Umgang mit Elternbeschwerden

  • Hallo zusammen,


    ich habe die letzten Tag diesen Thread verfolgt ... auch gleich nach dem 1. Beitrag der Sonnenkönigin eine klare Meinung vertreten, weil ich über solche Geschichten nur vom zuhören ein Buch drüber schreiben könnte ... aber ich wollte erst einmal abwarten, was denn von den Praktikern so kommt.


    Und ich bin - ehrlich gesagt - sehr überrascht, dass da alles mögliche gekommen ist ... aber niemand auf den meiner Meinung nach wichtigsten - weil grundlegendsten - Punkt eingegangen ist ... und es erst jetzt nach einigem Hin und Her ... zum eh nicht klärbaren Inhalt ... über die Art und Weise der Äußerungen (finde auch nicht alles angemessen) ... aber wieder erst die Sonnenkönigin ist, die das einbringt ... aber niemand anderer der "Leute von der Front". Soll jetzt kein Vorwurf sein, jeder Beitrag hat auf seine Art seine Berechtigung ... aber das hätte ich so nicht erwartet ...


    Deshalb kann ich nur sagen ... und dabei ist es völlig egal, worum es eigentlich geht ... und nur darüber ist hier ja bisher diskutiert worden ... den ersten, folgenschwersten und nicht korrigierbaren Fehler in der ganzen Sache hat die SL gemacht, indem sie sich überhaupt auf das Gespräch mit den Eltern eingelassen hat. So etwas darf nicht passieren ... nicht einmal einem jungen SL. Wenn es um einen Lehrer geht IMMER erst zum Lehrer selbst schicken ... geht das nicht oder kommen beide Parteien nicht weiter, dann das Gespräch mit der SL ... aber mit ALLEN Beteiligten ... also Eltern, Lehrer, SL. Das ist alternativlos ... wenn man Probleme, Unfrieden und noch weitaus größere Folgen vermeiden will. Das bekommt man nämlich dann nur noch sehr schwer (überhaupt) wieder in den Griff ... und selbst wenn, Verletzte gibt es immer - und schon das ist ein viel zu hoher Preis!


    Einen möglicherweise ersten Hinweis (wenn auch nur eine "kleine" Folge) dazu liefert uns die Sonenkönigin ja bereits ... der Umgang der älteren Kollegen damit ... es muss nicht daran liegen ... aber wäre das nicht eine nachvollziehbare Reaktion der alten Hasen, wenn die die Umgehensweise ihrer SL kennen ... und schon in der Vergangenheit zu spüren bekommen haben ... und daher lieber den Mund halten?


    Und abgesehen davon ... der Hammer wäre ja noch, wenn im Schulprogramm der Schule ... und bei den meisten ist das der Fall ... so etwas drin steht wie ... Offenheit ... Miteinander reden ... die Erwachsenen in der Schulgemeinde als Vorbilder für die Kinder ... wer soll sowas dann noch ernst nehmen? Die Lehrer? Bei so einer SL? Nicht wirklich!


    Schule ist vor allem (auch) eins ... Psychologie ... und dies ist ein super Beispiel dafür.


    Streng genommen müsste die Sonnenkönigin ja jetzt bei jeder Kleinigkeit mit einem Schüler nicht mehr mit dem reden, sondern gleich zur SL laufen (oder zumindest zu den Eltern), damit die SL dann mit den Eltern des Schülers ... wäre die klare Konsequenz ... zumal die Sonnenkönigin ja LiA ist ... und man ihr also grade in der Ausbildungspraxis lehrt, wie das gedacht ist, wie das ablaufen soll ...



    Nachdenklich,
    step.

    "Der erste Schritt zum Lernen ist die Liebe zum Lehrer - weil man die Liebe zur Wissenschaft von Heranwachsenden noch nicht erwarten kann."


    Erasmus von Rotterdam



    7 Mal editiert, zuletzt von step ()

  • Zitat

    Original von Sonnenkönigin
    Wieso meintest du übrigens, dass ein ländliches Umfeld doch nicht so einfach ist? Wegen der Spießigkeit der Einwohner?


    Ich denke einfach, dass viele Ursachen von Problemen an Schulen geographieunabhängig sind.

