi Piksieben: wahrscheinlich bist du aber auch nicht so massiv aufgetreten wie manche Eltern, deshalb haben die Lehrer deiner Kinder nicht vor dir gekuscht. Vor mir übrigens auch nicht:)
    Ich würde mir einfach mal mehr informellen austausch zwischen schule und eltern wünschen (von elternseite aus).
    Von lehrerseite auch, wenn dies meine zeit zuließe.
    Ich kenne wie gesagt beide seiten und weiß, das eltern sich sofort emotional auf den schlips getreten fühlen, wenn es um den nachwuchs geht. und dass sie diesen mit klauen und zähnen verteidigen, wie blöd er auch immer sein mag. Siehe Dieter Nur: blöde Kinder gibt es ja heutzutage gar nicht mehr ... alle werden nur aufgehalten auf dem weg zum nobelpreis ...

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Tesla:

    Zitat

    weshalb die von Homosexuellen und Pädophilen ( H.v. HENTIG und der nette Herr Becker von der Odenwaldschule ) etablierte Reformpädagogik ein so große Rolle


    Ahja, Homosexuelle und Pädaphile - alles dasselbe, näh.

  • Zitat

    Ahja, Homosexuelle und Pädaphile - alles dasselbe, näh.


    Tja, Kirchenpropaganda wirkt halt auch bei Lehrern.
    So ist das eben mit der Wissenschaftlichkeit in der Pädagogik. 8)

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

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