Wechsel zu einer Dreiviertel-Stelle

  • Hallo!
    Nach Beendigung meines Ref. in NRW habe ich nun zum 1.2. eine feste Stelle mit voller Stundenzahl bekommen.
    Da ich 2 Korrekturfächer habe, haben mir gerade in der letzten Zeit viele Kollegen dazu geraten, höchstens 20 Stunden zu unterrichten.
    Ich möchte mir natürlich selbst erstmal eine Meinung darüber bilden, inwieweit eine volle Stelle für mich bewältbar ist.
    Inwieweit ist es möglich, irgendwann seine Stundenzahl zu kürzen? Geht das z.B. auch schon nach 1 Jahr nach Antritt der Stelle?

  • In Hessen kannst du zu jedem 1.2. einen Antrag stellen, das du zum kommenden Schuljahr Stunden reduzieren oder aufstocken möchtest. In der Regel wird dem immer stattgegeben!

  • In NDS geht es zum 31.1. und zum 31.7 jeweils für das übernächste Halbjahr. Zum Beispiel: Möchte ich mit Beginn des Schuljahres 2011/12 weniger unterrichten, muss ich den Antrag bis zum 31.1. abgeben.


    Ich habe (versehentlich.... *grummel*) mit einer vollen Stelle damals angefangen und ging auf dem Zahnfleisch, obwohl ich nur ein Korrekturfach habe. Den Antrag habe ich dann zum schnellst möglichen Termin gestellt und begann das neue Schuljahr mit 3 Stunden weniger.


    Anfangs habe ich immer nur für ein halbes Jahr reduziert, was die Damen und Herren in der Landeschulbehörde aber nicht gerne sehen. Mittlerweile habe ich auf 16 Stunden reduziert.


    Ob es Dir persönlich etwas bringt, kannst nur Du wissen. Es gibt Kollegen, die kommen mit einer vollen Stelle klar bzw. müssen damit klar kommen, weil die auf das Geld angewiesen sind. Dann gibt es Kollegen mit Reduktion, die davon aber nichts haben, weil sie die freigewordenen Zeit mit noch mehr Unterrichtsvorbereitung auf die verbleibenden Stunden verbringen.


    Liebe Grüße
    Raket-O-Katz

  • Hallo,


    genau, in NDS ist es so wie Katz gesagt hat.


    Ich habe aber eh mit halber Stelle anfangen müssen und wollte dann auf 3/4 erhöhen. Das ging das auch schneller, weil die Stunden sowieso an der Schule "übrig" waren. Ich mache jetzt 21 (mit bestimmten Ermäßigungsstunden unterrichte ich nur 19) und finde es momentan perfekt! :)

  • Hallo,
    wann immer ein junger Kollege/junge Kollegin das Thema Stundenreduzierung anschneidet, weise ich deutlich darauf hin, dass es keinen größeren Fehler gibt als eben das. Ich kenne deine Lebensplanung nicht, aber eines ist klar:
    Die Pensionszahlungen, die in Zukunft auf die Bundesländer zukommen, sind kaum mehr bezahlbar. Also wird da irgendwann dran gedreht, und die, die Teilzeit gearbeitet haben, gucken in die Röhre.
    Meine Empfehlung:
    Ganze Stelle, dabei jede Möglichkeit zur Arbeitserleichterung nutzen.
    Mach dir deine Pension nicht kaputt!
    Ciao

  • Als ich meine (Vollzeit-)Stelle antrat, wurde mir gesagt, dass Teilzeit nur in Ausnahmefällen (kleine Kinder, Pflegefall in der Familie) genehmigt wird. Ansonsten müssten alle Vollzeit arbeiten. Aber vielleicht hat sich nach dem Doppelabi ja etwas geändert.


    Ich hätte auch gerne erstmal mit einer 3/4-Stelle angefangen, um nicht gleich von neuer Schule, neuen Klassen und neuen Inhalten überfordert zu werden.
    Aber mittlerweile sehe ich auch einige Vorteile in einer Vollzeitstelle:


    - das Geld (nach dem Referendarslohn seeeehr lohnend)
    - schnellerer Durchgang durch alle Klassen (es gibt Lehrer an meiner Schule, die seit ihrem Beginn nur halbe Stelle arbeiteten und dadurch längst nicht alle Stufen unterrichtet haben - ich habe jetzt nach fast zwei Jahren in Mathe alle Stufen durch, zukünftigem Matheunterricht sehe ich daher deutlich entspannter entgegen, besonders wenn ich später mal Teilzeit arbeiten werde)
    - angemessene Anzahl an Springstunden (bei zwei, drei Stunden Reduzierung können daraus schnell zwei oder drei Springstunden mehr werden, wäre also keine besondere Entlastung)


    À+

  • Falls du keine familiären Gründe hast (z.B. kleine Kinder), kannst du zwar theoretisch jedes Jahr einen Antrag auf Stundenreduzierung stellen, aber ob der genehmigt wird, hängt von deinem Schulleiter ab. Bei uns an der Schule wurde schon mehreren Kollegen die Reduzierung verweigert!

