Schlechte Klausur...die erste

  • Hallo alle zusammen,
    ich habe folgendes "Problem" bzw. folgende Frage: ich bin noch im Ref, habe meine erste Klausur in der Oberstufe schreiben lassen (En), die - ehrlich gesagt - ziemlich schlecht ausgefallen ist (Schnitt 3,4).
    Irgendwie bin ich in einem Dilemma: einerseits habe ich sehr "korrekt" bewertet (oft drübergelesen, also bestimmt (fast) alle Fehler gesehen; andererseits war ich an manchen Stellen doch noch tolerant, habe den Erwartungshorizont erweitert/verändert und bin auf akribische Punktsuche gegangen...und dennoch: ca. 1/3 der Klausuren liegt im Bereich ausreichend.
    Da wir die Aufgaben - soweit möglich - auch im Unterricht besprochen haben (z.B. summary) und einige der SuS die Punkte im Erwartungshorizont auch exakt getroffen haben (wenn auch nicht die Mehrzahl), denke ich einerseits, dass die Anforderungen nicht überzogen und machbar waren. Zudem gab es insgesamt größere sprachliche Mängel. Dennoch habe ich irgendwie ein schlechtes Gewissen - bin halt blutiger Anfänger und noch relativ unsicher; nichtsdestotrotz möchte ich deswegen nicht mit guten Noten um mich werfen, um Sympathien zu erhaschen - damit wäre den SuS wohl auch kein Gefallen getan... was meint ihr? Ist so ein Schnitt "normal"?
    Wäre für Hinweise und Tipps sehr dankbar...

  • Also ich halte einen Schnitt von 3,4 für vollkommen normal!


    Vor allem musst du ja auch bedenken, dass Englisch ein Fach ist, das ein Großteil der SuS wohl nicht aus reinem Interesse belegt, sondern (auch), weil man es ja muss (nicht zwangsweise, aber eine Fremdsprache muss man ja belegen und für SuS, denen FS nicht so liegen, erscheinen Latein und Französisch ja doch oft schwieriger als Englisch). Insofern hat man da eben nicht nur diejenigen sitzen, die (gerne) mitmachen, sondern auch viele, die da sind, weil sie eben müssen. Und gerade da sind sprachliche Mängel wohl deutlich vorhanden und nur schwer noch auszubügeln.


    Darüber hinaus haben die SuS im Schnitt ja kein Defizit.


    Insofern würde ich mir an deiner Stelle da gar keine Gedanken machen.
    In meiner Schulzeit waren solche Durchschnitte durchaus üblich und zugegebenermaßen auch meistens berechtigt.


    Und wenn du das alles so genau durchgearbeitet hast, dann brauchst du ja wirlich kein schlechtes Gewissen haben!

    • Offizieller Beitrag

    3,4 wäre für Französisch in der Oberstufe traumhaft ;) (also in der Klasse, in der die Schüler das Fach noch mitschleppen und nicht ablegen können) und zeigt ja auch insgesamt eine 3-. Wenn es nicht eine Klasse ist, in der die Schnitte sonst viel, viel, viel besser waren (frag doch zu deiner eigenen Beruhigung mal Kollegen), dann würde ich mir da keine großen Sorgen machen.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Mach dir über eine Klausur, die mal nicht so gut ausgefallen ist, keine Sorgen. Eine große Anzahl von "ausreichenden" Leistungen kann je nach Lerngruppe immer wieder mal vorkommen. Wenn die Schülerleistungen regelmäßig zum großen Teil "mangelhaft" sind, dann ist in der Unterrichtsarbeit irgendwo ein didaktisches oder pädagogisches Problem, das man angehen muss. Aber das ist hier ja anscheinend nicht der Fall.


    Ich würde dir aber raten, bei der Korrektur mental nicht so sehr die Perspektive "ich suche akribisch jeden einzelnen Fehler" einzunehmen sondern mehr die Perspektive "ich finde heraus, was der Schüler kann". Meiner Erfahrung nach ist das pädagogisch die nachhaltigere und sinnvollere Perspektive; und es entspricht auch eher der modernen Bewertungstheorie.


