Gedicht in andere Textsorte umschreiben

  • Hallo zusammen,


    ich bin gerade dabei, die Stunden meiner Examenseinheit zu planen, leider weiß ich noch nicht, welche Stunde als Lehrprobenstunde ausgesucht wird.
    Eine habe ich jedoch besonders im Verdacht: die, in der ein Gedicht von den Schülern in eine andere Textsorte umgeschrieben werden soll.
    Vorweg: Es handelt sich um eine relativ schwache 7.Klasse (Hauptschulzweig).
    Vorweg wurden bis dahin auf jeden Fall Merkmale von Gedichten und Reimschemata besprochen, mehr vermutlich nicht.
    Nun bin ich am überlegen, in welche Textsorte ich das Gedicht umschreiben lassen könnte. Inzwischen bin ich bei Märchen hängengeblieben, jedoch müsste ich dann die Merkmale von Märchen in der Stunde noch einmal kurz wiederholen und sammeln lassen...
    Hat jemand vielleicht noch eine andere Idee? Es müsste eigentlich etwas sein, wobei ich nicht vorher nochmal lange auf die Merkmale eingehen müsste... ?(
    Ein bestimmtes Gedicht habe ich noch nicht ausgewählt... ich dachte, es wäre einfacher, zunächst die Textsorte festzulegen... ?(
    Hach, ich komme gerade irgendwie gar nicht voran... :(


    Für Tipps/Ideen/Kritik bin ich dankbar!

  • Daran hatte ich auch schon mal gedacht , allerdings wäre der Bericht erst das Thema der nachfolgenden Unterrichtseinheit, so dass die Schüler die Merkmale des Berichts eigentlich noch nicht kennen :(

  • Die Schüler haben vor den Herbstferien Leserbiefe für beispielsweise die Schülerzeitung verfasst. Ein Teil der Schüler hat im letzten Schuljahr Fabeln durchgenommen, bei den anderen bin ich nicht sicher, da die Klasse Anfang des Schuljahres neu zusammengesetzt wurde.

  • Naja, den Schülern soll noch einmal klar werden, welche Merkmale Gedichte haben (können) und welche Unterschiede es zwischen Gedichten und Prosa-/ erzählenden Texten gibt. Wichtig ist mir in dieser Stunde eigentlich auch eher das kreative Schreiben.

  • Das klingt (für mich) nach zu wenig Ertrag für eine Examensstunde.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Hm, klingt für mich alles etwas ungeordnet. