Einen schönen guten Abend allerseits!
Ich habe folgendes Problem und bin auf eure Meinungen dazu gespannt. Also:
Ich unterrichte seit Jahren als Fachlehrerin 2 - 3 Stunden-Fächer, bin häufig in den extrem pubertierenden Jahrgängen eingesetzt.
Seit dem Sommer unterrichte ich in einer Klasse 8 2 Wochenstunden "Arbeitslehre Wirtschaft". Das habe ich schon in vielen Klassen gemacht, ich kenne also die Chancen und auch die Schwierigkeiten, die sich dort ergeben.
In dieser einen Klasse 8 geht das Unterrichten aber überhaupt nicht: die SuS boykottieren den Unterricht, arbeiten nicht, stören mutwillig, freuen sich, wenn sie rausfliegen etc. Jedes Mal, wenn ich aus dieser Klasse komme, sehe ich mein Gehalt als Schmerzensgeld an.
Rückhalt von der Kollegin Klassenlehrerin ist nicht zu erwarten. Sie hat sich mal in meinen Unterricht dazu gesetzt, das waren die Kinder wie ausgewechselt, obwohl ich ja keinen anderen Unterricht gemacht habe. Ihrer Meinung nach liegt das ja alles an mir ...
Das könnte ich ja noch glauben, wenn es nicht auch andere Kolleginnen und Kollegen geben würde, die in dieser Klasse die gleichen Probleme haben wie ich auch. Die Kollegin Klassenlehrerin nimmt bei allem und jedem ihre Kinder in Schutz "Du musst verstehen, die sind doch gar nicht so ... das ist die netteste Klasse, die ich je hatte ..." Hilfestellung ist da nicht wirklich zu erwarten.
(Ach so, die Kollegin Klassenlehrerin diskutiert mit den Kindern immer alles aus ... das ist eine Sprache, die für unsere Kinder wenig taugt, die brauchen eher klare Strukturen und Regeln. Und als sie mit der Klasse in Ende 5 oder Anfang 6 - jedenfalls weit vor der Pubertät - war, hat sie erstaunt verlauten lassen: "Uuuui, ich glaube meine Klasse wächst mir über den Kopf.")
(Hm, wenn in meiner Klasse egal wer bei egal wem sich nicht benimmt, ist es für mich als Klassenlehrerin selbstverständlich, dass ich der Sache nachgehe. Und meist läuft es danach dann auch wieder besser.)
Kurz und gut: Ich habe keine Lust mehr, in dieser Klasse zu unterrichten ... klar, dass ich mir deshalb auch keine besondere Mühe bei der Vorbereitung gebe. Wozu auch? (Perlen vor die S...)
Die Klasse ist im negativen Sinne schulbekannt.
Die Kinder lernen bei mir nichts, weil sie den Unterricht boykottieren. Ich ruiniere meine Nerven, meine Gesundheit.
Aber: Was soll ich jetzt tun? Gespräche mit der Kollegin Klassenlehrerin sind sinnlos. Ich kann doch nicht zusätzlich die in ihrer Klasse notwendigen Elterngespräche führen, Briefe schreiben etc. Das geht mir zu sehr auf mein Zeitkonto. Genausowenig sehe ich ein, dass ich ihre Kinder in meiner Freizeit nacharbeiten lasse (wobei das bei unserer Schülerklientel eh nichts bringt). Soll ich bei der Schulleitung darum bitten, beim nächsten Stundenplanwechsel aus der Klasse gehen zu dürfen? (Die Kollegin Klassenlehrerin ist mit einem Mitglied aus der Schulleitung verheiratet ...) Oder hilft nur: Augen zu und durch?
Ich freue mich auf eure Gedanken und sage schon mal DANKE dafür - und für's Lesen und sowieso und überhaupt.
LG,
Peselino
Ich mag in dieser einen Klasse nicht mehr unterrichten!
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Könnt Ihr nicht mal eine Klassenkonferenz einberufen, wenn es allen anderen Kollegen (außer der Klassenlehrerin) so geht?
Ich habe sowas einmal an einer HS erlebt. Die Klassenlehrerin war da ganz wie Deine Kollegin. Als wir dann die Klassenkonferenz hatten, haben alle ehrlich gesagt wie es ihnen ging und was sie anders haben wollen. Klar, die Kinder waren dann keine anderen und die KL hat wie Deine reagiert, aber wir anderen haben alle gemeinsam eine Linie gefahren (die SL hat das unterstützt, sie wusste vorher nicht, dass ALLE außer der KL so "leiden"). Es war dann einfach merklich besser.
