An alle Fremdsprachen-SekII-Lehrer

  • Hallo Leute!


    Letztens hatte ich auf einer Französisch-Fortbildung eine Kollegin getroffen, die von ihrem LK die Literatur meist vor deren unterrichtlicher Behandlung in den Ferien lesen lässt. Es gehen also (im Idealfall) alle Schüler mit entsprechenden Kenntnissen an die Arbeit mit der neuen Lektüre.
    Das hatte mich anfangs gewundert, aber nagut, das kann man natürlich machen, warum auch nicht? Es ist nicht das erste Mal, dass ich sowas höre, aber die meisten meiner Fachkollegen in meiner Schule machen das nicht.


    Also, als Vorteile sehe ich:
    1. Die Schüler bekommen auf diese Weise vielleicht einen "natürlicheren" Umgang zu fremdsprachlicher Lit.
    2. Die Schüler kennen schon die Handlung, und deshalb kann man im Unterricht mehr in die Details gehen, auf Kleinigkeiten eingehen, die die eine oder andere Wendung schon andeuten. Vieles sieht man ja oft erst beim zweiten Lesen.
    3. Man schafft mehr Texte, kann auch noch mehr andere Sachen als nur die Pflichttexte machen.


    Als mögliche Nachteile sehe ich:
    1. Die Schüler wollen auch Ferien haben. Man ist nicht an der Uni...
    2. Auf kreative Aufgaben, die darauf aufbauen, dass man eben noch nicht die Fortsetzung kennt, muss man dann verzichten(?)
    3. Selbst im LK sind ja dann doch nicht alle derart Feuer und Flamme, dass sie das auch wirklich machen. (Aber diejenigen, die die Lit nicht lesen, würden sich wohl anderweitig über den Inhalt informieren.)
    4. Die Texte sind nicht mehr spannend, weil das Ende schon feststeht. Nur noch die Cracks beschäftigen sich gern ein zweites Mal damit.



    Mich würde neben eurer "allgemeinen" Meinung dazu besonders interessieren, wie ihr dann den Unterricht anlegt. Was macht ihr für (kreative) Sachen, bei denen es nicht stört oder sogar gut ist, dass die Schüler schon die Fortsetzung und das Ende kennen? Ich hoffe, man kann allgemein darauf antworten.


    Vielen Dank im Voraus für eure Beiträge.


    Hamilkar

  • Zitat

    Original von Hamilkar


    Letztens hatte ich auf einer Französisch-Fortbildung eine Kollegin getroffen, die von ihrem LK die Literatur meist vor deren unterrichtlicher Behandlung in den Ferien lesen lässt.


    Bei uns in der Ref.-Ausbildung wurde dies auch bevorzugt empfohlen, hauptsächlich wohl wegen dem zeitsparenden Aspekt und dem ganzheitlichen Umgang mit der Lektüre.
    Das etappenweise Lesen sei jedoch genauso möglich und nicht schlechter zu beurteilen. Hmmm...

  • Ich mag ja sehr sehr gerne pre-reading activities, bei denen die Lerner sich spekulativ über den möglichen Inhalt der Geschichte Gedanken machen - z.B. über den Titel, das Cover, die dramatis personae bei Theaterstücken, oder eine Tag-Cloud des Textes, wenn möglich...


    Das klappt natürlich nicht, wenn sie die Geschichte schon kennen.


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von neleabels
    Ich mag ja sehr sehr gerne pre-reading activities, bei denen die Lerner sich spekulativ über den möglichen Inhalt der Geschichte Gedanken machen - z.B. über den Titel, das Cover, die dramatis personae bei Theaterstücken, oder eine Tag-Cloud des Textes, wenn möglich...


    Das klappt natürlich nicht, wenn sie die Geschichte schon kennen.


    Nele


    Das klappt aber oft auch aus ganz profanen Gründen nicht.


    Einzelne Schüler haben schon weiter gelesen als andere und haben ihnen teilweise dann schon erzählt, wie es weitergeht. Andere holen sich die Cliff-Notes und lesen die Inhaltsangabe etc.


    Also pre-reading activities haben m.E. unterschwellig schon einen recht naiven Ansatz. (Und nein, das heißt nicht, dass Kollegen, die so arbeiten, naiv wären!)


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Zitat

    Original von Bolzbold
    Einzelne Schüler haben schon weiter gelesen als andere und haben ihnen teilweise dann schon erzählt, wie es weitergeht.


    Meine nicht. :tongue:


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Ich persönlich fand es schrecklich, immer nur kapitelweise lesen zu dürfen. Daher war ich richtig froh, als in der Oberstufe die Lehrer uns die Bücher mit dem Auftrag gaben, die Lektüre in den nächsten zwei Wochen gelesen zu haben. Da habe ich, wenn ich erst mal in der Handlung drin war, schon den ein oder anderen Ferientag gelesen bzw. als Abendlektüre rumgeschmökert.


    Gerade den Schwächeren und den weniger Motivierten hilft es aber, in gewissen Etappen zu lesen.


    À+

  • Zitat

    Original von neleabels
    Ich mag ja sehr sehr gerne pre-reading activities, bei denen die Lerner sich spekulativ über den möglichen Inhalt der Geschichte Gedanken machen - z.B. über den Titel, das Cover, die dramatis personae bei Theaterstücken, oder eine Tag-Cloud des Textes, wenn möglich...


    Das klappt natürlich nicht, wenn sie die Geschichte schon kennen.


    Nele


    Das kann man ja trotzdem noch machen bevor man ihnen die Lektüre zu lesen aufgibt (?); nur halt nicht immer zwischendrin. Post-reading geht ja auch auf jeden Fall; nur das while-reading würde quasi wegfallen, wobei man ja immer noch wieder einzelne Stellen gemeinsam liest. Meiner Meinung nach schließt das Eine das Andere nicht aus.

  • Ich kenne das aus meiner Zeit als Schüler, Referendar und Lehrer auch ... aber ich persönlich handhabe das nicht so.


    Meine Erfahrung mit dem vorher lesen war


    - manche SuS hatten es gar nicht gelesen oder zu oberflächlich
    - manche hatten es zwar gelesen, konten sich aber im Unterricht dann (angeblich) nicht mehr so genau an die entsprechnde Stelle erinnern
    - ein gewisser Spannungsbogen, den man duchaus nutzen kann, ist weg


    Ich sehe die Vorteile ebenso, aber wie gesagt, aus meiner ERfahrung überwiegen für mich eher die Nachteile.

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