Auf wen verlassen?

  • Mein Freund ist durch seine UPP gefallen (4,0 und 5,0). Da er gute Vornoten hatte (alle im Zweier-Bereich), bin ich geschockt. Insbesondere weil beide Stunden nach seinem Eindruck eigentlich gut gelaufen sind und auch seine beiden Fachlehrer das ähnlich sahen.


    Was im Einzelnen schief gelaufen ist, wird sich nach Einsicht in die Prüfungsakte und im intensiven Gespräch mit dem Seminarleiter hoffentlich besser aufklären lassen. Die Begründung der Kommission und das erste Gespräch mit dem Seminarleiter hat noch nicht die tiefe Erkenntnis gebracht. Angeblich wären aber u.a. nun erstmals auch eklatante Fehler in der Stundenplanung aufgetreten.


    Nur auf wen soll man sich denn in Zukunft verlassen können, wenn man Fehler angeblich das erste Mal macht und wenn diese keinem Fachlehrer vorher auffällt? Wem habt ihr eure Stundenplanung im Vorfeld alles gegeben? Auf wessen Urteil/Hilfe kann man sich denn da überhaupt verlassen? Soll man sein Konzept so vielen wie möglich zeigen, um darauf zu hoffen, dass irgendjemand was auffällt?


    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Tipps, Trost und Erfahrungen sind willkommen.

  • Ganz allgemein gesagt würde ich schon sagen, dass es mehrere vertrauenswürdige Fachlehrer ausreichen sollten, um ein Konzept zu begutachten.


    Man muss dazu natürlich sagen, dass das Konzept selbst nicht mit dem Unterricht selbst gleichzusetzen ist.
    Was auf dem Papier funktioniert, muss in der Realität noch lange nicht so klappen.
    Wenn der Fachlehrer denkt, in der zweiten Phase wäre Lernziel X gut zu erarbeiten, der Konzeptersteller es aber für etwas anderes einsetzen will, liegt da ein Missverständnis vor.

  • Hilbert Meyer und Werner Jank (in "Didaktische Modelle") meinen zur Bewertung von Prüfungsstunden:


    "Sie müssen immer bedenken, dass es sich bei der Urteilsbildung um einen ganzheitlichen und grundsätzlich subjektiv eingefärbten Prozess handelt, der nur ansatzweise formalisierbar ist. Was folgt daraus? Eine stromlinienförmige Vorbereitung, die den unterschiedlichen Erwartungen aller drei oder vier Prüferinnen und Prüfer gleichermaßen gerecht wird, ist offensichtlich unmöglich. Also sollten Sie sich nicht zum Diener vieler Herren machen, sondern Ihre eigene Linie durchzuhalten versuchen."


    Und bei Licht betrachtet: Haben wir denn die Wahl? Wenn man auf alles hören würde, was einem so geraten wird, dann wird man völlig handlungsunfähig. In der Prüfungssituation ist so vieles unkalkulierbar.


    Gibt es einen Trost? Es gibt einen neuen Anlauf, eine neue Chance, und dann auch die, auch an Niederlagen zu wachsen und zu lernen.

  • Zitat

    Sie müssen immer bedenken, dass es sich bei der Urteilsbildung um einen ganzheitlichen und grundsätzlich subjektiv eingefärbten Prozess handelt, der nur ansatzweise formalisierbar ist.


    Man könnte auch sagen: Um einen willkürlichen Prozess.


    Es würde mich interessieren, um welches Bundesland es geht. Ich würde auf NW tippen, lasse mich aber gerne überraschen.

  • Zitat

    Original von unter uns
    Man könnte auch sagen: Um einen willkürlichen Prozess.


    Es würde mich interessieren, um welches Bundesland es geht. Ich würde auf NW tippen, lasse mich aber gerne überraschen.


    Was hat das mit dem Bundesland zu tun? Sind die Prüfungen so verschieden?

  • Zitat

    Was hat das mit dem Bundesland zu tun? Sind die Prüfungen so verschieden?