Etwas anderes noch- hast Du mal probiert einen Fragebogen oder eine Fragerunde zu machen, was die SuS gerne behandeln würden/ was sie interessiert? Klare Strukturen und Regeln müssen ja nicht etwas Empathie ausschließen und manchmal wirkt sowas Wunder.
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Ich äußere jetzt mal spontan die Meinung, die mir dazu aufkommt: Schüler sind m.E. beim KL oft anders als bei FL. Ich finde es schade, dass deine Äußerungen über die Shüler und die KL so abwertend ausfallen. Da ist wohl kein konstruktives Gespräch mehr möglich oder zumindest schwierig.
Ich weiß ja nicht, was du in der Klasse schon versucht hast, um die Situation zu ändern, aber meine Sicht ist, dass ich zuerst für meinen Unterricht verantwortlich bin. Wenn es nicht läuft, ändere ich zu allererst mein Vorgehen. Dann schaue ich, welche die größten Quertreiber sind und arbeite mit denen einzeln. Auch Elterninfos oder Elterngespräche als FL sind da inbegriffen. KL wird natürlich informiert und um Rat gebeten, aber ich sehe es nicht als seine/ihre Aufgabe an, das Problem zu lösen. Die Idee einer Klassenkonferenz ist gut, damit eine gemeinsame Linie - die auch die KL mitziehen muss - gefunden wird. Aber ich als Erwachsene sollte professionell reagieren ...
Kinder spüren, ob ich mich bemühe und sie ernst nehme oder eben nicht ...
Ja, das bedeutet Aufwand für diese eine Klasse, aber meine Erfahrung ist, dass es viel für die Zufriedenheit bringt, wenn ich mich der Sache stelle und sie aktiv löse. -
Zitat
Original von cubanita1
Ich finde es schade, dass deine Äußerungen über die Schüler und die KL so abwertend ausfallen.Ich finde es verständlich. Wenn ich auf eine Kollegin/einen Kollegen zugehe und mein Problem offenbare, und die Reaktion wäre dann: "Komisch,...
ZitatOriginal von Peselino
...das ist die netteste Klasse, die ich je hatte!"...da würde ich mich bedanken. Das finde ich sogar taktlos, wenn es stimmt.
ZitatOriginal von cubanita1
Dann schaue ich, welche die größten Quertreiber sind und arbeite mit denen einzeln. Auch Elterninfos oder Elterngespräche als FL sind da inbegriffen.Wow, da investierst du dann wirklich eine Menge. Die Zeit hätte ich ich auch nicht, würde sie mir in einem besonderen Fall vielleicht mal nehmen, aber den Weg, Kollegen ins Boot zu holen, halte ich da schon für sinnvoller. Dass ein Klassenlehrer dabei eine besondere Funktion für seine Klasse hat, müssen wir m.E. gar nicht erst diskutieren.
ZitatOriginal von cubanita1
Wenn es nicht läuft, ändere ich zu allererst mein Vorgehen.Wenn es bei mir nicht läuft, ändere ich nicht automatisch mein Vorgehen. Das halte ich gelegentlich nämlich für absolut richtig. Ich würde nicht prinzipiell erstmal mich in Frage stellen, wenn Dinge schlecht laufen. Auch nicht in diesem konkreten Fall, soweit ich das beurteilen kann.
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was mir als erstes in den Sinn kommt:
Kast du schon einmal einen Kollegen/eine Kollegin gefragt, ob er/sie in einer deiner Stunden in dieser Klasse hospitieren kann?
Entweder gibt es dann Tipps oder jemanden, der dir beiflichtet, dass in der Klasse Unterricht nicht so einfach möglich ist. -
Zitat
Original von BillyThomas
Wenn es bei mir nicht läuft, ändere ich nicht automatisch mein Vorgehen. Das halte ich gelegentlich nämlich für absolut richtig. Ich würde nicht prinzipiell erstmal mich in Frage stellen, wenn Dinge schlecht laufen. Auch nicht in diesem konkreten Fall, soweit ich das beurteilen kann.Schwierig zu beurteilen, wenn ja noch gar nicht geschildert wurde, ob überhaupt irgendetwas anderes außer KL ansprechen und bei Kollegen Zustimmung für die schlechte Meinung über die Klasse holen geschildert wurde.
Außerdem hab ich nicht geschrieben: ich stelle MICH in Frage, dass hat nämlich gar nichts damit zu tun, sondern MEIN VORGEHEN in dieser Klasse. (Gut zitiert, aber nicht richtig verstanden). Das ist nämlich gar nicht selten, dass ein Stil bei einer Klasse passt und bei einer anderen nicht. Wir sprechen ja nicht umsonst von Individualisierung ... Da kann ich unmöglich erwarten, dass eine Vorbereitung in 5 Zügen gleich läuft und das auch noch über x Jahre ... Menschen und Zeiten verändern sich und das ist gut so.