  • Ich fürchte, dass Bonzo21 Recht hat mit seiner Zukunftsprognose. Hinzu kommt, dass man mit Teilzeit dem Arbeitgeber gleich zweifach "einen Gefallen" tut, nämlich erstens dass man faktisch (jedenfalls in deinem Fall) doch voll arbeitet, und zweitens dann auch noch bei den Pensionszahlungen Nachteile in Kauf nehmen muss ("Ach, die hat ja nur Teilzeit gearbeitet, also gleich -zack- soundsoviel Prozent weniger Pension").


    Andererseits ist es ja wohl so, dass gerade die ersten zwei, drei "richtigen" Lehrerjahre sehr anstrengend sind, und um erstmal einen Fuß in die Tür zu kriegen könnte man ein paar Stunden weniger arbeiten. Letztlich geht es ja auch um dein Lebensgefühl und um deine Zufriedenheit.


    Ich selbst hatte es so gemacht, dass ich die ersten zwei Jahre auf 20 Stunden reduziert hatte (was dann wegen des niedersächsischen Lehrerarbeitszeitkontos immer noch zwei Stunden mehr waren), und mittlerweile arbeite ich voll.


    Hamilkar

  • Ich lerne gerade für mich, wie ich mit 26h und einem Korrekturfach überleben kann. Das halte ich für äußerst wichtig!!!
    Ich bin nach meinem ref auch voll reingesprungen und bereue nicht, dass ich nun einige Durchläufe mache--dann kann ich mir nächstes Jahr mehr Material aus dem Ärmel ziehen.Allerdings ist die zeit auch hart und meine Energien schwinden..
    Und ich würde bei einer Reduktion einen deutlich schlechteren Stundenplan bekommen. Ich würde so viel vertreten, dann lohnen sich vom Stresspegel (Lärm, Konflikte) die paar Stunden Reduktion auch nicht. Mich stressen weniger die Korrekturen als die Konflikte zwischen den SuS und die Dezibel sowie Elterngespräche...

  • Zitat

    Original von Hamilkar



    Andererseits ist es ja wohl so, dass gerade die ersten zwei, drei "richtigen" Lehrerjahre sehr anstrengend sind, und um erstmal einen Fuß in die Tür zu kriegen könnte man ein paar Stunden weniger arbeiten. Letztlich geht es ja auch um dein Lebensgefühl und um deine Zufriedenheit.


    Das wiederum finde ich ist auch ein gutes Argument--so macht man dann erstmal langsam seine Durchläufe in seinen Fächern und Stufen. So habe ich das noch nicht gesehen, wieder was gelernt:)!

  • Ich bin der Meinung, dass der Sprung vom Ref zur vollen Stelle sowieso stressig und anstrengend wird, ob da einige Stunden was aus machen?
    Ich glaube, der Unterschied ist dann nicht mehr so groß, zumal es bei einer vollen Stelle auch gut möglich ist, einige parallele Lerngruppen zu bekommen - so hatte meine neue Schule das jedenfalls gemacht, was natürlich entlastend ist.
    Hätte ich durch Reduzierung mehr Zeit gehabt, hätte ich sie wahrscheinlich für die intensivere Vorbereitung der wenigeren Stunden genutzt.


    Also ich hatte nach dem ersten Jahr auch überlegt zu reduzieren, aber bin froh, dass ich es nicht gemacht habe. Kann ja nicht sein, dass der Job nur mit Reduzierung zu bewerkstelligen ist.
    Jetzt im dritten Jahr ist es deutlich entspannter geworden, aber ich kann mich jetzt auch besser abgrenzen als als Berufsanfänger an einer neuen Schule.


    Allerdings habe ich nur ein Korrekturfach, für den Aufwand von zwei Korrekturfächern habe ich keine Erfahrung.

  • müsste m.E. doch lauten: Wenn die Arbeitsbelastungen so hoch sind, dass sie von einer Vielzahl der KollegInnen nur durch individuelle Ermäßigungen zu bewältigen sind (um gesundheitl. Schädigungen zu entgehen), warum müssen dann nicht die Arbeitsbedingungen (Std.zahl, Klassenfrequenz usw.) so angepasst werden, dass der volle Einsatz auch zur vollen Stelle reicht?

