Mutter und Lehrerin: Vereinbarkeit der Rollen?

  • Hallo,
    seit Sommer letzen Jahres arbeite ich wieder (nun mit 2 Kindern: fast 2Jahre und 4,5 Jahre alt). Ich habe mit 14 Stunden ein 1. Schuljahr übernommen, unterrichte 5 Tage die Woche Mathe, Deutsch und zweimal Sachunterricht, immer zur 1. Stunde. Meine Kinder sind währenddessen bei einer Tamu und im Kiga.
    Mein Problem ist, dass es mir nach wie vor nicht gelingt, zwischen den verschiedenen Welten "hin- und herzuschalten". Mit einem Kind und einer kleinen Klasseging das irgendwie noch alles, aber nun mit 2 Kindern fühle ich mich nur noch überfordert.
    Ich bin in meinem kleinen netten, sehr, sehr engagierten Kollegium die einzige Teilzeitkraft mit kleinen Kindern, d.h. ich fühle mich immer als die Blöde, die auf planbare Konferenztermine besteht, gehen muss, wenn es mal länger dauert etc. Mein 1. Schuljahr mit 25 Kindern und sehr anspruchsvollen, nicht besonders freundlichen Eltern (reiche Schicht, überwiegend Akademiker) fordert mich sehr und ich habe immer das Gefühl nicht allen Bedürfnissen gerecht zu werden, es nicht gut genug gemacht zu haben. Oft gelingt es mir bei 25 ERstlässlern kaum den Überblick über ihren unterschiedlichen Stande der Lernentwicklung zu haben (insb. beim Lesen). Meine Vorbereitungszeit geht über die Arbeitszeit einer Teilzeitkraft hinaus und ich sitze nach Unterrichtsschluss bis Mittag und Mo-Do und So abends immer bis sehr spät am Schreibtisch (viele Hefte, individuelle Fördermappen (ist an unserer Schule neuerdings Pflicht)... Vom Kopf her weiß ich, dass ich abschalten muss usw., ich kann es aber nicht umsetzen.
    Wenn ich meine Kinder mittags abhole, fühle ich mich immer völlig ausgelaugt, koche immer nur ganz schnelle Dinge und habe auch bei meinen eigenen Kindern das Gefühl ihnen nicht gerecht zu werden. Die Nachmittage sind so kurz, der Haushalt wartet und oft sind ja auch Konferenzen, währenddessen ich sie tränen überströmt bei einem Babysitter parken muss. Das bricht mir das Herz.
    Jetzt in den Weihnachtsferien habe ich zum ersten Mal wieder richtig schlafen können und alles ist wie eine Last von mir gefallen und nun graut mir wieder vor der Zeit bis zu den Osterferien.
    Ich habe schon mehrfach daran gedacht, den Rückzug anzutreten, mich noch einmal beurlauben zu lassen (bin ja noch in Elternzeit), aber das wäre ja nur Weglaufen. Mit einer Stundenreduzierung würde sich vermutlich auch nicht viel ändern, denn aufgrund Lehrermangel bleibt mir die Klasse in jedem Fall erhalten und einfach so "ungeschoren" kann man ja auch nicht eine Klasse abgeben.
    Geht das anderen Müttern auch so? Ist das normal? Wie macht ihr das? Wie habt ihr euren Weg gefunden?
    LG Alema
    PS: Ich bin nicht alleinerziehend, aber mein Mann schiebt Überstunden in Massen.

