Sprachkolleqium vor dem Ref?!

  • Hallo Zusammen,


    ich habe heute eine Email bekommen, bei dem ich zum Sprachkolleqium eingeladen worden bin. Da ich einen Migrationshintergrund habe, muss ich zum gegebenen Termin einen Text vorlesen und anschließend ein Thema 10 Min. frei vortragen.


    Bei den Themen habe ich 3 zur Auswahl. Hat jemand schon Erfahrung damit gemacht? Was für Themen waren das?


    Nebenbei muss ich ehrlich sagen, dass es eine Frechheit ist, jemanden in solch einen Kurs einzuladen. Schlißelich bin ich hier aufgewachsen und auf die Schule gegangen.


    Viele Grüße
    Azami

  • Wow, das finde ich ehrlich auch ganz schön daneben! Schließlich hast du die gleiche Qualifikation wie alle anderen Bewerber auch, nämlich dein Staatsexamen. Und mich fragt doch auch keiner mehr, ob ich gut genug Englisch kann um zu unterrichten!? Einem Bekannten von mir wurde bei der mündlichen Prüfung sogar gesagt, dass sein Englisch nicht ausreichend sei! Bestanden hat er trotzdem. Naja ärger dich nicht, geh hin und zeig denen die kalte Schulter. Armes Deutschland, dass es sowas gibt :neenee:

  • Ich kenne die genauen Umstände hier natürlich nicht. Dennoch muss ich sagen, dass ich durchaus Referendare mit Migrationshintergrund erlebt habe, die starke sprachliche Probleme hatten- diese liefen dann natürlich auch auf ebenso große inhaltliche Schwierigkeiten hinaus.
    Bei mir war es ein Physik-Referendar. Gerade Physik ist ein Fach, dessen Inhalte vielen wohl nicht gerade in den Schoß fallen. Dass dann jemand versucht hat, uns diese Inhalte zu vermitteln, der das rein sprachlich nicht schaffen konnte, war nicht hilfreich.


    Insofern denke ich, dass es letztendlich besser ist, auch künftige Lehrer/innen mit Migrationshintergrund, die gut Deutsch sprechen, zu solchen Terminen einzuladen, anstatt eben auch solche problemlos durchkommen zu lassen, die das nicht können (und es geht hierbei nicht um Kleinigkeiten wie einen falschen Kasus oder so).


    Es schadet dir ja nicht, dorthin zu gehen; es schadet den SuS aber, wenn du schlecht Deutsch sprechen solltest.

  • Erstmals danke für die Antworten.


    Das kann ich verstehen. Ich denke, jeder Leherer macht ab und zu Fehler beim Sprechen. Dies ist jedoch nicht so gravierend, nehme ich an. Wenn jedoch jemand nicht in der Lage ist, einen Satz zusammen zukriegen, dann sind solche Kurse natürlich eher angebracht.


    Zumindest sollte man doch von jemanden gute Deutschkenntnisse erwarten können, wenn er in D aufgewachsen ist.


    Fred1
    Waren es bei den Referendaren, die Du erlebst hast, gravierende sprachliche Probleme? Worauf ich hinausziele möchte ist, konnte man sie noch verstehen? Oder lag das Problem hauptsächlich bei der Grammatik?


    Viele Grüße

  • ... außerdem hast du die Fächer Mathe und Informatik und nicht Deutsch; also finde ich es erst recht unpassend so etwas einzufordern!
    Kann total verstehen, dass dich das irgendwie trifft! :(

  • Zitat

    Original von Mooonaaa
    ... außerdem hast du die Fächer Mathe und Informatik und nicht Deutsch; also finde ich es erst recht unpassend so etwas einzufordern!
    Kann total verstehen, dass dich das irgendwie trifft! :(


    Auch und gerade in Mathe und Physik mit abstrakten Inhalten muss man sich verständlich ausdrücken.
    Auch ich kann verstehen, dass man sich von so einer Prüfung ver*** fühlt, habe aber auch schon Leute erlebt, die zwar das 1. Staatsexamen hatten, aber so große sprachlich Schwierigkeiten, dass es für alle Seiten wohl besser gewesen wäre, sie wären nicht in die Schule gegangen.


    Abgesehen davon: Könnte das nicht ein Fake sein? Behördenpost per Mail kommt mir schon sehr komisch vor, habe ich noch nie erlebt.

  • http://www.rp.baden-wuerttembe…sche_Sprachpruefungen.doc



    Allerdings wundert es mich schon, dass eine an einem deutschen Gymnasium erworbene Hochschulzugangsberechtigung und ein an einer deutschen Universität erworbenes Staatsexamen nicht als Nachweis deutscher Sprachkenntnisse reicht. Die Regierung scheint nicht wirklich an die Qualität ihrer eigenen Bildungsinstitutionen zu glauben...

  • Natürlich - ein Lehrer muss seine Inhalte auch sprachlich vermitteln können.