    Vor guten Noten solltest du auch nicht so viel Angst haben - ich gebe sehr gerne gute und sehr gute Noten, wenn ich kann, und sage das meinen Schülern auch. Lernen ist nicht von Motivation trennbar und nichts bringt die Motivation so gut voran, wie ein Erfolgserlebnis! Wenn du inflationär Einsen schmeißt, ist das Erfolgserlebnis natürlich auch wieder weg, aber selbst, wenn du dich einmal zu Gunsten eines Schülers etwas versiehst, ist das m.M. angesichts des langfristigen Nutzens nicht so schlimm. Mit Schleimerei hat das alles nichts zu tun. Ob man als Lehrer bei seinen Schülern "beliebt" ist oder nicht, hat überhaupt nichts mit der Notengebung zu tun - eher im Gegenteil, die Schüler merken, wenn man sie mit Noten bestechen will. Das kostet Respekt.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Doch, ich gebe es zu, ich hab auch schon mal den EW verändert bzw. erweitert- hat aber außer einer Notenveränderung zum besseren hin nicht so viel gebracht.
    In meinem Fall war das aber ein Test mit einem Schnitt von 4,0, der dann auf 3,9 hinauslief.
    Aber wie gesagt, da das Ergebnis eher frustrierend war, mache ich den Aufwand nicht mehr. Ich lege den EW vorher fest und gut ist.

  • Ich finde einen Schnitt von 3,4 in Englisch schon ziemlich schlecht, muss ich sagen. Andererseits ist für viele Schüler die Note "ausreichend" faktisch die adäquate Note.


    Ich denke, man muss mit Schnitten ohnehin vorsichtig sein, denn im Endeffekt kommt es auch sehr auf die Notenverteilung an. Das Starren auf den Schnitt täuscht dann nur. Wenn Du eine Reihe von Schülern im "ausreichenden" Bereich hast, ist das sicher weder verwunderlich noch dramatisch. Schwieriger wäre es (gerade als Referendarin), wenn Du lauter "mangelhafte" Noten hättest.


    Was den Erwartungshorizont angeht - ich persönlich schraube (gerade im inhaltlichen Bereich) auch immer mal wieder dran herum. Manchmal wird man doch überrascht, weil Schüler plötzlich sehr gute Gedanken haben, auf die man gar nicht gekommen ist - und dafür andere Dinge übersehen, mit denen man gerechnet hätte. Oder man hat eine Interpretation als selbstverständlich erachtet und sieht plötzlich, dass Schüler mit einer gewissen inneren Logik etwas ganz anderes am Text ablesen.


    Ich würde also in beiden Hinsichten gelassen sein.


    Zitat

    Da wir die Aufgaben - soweit möglich - auch im Unterricht besprochen haben (z.B. summary) und einige der SuS die Punkte im Erwartungshorizont auch exakt getroffen haben (wenn auch nicht die Mehrzahl), denke ich einerseits, dass die Anforderungen nicht überzogen und machbar waren.


    Dann gibts doch kein Problem ;).

  • NA denn...danke erstmal. Ich bin ein wenig beruhigt...
    Im Übrigen gehe ich akribisch auf Punktsuche in beiden Fällen: bei Fehlern bin ich sehr genau, aber umgekehrt suche ich auch nach möglich irgendwie vergebbaren Punkten...
    Und ansonsten: Übung macht den Meister, nicht wahr ;-)? Vor der nächsten Klausur werde ich die SuS auch länger als "nur" 7 Wochen gesehen haben.
    In diesem Sinne: nochmal danke für eure Meinungen und ein schönes WE!

  • Hallo,


    zuerst möchte auch ich einmal sagen: 3,4 ist in meinen Augen ein Schnitt, den ich nicht als besonders schlecht beschreiben möchte. Und 7 Wochen Zeit für die Vorbereitung einer Klausur: WOW! ;) Bei uns liegt da teilweise deutlich weniger Zeit dazwischen (Klausuren werden zentral festgelegt).


    Grüße Eugenia

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