Motivation von LehrerInnen

  • Diese Zustände nehmen wir als gegeben hin. Sie sind deutsche Bildungstradition. In unserer Absicherungsgesellschaft wird lieber in Sozialhilfe investiert als in eine solide Bildung. Die Investitionen sind der Politik wohl zu unsicher. Aus der aktuellen Debatte um die Sarrazinthesen lernen wir ja, dass 140000 gut ausgebildete Menschen unser Land 2009 verlassen haben. Herr Meidinger vom PhV hat auch den Finger in die Wunde gelegt und die Bildungsunwilligen als PISA- Problem herausgestellt. Anlässlich einer Fortbildung war ich an einer nagelneuen Gesamtschule in Duisburg. Dort wurde kräftig investiert. Die Arbeitsbedingungen waren traumhaft... bis ich die Schülerschaft und ihr Verhalten begutachten durfte, da fiel mir so was ein mit Perlen und Säuen... An meiner Schule in einer Kleinstadt muss ich schon aufpassen, dass mir die Decke nicht auf den Kopf fällt und bei Regen muss ich aufpassen, wo ich mich hinstelle. Wir sollen mit unzumutbaren Zuständen klarkommen, woanders werden die Milliarden nur so zum Fenster rausgeschmissen. Das nennt man politischen Gestaltungswillen. Schon mal in Containern unterrichtet? Ist echt spaßig, hinfinden wird man blind, immer der Nase nach. Das Kondenswasser der letzten Jahre und der Schimmel in der verbauten Pappe geben ein kräftiges, typisches Aroma. Bei Regen kann man mit unterrichten aufhören, man versteht dann sein eigenes Wort nicht. Deutschland schafft sich ab? Ist längst passiert.
    Ach übrigens, ich bin trotzdem gerne Lehrer.


    Mit freundlichem Gruß


    Herrmann

  • Da fallen mir aber gleich mehrere populistische Lösungen ein:


    Lehrkräfte und Schüler renovieren ihre Schule gemeinsam, z.B. in den Sommerferien. Das schafft eine echte situierte Lernumgebung, die Schüler werden frühzeitig an das Berufsleben herangeführt und die Lehrkräfte erfahren endlich, was echte Arbeit ist.


    Die Lehrkräfte bekommen Wohnungen im Schulhaus zugewiesen, so wie früher. Das Gehalt kann dann natürlich um die eingesparte Miete gekürzt werden, womit man Geld hätte, die Renovierungen zu bezahlen.


    Pensonierte Lehrkräfte werden für leichte Hausmeister- und Handwerkertätigkeiten herangezogen. Das sollte vom Beamtenrecht abgedeckt sein ("Reaktivierung von in den Ruhestand versetzten Beamten").


    Die Schulen bekommen ein Globalbudget zugewiesen, aus dem Gehälter, Gebäudeunterhalt, Renovierungen usw. zu bezahlen sind. Dann muss man eben Prioritäten setzen. Über die Verwendung der Mittel stimmt ein paritätisch (jeweils 1/3) besetztes Gremium aus Eltern, Schülern und Lehrern ab. Als Anreiz zu sparsamem Wirtschaften wird das Budget jährlich um 10% gekürzt.


    Da Lehrkräfte traditionell ihre Arbeitsmateriialien selbst bezahlen ("gute deutsche Schultradition"). könnte man dies auch auf das Anmieten von Räumen, Stühlen usw. für den eigenen Unterricht erweitern. Als Ausgleich gibt's für Lehrkräfte einen zusätzlichen Pauschbetrag "Bildung" von 500€ pro Jahr bei der Steuer (natürlich nur, bis ihn das BVerfG einkassiert, da "ungerecht": Andere Arbeitnehmer bekommen den natürlich nicht).


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Genau, Mikael.


    Wir sollten auch sofort anfangen: Bei Schnee haben die Lehrkräfte eine Stunde eher zu erscheinen, damit sie die Wege und Parkplätze räumen können. Schneeschieber ist mitzubringen.

  • ich bin natürlich selbstverständlich sogar so motoviert, dass ich jedes Wochenende in der Klasse staubsauge und alle 4 Wochen die Fensterputze, denn DAS kann man dem Fensterputzerteam nicht zumuten, auch noch die Klebereste zu entfernen. Ist schließlich mein Problem, wenn ich so dusselige Ideen habe und jahreszeitlichen Fensterschmuck abringe...