  • Hallo Alem2 !
    Ich kann Dir da keinen wirklichen Rat geben, aber zur Unterstützung sagen, dass Du damit nicht allein bist. Mir geht es ebenso!!
    Allerdings habe ich andere Rahmenbedingungen als Du:
    - ich bin alleinerziehend mit einem Kind, was im Sommer in die Grundschule kommt
    - Mein einfacher Schulweg ist fast 100 km und ich über quere dabei noch eine Bundeslandgrenze
    - ich habe eine volle Unterrichtsstelle, d. h. 28 Stunden + x Stunden, denn immer wenn es etwas zu tun gibt, heißt dies, dass die Vollzeitkollegen dafür herangezogen werden. Als Beispiel ist der Tag der offenen Tür zu nennen, der am Samstag in der Vorweihnachtszeit für alle Vollzeitkollegen mit Anwesenheitspflicht stattfand - für mich ein "Supertermin" (aber das interssiert keinen)!!
    - durchschnittlich jede Woche in Zusatztermin am Nachmittag
    - mindestens einen Nachmittag Unterricht, was für mich bedeutet, dass ich morgens um 6.30Uhr das Haus verlassee und erst gegen 17.30 Uhr wieder da bin (manchmal auch mehrmals in der Woche je nach Stundenplan)
    - Teilnahme an 3 bzw. 5-tägigen Klassenfahrten, wobei die Regel und und Kosten der Kinderbetreuung mir überlassen sind
    - ....
    Ich glaube dies reicht an Beispielen. Mein Kind sagt, dass es etwas "Besonderes" ist, wenn ich zu Hause bin! Und das stimmt mich sehr traurig, denn die vielbeschworene "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" existiert für mich so nicht. Ich habe keinerlei Rücksichtnahme bzw. Entgegenkommen in schulischen Dingen zu erwarten.
    Und für mich ist nun klar, dass ich mit einem schulpflichtigen Kind, dies geforderte Arbeitspensum (s. oben) nicht schaffen kann, ohne meinem Kind die notwendige Untersützug zu versagen. Deshalb muss ich meine Stunden reduzieren, was natürlich mit finanziellen Einbußen einhergeht.
    So werde ich dann bei 14 Stunden wenigstens einen freien Tag (auf den habe ich dann ja einen Anspruch!!) haben. Helfen würden mir zwei, aber die stehen mir nicht zu und damit bekomme ich sie auch nicht!!
    Aber mir bleibt keine andere Wahl!!!!
    Ich kann verstehen, dass in der Bevölkerung so wenig Bereitschaft herrscht, Kinder zu bekommen. Es ist schlichtweg nicht möglich Kinder und Beruf auch nur annähernd zu vereinbaren - und da helfen auch keine Ganztagsschulen, denn Kinder werden dort nicht bis 17.30 Uhr betreut.
    Ich habe mich schon an verschiedenste Stellen mit der Schilderung meiner Situation gewandt, die jedoch alle NICHT zuständig waren und somit komme ich mir ziemlich verlassen vor und an weitere Kinder ist gar nicht zu denken!!!
    Wenn jemand eine Idee hat, die uns helfen könnte, dann teilt sie bitte mit! ich bin für jeden Vorschlag dankbar!
    Ansonsten kann ich Dir nur raten, versuch so viel Zeit wie möglich mit Deinen Kindern zu verbringen!! Diese Zeit kommt nie mehr wieder und die eigenen Kinder bedeuten viel Freude!!!
    Du bist nicht allein!!! Vielleicht hilft Dir diese Gefühl schon ein wenig!!
    Viele Grüße
    lisasil

  • Hallo,


    es wird Dir nicht helfen, wenn ich Dir schreibe, dass es mir nie so ging oder geht.
    Ich bin der Meinung, Lebensumstände lassen sich immer nur schwer vergleichen, da jeder anders fühlt und empfindet.
    Wenn Du Dich momentan nicht glücklich oder gar überfordert fühlst, würde ich - sofern das finanziell möglich ist - daran denken, derzeit noch nicht wieder zu arbeiten.
    Es ist Dein Leben und Du hast nur eines.


    Ansonsten habe ich die Erfahrung gemacht, dass man in viele Dinge einfach auch hineinwächst.


    Liebe Grüße
    strubbelsuse

  • Hallo,
    ich kann deine Situation gut nachvollziehen. Ich würde die letzten Ferientage dazu nutzen, dir zu überlegungen, welche Aufgaben du abgeben könntest. Außerdem solltest du dich vom Arzt beraten lassen. Die Arbeitsbelastung durch deine Kinder wird auf jeden Fall weniger. Die Belastung in der Schule würde ich reduzieren. 1. Warum hast du nicht einen freien Tag in der Woche? (Habe ich schon seit Jahren) 2. Warum musst du zu jeder Konferenz erscheinen? 3. Nimm keine falsche Rücksicht auf dein Kollegium. (Nur weil du in einer anderen Lebenssituation/-phase bist, hast du andere Vorraussetzungen als sie.)
    4. Mach mit den Eltern feste Gesprächszeiten ab, du musst nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen. 5. Übernimm nicht die überzogenen Vorstellungen deiner Eltern, keiner kann bei 25 Kindern den jeweiligen Leistungsstand genau im Blick haben.
    Ich hoffe dir geht es bald besser.
    Mami

  • hallo,
    deine Kinder sind noch relativ klein und jeder hat nun mal eine andere Belastbarkeitsgrenze, daher würde ich an deiner Stelle wirklich reduzieren wenn es finanziell geht oder wieder in Elternzeit gehen.


