Partnerarbeit mit "schwierigen" Kindern

  • Ich wusste nicht, wie ich das Thema anders nennen sollte, sorry erstmal für den Titel.


    Ich habe folgendes Problem:
    Bei PA bleiben meistens ein /zwei / drei Kinder übrig, mit denen niemand zusammen arbeiten will.


    Jetzt bin ich zwar der Meinung, dass jedes Kind nicht unbedingt mit dem besten Freund oder der besten Freundin zusammen arbeiten muss, sondern auch mit Kindern, zu denen es weniger Kontakt hat.
    Es spräche also theoretisch nichts dagegen, die übrigen Kinder einfach noch zuzuteilen, oder ggf. auch Dreiergruppen zu bilden.


    ABER ich kann die anderen Kinder sehr gut verstehen, wenn sie mit den Kindern, die übrig bleiben, nicht zusammen arbeiten wollen, denn besagte Kinder haben kaum vernünftiges Sozialverhalten, sind sehr leistungsschwach, haben keine vernünftige Arbeitshaltung und sind auch nicht gut in der Lage, etwas selbstständig zu erarbeiten.
    Da ist der Zoff vorprogrammiert.
    Wie würdet ihr mit solchen Situationen umgehen?


    (Natürlich arbeite ich auch mit diesen drei Kindern verstärkt an ihrem Verhalten etc, aber es zeigt bisher nur mäßigen Erfolg.)

  • So ganz verstehe ich das Problem nicht... Bei mir läuft es so, dass die PA mit dem aktuellen Sitznachbarn stattfindet.
    Nachdem wir immer nach den Ferien umsetzen, ändern sich die Konstellationen immer wieder mal.
    Allerdings dürfen die Kinder 2 Kinder nennen, neben denen sie nicht sitzen wollen oder können. (Antipathie, bester Freund mit dem man zu viel quatscht...)


    Mein Kommentar zum Thema Partnerarbeit lautet dann immer, dass man mit jedem zusammenarbeiten können muss, der neben einem sitzt. Meist handelt es sich ja auch nicht um längere Phasen, sondern gerade mal um ein paar Minuten.


    Ich weiß nicht, von welcher Jahrgangsstufe Du sprichst, bei mir sind es 3 und/oder 4.Klässler

  • Danke erstmal für deine Antwort, Stella!


    Es handelt sich um Zweitklässer.
    Ich hätte das Problem vielleicht noch genauer erklären müssen, sorry.


    Also wenn ich kürzere PA am Platz mache, dann wird das auch immer mit dem Tischnachbarn gemacht. Das klappt auch, mit Ausnahme besagter 3 Kinder.
    Ich muss dazu sagen, dass einer von ihnen zur Zeit auch alleine am Tisch sitzt, weil es einfach hinten und vorne nicht klappt, wenn er Kinder zu dicht neben sich sitzen hat.


    Wenn ich aber jetzt zum Beispiel etwas eher handlungsorientiertes mache, zum Beispiel an Stationen oder ne Lernwerkstatt etc und dort PA gefordert ist, weil man in Einzelarbeit die Station definitiv nicht bearbeiten kann, DANN gibt es das Problem.
    Keiner will mit den 3 Kindern zusammen arbeiten.
    Die 3 Kinder wollen aber auch keine Dreiergruppe machen, weil es dann auch nur Zoff gibt.
    Aber alleine wollen sie auch nicht... hin und her...
    Vielleicht ist es jetzt deutlicher geworden, wo mein Problem liegt. ?(


    Vielleicht bewerte ich das ganze auch zu hoch...

  • Ok, Shadow, sorry, dann habe ich Dich missverstanden. Wollte da auch nichts bagatellisieren.


    So ganz spontan fällt mir da nun auch nichts ein. Ich habe solche Fälle nicht, bzw. greife ich da dann auch immer irgendwie ein und durch und "verdonnere" Kinder, die eben gerade an eine Station kommen, dass sie zusammenarbeiten müssen. Ob ich da zu streng bin.. grübel

  • Hallo,


    ich lasse die Schüler manchmall die Arbeitsgruppe auslosen, manchmal dürfen sie sich den Partner aussuchen und manchmal bestimme ich auch die Arbeitsgruppen.