  • So habe ich auch einmal gedacht, aber diese "Anpassung" wird nicht stattfinden. Der Staat gibt sein Geld lieber für "wichtigere" Dinge aus, wie die jüngste Erfahrung überdeutlich lehrt. Auch die "demographische Rendite" durch die zurückgehenden Schülerzahlen wird nicht im System bleiben, ganz sicher.


    Harzt IV - Erhöhung um fünf Euro und dafür kleinere Klassen für die halbtagsbeschäftigten, unkündbaren faulen Säcke mit ihren dicken Pensionen und ihrer privatärztlichen Luxusbehandlung? Vergiss es!


    Das einzige was bleibt, ist seine Ansprüche an den eigenen Unterricht so herunterzuschrauben, dass dieser mit einer vollen Stelle vereinbar ist.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Zitat

    Original von Mikael
    Das einzige was bleibt, ist seine Ansprüche an den eigenen Unterricht so herunterzuschrauben, dass dieser mit einer vollen Stelle vereinbar ist.!


    Dazu passender Kommentar eines Kollegen (sinngemäß): "Wieso soll ich auf Gehalt verzichten, um 100% Leistung zu bringen. Dann lieber 100% Gehalt und Ansprüche an den Unterricht herabsetzen." :)


    @groenländerin: Da hast Du einen guten Punkt. Jap, die ersten Jahre sind stressig. Ich denke, dass eine Reduktion da u.U. nicht so viel bewirkt. Die Ausgangsschreiberin sollte vielleicht erstmal bis zum Sommer dranbleiben und dann sehen, ob sie reduziert. Da die Stelle zum 1.2. beginnt und auf Vollzeit angelegt ist, kann sie eh nicht vorher reduzieren.


    Grüße
    Raket-O-Katz

  • Ich möchte noch einen Punkt zum Stundenplan sagen: ein wichtiges Kriterium zur Entscheidungsfindung wäre für mich persönlich auch, ob es bestimmte Dienstvereinbarungen mit dem Personalrat für Kollegen mit Teilzeit gibt, bzw. ob diese auch eingehalten werden. Ab einer bestimmten Stundenzahl ist z.B. an meiner Schule in dieser Vereinbarung festgehalten, dass es einen freien Tag gibt und das wird auch so praktiziert.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Ella:

    Zitat

    Ich lerne gerade für mich, wie ich mit 26h und einem Korrekturfach überleben kann. Das halte ich für äußerst wichtig!!!


    So sieht es bei mir nach 3 Jahren Vollzeit auch aus. Ich kann damit überleben. Aber: ich will nicht mehr NUR überleben. Ich will auch mal wieder leben und dass heißt nicht nur, ein Privatleben haben, sondern auch die Ausführung meines Jobs nicht nur als ein reines Überlebenstraining betrachten.


    Ich plane, nach 3 Jahren Vollzeit, diesen Monat den Antrag auf Reduzierung (90%) einzureichen. Das wären dann 2-3 Unterrichtsstunden weniger (d.h. ein Fach in einer Klasse weniger) aber auch etwa 250 Euro netto weniger. Das wird sich bemerkbar machen. Die Mitgliedschaft beim Fitnessstudio habe ich gekündigt (hatte ohnehin kaum Zeit dorthin zu gehen) und außerdem pendle ich nicht mehr mit dem Auto die 100km täglich sondern nehme die Bahn.


    Ich hatte eigentlich auch gedacht, dass ich nach 3 Jahren Vollzeit abgehärtet sein würde, mir alles aus den Ärmel schütteln könne. Zum Teil ist das richtig, die Unterrichtsvorbereitung geht mir schneller von der Hand, manchmal bin ich gar nicht vorbereitet und das geht dann auch.


    Zum anderen habe ich aber bemerkt, dass in den letzten 3 Jahren die Kurs- als auch Klassenfrequenzen derart pervers angehoben wurden (z.B. "Leistungskurse" Englisch mit 28 SuS), dass ich aufgrund der ständigen Korrigiererei weder von meinen Ferien noch vom Wochenende etwas habe. Hinzu kommt, dass ich aufgrund der erhöhten Stundenzahl 3x (wenn Lehrerkonferenzen anliegen 4x) die Woche bis 15/16 Uhr an der Schule bin, dort keinen Arbeitsplatz habe und abends nicht mehr zum Korrigieren komme (Wieso? Bin auch mal müde und erschöpft). Weiterhin ist aufgrund der Forderung nach mehr Individualisierung die Betreuung der SuS noch aufwändiger geworden.


