Plakate bewerten?!

  • Hallo zusammen - und ein gutes neues Jahr!


    Ich habe von Schülern zu verschiedenen Themen Plakate erstellen lassen und sie nun vor den Ferien eingesammet - ohne mir allerdings vorher genaue Gedanken zu machen, was denn bewertet werden soll... (Ist irgendwie untergegangen...)


    Also, ich dachte an die Bewertung von:
    inhaltlichem Gehalt / Richtigkeit
    optischer Eindruck / Ideenreichtum
    Sauberkeit
    sprachliche Richtigkeit


    Gibt es sonst noch was? Worauf legt ihr Wert, wenn ihr Plakate erstellen lasst?


    Ach so, diese konkreten Plakate sind Werke aus dem Jg. 7 einer Gesamtschule.


    Vielen Dank für Eure Unterstüztung!
    Peselino

  • In welchem Fach wurden die Plakate erstellt?
    Welches Material haben die Schüler von Dir erhalten?
    Mussten sie auch als Hausaufgabe recherchieren?
    LG

  • Die Plakate wurden im Fach Gesellschaftslehre erstellt, die Schüler mussten sich selber um das Material kümmern. Es war eine langfristige Hausaufgabe, sie hatten dafür 4 Wochen Zeit.

  • Die Bewertung hängt davon ab, welche Punkte und Kriterien man zuvor mit den Schülern besprochen hatte:


    Grafische Gestaltung (Prinzipien eines "Plakats"):
    - Ist das Thema auf Entfernung erkennbar (Gestaltung der Überschrift)
    - Sind die Unterthemen gegliedert und voneinander abgesetzt?
    - Ausgewogenes Verhältnis von Text und Grafik/Bildmaterial (keine reine Textwüste)
    - Schriftgröße/Schriftgestaltung
    - Sind Texte nur aus WP/Inet kopiert und aufgepappt oder (handschriftlich) überarbeitet?
    - Wurden Farben verwendet / ist die farbige/grafische Gestaltung einheitlich oder diffus?
    - Wurde der Plakataufbau geplant? Wurden Texte und Bilder - parallel bzw. nach Schema - geordnet oder wirr/ungeplant aufgeklebt?


    Inhaltliche Gestaltung eines "Lernplakates"
    - Wird ein Schüler der 5./6.Klasse - falls er vor dem Plakat steht - das Plakat interessiert betrachten und dabei etwas zum Thema lernen?
    - Sind die wichtigen Aspekte des Themas enthalten und wurden entsprechend gewichtet?
    - Sind sachliche Fehler enthalten?
    - Wurden Texte zusammengefasst, auf das Wesentliche beschränkt?
    - Unterstützen die Grafiken den Text?
    - Sind Rechtschreibungsfehler enthalten (bes.Abzug bei Fehlern in der Überschrift)


    Das Raster lässt sich erweitern und als Bonus/Malus-Punktesystem ausdifferenzieren.


    Weitere Links zur Bewertung / Kriterien für Präsentationen / Lernplakate


    http://www.autenrieths.de/links/linkrefe.htm

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Zitat

    Original von alias
    Die Bewertung hängt davon ab, welche Punkte und Kriterien man zuvor mit den Schülern besprochen hatte.


    Genau so sieht es aus. NUR was du im Unterricht als Kriterien offen gelegt hast, solltest du bewerten. Das ist eine Sache der Fairness und damit der Transparenz und Nachvollziehbarkeit.
    Solltest du zum Thema Gestaltung nichts gesagt haben und es gibt auch keine z.B. Standards, die z.B. in Deutsch erarbeitet wurden, gehört das eben auch nicht zur Notenfindung. Im Notfall läuft es eben auf eine rein inhaltliche Bewertung hinaus.


    Ich würde auf jeden Fall mir die Zeit nehmen, anhand der erstellten Plakate für die Zukunft Kriterien erarbeiten zu lassen. Man kann z.B. die Plakate an andere Schüler weitergeben. Die erstellen dann eine Positv- und Negativliste und leiten aus ihr Standards ab. Das kann man in einer halben Unterrichtsstunde machen und dann als Lehrkraft zusammen fassen, ggf. ergänzen und für die Zukunft und dein Fach austeilen lassen.