    Viele Grüße

  • Ich weiß nicht, ob ich mich hier überhaupt einmischen kann, da ja doch ein gewisser Unterschied zwischen Grundschule und Sek I existiert.


    Ich habe in einer Klasse (8) ein Mädchen, das mit niemandem zusammenarbeiten möchte und umgekehrt, mit dem auch niemand arbeiten will. Jetzt habe ich in mehreren Unterrichtsstunden bei Partnerarbeit auf die Rückseite von je zwei Arbeitsblättern die gleiche Zahl geschrieben, die Blätter durcheinander ausgeteilt und dann die Schüler mit dem Zufallspartner arbeiten lassen. Hat immer wunderbar funktioniert und es gab kein Gemecker - von keiner Seite. Der Zufall war ja Schuld :)


    Manchmal finde ich es sogar richtig vorteilhaft, wenn nicht die eingefahrenen Partnerkonstellationen zusammen arbeiten. Da kommt mal wieder Schwung in die Bude :)


    Wie gesagt, ich weiß nicht, in wie weit sich das auf die Grundschule übertragen läßt.

  • Ich hab mehrere "schwierige" Kinder in meiner Klasse...entweder leistungsmaessig, oder bezogen auf Sozialverhalten..oder eben beides. :D Fuer Gruppen- (oder auch Partner-) Arbeiten, hab ich die Namen aller Schueler auf Eislollistaebchen aus Holz. Die werden dann ausgelost und dann muessen sie eben damit leben. Dauert ja auch nicht ewig, so ne Aufgabe.

  • Bei "schwierigen Schülern" hat es sich bei mir bewährt bei der Partnerarbeit erst einmal sehr einfache Sachen (zeitlich stark begrenzt)machen zu lassen.
    (Die Partner werden natürlich dabei ausgelost.)


    z.B.
    - jeder diktiert dem anderen 5 Wörter --dann wird kontrolliert
    - sucht 20 Wörter im Lexikon die mit "Qu" beginnen
    - Partnerrechnen: einer sagt eine Aufgabe- der andere rechnet
    ......


    Hier geht es auch weniger um die Inhalte, sondern um das Vermitteln von Grundprinzipien der "Zusammenarbeit".
    Da das nicht lange dauert, ist es auch in der Regel für die beiden gut "auszuhalten".

  • Das Problem kenne ich auch.... obwohl: irgendein Kind zum Mitarbeiten findet sich schon irgendwie, eher ist es so, dass einzelne Schüler partout mit niemandem zusammenarbeiten wollen... und: ich habe diverse Schüler für die sich zwar ein Partner findet, wo es aber trotzdem nicht klappt (egal mit wem...). So recht die Lösung dafür habe ich aber auch noch nicht... was sich aber generell bewährt hat zum Üben von Partnerarbeit (und was ich vermutlich auch konsequenter üben sollte), ist die Reglen für Partnerarbeit explizit und einzeln zu üben: Also z.B. : wir üben die Regel: "miteinander flüstern" und ich gehe dann rum und lege den Paaren, die die Regel gut einhalten, wortlos ein Lobkärtchen auf den Tisch. Dann strengen sich meist auch die schwierigen Kinder an. Geht aber natürlich nur, wenn alle gleichzeitig PA machen. Und: man muss das über einen langen Zeitraum immer wieder machen, damit es sich irgendwann automatisiert. Habe ich in meiner jetzigen Klasse auch noch nicht geschafft... Auslosen finde ich an sich auch sinnvoll, wird aber schwierig, wenn es in der Klasse zu viele auffällige Kinder gibt und damit unzählige "no-go"- Kombinationen.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Wollen die 3 denn gerne mit den Anderen arbeiten? Oder gar nicht?
    Wenn sie merken, dass sie sich selbst in die Isolation treiben, hilft es meiner Erfahrung nach manchmal, sie einfach direkt drauf anzusprechen. Man muss ihnen klarmachen, dass sie selbstverschuldet ohne Partner sind, und dass sich das sicher ändern wird, wenn sie ihr Verhalten in eine bestimmte Richtung ändern.
    Dadurch werden die drei natürlich nicht zu Engelchen, aber bei den meisten hilft das zumindest, dass sich die Zustände schrittweise verbessern.
    Kommt aber natürlich auf den individuellen Fall an, das musst Du selbst wissen, ob so ein Gespräch mit den Dreien was bringen könnte...

