Umgang mit Elternbeschwerden

  • Hallo ihr Lieben,


    bisher lief bei mir alles sehr glatt - in einem ländlichen Umfeld sind die SUS ja meist einfacher. Allerdings habe ich nicht bedacht, dass die Eltern auch eine absolute "Dorfmentalität" haben, d. h. sie lassen sich alles berichten, was man im Unterricht gemacht hat, klatschen und tratschen dann miteinander, verfälschen Aussagen, die man irgendwann mal gemacht hat und rennen dann damit zur SL.
    Meine SL hat zum Glück sehr besonnen reagiert - aber es ärgert mich trotzdem, dass ich mich für irgendwelche Kinkerlitzen rechtfertigen soll, warum z. B. kein Folienstift da war und solche Dinge. Ich finde auch, es steht den Eltern nicht zu, in den Unterricht einzugreifen - ich sage denen ja auch nicht, wie sie ihre Kinder erziehen sollen.
    Dann habe ich das Gefühl, dass man besonders kritisch beäugt wird, wenn man neu ist und offensichtlich auch noch Seiteneinsteigerin - weil die Eltern ja meine Vorgeschichte größtenteils mitbekommen haben. Andererseits geben nur wenige Kollegen zu, dass sie auch schon Beschwerden hatten (dabei weiß ich, dass es bei den meisten der Fall war), nur die neuen sind da offener.


    Wie sind eure Erfahrungen damit?

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Hallo Sonnenkönigin,


    meine Erfahrung ist: An etablierte Lehrer, die sich einen entsprechenden Namen gemacht haben, trauen sich kritiklustige Mamis und Papis nicht mehr so schnell ran; neue, unbeschriebene Blätter werden hingegen mal ganz gerne getestet/unter Druck gesetzt. Deshalb würde ich immer sehr klar und deutlich dagegenhalten, wenn die Kritik über das Ziel hinausschießt.


    Und dass Eltern Seiteneinsteiger ins Visier nehmen, geht m.E. auch nicht. Eine Ursache für den stellenweise herrschenden Lehrermangel ist doch, dass sich nicht mehr genug Leute finden, die den Job machen wollen (fragwürdige Bezahlung, schlechter Ruf, Arbeitsaufwand...). Wenn dann doch jemand bereit ist, sich zu engagieren, sollte man erstmal dankbar sein.


    Dass eine Schülerschaft im ländlichen Umfeld einfacher ist, würde ich übrigens nicht so sehen...

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • solche eltern haben wir zum teil auch. allerdings halten wir im kollegium auch sehr zusammen und haben rückendeckung durch die schulleitung.
    wenn eltern dann meinen, wegen solcher nichtigkeiten wie einem vergessenen folienstift den aufstand proben zu müssen, bekommen sie kontra.
    auch die eltern muss man sich "erziehen", geht aber nur wenn die schulleitung mitzieht.


    dass du als seiteneinsteigerin besonders kritisch beäugt wirst ist unangemessen. aber das ist wohl das los der lehramtsanwärter, seiteneinsteiger und "junglehrer".


    ich wünsche dir, dass du dich nicht zu sehr nerven lässt und "deine frau" stehst.


    bemerkung am rande: wir haben an unserer schule die erfahrung gemacht, dass die eltern hier teilweise versuchen, laut und unverschämt ihren willen durchzuboxen ("meine tochter hatte im mathetest einen blackout - eigentlich kann sie die aufgaben, geben sie ihr doch im nachhinein noch die punkte" - und das ca. eine stunde vor der haustür der kollegin - in immer schärfer werdendem tonfall). wenn es dann aber an das altehrwürdige gymnasium geht, kuschen und buckeln sie und sind die liebsten eltern der welt...

  • @ Billy Thomas: vielen Dank für deinen Zuspruch, das deckt sich mit meiner Sichtweise. An dieser Schule haben sich allerdings Eltern dafür eingesetzt, dass ich dahin komme, deshalb wundert es mich jetzt, dass auf einmal solche kleinkarierten Kritteleien kommen.
    Das stimmt, wenn man ein etablierter Lehrer ist, trauen sie sich nicht mehr so schnell an einen ran.
    Ich werde jetzt mit der Kritik offensiv umgehen - also so dumme Sachen wie den Folienstift lasse ich mal außen vor - einige Punkte werde ich aber in meinem Kursen ansprechen, damit die Kinder dann brav zuhause weitergeben, dass "etwas passiert" ist.
    Mache mir halt nur Sorgen über meine Beurteilung durch die SL - sie hat sich zwar größtenteils auf meine Seite gestellt, aber irgendwas bleibt ja immer hängen. Ich habe auch gesagt, dass ich natürlich bereit bin, an mir zu arbeiten und bestimmt auch ein Kern Wahrheit daran ist, dass ich die Vorgehensweise aber fragwürdig finde - wir hatten vor kurzem Elternsprechtag, da wurden diese Punkte mit keiner Silbe erwähnt und auch sonst nicht. Das heißt für mich, es handelt sich mal wieder um reine Stänkerei, damit der neue Lehrer sich bloß nicht so sicher fühlen soll.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Linna ja, das kann ich mir vorstellen, allerdings buckeln die am Gymi nur die erste Zeit und werden nachher wieder genauso.