    Meine Kinder gingen in die Ganztageskita und ich war relativ schnell eine der wenigen Mütter mit kleinen Kindern die vollzeit gearbeitet haben (mit 2 Korrekturfächern). Dafür habe ich immer wieder Kommentare wie "ich könnte ja nie die Erziehung meiner Kinder so abgeben" usw bekommen.
    Dafür musste ich allerdings nie mittags kochen und konnte den Nachmittag auch mal zum Arbeiten nutzen. Wenn du das Kochproblem nicht mehr hättest wäre dein Leben wesentlich einfacher!


    Seit diesem Schuljahr ist meine Tochter auf der weiterführenden Schule, hat kein Mittagessen und 100 Aktivitäten im Nachmittagsbereich wo ich sie meistens hinfahren muss, beide meiner Kinder gehen auf unterschiedliche Schulen in unterschiedlichen Städten, so dass ich 1,5 Stunden brauche bis ich meine Kinder überhaupt von der Schule abgeholt habe und JETZT überfordert mich die Situation auch etwas. Allerdings sind wir auch irgendwie selbst schuld, wir hätten die Kinder auch in die lokale GHS und GY schicken können und ein Kind muss eigentlich auch nicht überall im Ruhrgebiet verteilt irgendwelche Aktivitäten haben... Aber den Kindern gefällt es so wie es ist und mal schauen wie lange ich es durchhalte... Das Schlimmste sind die Hausaufgaben und das Lernen mit meiner Großen...


    Ich finde aber im Gegensatz zu den Vorschreibern, dass sich kein Beruf so gut mit Familie vereinbaren läßt wie Lehrer. Wenn ich meinen Mann anschaue oder auch andere Vollzeitmütter weiß ich wirklich nicht wie sie es mit den Zeiten hinkriegen. Es fing schon in der Kita an mit den ganzen Bastelnachmittagen/Laternenlauf/Weihnachtsfeier die alle schön zu unmöglichen Zeiten lagen und ging in der GHS und sogar auf dem Gymi weiter (Weihnachtsfeier fing um 16:30 an...). Mein Mann kann nicht mal zu den Elternsprechtagen kommen, weil er erst um 19.30 Uhr nach Hause kommt (langer, verstauter Arbeitsweg, unbezahlte Überstunden usw) und um 19:30 ist meine Tochter auch nciht mehr aufnahmefähig, dass er mit ihr das Üben für Klassenarbeiten, Hausaufgaben usw übernehmen könnte.


    Ich allerdings kann fast alle diese Termine wahrnehmen, meine Kinder pünktlich abholen, die Hausaufgaben kontrollieren und Zusatzaufgaben machen usw denn meine Schule nimmt darauf Rücksicht und ich habe nur 1 Mal pro Woche nachmittagsunterricht. Also nach der Schule ( bin spätestens 14 Uhr zu Hause) bis abends um 20.00 Uhr ist Familienzeit und ich finde das reicht auch. Dann kommt mein Mann nach Hause und ich arbeite noch von 20-23 Uhr plus einige Stunden am Wochenende. Korrekturen werden meistens in den Ferien erledigt, da arbeite ich jeden Tag um die 4 Stunden auch an Weihnachten und Silvester:-). Ich bin auch manchmal sehr überfordert, insbesondere wenn meine Tochter schlechte Noten hat und ich mich verantwortlich fühle. Das finde ich im Moment das Schlimmste: ich bin den ganzen Vormittag Lehrerin und nachmittags muss ich mich mit total uninteressanten Fächern auseinandersetzen, muss versuchen keinen Druck auf meine Tochter aufzubauen, mich nicht über schlechte Noten aufregen, geduldig sein, es besser zu machen als meine Eltern:-), sie durch die Gegend fahren usw. Der Ausgleich fehlt irgendwie, wobei ich noch versuche 1 Mal pro Woche was für mich zu machen und na ja, ab spätestens der 8 Klasse habe ich mir vorgenommen, dass ich meine Tochter mit ihrem Lernen alleine lasse, also nur noch 3 Jahre:-). Letztes Jahr hat noch die GHS diese ganze Lernerei erledigt, war das schön...


    Aber ich finde trotzdem, dass ich es viel leichter habe als vollzeitmütter die keine Lehrerinnen sind und wie gesagt, es ist mir ein absolutes Rätsel wie sie alles so hinbekommen. Meine Probleme resultieren ja nur aus den Erwartungen die ich an mich selbst habe und aus unserem Lebensstil aber EIGENTLICH lassen sich die beiden Rollen Lehrer und Mutter super vereinbaren...