    Ich weiß nicht, wie bundeslandspezifisch die Dinge sind, aber ich höre Berichte wie den hier sehr häufig aus NW. Vielleicht liegt es daran, dass NW das bevölkerungsreichste Land ist, aber vielleicht liegt es auch am System.


    Für die Ausbildung in BW kann ich nur sagen, dass keine Vornoten existieren. Dies mag Nachteile haben, aber wenigstens gibt es nicht die Leute, denen bestätigt worden ist, dass sie alles gut machen - und die dann an einem Tag plötzlich erfahren, dass alles Schall und Rauch war.

  • Es liegt auch am System. In der Prüfung sind Prüfer aus den verschiedensten Seminaren anwesend, die Ihre Schützlinge auf unterschiedlichste Art und Weise ausgebildet haben, da sind Konflikte vorprogrammiert. Es ist ja nicht so, das wir alle nach objektiven Kriterien ausgebildet werden, was denn nu guter Unterricht ist...

  • Zitat

    Für die Ausbildung in BW kann ich nur sagen, dass keine Vornoten existieren. Dies mag Nachteile haben, aber wenigstens gibt es nicht die Leute, denen bestätigt worden ist, dass sie alles gut machen - und die dann an einem Tag plötzlich erfahren, dass alles Schall und Rauch war.


    Das wiederum finde ich nun äußerst fragwürdig. Nach zwei Jahren können die Ausbilder doch besser einschätzen, ob jemand für den Beruf geeignet ist als eine Prüfungskommission, die nur eine Momentaufnahme sieht und auf dieser Grundlage über die Zukunft des Prüflings entscheidet.

  • Zitat

    Das wiederum finde ich nun äußerst fragwürdig. Nach zwei Jahren können die Ausbilder doch besser einschätzen, ob jemand für den Beruf geeignet ist als eine Prüfungskommission, die nur eine Momentaufnahme sieht und auf dieser Grundlage über die Zukunft des Prüflings entscheidet.


    Versteh ich nicht. Schrieb ich etwas über Kommissionen? Ich schrieb nur, dass es keine Vornoten gibt.


    In BW gilt bezüglich der Kommissionen: Es gibt zwei Prüfungen, eine pro Fach, davon ist eine eine Fremdprüfung (bei uns durchgeführt von einem Fachleiter aus dem eigenen Studienseminar), eine beim eigenen Fachleiter. Dasselbe gilt, soweit ich sehe (aber ich bin nicht 100 Prozent auf dem Laufenden) in NW auch.

  • Zitat

    Original von unter uns


    Versteh ich nicht. Schrieb ich etwas über Kommissionen? Ich schrieb nur, dass es keine Vornoten gibt.


    In BW gilt bezüglich der Kommissionen: Es gibt zwei Prüfungen, eine pro Fach, davon ist eine eine Fremdprüfung (bei uns durchgeführt von einem Fachleiter aus dem eigenen Studienseminar), eine beim eigenen Fachleiter. Dasselbe gilt, soweit ich sehe (aber ich bin nicht 100 Prozent auf dem Laufenden) in NW auch.


    Das war nicht immer so. Ich habe nur fremde Prüfer gehabt. Leute, die kein einziges Mal in meinem Unterricht waren, die keine Ahnung von meiner Klasse hatten, die mich nicht kannten, die zum Teil sich auch nicht mit meinem Fach auskannten. Gut, dass das geändert wurde. Das war nämlich WIRKLICH fragwürdig.

  • Zitat

    Original von unter uns
    In BW gilt bezüglich der Kommissionen: Es gibt zwei Prüfungen, eine pro Fach, davon ist eine eine Fremdprüfung (bei uns durchgeführt von einem Fachleiter aus dem eigenen Studienseminar), eine beim eigenen Fachleiter. Dasselbe gilt, soweit ich sehe (aber ich bin nicht 100 Prozent auf dem Laufenden) in NW auch.


    Nein, das gilt in NRW nicht. Es gibt zwei unterrichtspraktische Prüfungen plus ein Kolloquium, die von einer 4-köpfigen Kommission durchgeführt werden, von denen drei Prüfer "fremd" und einer bekannt ist. Die Note bestimmt sich nach einem ziemlich komplizierten Berechnungsverfahren aus Vornoten und Prüfungsnoten.