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • Ja, da hast du wohl recht. Ich bin einfach immer viel zu optimistisch und rechne nicht mit den Kleingeistern, die jeden Schritt des neuen Lehrers misstrauisch beäugen. Sehe aber jetzt, dass eine städtische Schule auch gewisse Vorteile hat.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Sonnenkönigin ()

  • Ich nehme den Thread für eine kleine Episode wieder auf:
    Vor einigen Tagen bekam ich eine Elternbeschwerde, weil ich angeblich dem Kind die Lust auf den Deutschunterricht verderben würde.
    Ich hatte es 3 Minuten vor die Tür geschickt, weil es sich einen Spaß damit zu machen schien, eine Frage konsequent falsch zu beantworten, obwohl bereits 5 Schüler ihm dabei geholfen hatten, die richtige Antwort zu finden. Zuletzt grinste selbiger Schüler und gab wieder die falsche Antwort. Um uns allen etwas Luft zu geben und dem Kind nicht noch mehr "Aufmerksamkeit" zu schenken, habe ich es ganz ruhig aus dem Raum geschickt, um es nach 3 Minuten wieder zu holen. Der Rest der Stunde lief völlig normal. Die Situation war nicht dramatisch, ich glaube nicht, dass es das Kind im entferntesten als bedrohlich eingeschätzt hat.
    Und dann: Elternbeschwerde telefonisch und in der Sprechstunde. Ich wurde wüst beschimpft, meine Methoden seien unglaublich - und was ich erst bei "gröberen" "Verstößen" machen würde...Das Kind erzählte daheim, ich hätte es vor die Tür geschickt, weil es eine falsche Antwort gegeben hat. Obwohl ich die Situation richtig zu stellen versuchte, ich wurde nur noch mehr beschimpft.
    Manche Eltern machen mich sprachlos.
    Kritiklos glauben sie alles, was die Kinder ihnen erzählen.
    Können sich nicht vorstellen, dass Kinder manche Dinge "extra" tun.
    Bilden sich im Vorfeld eine Meinung und lassen sich dann durch nichts erschüttern. Es würde mich nicht wundern, wenn ich demnächst vom SL hören würde.

  • Deine Geschichte ist ja wohl die Krönung. Mann, diese Eltern sind ja vollkommen irrational. Ich finde, man sollte denen echt mal Einhalt gebieten, aber wenn das dein SL nicht macht, hast du schlechte Karten.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Wieso gehst du nicht gleich mal zum SL, um den Eltern Wind aus den Segeln zu nehmen und um Unterstützung zu erbitten. Kann ja wohl nicht wahr sein, sowas. Wir hatten aber auch schon "runde Tische" weil Eltern sich beschwert hatten wegen ner Strafarbeit. Tsssss. Da fällt einem nix mehr ein.


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Ich denke, dass ich das noch machen werde - zum SL gehen und meine Sicht der Dinge darlege, so dass er gefasst ist, wenn tatsächlich von Elternseite was nachkommt.
    War die letzten Tage noch am Überlegen, ob ich das überhaupt ernst nehmen und darüber ein Fass aufmachen soll, aber ich merke, dass es mich wurmt und ärgert.
    Wenn ich mir denke, wie oft ich schon wegen dieses einen Schülers eine Ausnahme gemacht habe...(extra Probearbeiten, weil er ständig krank ist; Zeit zugegegeben beim Schreiben, weil er so dermaßen langsam arbeitet; nicht aufrufen, damit er sich ja nicht blamiert vor den anderen) oder Gruppenarbeiten schon extra vermeide oder im Vorfeld eine Strategie überlege, wie ich die Schüler aufteile, damit er ja nicht übrig bleibt, weil kein Schüler mit ihm arbeiten will...
    und dann muss man sich vorwerfen lassen, man behandle den Schüler schlecht. Ja, das ärgert mich wirklich.

  • Sorry, hab deinen Nickname falsch geschrieben. Ich verstehe dein Dilemma total - der Vorfall ist so dämlich, dass man kein Faß aufmachen möchte, wie du sagst, andererseits sind sich die Eltern für keine Dämlichkeit zu schade, um sich auch noch darüber zu beschweren.