Dabei rede ich auch nicht davon, dass alles über einen Haufen geschmissen wird, sondern dass man bestimmte Dinge leicht abändern kann ...
Bockbeinigkeit und die Erwartung, dass die KL das Problem lösen muss, sind m.E. keine Lösung. Kollegen in einer KK ins Boot holen, hingegen schon. Wer lesen kann ...Nun gut, da stoßen wohl die Welten von "ICH BIN LEHRER UND DER BOSS", "IHR SEID BÖSE" mit meiner Welt aufeinander *IRONIEOFF*
Bittersweet... deine Idee wurde so geschildert, dass die KL zugegen war und die Schüler ganz anders waren - das zeigt mir, dass es bei der KL vielleicht tatsächlich funktioniert. Wie sollte diese Lehrerin anders als mit Appellen bei dieser Klasse arbeiten, wenn es tatsächlich bei ihr läuft ?! Reine Vermutung - ich bin ja nicht dabei ...
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Okay, Cubanita, ich bin beruhigt.
So wie du hier auf sachliche Gegenargumentation reagierst, zeigt mir, dass du zumindest in anderen Situationen nicht gleich dich oder dein Verhalten hinterfragst, sondern auch mal "abwertend" reagieren kannst.
Und sollte ich irgendwann in der Zukunft mal behaupten,
- ich sei nie bockbeinig,
- verstünde alle Forenbeiträge,
- hätte x Jahre immer alles anders gemacht und
- könne lesen,
dann weiß ich, dass du das aber gaanz anders siehst. -
Zitat
Original von cubanita1
Nun gut, da stoßen wohl die Welten von "ICH BIN LEHRER UND DER BOSS", "IHR SEID BÖSE" mit meiner Welt aufeinander *IRONIEOFF*
Sorry, aber das geht meiner Meinung nach voll am Thema vorbei. Das Problem besteht doch darin, dass hier offensichtlich eine Klassenlehrerin die von verschiedenen (!) Kollegen geäußerten Probleme vorschnell und undifferenziert klein redet.
Wenn nur Peselino mit der Klasse Schwierigkeiten hätte - ok, dann wäre ein individuelles Schüler-Lehrer-Problem denkbar. Nicht aber unter den geschilderten Rahmenbedingungen.
Über die Motive der Klassenleitung kann man natürlich nur spekulieren. Ich kenne ein solches Verhalten aus eigener Anschauung. In dem mir bekannten Fall verhält sich die Kollegin aus meiner Sicht so, da sie eigene Probleme mit der Schülerschaft sich und anderen nicht eingestehen möchte.
Ansonsten: Auch ich würde mich mit dem Rest der Kollegenschar kurzschließen.
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Zitat
Original von cubanita1
Bittersweet... deine Idee wurde so geschildert, dass die KL zugegen war und die Schüler ganz anders waren - das zeigt mir, dass es bei der KL vielleicht tatsächlich funktioniert. Wie sollte diese Lehrerin anders als mit Appellen bei dieser Klasse arbeiten, wenn es tatsächlich bei ihr läuft ?! Reine Vermutung - ich bin ja nicht dabei ...
Selbst (oder gerade) wenn es bei ihr laeuft, wuerde ich schon davon ausgehen, dass sie auf ihre Klasse einwirken kann. Mag ja sein, dass ich als Primarlehrerin da ne andere Meinung habe, aber ich unterstuetze Fachlehrer doch auch, wenn sie meine Klasse haben.
Meine Schueler wissen, dass ich es rausfinde, wenn sie sich woanders daneben benommen haben. Sie wissen auch, dass ich reagieren werde, sollte dies der Fall gewesen sein. Ich hab wesentlich mehr Einfluss auf meine Klasse, als Fachlehrer, die sie fuer eine Stunde pro Woche sehen...und vielleicht mal 5 Minuten nach der Stunde zurueck behalten. (Sowas hat bei meinen Pappenheimern gar keinen Erfolg.)
Allerdings wissen selbst unsere Vertretungslehrer, dass ich ein "control freak" bin. -
Zitat
So wie du hier auf sachliche Gegenargumentation reagierst, zeigt mir, dass du zumindest in anderen Situation nicht gleich dich oder dein Verhalten hinterfragst, sondern auch mal "abwertend" reagieren kannst.
Schön gesagt.