    Praktisch bedeutet das, dass durchaus eine der Prüfungsstunden "mangelhaft" sein darf, ohne dass man durchfällt - wenn die Vornote in dem Fach mindestens 3 ist und die andere Prüfungsstunde auch.

  • unter uns & nuki:


    Wäre auch möglich, dass ihr Äpfel mit Birnen vergleicht - Nuki ist Primarstufe, unter uns Sek I/II.
    Kann es sein, dass es nicht nur in verschiedenen BL, sondern auch an verschiedenen Schulformen unterschiedlich geregelt ist?

  • Zitat

    Nein, das gilt in NRW nicht. Es gibt zwei unterrichtspraktische Prüfungen plus ein Kolloquium, die von einer 4-köpfigen Kommission durchgeführt werden, von denen drei Prüfer "fremd" und einer bekannt ist. Die Note bestimmt sich nach einem ziemlich komplizierten Berechnungsverfahren aus Vornoten und Prüfungsnoten.


    Aha, danke, jetzt bin ich im Bilde.


    Aber darum ging es mir gar nicht. Mir ging es nur um Folgendes: Von massiven Abweichungen zwischen Vorbenotung und Note am Examenstag höre ich häufig aus NW. Ich erlaube mir deshalb zu vermuten, dass das System in NW solche Abweichungen (mit) produziert. Es handelt sich, wie ich schon schrieb, um eine Vermutung.


    Sei dies, wie es sei, der Thread ist ja nun mehr oder weniger nicht mehr aktuell, da es keine weiteren Angaben der Threadstarterin gibt.


    Zitat

    unter uns & nuki: Wäre auch möglich, dass ihr Äpfel mit Birnen vergleicht


    Ja, stimmt schon. Ursprünglich ging es hier mal um Sek II, meine ich.

  • Doch doch, das Thema ist noch aktuell! Ich bin einfach nur verwirrt, weil sich das System so willkürlich anhört und in euren Beiträgen wurde mein Eindruck ja noch verstärkt.


    Es handelt sich tatsächlich um NRW. Theoretisch kann es ja passieren, dass mein Freund seine neuen 4 UB wieder gut benotetet bekommt, alles im grünen Bereich und dann zack - die Prüfungskommission lässt ihn durchfallen. Ich frage mich nur, was mein Freund denn vor der nächsten UPP machen kann/soll.


    Beim Prüfungstag selbst gibt es ja viele, unbekannte Größen, die man nicht unbedingt beeinflussen kann. Aber wenigstens die Stundenplanung sollte doch irgendwie "wasserdicht" gemacht werden. Nur wie kriegt man das hin, wenn die eigenen Fachlehrer keine Fehler sehen, die Prüfungskommission aber schon.

  • Die Prüfer kommen von verschiedenen Seminarorten und Schulen. Man weiß wirklich nicht, wie die gerade so drauf sind, und so richtig wasserdicht kann man die Sache wohl auch nicht machen. Gibt ja immer was zu meckern.


    Wenn die Vorbenotung in beiden Fächern bei 3 liegt, kann man aber eine Prüfungsstunde in den Teich setzen, sofern man mit der anderen ausgleicht.


    Es wäre schon gut, herauszufinden, warum gleich beide Stunden so schlecht bewertet wurden. Wenn die nächsten UBs gut laufen, dann klappt es bestimmt im zweiten Anlauf. Die Kommission wird ja neu gebildet und sollte noch nicht einmal wissen, dass jemand die Prüfung wiederholt.


    Aber, hm, ich habe meine Prüfungsentwürfe gar nicht groß mit anderen besprochen. Ich denke, es ist auch eine gewisse Gefahr, da alle möglichen Leute mitreden zu lassen. Ich glaube, man kann überhaupt keine Stunde gut halten, die man nicht hundertprozent selbst entworfen und gestaltet hat - und ich bin sicher, Zuschauern stößt es auf, wenn man eine Stunde hält, die man gar nicht überzeugt vertreten kann. Ich will gar nicht unterstellen, dass dein Freund das gemacht hat, aber es wäre vielleicht eine Richtung, in die man denken könnte. Also eher: Auf niemanden verlassen. Hören, was die Ausbilder einem sagen, aber dann selbst entscheiden.