    Lasse ich die Zügel mal etwas lockerer, setze die Maßstäbe nicht so hoch (z.B. keine HA-Kontrollen mehr), dann schleichen sich schneller Fehler ein und es gibt Beschwerden bzw. muss viel Energie aufgewendet werden, um den eingekehrten Schlendrian wieder auszutreiben (Elterngespräche, Disziplinarkonferenzen, etc.)


    Mich würde mal interessieren, wie und ob Kollegen es tatsächlich schaffen, ihre Ansprüche herunterzuschrauben. Bei mir geht dieser Schuss häufig nach hinten los bzw. habe ich dadurch keine bis kaum spürbare Veränderungen feststellen können.


    lg klöni

  • Ich arbeite gerne Vollzeit und kriege das auch ganz gut auf den Kreis, wenngleich ich natürlich auch immer mal Phasen habe, in denen ich mich erschöpft fühle. Das für mich zentrale Argument ist aber die Pensionskürzung. Da darf man nicht an morgen und die nächsten Jahre denken, sondern muss langfristig in Jahrzehnten planen. Und wer 20 Jahre lang nur halbe Stundenzahl hatte, wird beim Eintritt ins Pensionsalter möglicherweise eine erschreckende Überraschung erleben. Mit der darf man dann leben bis zum Ableben. Da hilft nur zeitig selbst etwas zurückzulegen (privat) oder als Teilzeitprimimaus einen Banker / Versicherungskaufmann zu heiraten...

    Einmal editiert, zuletzt von Philou ()

  • Du kannst in Niedersachsen jederzeit den Antrag stellen, die Fristen sind weiter oben beschrieben (jeweils vor Ablauf des Halbjahres für das übernächste Halbjahr).


    Die Schulleitung gibt ihre Einschätzung zum Antrag, falls es dadurch zu Schwierigkeiten mit der Unterrichtsversorgung kommen kann, kann die Schulleitung das vermerken. Ich weiß nicht genau, ob die Schulleitung den Antrag auch direkt ablehnen kann, aber wahrscheinlich...


    Dann geht der Antrag zur Landesschulbehörde, die wollen evtl. eine Begründung, dann entscheiden sie.


    Das geht übrigens schon immer so. In den letzten Jahren wurden allerdings einige Anträge abgelehnt.



    Ich bringe gerade mein erstes Schuljahr mit 28 Stunden zu Ende und freue mich auf das nächste Schuljahr, da sind es nämlich nur noch 26 Stunden. Das bedeutet, dass ich nur noch im normalen Stundenplan unterrichte und keinen Förderunterricht vor/nach dem normalen Unterricht mehr geben muss.


    Wer sich ausgedacht hat, Grundschülern 20 (1. Klasse) - 26 (4. Klasse) Pflichtstunden zu geben und ihren Lehrern 28 Stunden Unterrichtsverpflichtung aufzuhalsen, kann auch nicht ganz sauber sein.


    Ich kann die Schüler nur unterrichten, wenn sie da sind, und bei uns gehen sie nach 5 Stunden nach Hause. Bei 4 Lehrkräften mit 28 Stunden ist unser Stundenplaner ein echter Akrobat...


    Ist mir egal, ich bin raus aus der Nummer und freue mich auf einen entspannteren Start in den Morgen und weniger zu betreuende Lerngruppen. Und wenn's um 13 Uhr klingel, habe ich auch wirklich Unterrichtsschluss!


    Vielleicht lasse ich mir irgendwann mal ausrechnen, wieviel Geld an Bezügen und Pension mir dadurch durch die Lappen gegangen sind, vielleicht aber auch nicht.

  • Zitat

    Original von Stern*
    *ein paar monate später*


    kann man in niedersachsen eigentlich wieder seine stunden reduzieren? gibt es da etwas neues?


    gruß,
    stern*


    Du solltest dich vorher gut informieren. Ich weiß ja nicht, ob das nur an den berufsbildenden Schulen so ist, aber da ist es jetzt jedenfalls so, dass die Schulen ein Budget haben. DAs darf dann ausgeschöpft, aber nicht überschritten werden. Eine spätere Rückkehr zur alten, vollen Stundenzahl geht dann nur, wenn in diesem Budgettopf Ressourcen sind. Wenn nicht, dann heißt es warten, bis jemand geht, reduziert, etc.


    Gruß
    Christian

Werbung