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Ich kenne das Problem, kam mir genauso hingehalten vor, weil viele Kollegen die Probleme hatten, KL immer nur sagt, bei ihm wären die nicht so, Klassenkonferenzen abgelehtn wurden. Ich hab mich sehr allein gelassen gefühlt und hab das Problem damals ausgesessen, weil ich die Klasse nur ein hlabes Jahr hatte. Hätte ich sie länge aushalten müssen, hätte ich wahrscheinlich kapituliert und hätte der SL zu verstehen gegeben, dass ich unter diesen Umständen die Klasse nicht mehr unterrichten will.
Heut komme ich mit vielen dieser Schüler gut bis sehr gut aus, hab sie in der Oberstufe zum Teil wieder vor mir sitzen. Aber damals war es in der Konstellation dieser Klasse die Hölle für mich!
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Erstmal vielen Dank für eure vielen Beiträge!
Ich habe mit dem zuständigen Abteilungsleiter gesprochen (der auch in der Klasse unterrichtet und dort auch Probleme hat ... gestandener Mann, Anfang 50 ... und eben Abteilungsleiter, der dort Deutsch, also ein Hauptfach, unterrichtet). Möglicherweise wird es zu Beginn des neuen Halbjahrs eine Konferenz für alle Lehrer dieser Klasse geben, um mal zu schauen, wie es weiter gehen kann.
Wenn nicht ... abwarten, Stunden zählen, aussitzen.
Sicher ist das Verhältnis zwischen der KL und mir ein Problem, weil unsere Anforderungen an Schülerverhalten und das grundsätzliche Umgehen mit Schülern sehr unterschiedlich sind.
Schubbidu, ich denke, da ist was Wahres dran, wenn du schreibst:ZitatÜber die Motive der Klassenleitung kann man natürlich nur spekulieren. Ich kenne ein solches Verhalten aus eigener Anschauung. In dem mir bekannten Fall verhält sich die Kollegin aus meiner Sicht so, da sie eigene Probleme mit der Schülerschaft sich und anderen nicht eingestehen möchte.
Und vermutlich verhält sich besagte Kollegin KL deshalb so als "Ich-und-nur-ich-bin-die-alles-Blickerin" und bin ja immer sooo nett zu den Kindern.
Leider ist die Kollegin KL nicht die einzige Kollegin, die sich nur gut vorkommt, wenn sie auf andere Kollegen abwertend herabschauen kann.
Ich habe also die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass diese "Hölle" dann irgendwann mal aufhört ...
Montag sehe ich die lieben Kleinen, die netteste Klasse überhaupt ... Aber dadurch lasse ich mir jetzt nicht das Wochenende verderben.
Euch allen ein schönes Wochenende,
LG,
Peselino -
Mir geht es in einer 7. Klasse ähnlich. Ich unterrichte dort aber zwei Hauptfächer und ein Nebenfach. Habe also 9 Stunden die Woche in dieser Klasse.Bin auch schon ein Weilchen im Schuldienst und hab sowas bisher auch noch nie erlebt. Egal, was ich probiere, alles wird boykottiert. Den anderen Fachlehrern geht es übrigens genauso, aber sie unterrichten maximal 3 Wochenstunden in dieser Klasse.Sie sagen, dass lässt sich aushalten, finden es aber auch ätzend. Bin kurz davor aufzugeben, zumal ich noch eine eigene 7. Klasse leite... Als mich dann ein Schüler der besagten Klasse massiv verbal bedroht hat, hab ich mich echt gefragt, ob ich mir das noch länger geben soll... Der Klassenlehrer weiß bescheid, ich schätzte ihn auch als Kollegen, aber er braucht ewig, bis er mal in die Gänge kommt. Sein Problem ist, dass er sich von den Kids einlullen lässt. Er diskutiert ewig mit ihnen über angebliche Probleme im Fachunterricht, weil Herr X oder Frau Y ja so gemein sind. Ich meine, er muss doch merken, was da los ist? Jetz allmählich hat die Schulleitung durch einen neuerlichen Fall von der ganze Sache Wind bekommen. Es steht eine Klassenkonferenz an. Ich kann dir nur raten, such dir Hilfe. Kollegen, Personalrat, Schulleitung... Ich finde, gerade als Klassenlehrerin muss man hinter seinen Kollegen stehen. Wenn es bei deiner Kollegin ja so gut läuft, sollte sie dir unbedingt helfen! Ist sie unkooperativ wende dich an die nächste Instanz
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Ich würde das Problem gern mal von der anderen Seite betrachten: Was würdest du dir wünschen? Was könnte die KL oder könnten alle Kollegen gemeinsam unternehmen? Vielleicht hilft es, sich ein paar Ideen auszudenken und diese mal bei den Kollegen anzusprechen idealerweise natürlich zusammen, bei uns heißt das Teamsitzung (sonst auch im Rahmen einer Konferenz). Gibts nicht vielleicht einen stellvertretenden KL, der etwas anleiern könnte?
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