    Wenn du mit der Situation unzufrieden bist gibt es 2 Möglichkeiten:
    1) längere Betreuung für die Kinder (Kita bis 16 Uhr)
    2) Stundenreduzierung/Elternzeit je nach finanzieller Lage


    Viele Grüße und viel Erfolg

  • Wenn du noch in Elternzeit bist, kannst du auch unterhälftig arbeiten, sofern finanziell möglich. Außerdem: das Halbjahr steht vor der Tür, rede mit der Konrektorin, wie die Situation dafür an eurer Schule aussieht, ob jmd. die Stunden übernehmen könnte.

  • Ach mensch, du Arme!


    Es wurde schon so viel gesagt, ich kann auch nichr mehr raten. Eines ist aber sicher: du musst etwas an deiner Belastung ändern, sonst gehst du (mental und körperlich) unter! Das Einfachste wäre (meiner Meinung nach) die Belastung in der Schule zu reduzieren. Auch wenn das Kollegium wenig Verständnis dafür zeigt, es ist dein Leben und nicht ihres! Versuche, auch dir ein paar kleine Ruhepausen zu gönnen, einfach mal 10 min abschalten mit einem heißen Tee.
    Und, ganz wichtig: keiner erwartet von dir Perfektion! Deine Kinder schon gar nicht! Keiner hat etwas davon, wenn du durch die Termine jagst, nur um alles zu schaffen! Versuch, das Ganze mit weniger Terminen, aber mehr Zeit zu managen!


    Der Lehrerberuf ist einer der wenigen Berufe, die überhaupt noch mit der Familie zu vereinbaren ist! Es ist zwar oft mit allerlei Kopfständen verbunden, aber es geht!


    Ich drücke dir die Daumen, dass du dich bald wieder besser fühlst!

  • Hallo!
    Ich bin (noch) nicht in deiner Situation, aber genau davor graut es mir, so wie du es beschreibst.
    Daher kann ich dir leider keinen wirklichen Tipp geben, außer diesen Gedanken:
    Wie kann es sein, dass du mit 14 Stunden keinen einzigen Tag frei hast?
    Das muss doch zu machen sein.
    Und: Musst du mit so wenigen Stunden wirklich eine Klassenleitung haben?
    14 Stunden Fachunterricht wären vom Vor- und Nachbereiten sicher einfacher zu stemmen, da Elternarbeit und Co. weniger wird.
    Lg pinacolada

  • Hallo,
    danke für eure netten Antworten. Ich würde einen Tag frei bekommen, hatte den damals auch mit einem Kind. Meine zwei Stunden Mathe/Deutsch würde dann die Referendarin bzw. Vertretungslehrerin bekommen. Ich musste und müsste ihr dann aber immer Kopien und co hinlegen, was in den Stunden geschehen soll. Hausaufgaben und Ergebnisse der Stunde muss ich ebenso dennoch kontrollieren. Da ließ sich nichts dran drehen. Deshalb war das nicht wirklich eine Arbeitsreduzierung, sonderen eher Mehrarbeit, weil ich ja an den anderen 4 Tagen insgesamt zwei Unterrichtsstunden dazu bekommen habe. Läuft das bei euch anderen, die einen Tag frei haben, anders?
    Die Klassenführung habe ich in jedem Fall, da das Schulamt dauerhaft keine weitere Lehrkraft einstellt, die eine Klasse übernehmen könnte, d.h. es müsste eine andere Kollegin zwei Klassen führen (sind eine kleine Schule).
    Außerdem könnte ich doch nicht einfach so meine Klasse wieder abgeben. Das hätte doch Konsequenzen von Seiten der Elternschaft und der Schulleitung, oder? Das würde doch einen riesigen Stunk geben und in einem Jahr, wenn der Kleine 3 wird, muss ich ohnehin mindestens 50% arbeiten.
    LG Alema

  • Hallo Alem2,


    bei mir an der Schule gibt es viele Lehrer, die Kinder haben und 14 bis 18 Stunden arbeiten und damit auch eine Klassenführung haben. Ein paar von ihnen sind nur 4 Tage in der Woche an der Schule, aber sie bereiten nicht den Unterricht für ihren freien Tag mit vor. An dem Tag, an dem die KL nicht da ist, hat die Klasse Kunst, Sport, Englisch und Förderunterricht, den Fachlehrer übernehmen. In der Förderstunde wird dann z.B. immer Leseförderung oder Geometrie unterrichtet, so dass der entsprechende Fachlehrer den Unterricht alleine vorbereiten kann.
    Ein drittes Schuljahr hat folgende Lösung: Der Klassenlehrer unterrichtet Kunst, Sachunterricht und Deutsch. Ein weiterer Lehrer unterrichtet Mathe und Englisch. So müssen beide Lehrer nicht an allen 5 Tagen in der Woche kommen!


