Hallo ihr Lieben,
Endlich finde ich den Mut, meine Sorgen hier anzusprechen. Es ist zwar etwas länger geworden, ich hoffe dennoch, dass der ein oder andere ein paar Momente Zeit hat, es durchzulesen.
Ich habe nach Absolvieren meines ersten Staatsexamens eine Stelle als Feuerwehrlehrerin an einer Grundschule angenommen. Dort unterrichte ich v.a. Sport. Obwohl ich mir fest vornahm, auf die Einhaltung klarer Regeln zu bestehen, wie z.B. Ruhe und Disziplin auf dem Weg zur Sporthalle, merkte ich schon bald, dass ich innerlich schwankte, was die Schüler auch schnell raushatten. So berichtete mir nach den ersten Stunden ein Mädchen in der Umkleidekabine: "Einige Kinder haben gesagt, dass Sie doof wären." Ich fühlte mich sofort verunsichert und fragte mich, ob ich so schlecht bei den Kindern ankomme. Ich berichtete der Klassenlehrerin davon. Als diese es bei ihren Schülern ansprach, stellte sich heraus, dass einige Kinder Mitleid mit mir haben (mich somit als "dumm" im Sinne von "nachgiebig" empfinden), da ich Störenfriede öfter ermahnte, aber letztendlich keine Konsequenzen zog. Auch auf dem Weg zur Turnhalle habe ich nicht das nötige Durchsetzungsvermögen. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, für Ruhe und Disziplin zu sorgen, schaffte ich es selten, wirklich zurückzugehen, wenn die Kinder zu laut waren. Irgendwann hatte ich keine Kraft mehr und endete darin, dass ich die Schüler immer wenn sie zwischendurch an den Türen auf den Rest der Gruppe warteten wieder ermahnte leise zu sein und auch erst dann weiterging, doch beim Weitergehen wurde es sofort wieder laut. Ich glaube, einige Kinder haben es schon als Regel verinnerlicht: "Auf dem Weg können wir schwätzen, ich bin nur kurz an den Türen leise, die Frau X lässt es ja doch durchgehen." Kurzum: mich plagen jetzt schon Selbstzweifel und ich fühle mich wie der letzte Fußabtreter und Volltrottel. Meine Gedanken kreisen ständig darum, ich fühle mich als würde ich einen riesigen Sorgenkloß mit mir herumtragen, den ich nicht mehr loswerde. Die Tatsache, dass ich mich jetzt schon als miese, nicht durchsetzungsfähige Lehrerin sehe, bereitet mir viel Kopfzerbrechen. Ich nehme mir zwar immer wieder vor: "Heute bist du mal strenger", aber es klappt nie so richtig, was für mich umso zermürbender ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass wenn der Ruf einmal versaut ist, es einfach nicht mehr klappen kann- denn eine Kollegin meinte direkt zu Beginn: "Die ersten Stunden sind entscheidend; wenn das Bild dann erst einmal gekippt ist, kriegen Sie es auch nicht wieder aufgerichtet". Dieser Satz spukt mir nun im Kopf herum, v.a. im Hinblick aufs Ref. Das muss doch total demotivierend sein: Wenn du von Anfang an keine gute Lehrerpersönlichkeit hast, kannst du auch keine mehr entwickeln. Wenn von Anfang an bei dir keine Disziplin herrscht, kriegst du sie auch nicht mehr rein. Das würde ja heißen, man kann sich gar nicht weiterentwickeln. Wenn du von Anfang an nicht streng genug bist, bist du zum Scheitern verurteilt.
Ist das wirklich so? Wie habt ihr das im Ref erlebt? Kann man lernen, streng zu sein? Ich bin wirklich für jeden Ratschlag, Tipp oder aufmunternde Worte dankbar.
Liebe Grüße
Euer Zitronenfalter