  • Hallo,


    bei mir funktioniert das mit Methoden aus dem "kooperativen Lernen" ganz gut. Diese beiden Methoden sind besonders schnell und effektiv.


    "Doppelkreis":
    Es gibt einen Innen- und einen Außenkreis. Jedes Kind aus dem Innenkreis steht einem Kind aus dem Außenkreis gegenüber. So hat jeder schon einmal einen Partner. Dann lasse ich einen Kreis eine bestimmte Anzahl Kinder nach rechts oder links gehen. Der Partner, der dann vor ihnen steht, ist ihr Arbeitspartner. Daran darf auch nur in größten Notfällen ;-), wenn es überhaupt nicht klappen sollte, etwas geändert werden.


    "Line-Up":
    Die Kinder stellen sich in eine Reihe auf und ich zähle zu zweit bzw. Gruppengröße ab. Oder alle Kinder mit blonden Haaren oder schwarzen Schuhen, etc. arbeiten zusammen.


    Die Kinder wissen, dass sie mit jedem aus der Klasse arbeiten müssen. D.h. an manchen Tagen kommen Freunde zusammen und an anderen wieder die Hasskappen-Partner. Dadurch, dass die Arbeiten spätestens in der nächsten Stunde besprochen werden und von mir und auch von den Kindern bewertet werden, will sich jede Gruppe anstrengen, gut zu sein.


    Meistens funktioniert das. ;)


    Bei meiner letzten Klasse war das so schön, dass nach einer Zeit wirklich alle miteinander arbeiten konnten.


    Liebe Grüße
    Tamina

  • Hallo zusammen,


    erstmal ganz lieben Dank für die vielen Rückmeldungen und Tipps!!! :)



    Über eine Auslosung hab ich auch schon nachgedacht, allerdings habe ich neben den dreien noch weitere "Problemfälle", die zwar gut in PA arbeiten können, aber halt nicht mit jedem beliebigen anderen Kind. Und dann würde es vermutlich dazu kommen, wie "icke" schon sagt:


    Zitat

    Auslosen(...) wird aber schwierig, wenn es in der Klasse zu viele auffällige Kinder gibt und damit unzählige "no-go"- Kombinationen.




    @ Paulchen

    Zitat

    Wollen die 3 denn gerne mit den Anderen arbeiten? Oder gar nicht?


    Also in zwei Fällen ist der Wille durchaus vorhanden, aber die Versuche sind bislang nach kurzer Zeit gescheitert.
    Ich habe auch schon versucht, ihnen klar zu machen, dass sie sich mit ihrem Verhalten selbst in die Isolation treiben. Aber vielleicht sollte ich da nochmal mit verstärkt das Gespräch suchen.



    @ Tamina
    Das mit dem Doppelkreis habe ich auch schon ein paarmal gemacht, allerdings nur als "Gespräch", also es gab zu einem Thema die Möglichkeit, sich ca. 1 Minute mit dem Gegenüber auszutauschen, und dann wurde schon wieder gewechselt.




    Hm, da die Auslosung jetzt schon so oft hier genannt wurde, werde ich es glaub ich, doch einfach mal ganz konsequent damit versuchen. Zunächst nur, wie schon geraten wurde, über ganz kurze Zeiträume mit einfachen Aufgaben. Ich werde mal berichten, wies so klappt und hoffe, dass sich die "no-go" Kombinationen in Grenzen halten oder sich einfach mal ihrem Schicksal ergeben und eine halbwegs produktive Arbeitsweise an den Tag legen ;)

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