    Im Grunde machen die uns ja nur Druck, weil sie selber Panik haben - dass ihr Kind keine Gymnasialempfehlung bekommt, dass es G8 nicht packt etc.


    Da sollen sie mal bei den wahren Verantwortlichen mobil machen und nicht bei uns!

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Zitat

    Original von Sonnenkönigin
    Linna ja, das kann ich mir vorstellen, allerdings buckeln die am Gymi nur die erste Zeit und werden nachher wieder genauso.


    schade für euch, beruhigt mich aber auch irgendwie.


    Zitat

    Im Grunde machen die uns ja nur Druck, weil sie selber Panik haben - dass ihr Kind keine Gymnasialempfehlung bekommt, dass es G8 nicht packt etc.


    kann ich unterschreiben.
    da wird im ersten schuljahr zum halbjahr schon gefragt, ob das kind denn später die gymnasialempfehlung bekommt. hä?!

  • Zitat

    Original von Sonnenkönigin
    An dieser Schule haben sich allerdings Eltern dafür eingesetzt, dass ich dahin komme


    Woraus man als Eltern ja bestimmte Machtkonstellationen ableiten könnte. Im Stile von: "Schön, wir haben dich also hergeholt, dafür nehmen wir dann jetzt auch mal den Einfluss, wie wir's für richtig halten."

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
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    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

    Einmal editiert, zuletzt von BillyThomas ()

  • aber ich könnte ja auch ganz schnell wieder abhauen, wenn es mir zu bunt wird.


    Wieso meintest du übrigens, dass ein ländliches Umfeld doch nicht so einfach ist? Wegen der Spießigkeit der Einwohner?

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Sonnenkönigin, geht es auch ein klitzekleines bisschen selbstkritischer?


    Die Landbevölkerung mal eben so pauschal als "spießig" zu bezeichnen finde ich schon recht happig. Und dass die Eltern dich unter Beschuss nehmen, weil du mal einen Folienstift vergessen hast, sorry, das kann nicht alles gewesen sein.


    Es ist ganz normal und fast unvermeidlich, dass am Anfang nicht alles so rund läuft. Aber Schüler und Eltern verzeihen vieles, wenn sie das Gefühl haben, dass man sich Mühe gibt und versucht, auf die Bedürfnisse der Schüler einzugehen und mit ihnen zu reden. Immer wieder. Das klappt nicht von heute auf morgen, da ist es vielleicht auch mal notwendig, sich eine Kollegin zu suchen, die vermittelt (solche Gespräche können Wunder wirken), das ist auch im Seminar immer wieder Thema usw.


    Ähum, und was hat das mit der Gymnasialempfehlung zu tun, du unterrichtest doch Sek II?


    Jedenfalls ist das der falsche Ansatz, sich vorzureden "die machen das nur, weil ..."


    Ein konstruktiver Ansatz wäre zu fragen: Was läuft hier? Was brauchen meine Schüler, was brauchen ihre Eltern, wo stehe ich und was ist jetzt zu tun?

  • Zitat

    Original von Piksieben
    Die Landbevölkerung mal eben so pauschal als "spießig" zu bezeichnen finde ich schon recht happig.


    Vielleicht könnte man etwas neutraler formulieren, dass die Weltsicht der Landbevölkerung sich in etwas eindeutiger formulierten gedanklichen Bahnen bewegt. Erlaube ich mir mal so einzuwerfen, als auf einem Kuhdorf im Oldenburger Münsterland aufgewachsenes Landei... ;)


    Ne (niemals mehr unter 350.000 Einwohnern!) le

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Tja, das mag ja sein, aber es ist eine billige Rechtfertigung, und es hat nichts mit pädagogischer Eignung zu tun, wenn man so abschätzig über andere urteilt.