    Ein freier Tag zu Hause ist vielleicht wirklich ein Schritt in die richtige Richtung.


    LG und alles Gute!

  • Hallo,
    ich habe auch eine halbe Stelle und ebenfalls einen freien Tag in der Woche und muss sagen, dass dieser Tag die Situation echt rettet. Ich kann Dinge erledigen, zu denen ich sonst nicht kommen würde (einkaufen, Arzttermine, Vorbereitung etc.) und mittlerweile gelingt es mir sogar auch zwischendrin mal abzuschalten. Damit hatte ich am Anfang auch enorme Schwierigkeiten. Selbst wenn ich Zeit hatte, war ich total unruhig und nervös, weil ich immer das Gefühl hatte hundert Sachen auf einmal erledigen zu müssen. In der ersten Zeit (ich war zudem Berufseinsteiger) war mir echt jeden Morgen schlecht...
    Also wenn es irgenwie machbar ist, würde ich wirklich versuchen dir einen Tag freizuschaufeln und bei einer fest eingeplanten Vertretung kann man auch erwarten, dass die Lehrer, die dann in der Klasse sind, das selbständig planen. (auch die Referendarin: wenn sie soweit ist, dass sie alleine in der Klasse unterrichten darf, kann/soll sie auch alleine Unterricht planen). Wenn es eh nur zwei Stunden sind, könnte man z.B. auch einen Teilbereich des jeweiligen Faches herausgreifen, so dass derjenige einen klaren Bereich hat, bei dem er sich nicht ständig mit dir absprechen muss (Also z.B. könnte man festlegen, dass in der Stunde immer eine Lesestunde stattfindet oder eine Stunde zum freien Schreiben...). Und wenn die Kinder Materialien haben, mit denen sie eigenständig arbeiten können, wären ja auch reine Übungsstunden denkbar, in denen sie einfach damit weiterarbeiten. Auch Hausaufgaben und Kontrolle musst doch nicht zwangsläufig immer du machen... (Hausaufgaben müssen an dem Tag ja auch nicht unbedingt sein).
    Die anderer Alternative: bleib noch ein Jahr zu Hause, wenn ihr es finanziell irgendwie hinbekommt. Ich finde nicht, dass das Weglaufen ist. Ich merke z.B. deutlich, dass sich die Situation bei mir im Vergleich zum Vorjahr deutlich entspannt hat, einfach weil meine Kinder etwas älter sind (jetzt 3 und 6) und sich zunehmend selbstständig bzw. miteinander beschäftigen.
    Es kommt jetzt also tatsächlich vor, dass ich nachmittags was am Schreibtisch erledigen kann, obwohl meine Kinder da sind.... wäre vor einem Jahr noch völlig undenkbar gewesen. Trotzdem würde es mich auch überfordern, wenn ich meine Kinder schon mittags holen müsste und dann auch noch kochen sollte! Letztes Jahr habe ich beide Kinder zwischen 15:30 Uhr und 16:30 aus der Kita geholt. Dieses Jahr ist es diesbezüglich etwas anstrengender, weil ich erst die Große aus der Schule und dann die Kleine aus der Kita holen muss, es geht aber auch. Ich habe so die Möglichkeit, einen Teil der Nachbereitung (Wochenplan-Kontrolle!) immer direkt nach dem Unterricht zu erledigen und wenn ich gut bin, habe ich sogar noch eine kurze Verschnaufpause zu Hause... Toll ist auch, dass die Große auf einer Ganztagsschule ist und ich mit ihr keine Hausaufgaben machen muss. Ein weiterer Vorteil ist, dass mein Mann als Freiberufler zwar auch viel zu tun hat aber sich seine Arbeitszeiten sehr flexibel legen kann, so dass er z.B. meist die Kinder morgens wegbringt und im Notfall (Konferenzen etc.) auch mal früher nach Hause kommen kann. So ist es irgendwie zu schaffen, aber anstrengend ist auch so noch.... so wie du deine Situation schilderst wäre ich aber definitv auch überfordert!