    Die Problematik ergibt sich m. A. nach zum einen daraus, dass D insgesamt ein beschwerdeintensives Land ist (hatten wir hier ja schon, ist auch in anderen Branchen nicht anders und deutsche Kunden gelten nicht umsonst als "Meckerer vor dem Herrn). Zum anderen weiß man aber selbst, dass die Beschwerde bei näherem Hinschauen nicht so ganz berechtigt ist und geht deshalb lieber den Weg "hintenrum" - also zum Vorgesetzten o.ä., um wenigsten schon mal Dampf abgelassen zu haben.
    Und deine Eltern fahren die Strategie "Angriff ist die beste Verteidigung" - also, sie wissen schon, dass sie ein schwieriges Kind haben und er in der Klasse nicht gut ankommt, was natürlich dem Elternherz wehtut - aus dem Dilemma muss man wieder raus, deshalb muss ein Sündenbock her, und das bist du in dem Fall!


    Ich würde von mir aus die Initiative ergreifen und zum SL gehen!

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Zitat

    Original von Sonnenkönigin
    Ich würde von mir aus die Initiative ergreifen und zum SL gehen!


    Hallo zerberus,


    ich würde sogar noch einen Schritt davor setzen ... und zunächst einmal mit allen Kollegen reden, die diesen Schüler ebenfalls unterrichten ... insbesondere mit dem KL. Wer weiss, was da sonst noch alles so zu Tage tritt. U.U. ergibt sich daraus ja auch noch eine ganz andere - gemeinsame - Vorgehensweise gegenüber dem Schüler und seinen Eltern ... zumal es ja ganz offensichtlich Probleme gibt ... und vieles vielleicht auch den Eltern gar nicht bekannt ist - wie z.B. die "Extrawürstchen", die ihrem Filius gebraten werden.


    Gibt es vielleicht auch schon Beschwerden von Eltern anderer SuS aus der Klasse wegen dieses Schülers - auch ein Punkt, der interessant sein/werden könnte. Und dann entweder mit mehreren Lehrern ... oder noch besser incl. SL ... in die Offensive gehen. Beugt ggf. auch weiterem Ärger mit den Eltern vor.


    Wobei die Möglichkeiten bzgl. "zusammen mit der SL" natürlich davon abhängen, wie die SL grundsätzlich mit solchen Dingen umgeht. Da können also Welten zwischen liegen ... von "SL kriecht den Eltern in den Ar..." bis "volle Rückendeckung für die Lehrer - selbst wenn die tatsächlich Mist gebaut haben" ...


    Habe den Fall selbst noch nicht erlebt ... aber mir wurde z.B. in den ersten Gesprächen an meiner Schule von den Kollegen "geflüstert", dass ich solche Dingen unverzüglich mit Kollegen besprechen und an die SL weitergeben solle, weil unsere SL da in der Regel sofort in die Offensive geht ... gemeinsam als Schule (deshalb gäbe es schon eher mal einen "Anpfiff", wenn man es nicht tut). SL, unterrichtende LuL, SoS und Eltern sitzen dann ruckzuck an einem Tisch ... und die SL macht dann bei Bedarf auch klare Ansagen in Richtung SoS und Elternhaus. Und wenn das dann - von der anderen Seite aus - nicht entsprechend der Vereinbarung zwischen allen in Zukunft klappt ... wie auch immer ... da fehlt dann auch schon mal ein SoS "dauerhaft" ... ;)


    Ich hoffe, du stehst da jetzt nicht alleine da ... und hast zumindest Kollegen an deiner Seite!


    Gruß,
    step.

    "Der erste Schritt zum Lernen ist die Liebe zum Lehrer - weil man die Liebe zur Wissenschaft von Heranwachsenden noch nicht erwarten kann."


    Erasmus von Rotterdam



  • Ich bin gerade völlig frustriert nach Hause gekommen und hier auf diesen Thread gestoßen. Ich benutze ihn jetzt einfach mal um mir etwas Luft zu machen...