    Wenn du dann noch vor solchen Arbeiten bekannt gibst, wie Inhalt und Gestaltung gewichtet werden, läuft das dann für beide Seiten wesentlich besser.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Das ist ja auch für die Schüler eine tolle Aufgabe, macht mal ein Plakat zu dem Thema XYZ. Und ihnen wird nicht gesagt wie genau das gemacht werden soll? Ich würde mir als Schüler (zu recht) ungerecht behandelt vorkommen, wenn dann was bewertet wird, was gar nicht besprochen wurde... Die Schüler haben doch keine Kristallkugel daheim.


    Danke an alias für die Auflistung und den Link, das werde ich mir auch mal abspeichern.

    They'll never know the lovely dance,
    Can never feel the touch of night,
    For tame birds sing a song
    Of freedom while the wild birds fly.

  • Zitat

    Original von Nananele
    Das ist ja auch für die Schüler eine tolle Aufgabe, macht mal ein Plakat zu dem Thema XYZ. Und ihnen wird nicht gesagt wie genau das gemacht werden soll? Ich würde mir als Schüler (zu recht) ungerecht behandelt vorkommen, wenn dann was bewertet wird, was gar nicht besprochen wurde... Die Schüler haben doch keine Kristallkugel daheim.


    Danke an alias für die Auflistung und den Link, das werde ich mir auch mal abspeichern.


    Ich finde solche Kommentare wenig nützlich. Solche Fehler passieren einfach im Alltag, wenn man Neues ausprobiert.


    Es ist nicht unprofessionell, Neues auszuprobieren und Fehler zu machen. Ein Kollege, der sich auch auf neues Terrain vorwagt, ohne sich nach allen Seiten abzusichern, ist mir allemal lieber, als die, die vor lauter Perfektion stehen bleiben. Professionell ist es, mit Fehlern offen umzugehen. Das ist übrigens (beständiges) Qualitätsmanagement und nicht das Ausfüllen von ein paar Feedbackbögen.


    Ich möchte auch nicht schuldig bleiben, wie ich in dieser Situation vorgehen würde.
    1. Ich würde den Schüler offen legen, dass ich die Bewertungsproblematik nicht genügend gewürdigt habe, dass dieser Fehler aber gleichwohl nicht zu Lasten der Schüler gehen wird.
    2. Konkret würde ich als unumstrittenes Kriterium zuerst nur die inhaltliche Richtigkeit der Plakate bewerten, aber für alle, die gute Gestaltung geliefert habe, die Note verbessern.
    3. Ich würde dann, wie oben vorgeschlagen, eine kurze Einheit zum Thema "Kriterien eines guten Plakates" anhand der vorliegenden Ergebnisse einlegen.


    M.E. zeige ich mit diesem Vorgehen als Lehrer (neben persönlicher Größe, Lehrer gestehen i.d.R. nicht oft Fehler ein) meine Vorbildfunktion als Lernender, der ich eben mit jeder neuen Methode oder Unterrichtseinheit auch bin. Dazu nehme ich die Klasse mit auf einen Lernprozess am konkreten Beispiel, was die Plakatgestaltung angeht.


    Ganz zuletzt bin ich mir sicher, dass man - auf diese Weise sensibilisiert -, vor ähnlichen Projekten zukünftig ein kleines Paper mit den Beurteilungskriterien ausgeben wird.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Tolle Antwort, Timm, *daumenhoch*!
    Du kannst dies auch nutzen, um die SuS selbst in die Beurteilung einzubeziehen, indem Du einen "Galeriegang" planst. Zunächst erarbeitest Du mit den SuS Kriterien für die Bewertung, auf deren Grundlage ein Beurteilungsbogen erstellt wird. Die Plakate werden aufgehängt, daneben jeweils der Beurteilungsbogen. Die SuS gehen in kleinen Gruppen rund und beurteilen die Plakate, indem sie auf dem Beurteilungsbogen Punkte für die einzelnen Kriterien vergeben. Praktisch, aber auch teuer sind diese Klebepunkte; es geht auch mit Filzstiften. Die SuS kleben bzw. malen also Punkte auf einer festgelegten Skala (z. B. von 1-10) neben die Kriterien - jede Gruppe mit einer anderen Farbe.