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Zitat

    Original von alem2
    Meine zwei Stunden Mathe/Deutsch würde dann die Referendarin bzw. Vertretungslehrerin bekommen. Ich musste und müsste ihr dann aber immer Kopien und co hinlegen, was in den Stunden geschehen soll. Hausaufgaben und Ergebnisse der Stunde muss ich ebenso dennoch kontrollieren. Da ließ sich nichts dran drehen. Deshalb war das nicht wirklich eine Arbeitsreduzierung, sonderen eher Mehrarbeit


    Das ist natürlich nicht Sinn der Sache!
    Wir haben es schon mal so geregelt, dass dann gut ausgliederbare Bereiche des Fachs von der Vertretungskraft übernommen wurden, sie also z.B. im Laufe des Schuljahres alle geometrischen Bereiche abgedeckt hat. Da hast du dann im Grunde nichts mit zu tun (außer dass sie dir Rückmeldung über Inhalte usw. gibt). Auch in Deutsch lässt sich doch sicher so etwas finden wie Lesetraining, Schreibanlass etc., was eben nicht direkt in den normalen Lehrgang eingegliedert ist.
    Also da würde ich wirklich noch mal schauen, denn ich habe von mehreren Kollegen schon mitbekommen, dass ein freier Tag entlastet.
    Ich hoffe, hoffe, hoffe, dass ich mit 14 Stunden auch nur an 3 Tagen kommen müsste (geht aber natürlich nur, wenn man keine Klassenführung hat, denke ich), aber mein Rektor ist auch sehr bemüht und wir haben mehr "Köpfe".
    LG pinacolada

  • bin gerade etwas neidisch.
    unser kollegium besteht inzwischen zum größten teil aus teilzeitkräften, die auch klassenlehrerin sind. einen freien tag hat bei uns nur eine kollegin, die mit 10 stunden in elternzeit arbeitet - alle anderen sind mit allem voll an bord. mit springstunden, konferenzen und sonstigen verpflichtungen voll dabei.... aber wir arbeiten gerade daran...


    alem
    ich schließe mich den anderen an: diese zeit mit deinen kindern kommt so nicht zurück, wenn es finanziell irgend geht, reduziere oder mache noch ein jahr elternzeit.
    ansonsten kann ich dir keine tipps geben, habe "nur" ein kind - da ist organisatorisch sicherlich noch vieles leichter als mit zweien. und außerdem ist mein mann wie bei icke freiberufler und arbeitet viel von zu hause aus. alle schultermine kommen in den familienplaner und dann kann er sich das meistens passend einrichten.

  • Mein erster Gedanke dazu: bedenke, dass du schon in einem Beruf tätig bist, der eigentlich sehr gut familienvereinbar bist. Andere Leute haben da ganz andere Arbeitszeiten und sind wesentlich unflexibler in ihrer Zeiteinteilung (du kannst auch abends was tun, wenn das Büro der anderen geschlossen ist). Und offenbar scheitert es bei di9r auch nicht an fehlender Infrastruktur, so wie ich das interpretiere (Babysitter, Großeltern, Kita etc.), sondern deine Klagen verweisen auf ein ganz anderes Dilemma.


    So, und auch wenn jetzt gleich die Feministinnen hier wieder hervorkommen und mich totschlagen werden: ich frage mich *ernsthaft*, wann Frauen wieder bereit dazu sein werden, ein ausgefülltes Familienleben mit zwei Kindern und allen Rechten und Pflichten als ebenso lebenserfüllend, befriedigend, schön anzusehen wie eine Double-Income-No-Kids-Geschichte mit Vollzeitstelle und Karriere. Ganz ehrlich, ich bin alles andere als ein Frauen-an-den-Herd-Typ, aber um mich herum mehren sich genau diese Klagen, sowohl von befreundeten Pärchen als auch in der Verwandtschaft, wo erste Cousinen etc. gerade Kinder kriegen. Auch aus der Elternschaft meiner Schüler ist mir das massig bekannt.


    Und ich lege jetzt noch einen drauf: meine ausgeglichensten Schüler, die wohlerzogen und höflich sind, in sich ruhen, glücklich sind, stabile Freundschaften pflegen und jeden Tag bei Freunden spielen bzw. sich ihre Freunde nach Hause einladen, in der Schule gut mitkommen und alle zwischen Drei und Eins stehen, der eine weiter oben, der andere weiter unten, wieder ein anderer genau dazwischen... das sind die Kinder aus den Familien, in denen die Mutter klare Prioritäten gesetzt hat. Die machen auch keinen auf Hausmütterchen und Teppichklopfen - aber die haben gewartet, bis der zweite Sohn in der Schule war, und ab da ging man dann vormittags wieder arbeiten. Vor allem bei Jungen merkt man das ganz eklatant, wenn die ein verlässliches Zuhause haben, in denen sich Mami nicht zwanghaft selbstverwirklichen muss, um dem Sohn ein Kinderzimmer voller Spielzeug bezahlen zu können, in dem der Junge dann ganz alleine sitzen muss, weil keiner mit ihm spielt.