  • Zitat

    Theoretisch kann es ja passieren, dass mein Freund seine neuen 4 UB wieder gut benotetet bekommt, alles im grünen Bereich und dann zack - die Prüfungskommission lässt ihn durchfallen.


    Hier hilft nur die Statistik. Die Chance, dass so etwas zweimal passiert, ist sicher klein. Daher: Einfach machen.


    Zitat

    Also eher: Auf niemanden verlassen. Hören, was die Ausbilder einem sagen, aber dann selbst entscheiden.


    Seh ich auch so.


    Wenn ihr Sicherheit wollt, würde ich den Beruf oder das Bundesland wechseln. Das klingt zynisch, ist aber nicht böse gemeint. Offenbar ist es möglich, über einen längeren Zeitraum gute Leistungen zu erbringen und dann als unfähig "entlarvt" zu werden.

  • Zitat

    Offenbar ist es möglich, über einen längeren Zeitraum gute Leistungen zu erbringen und dann als unfähig "entlarvt" zu werden.


    Das ist aber ein allgemeines Prüfungs-, ja Lebensrisiko. Ich glaube nicht, dass sich das durch einen Wechsel des Bundeslandes umgehen lässt.


    Das ist ja bei der Führerscheinprüfung nicht anders. Der Fahrlehrer findet, man hat genug Übungsstunden gehabt, aber dann biegt man einmal falsch ab und vergeigt die Prüfung.


    So kann es auch passieren, dass eine Prüfung abgebrochen wird, weil jemand Sicherheitsvorschriften nicht beachtet hat - und aus die Maus.


    Da hilft nur: Neues Spiel, neues Glück.

  • Zitat

    Ich glaube nicht, dass sich das durch einen Wechsel des Bundeslandes umgehen lässt.


    Nun, das hatte wohl auch eher Witz-Charakter, da sicher nicht praktikabel.


    Das mit dem "allgemeinen Lebensrisiko" ist natürlich richtig - und auch wieder nicht. Wir reden hier wohl nicht über potentiell desaströse Fehler a la "rote Ampel überfahren" - was wäre da auch das schulische Äquivalent? Dem Schüler am Examenstag eine gescheuert?


    Hier dürfte es eher um mehr oder weniger kriteriengestützte (oder kriterienlose) Versuche gehen, das komplexe Geschehen "Unterricht" (bzw. genauer: "Unterrichtsstunde") irgendwie bewertbar zu machen. Und da scheint alles möglich zu sein.

  • Zitat

    Das mit dem "allgemeinen Lebensrisiko" ist natürlich richtig - und auch wieder nicht. Wir reden hier wohl nicht über potentiell desaströse Fehler a la "rote Ampel überfahren" - was wäre da auch das schulische Äquivalent? Dem Schüler am Examenstag eine gescheuert?


    Sowas gibt es schon. Habe ich gehört. Echt.


    Zum Beispiel, wenn man beim Schwimmunterricht die Aufsichtspflicht verletzt. Oder andere Sicherheitsbestimmungen missachtet.


    Abgesehen davon hast du natürlich recht, und das ist ja, wie ich oben zitierte, auch schon bei Hilbert Meyer angekommen: Das Prüfungsgeschehen ist schwer kalkulierbar.

  • Zitat

    Original von Ummon
    unter uns & nuki:


    Wäre auch möglich, dass ihr Äpfel mit Birnen vergleicht - Nuki ist Primarstufe, unter uns Sek I/II.
    Kann es sein, dass es nicht nur in verschiedenen BL, sondern auch an verschiedenen Schulformen unterschiedlich geregelt ist?


    Ja, aber ich habe auch Lehramt für Grund- UND Hauptschule studiert, somit also durchaus auch Sek 1 zu unterrichten.
    Aber Sek 2 nicht, das stimmt.
    Ich kann es also nur für Gs und HS sagen, Realschule und Gymnasium nicht.

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