    Also, ich unterrichte an einer GS in einem kleinen Dorf und bin einige Stunden in den Nachbarort abgeordnet. Dort habe ich "nur" Fächer wie Religion und Ethik - also Fächer die die Kinder gerne mal als "Auszeit" nutzen. Meine Religionsgruppe ist sehr groß (28 SUS) und 1/3 davon läuft bei allen Lehrern als sog. "Problemfälle". Im letzten Jahr unterrichtete ein Kaplan die Kinder, die Stunden waren dann mehr Mandalas malen als alles andere. Ich habe dann jetzt angefangen, richtige Themengebiete zu erarbeiten (Kirche, Gleichnisse usw.) Das wurde von den Kindern natürlich mit Entsetzen aufgefasst (Wie bitte?! Wir sollen in Religion etwas schreiben?!) Ein Mädchen tat sich dabei besonders hervor mit Gemecker und Gezeter. Mittlerweile habe ich dir Gruppe ganz gut im Griff, allerdings gibt es auch wirklich oft eine Zusatzarbeit oder Kinder werden von der Arbeit mit Legematerial usw. ausgeschlossen, weil sie meinen sie müssen die Sachen durch die Gegend werfen oder sonstiges.
    Das oben erwähnte Mädchen arbeitete eine zeitlang richtig gut mit und erwähnte auch mir gegenüber, wie viel Spaß ihr der Religionsunterricht jetzt macht. In den letzten Wochen kam dann aber der Umschwung. Sie störte immer wieder den Unterricht, brüllte laut dumme Sachen durch die Gegend und ärgerte ihre Mitschüler indem sie sie beschimpfte oder schlug.
    Ich schrieb ihr daraufhin etwas ins Hausaufgabenheft mit dem Hinweis, die Eltern sollten den Kommentar bitte unterschreiben. In der nächsten Stunde kam sie zu mir und sagte rotzfrech, ihre Mutter hätte gesagt (wortwörtlich) "So einen Scheiß würde sie nicht unterschreiben."
    In einer der folgenden Stunden fing sich das Mädchen dann eine Strafarbeit ein, die sie in der nächsten Relistunde abgeben sollte.
    In der Stunde kam sie dann wieder mal grinsend mit ihrem HA-Heft nach vorne. Dort stand eine nette Mitteilung der Mutter, ihre Tochter würde diese Zusatzarbeit erst machen, wenn ich ihr (also der Mutter) mal 10 Gründe nennen würde, warum es immer ihre Tochter sei, die Ärger bekommt.
    Ich war baff. Habe ihr dann dazu geschrieben, dass sich ihre Tochter im RU nicht angemessen benehmen und den Unterricht und die anderen Kinder stören würde. Darauf kam nichts mehr, die Zusatzarbeit wurde zu Hause nicht gemacht und musste in einer Pause in der Schule erledigt werden.


    Dann war es eine zeitlang ruhig. Jetzt hörte ich heute von einer Mutter an meiner Stammschule (die Eltern in den Nachbardörfern haben natürlich kein anderes Thema), dass ich ja anscheinend eine ganz schreckliche Person sei (sie hats etwas netter formuliert...) Ich würde ja die Tochter von ihrer Bekannten nur schikanieren und das Kind wäre völlig fertig und hätte ja schon Schulangst wegen mir. Dabei wäre das doch so ein liebes Mädchen, dass noch nie Probleme in der Schule gehabt hätte (von der Klassenlehrerin des Mädchens weiß ich aber, dass sogar schon Bemerkungen auf dem Zeugnis standen von wegen das Kind würde sich nicht an die Schulregeln halten usw. und dass das Mädchen eben ständig wg ihres Verhaltens auffällt).
    Ich habe dann erstmal tief durchgeatmet und der Mutter dann freundlich aber bestimmt gesagt, dass es sicher besser sei, sie würde sich ein eigenes Bild von mir machen und dass jedes Elternteil das ein Problem mit mir hat gerne zum Gespräch kommen und ganz offen mit mir sprechen kann...


    Jetzt rege ich mich immer noch tierisch über solche Unverschämtheiten auf. Ich bin mir nämlich wirklich absolut keiner Schuld bewusst! Außerdem grüble ich die ganze Zeit, was dieses Mädchen wohl zu Hause von mir erzählt... Und ich ärgere mich dass ich mich als erwachsene Person noch gegen Anschuldigungen und Lügen von Kindern (3. Klasse übrigens) verteidigen muss und eigentlich auf verlorenem Posten stehe, weil die Mutter sicher nicht einsehen wird, dass ihre Tochter nun mal kein Engelchen ist...

  • Zitat

    Original von MelS
    [...| weil die Mutter sicher nicht einsehen wird, dass ihre Tochter nun mal kein Engelchen ist...


    Und da ist dein Problem. Solche Eltern gibt es überall und man muß einfach damit umgehen. Wenn du so schrecklich wärst, dann hätte kein Kind in der Klassen Lust auf Schule, oder?


    Einige Eltern können es nicht wahrnehmen, daß ihre Kinder kein Engelchen sind, weil sie einfach Könige/Königinnen zu Hause sind, davon bin ich überzeugt.


    Ich würde es dem SL sagen, sodaß es ihm bewußt ist...

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