    Ich muss es immer wieder betonen: versteht mich bloß nicht falsch, cih mache sowas nicht am Geschlecht fest, auch der Vater kann da am Start sein. Ich könnte mir auch vorstellen, hätte ich Frau und Kind, ein Jahr oder zwei auszusteigen. Aber nur, wenn die Dame dann dafür Vollzeit arbeiten geht, denn irgendwo muss es herkommen.


    Ein Kind in die Welt zu setzen, um es in Kita, bei Großeltern oder Babysittern aufwachsen zu lassen, entspricht nicht meiner Weltanschauung. Natürlich ist es eine superschöne Sache, wenn die Großeltern einspringen, auch öfter - und dass das Kind mit vier Jahren in den Kindergarten gehört, ist gewiss auch nicht verkehrt. Aber meine Vorstellungen von Vermehrung sehen anders aus, vor allem was die Konsequenzen dessen anbetrifft. Ich will mein Kind aufwachsen sehen und für das Kind da sein. Und das kostet mich über die Jahre nicht nur immense Geldbeträge, dafür muss ich mein eigenes Leben durchaus auch selber einschränken. Mein Gott, ich hab' doch dann schon 30 Jahre mich selbst verwirklicht. Unsereins, genau wie die meisten hier, ist im Job angekommen, unbefristet beschäftigt etc., was muss man sich denn dann noch beweisen? Und zu welchem Preis?


    Alem, dir geht's körperlich schon ziemlich mies, so wie du schreibst, und seelisch scheint da auch entsprechend Pein zu sein. Und ich sag's dir auf den Kopf zu: du hast ein schlechtes Gewissen, wenn du in die verheulten Augen deiner Kinder gucken musst. Und mit was? Mit Recht.


    Versteh das bitte nicht als Vorwurf, ganz im Gegenteil! Aber werde dir bloß darüber klar, was deine Prioritäten sind im Leben.

  • Aha, und würdest du auch 4 Jahre (wenn das Kind dann in die Kita gehört) oder gar 6 zu Hause bleiben (wenn das Kind dann zur Schule geht?) Vorausgesetzt die Mutter des Kindes verdient genug (!!!!) Geld....?

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Hallo,
    ich stimme deinen Ausführungen zwar nicht so grundsätzlich zu, kann aber für mich selber sagen, dass ich natürlich auch lieber etwas länger zu Hause im Erziehungsurlaub wäre. Hätte ich die Vorraussetzungen dafür, würde ich natürlich noch ein Jahr Erziehungszeit in meinem Fall anhängen. Das ist aber trotz voll arbeitendem Mann finanziell nicht für uns möglich. Würden wir auf dem Lande leben, sähe das sicherlich anders aus, weil da vieles günstiger ist.
    Großeltern, Verwandte etc. haben wir hier übrigens nicht. Mein Mann und ich stemmen die Betreuung unserer Kinder allein bzw. mit Hilfe des Kindergartens von 8-13Uhr und der Tamu von 8-13:30Uhr.
    Alema

  • @philou... nein, ich schlage dich jetzt nicht - ich glaube, ich verstehe schon, wie du das meinst- musste aber schon schlucken, dass ich die selbstverwirklichende-abschieb-mutter bin... aber das würde wieder voll auf die beziehungsebene rutschen.


    es ist nun mal in vielen familien unerlässlich, dass beide arbeiten (ich bin bei uns die hauptverdienerin, wäre aber auch nicht der typ, der jahrelang zu hause bleibt, das wäre für mein kind unter garantie nicht gut).
    das ist manchmal unschön für alle beteiligten und irgendwie sind die mütter da mit ihrem omnipräsenten schlechten gewissen da oft auch besonders gebeutelt.


    hier muss jede familie/jede person ihren weg finden, damit umzugehen, gesund zu bleiben, familienleben noch genießen zu können, ihren beruf mit erhobenem haupt auszuführen und die eigene psyche nicht zu kurz kommen zu lassen. auf diesem wege bist du gerade, alem und zwar auf einem sehr holprigen stück.
    ich wünsche dir auf jedne fall, dass ihr eine lösung findet, mit der alle gut leben können und zufrieden sind!