    Wir sind gesetzlich verpflichtet, für respektvollen Umgang miteinander einzutreten. Das klingt überkorrekt, aber wir reagieren schließlich auch überempfindlich, wenn es mal wieder um "die Lehrer" geht, die über einen Kamm geschoren werden. Also bitte auch nicht "die Landbevölkerung".

  • Piksieben
    Irgendwie kriegst du immer alles in den falschen Hals, oder? Der Folienstift war nur ein Beispiel, auf welchem Niveau sich die Elternbeschwerden bewegten.
    Und darf ich deinen Worten entnehmen, dass du der Ansicht bist, wenn die sich beschwert haben, wird es schon einen Grund gehabt haben? Ich hoffe mal nicht, denn die beschweren sich über ALLES, nur halt nicht über jeden, die wissen schon, wo sie am ehesten noch was reißen können ...

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Ich glaube nicht, dass ich "alles" in den falschen Hals bekomme, aber deine Art, über "die" zu schreiben, stößt mir auf, und ich könnte mir gut vorstellen, dass das anderen Menschen in deinem Umfeld ähnlich geht wie mir.


    In so einem Forum schreibt man, um Anregungen zu bekommen. Dass das nicht immer Beifall ist, ist doch klar - das ist Sinn der Übung!


    Wenn sich viele beschweren, dann wäre es doch zumindest denkbar, dass es auch einen Grund gibt, oder? Nur so als Denkanstoß!

  • Zitat

    Original von Sonnenkönigin
    Ich hoffe mal nicht, denn die beschweren sich über ALLES, nur halt nicht über jeden, die wissen schon, wo sie am ehesten noch was reißen können ...


    Wenn sie sich wirklich über ALLES beschweren würden, dann würde dein Schulleiter wohl mal bei dir vorbei kommen und sich von der Situation selber ein Bild machen.
    Wenn du offensiv mit den Eltern umgehen möchtest, lade Sie doch ein deinem Unterricht mal beizuwohnen und sich ein Bild davon zu machen, dadurch wird die Situation eher entspannt als durch Dinge, die die Schülerinnen und Schüler von dir gesagt bekommen und eventuell wieder verfälscht weitergeben.
    Insgesamt solltest du aber entspannter werden, was deine Reaktionen auf Kleinigkeiten angeht. Wenn du einen Folienstift vergessen hast, dann ist das halt passiert, dafür wird niemand "Rechenschaft" verlangen. Wenn deine didaktischen Entscheidungen und Kompetenzen hinterfragt werden, dann solltest du das so wahrnehmen und entsprechend begründen können. Solche engagierte Eltern sind doch wünschenswert - nicht nur weil sie sich um ihre Kinder und deren Bildung kümmern, sondern auch weil man solche Eltern bei Projekten und anderen Dingen immer mal brauchen kann.


    Grüße
    Peter

  • Kommen die Beschwerden von 2-3 Eltern oder von allen?
    Bei meinen Hauptschülern denke ich mir immer mal wieder: "Und die werden dann mal erwachsen, sind dann Eltern - aber werden sich wohl nicht ändern ..." :tongue:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Es waren natürlich keine gravierenden Dinge und wohl nur Einzelfälle - ich war aber schon vorgewarnt, weil mein Kollege bereits wegen des Einsatzes von Computerspielen im Unterricht bitterböse Beschwerden bekommen hat.
    Ich finde einfach, dass es Aufgabe der SL ist, die Eltern dahingehend zu erziehen, erst das Gespräch mit dem betreffenden Lehrer zu suchen und sich erst eine Etage höher zu orientieren, wenn sie nicht mehr weiterkommen.
    Außerdem sollten Lehrer offener damit umgehen und es nicht als Kränkung des "Berufsethos" ansehen.
    Ich finde, Eltern haben bei didaktischen und fachlichen Entscheidungen nichts mitzureden, außer, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Kinder überhaupt nichts lernen, und das dürfte wohl in den seltensten Fällen zutreffen.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Piksieben: es haben sich nicht viele beschwert, auch wenn du dir das vielleicht wünschst, es waren wohl 2 Leute, die etwas in den falschen Hals bekommen haben. Statt das direkte Gespräch zu suchen, ging es nun den Umweg über die SL, was die Sache sehr verkompliziert hat.


    Es geht hier nicht um meine Wenigkeit, sondern um ein generelles Problem.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Peter Ka
    Nein, solche Eltern brauche ich wirklich nicht. Und sie können mir nichts helfen oder sollen sie vielleicht ein 100er Pack Folienstifte bereit halten?

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Also entwerder hat man "asi" Schüler oder "asi" Eltern.
    Ich habe "asi" Schüler werde aber betsimmt selber ein "asi Elter" sein.

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