aktives Lernen am Berufskolleg

  • Ja, nun war sie da, die Qualitätsanalyse und das Ergebnis ist, dass bei uns alles soweit ok ist. Da wurden allerdings definitiv Ergebnisse geschönt - es gab Einzel- und Gruppengespräche und bei den Einzelbefragungen wurde immer wieder eine Sache thematisiert, die alle bei uns bemängeln. Von den QA-Leuten gab es immer wieder die Rückmeldung, dass das schon etliche Male angesprochen wurde und dass das auch negativ im Ergebnis auftaucht. Das Resultat war aber leider nicht wie erwartet, da dieser Teilaspekt mit der Höchsbewertung abschnitt.
    Zudem fand ich es erschreckend, dass die QA viele wichtige Dinge in Gruppengesprächen evaluierte. Die Schulleitung hatte sich nämlich die Lehrer dafür ausgesucht und so hat sich - von den unzufriedenen Kollegen - niemand getaut, ehrlich zu sein, da da Kollegen dabei waren, die alles 1:1 zur Schulleitung transportiert hätten.


    Naja, so viel zur QA.


    Quintessenz ist bei uns auch gewesen, dass wir zu wenig "aktives Lernen" praktizieren. Unser Anteil an Frontalunterricht liegt bei 50 % und wenn man den Worten des QA-Menschen lauscht, hat man das Gefühl, das sind 49% zuviel.


    Nun frage ich mich: Müssen wir Schule revolutionieren?
    Was überhaupt soll Unterricht dann sein? Ist es sinnvoll, Schüler ständig mit Handlungssituationen zu konfrontieren? Hat das überhaupt Sinn in Bezug auf den Lerneffekt?

    Einmal editiert, zuletzt von Micky ()

  • Hallo Micky,


    ich habe auch eine QA an einer Realschule erlebt und ähnliche Erfahrungen machen dürfen wie du. Ich kann mich einfach des Eindrucks nicht erwehren, dass das mehr mit Politik als mit Qualität zu tun hat. 8)


    Über Unterricht zu reflektieren, ist sicherlich immer ein lohnendes Unterfangen, aber man sollte sich über die Zielrichtung im Klaren sein. Methodisch hat und wird Frontalunterricht m.E. auch in zehn Jahren nicht ausgedient haben. Ob Schüler mehr lernen, wenn sie immer mit Handlungssituationen konfontiert werden, sei mal dahingestellt. Schule simuliert in diesem Moment doch lediglich Praxis, sie kann selbige doch genauso wenig präzise darstellen, wie die Praxis einen theoretischen Unterbau immer fundiert vermitteln kann.


    Wenn ihr 50 % frontal unterrichtet, heißt das doch zudem nicht: Wenn alles schläft und einer spricht, den Zustand nennt man Unterricht. Wenn ich auf meine, *immerhin schon fünfjährige Schulpraxis* zurückblicke, durfte ich mittlerweile schon mehrfach die Erfahrung machen, dass die ulimative Methode zum optimalen Lernzuwachs noch nicht gefunden wurde, obgleich dieses anscheinend bereits mehrfach behauptet wurde. Letztendlich entscheiden doch die Anforderungen der Klasse und des Stoffes, welche Methode angewandt wird, jeder hier hat wahrscheinlich schoneinmal in Natura erlebt, dass der gleiche Stoff mit der gleichen Methode in einer Klasse funktioniert und in der Parallelklasse nicht.


    Ärgere dich nicht zu sehr und sieh einfach zu, dass deine Schüler bei dir etwas lernen.

  • Frontalunterricht lässt sich sicher nicht komplett umgehen. Auf der anderen Seite finde ich gerade die dadurch angezogene Konsumhaltung und Hilflosigkeit bei Schülern anstrengend, so dass ich so oft wie möglich vom Frontalunterricht weggehe.


    Derzeit experimentiere ich viel mit "Lernen durch Lehren".


    Grüße


    Birgit

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Das kommt auch aufs Fach an. In Mathe erkläre ich viel mehr als in Informatik. Ich würde in Mathe auch gern weg vom Frontalunterricht, aber es klappt nie gescheit und verläuft viel zu oft nach dem Muster "Erklären - üben - vorrechnen". Gruppenarbeit klappte noch nie richtig (und Fachleiter bestätigen das zum Teil).


    In Informatik erkläre ich nur so viel wie unbedingt nötig. Aber da machen die SuS von sich aus auch mehr, sind experimentierfreudiger, nicht so ängstlich, müssen nicht dauernd nachfragen, und bilden von selbst Teams. Und die Aufgaben sind lösungsoffener.

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