  • ....was mir zu der thematik in unserem kollegium auffällt ist, dass die verantwortung für die familie ungleich auf den schultern der frauen liegt....konferenztermine sind nur schwer zu terminieren, weil kinder von kolleginnen betreut werden müssen....sind die kinder krank, bleibt fast immer die frau zu hause....für außerunterrichtliche veranstaltungen ist keine zeit...die liste der stundenplanwünsche ist lang usw.


    ....und dann hört man oft, dass der ehemann einen gut bezahlten job hat und halt erst abends nach hause kommt....undenkbar, dass der seinem chef mal sagt, er könne wegen den kindern an einem meeting nicht teilnehmen....oder dass die geschäftspartner leider alleine essen gehen müssen, weil die familie ruft....der schule darf man das vergleichsweise zumuten?


    meine frau arbeitet nicht und betreut unser kind.....das ermöglicht mir eine hohe flexibilität im beruf, bedeutet für uns aber auch finanzielle einbußen....


    manchmal sehe ich vor diesem hintergrund nicht ein, dass kolleginnen die vereinbarkeit von familie und beruf zu lasten der schule einklagen, ohne dass die ehemänner auch kompromisse eingehen...und wenn diese das nicht können oder wollen, muss eben das deputat reduziert werden und das familiengehalt fällt geringer aus......alles geht eben nicht...


    bei alleinerziehenden sehe ich die situation übrigens anders....in solchen fällen übernehme ich auch gerne aufgaben, damit die kolleginnen diese doppelbelastung unter einen hut bekommen....


    krabat

    • Offizieller Beitrag

    Was die Verantwortung der Väter angeht, so kann man "Mann" und "Frau" sicherlich austauschen, wenn beide im Schuldienst sind, weil die Rahmenbedingungen recht ähnlich sind. Gesellschaftlich orientieren sich jedoch immer noch zu viele Menschen an den klassischen Rollenvorstellungen.


    Wenn einer von beiden aber in der freien Wirtschaft angestellt ist und dort auf wenig Verständnis für spontane Ausfälle aufgrund von Problemen bei der Kinderbetreuung stößt, hat dieser eine nicht sonderlich viele Alternativen.


    Das Grundproblem, was auch ich bei Teilzeitkräften sehe, und was wir hier auch in diesem Forum schon oft diskutiert haben, ist, dass das System Schule die Arbeitszeit von Teilzeitkräften im Wesentlichen auf der Basis der zu unterichtenden Stunden fest macht, jedoch die ganze Zusatzarbeit, Vertretungsstunden etc. nicht berücksichtigt. Ein 14-Stunden-Deputat mit einem freien Tag, einem löchrigen Stundenplan und im Schnitt zwei bis vier Vertretungsstunden pro Woche (passt ja besser als bei Vollzeitkräften, die volle Stundenpläne haben), ist de facto nahezu ein Vollzeitjob, nur wesentlich schlechter bezahlt.
    Hinzu kommt - wie wir hier ja auch schon bei der Diskussion um die Arbeitszeitbelastung gesehen haben - die oftmals fehlende Solidarität im Kollegium.


    Die TE hat hier insofern die A-Karte gezogen, weil ihr Mann zusätzlich Überstunden schieben muss und sie das mittelbar ja auch noch aufzufangen hat und sie entsprechend wenig entlasten kann.
    Wenn dann auch noch das soziale Netzwerk, welches die Kinder mal übernehmen kann, fehlt, wird es richtig übel.


    Da kann man übrigens auch nicht "reinwachsen", es sei denn, man möchte die Selbstzerstörung langfristig kultivieren.


    Letztlich gibt es nicht viele Optionen.


    a) Die TE muss ihre Belastung reduzieren, sei es, dass sie weniger Stunden gibt oder die Kinder zusätzlich extern betreuen lässt.
    b) Die TE muss mit ihrer Belastung anders umgehen - reinwachsen.
    c) Der Mann der TE muss die TE stärker entlasten.


    Wenn dann aber der finanzielle Aspekt zum "Killerargument" wird, wäre man theoretisch schon bei d) einen finanziell günstigeren Lebensmittelpunkt suchen. (Ist im Falle eines erfolgten Hauskaufs bei kurzfristigem Verkauf ohne mind. 10% Gewinn wegen der zu kompensierenden Transaktionskosten und der Kosten für die Umfinanzierung geradezu ruinös).


    Gruß
    Bolzbold

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