Was mache ich bloß mit... nennen wir ihn... Kevin?
Ich habe eine dritte Klasse und die Kinder sollen den ersten Aufsatz schreiben. Kleinere Geschichten vorher sind schon geschrieben worden... aber nun sollen sich die Kinder eine Geschichte selbst ausdenken und aufschreiben... wie das halt so ist, beim Aufsatz.
Als Übung habe ich die Kopiervorlagen aus Spannungsbogen aus dem Finken Verlag benutzt... ich finde, das ist gut aufbereitetes Material, das die Kinder zu diesem Zaubermärchen heranführt.
Alles ist also geübt... die Kinder kennen unterschiedliche Satzanfänge, Wortfelder sind geübt, die Kinder wissen was eine Einleitung, ein Hauptteil ein Schluss ist, sie wissen, was sie schreiben sollen.... ein Zaubermärchen...
Alle schreiben... nur Kevin nicht.
Ich rede auf Kevin ein... ich gehe mit ihm nochmal durch, was er schreiben soll... ich erkläre, ich rede... ich erzähle ihm sogar nochmal ein ganzes Zaubermärchen... Kevin redet nicht... Kevin schreibt nicht...
Kevin kramt irgendwann in seinem Schultornister und gibt mir schließlich einen Zettel ab. Darauf steht ein schönes Zaubermärchen... aber das hat seine Mutter formuliert. merkt man ganz genau.
Hm... Kevin... eine schöne Idee ist das... toll, dass du dir zu Hause Gedanken gemacht hast... schreib die doch nun hier auch auf.
Kevin schreibt sein Zaubermärchen nochmal ab.
Öhhhmm... nein... Kevin... schreib es doch aus dem Gedächtnis... in deinen eigenen Worten. Und damit dir das leichter fällt, lege ich dein Heft mal hier aufs Pult...
Seitdem schreibt Kevin nichts mehr.
Nicht für Geld und nicht für gute Worte.
Kevin spricht auch nicht mit mir darüber.
In Mathe und allen anderen Fächern macht er ganz normal mit... aber in Deutsch sitzt er und verweigert. Mit der Mutter habe ich gesprochen... sie gibt zu, das Zaubermärchen für ihren Sohn geschrieben zu haben... hach, Frau caliope, er kann halt nicht Geschichten schreiben, das fällt ihm so schwer.
Ja, scheint mir auch so...
Er kanns ja als Idee nutzen und es in eigenen Worten schreiben... aber ich kann doch nicht Mutters Märchen benoten?
Aber Kevin schreibt nichts...
Das kann ich natürlich benoten... kein Märchen = ungenügend
Aber damit fühle ich mich nicht gut.
Ich kenne sowas gar nicht. Selbst meine LRS-Kinder schreiben ein Zaubermärchen... auch die Kinder mit rudimentären Deutschkenntnissen schreiben... alle schreiben... nur Kevin nicht. Auch aus früheren Durchgängen kenne ich das nicht.
Hattet ihr auch mal so einen Aufsatzverweigerer?
Und habt ihr vielleicht noch eine Idee, wie ich Kevin bewegen kann, doch noch seinen Aufsatz zu schreiben?
Mein Drittklässler verweigert den Aufsatz...
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Typisch Kevin.
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Kevin hat heute doch noch geschrieben.
Immerhin kein ungenügend.
Er hat nicht überarbeitet, hat nicht auf Rechtschreibung kontrolliert... alles zusammen ist nichtmal eine halbe Seite lang... also ganz sicher auch nicht besser als ausreichend... wenn überhaupt.
Aber immerhin steht da was... -
Mensch, das habe ich echt auch noch nie erlebt...
Wie war es denn in den Jahren davor? Hat er denn da geschrieben?
Die Aufsatz-Situation kommt ja noch öfter.
Vielleicht lag's am Märchen?
Gruselgeschichte, Zeitungsbericht, (Fahrrad)beschreibung - hoffentlich hat er da nicht auch solche Schreibblockaden und es lag nur an der Textgattung?!
LG pinacolada -
Früher hätte man da wohl gesagt: Du schreibst nicht, also ist es ungenügend.
Über die kleine Seele und die Gründe für die Schreibverweigerung hätte man sich wenig Gedanken gemacht. Wahrscheinlich hätte Kevin damals auch irgendwann gemerkt, dass er mit der Blockadehaltung nichts erreicht (außer 6ern) und hätte angefangen zu schreiben. Ob dadurch seine Seele viel Schaden erlitten hätte?
Ich tendiere aber auch dazu, mir (zu) viele pädagogische Gedanken um einzelne Kinder zu machen. Nur leider kann ich das nicht für jedes Kind leisten...
Tipps für den Umgang mit deinem Zaubermärchenschreibverweigerer habe ich aber auch nicht, außer abwarten...
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Warum willst du denn die Leistung von deinem Kevin überhaupt benoten? Bei uns (auch NRW) bekommen die Kinder im 3. Schuljahr 1. Halbjahr noch keine Noten für Aufsätze. Darunter steht dann nur, welche Kriterien schon erfüllt werden und wie man die Geschichte verbessern könnte. Auch auf dem Zeugnis wird nur der mündliche Sprachgebrauch bewertet, erst im zweiten Halbjahr kommt der schriftliche Sprachgebrauch dazu.
Vielleicht hilft es Kevin aber, wenn er zunächst kürzere Absätze schreibt, z.B. nur das Ende von einem Zaubermächen oder nur die Einleitung. Dann steht er nicht vor der riesigen Aufgabe, eine ganze Geschichte präsentieren zu müssen. Aber wenn er richtig verweigert, wird es natürlich schwer. -
Kann Kevin nicht vielleicht erst einmal den Inhalt auf ein Diktiergerät aufsprechen? Vielleicht löst sich die Schreibhemmung. Für mich wäre das erste Lernziel, die Schreibhemmung zu lösen....
flip
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Erst mal mit 'ner Bildergeschichte anfangen?? :-/
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