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das Eine vom Anderen zu unterscheiden.

  • wie bitte? - - - w o w - - - HUT AB, Kroetiiiii!!!!
    ich klebe immer fein säiuberlich die neue Fensterdeko über die Klebereste drüber und fertig, so weit käme es noch, dass ich in der Schule putze, das tu ich hier ja zu Hause schon nur mit größter Überwindung!

  • Wenn ich nicht auf den Schränken in meinem Klassenraum staubwische, macht das keiner. Das Reinigungspersonal ist angewiesen, dort nicht sauber zu machen. Und wer macht es sonst? Falls ich aber während des Putzens vom Stuhl fallen sollte ist das selbstverständlich kein Dienstunfall und nicht versichert, denn Putzen gehört ja nicht zu den Tätigkeiten eines Lehrers

  • die eltern meiner klasse werden den klassenraum streichen und denken schon über aktionen nach, wie sie die wackeligen alten stühle und tische ersetzen können.
    bei "jeder spendet 200€" bin ich dann aber doch eingeschritten.

  • Ich könnte auch noch ein paar Witzchen beisteuern, möchte hier eigentlich aber nicht für Unterhaltung sorgen, denn damit werden wir die Zustände nicht ändern.


    Was die Verschönerungsaktionen in Eigeninitiative bzw. mit Elternunterstützung anbetrifft, da fällt mir nur ein: Wie konnten wir so tief sinken, von dem Kakao, durch den wir gezogen wurden, auch noch zu trinken! - nach Erich Kästner.


    Es ist doch kein Wunder, dass LehrerInnen nicht für voll genommen werden, wenn die ihr Klassenzimmer putzen oder streichen, um eine menschenwürdige Umgebung zu schaffen, in der man sich wohlfühlen kann.

  • Der Artikel hängt als Ausdruck auch bei uns im Lehrerzimmer. Ich stimme grundsätzlich darin überein, dass mehr Wertschätzung, die sich dann auch in besseren Arbeitsbedingungen niederschlagen muss, notwendig wäre.


    Aber: Davon, dass jeder Lehrer ein "Schulhandy", eine "Schul-email-Adresse" usw. bekommt, werden wir uns bei Pisa garantiert nicht verbessern (bzw. DAS sind nicht die Baustellen in Bezug auf unsere Arbeitsbedingungen ... da fand ich den Hinweis mit dem Leherzimmer und der Pauseaufsicht schon besser).

  • Zitat

    Original von Vaila
    Es ist doch kein Wunder, dass LehrerInnen nicht für voll genommen werden, wenn die ihr Klassenzimmer putzen oder streichen, um eine menschenwürdige Umgebung zu schaffen, in der man sich wohlfühlen kann.


    ich will mich aber nicht ekeln und niesattacken von all dem staub bekommen. oder mit dem gesicht durch spinnenweben laufen.
    unsere putzfrauen haben nur x-minuten für jeden klassenraum. da ist es nicht mehr drin, über die schülertische zu wischen oder mal über freie flächen in regalen, auf fensterbänken oder dem lehrerpult.

  • Die Putzfrauen haben "nur x Minuten für jeden Klassenraum". Ja, wer bestimmt das denn? Nicht die Putzfrauen und nicht die LehrerInnen, sondern KommunalpolitikerInnen, die sich auf die kostenlose Eigeninitiative der Beteiligten verlassen und das Steuergeld dorthin schieben, wo am lautesten geschrien wird.


    Ich denke, man müsste die Verantwortlichen ständig zu Ortsbegehungen, Lehrerkonferenzen und Elternversammlungen herbeizitieren und mit der Faust auf den Tisch schlagen.

  • Vaila
    ja, natürlich kommt das "von oben". die werden auch von meinen eltern richtig genervt wegen der stühle und tische.
    und unsere sl stellt auch ständig die lage dar und im stadtelternrat wird auch auf den tisch gehauen.
    aber: haushaltssperre.
    unser momentaner weg - und wir sehen keinen anderen: aufmucken und trotzdem selber machen.

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