  • Zitat

    Original von Timm


    Es ist nicht unprofessionell, Neues auszuprobieren und Fehler zu machen. Ein Kollege, der sich auch auf neues Terrain vorwagt, ohne sich nach allen Seiten abzusichern, ist mir allemal lieber, als die, die vor lauter Perfektion stehen bleiben. Professionell ist es, mit Fehlern offen umzugehen. Das ist übrigens (beständiges) Qualitätsmanagement und nicht das Ausfüllen von ein paar Feedbackbögen.


    Findest du nicht, dass du mir da etwas viel unterstellst?

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  • Ich verstehe die Aufregung nicht. Wenn keine Kriterien besprochen wurden, macht es sicher Sinn, sich bei der Bewertung auf den Inhalt zu konzentrieren. Es wäre auf jeden Fall unfair, jetzt zu sagen: "Übrigens zählt der optische Endruck 60% der Note."


    Es ist m. E. aber auch klar, dass man nicht alle anderen Aspekte ganz unter den Tisch fallen lassen muss.


    Ich finde die Frage nach


    Zitat

    inhaltlichem Gehalt / Richtigkeit optischer Eindruck / Ideenreichtum Sauberkeit sprachliche Richtigkeit


    völlig akzeptabel, auch ohne sie vorher groß diskutiert zu haben.


    Wenn Schüler ein Plakat erstellen sollen, ist doch klar, dass
    - der Inhalt richtig sein soll,
    - das Plakat gut aussehen soll,
    - man gute Ideen einbringen soll,
    - das Plakat nicht mit Tintenflecken, Farbkleksen, Popeln u. ä. verschmiert sein soll,
    - nicht in jedem zweiten Wort ein Rechtschreibfehler stecken soll.


    Die Schüler gehen seit sieben Jahren zur Schule. Soviel werden sie wohl hoffentlich verstanden haben.


    Ich würde allerdings vor allem die Frage nach der optischen Gestaltung und dem Ideenreichtum in der Bewertung noch zurücknehmen - das scheint mir das zu sein, was den Schülern sicher am wenigsten präsent ist.

  • Zitat

    Original von unter uns
    ....Ich würde allerdings vor allem die Frage nach der optischen Gestaltung und dem Ideenreichtum in der Bewertung noch zurücknehmen - das scheint mir das zu sein, was den Schülern sicher am wenigsten präsent ist.


    Nun ja.... bis zur Klassenstufe 7 sollten die Schüler schon einige Plakate gestaltet haben. Präsentationen werden (zumindest bei uns in Ba-Wü) bereits in Klasse 3/4 verlangt. Dass bis zur Klasse 7 noch niemals Gestaltungskriterien besprochen wurden ist SEHR unwahrscheinlich.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    Original von alias


    Nun ja.... bis zur Klassenstufe 7 sollten die Schüler schon einige Plakate gestaltet haben. Präsentationen werden (zumindest bei uns in Ba-Wü) bereits in Klasse 3/4 verlangt. Dass bis zur Klasse 7 noch niemals Gestaltungskriterien besprochen wurden ist SEHR unwahrscheinlich.


    Bestimmt werden die Schüler irgendwann und irgendwo Gestaltungskriterien besprochen haben. Oft sogar bei mehreren Lehren und in mehreren Fächern und aller Wahrscheinlichkeit nach, haben sie dabei gelernt, dass jeder Lehrer und jedes Fach andere Prioritäten bei den Plakaten und/oder Präsentationen setzt.
    Leider ist ohne Absprache zwischen den Fachgruppen für die Schüler selten der rote Faden zu erkennen und sie sind auf die konkreten Kriterien des einzelnen Lehrers angewiesen.


    Gruß
    Peter

  • Erstmal vielen Dank für eure vielen Hinweise!
    Ich hatte dann nochmal mit den Klassenlehrern und ehemaligen Klassenlehrern gesprochen und nach den Bewertungskriterien gefragt, die sie bei vergangenen Methodentrainings erarbeitet hatten. Anhand derer habe ich dann ein Raster erstellt und die Bewertung durchgeführt.
    Die Kinder haben vor der Rückgabe der Plakate einige bewerten dürfen ... und sie waren bei ihrer Kritik strenger und schonungsloser als ich es gewesen bin.
    Manche stillere Schüler ("Arbeitsmäuschen") haben echt tolle Werke abgeliefert, bei anderen war es dahingeschlampt.
    LG,
    Peselino

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