    Aber kurz vor dem oder am Anfang des Ref?
    Da wäre es doch sinnvoller, das mit dem ersten Unterrichtsbesuch zu verknüpfen - die Fachleiter sollen so nebenher darauf achten, ob das sprachliche Ausdrucksvermögen ausreichend ist, fertig.
    Dafür nochmal eine extra Prüfung anzusetzen, finde ich überzogen.
    Das ist unnötige Zusatzarbeit für Prüfunglinge, für die Prüfer und für die Verwaltung.

  • Ja, die Art und Weise dieser Kontrolle finde ich auch sehr befremdlich. Da wäre es sinnvoller, so etwas früher zu machen.



    Bei mir hatten die Referendare insgesamt große sprachliche Probleme. Die Grammatik war insgesamt eher schlecht, Wortschatz und Aussprache ebenso.
    Ich glaube, dass viel daran gescheitert ist, dass der Referendar in Physik nicht vermitteln konnte, was er meinte- über seine fachliche Kompetenz kann ich nichts sagen.

  • Nun, es gibt immer kleine Zumutungen. Könnte jetzt auch ein paar nennen, durch die auf dem Weg zum Job durchmusste ;-). Man kann es nur mit Humor nehmen und schnell hinter sich bringen. Wenn man es positiv sieht, muss man sagen: BW nimmt die Dinge halt ernst, man ist eben überkorrekt. Aber das hat letztlich auch Vorteile, von denen man (hoffentlich) irgendwann profitiert.


    Das Gefühl der Kränkung kann ich trotzdem gut verstehen - wer möchte schon nach jahrelanger Qualifikation auf Grundschulniveau heruntergestuft werden (einen Text vorlesen).


    Erinnert mich an den Vorsitzenden des zentralen Prüfungsamts an einer NW-Uni, der sich bei den Klausuren zum ersten Staatsexamen immer die Leute vorgenommen hat, die ein paar Minuten zu spät kamen - und sie erstmal vor versammelter Mannschaft fertig gemacht hat. Tenor: "Als Lehrer blablabla - zu blöd um die Uhr zu lesen." Weiß übrigens nicht, wann der zum letzten Mal eine Schule von innen gesehen hatte ;).

  • Solch einen Test könnte ich mir vielleicht bei Referendaren vorstellen, die erst mit 14 Jahren oder so nach Deutschland emmigriert sind. Jedoch finde ich es ungerecht, dass man jemanden zum Sprachkolleqium einlädt, der wie jeder Bürger ohne Migrationhintergrund den normalen Schulweg durchlaufen hat.


    Entweder sollte man dieses Kolleqium bei allen Referendaren machen oder es unterlassen. Was mich jetzt nochmal aufgregt ist, dass man sich die ganzen Unterlagen für die Bewerbung anschaffen muss (Erste-Hilfe-Kurs, Amtsarzt etc.), die meistens mit Kosten verbunden sind und falls irgendwas schief laufen sollte, war alles für den Katz. :-(.


    Es ist einfach zum Heulen.

  • @Azami
    Du solltest dich nicht sorgen - korrekte Hypotaxen, Zeichensetzung, Groß- und Kleinschreibung und sogar der Konjunktiv(!) Das ist besseres Deutsch, als ich im Internet und sogar hier von manchem Studenten/Referendar gelesen habe. :)


    Das wird für dich eine pro forma-Prüfung. Mach sie einfach und lass nicht zu, dass es dich belastet.


    Nele


    (Wenn ich allerdings kleinknickerig über das Latein meckern dürfte: "Kolloquium" von "colloquor, -ui, locutus sum = miteinander reden, etw. besprechen") ;)

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  • Um dem Ganzen einen positiven Aspekt abzugewinnen:


    Es ist eine Prüfungssituation.


    Je öfter du sowas übst, desto sicherer bist du bei denen, die wirklich wichtig sind.
    Diese ist theoretisch natürlich auch wichtig, praktisch weißt du aber schon, dass du sie erfolgreich bestehen wirst - die werden jemand nicht deswegen nicht zulassen, weil er irgendwelche grammatischen Fachbegriffe nicht kann o.Ä., sie wollen nur nachprüfen, ob jemand im "normalen Rahmen" deutsch kann.
    Und da du das kannst, sieh es als Chance, bei solchen Prüfungssituationen locker zu werden oder es zu bleiben und mit dem Stress umzugehen.
    Dadurch hast du eine Prüfung mehr als deine Mitreffis, also einen (minimalen) Vorteil.

  • Ja, das ist wirklich sehr unfair. Ich selbst bin nämlich erst mit 14 Jahren nach Deutschland, sprach vorher auch kein Deutsch. Da ich allerdings die deutsche Staatsbrügerschaft habe, musste ich keine Sprachprüfung machen (die ich natürlich trotzdem bestanden hätte:-) ).
    Ich kann deinen Frust verstehen! Aber mach dir keine Sorgen wegen der Prüfung! Die ist bestimmt nicht schlimm!

  • Hab das Kolloquium bestanden :-).


    Das waren Themen wie: Stuttgart 21, Hat Informatik einen Bildungswert? Und irgendwas von Herman Hesse. Naja, ein Problem weniger.

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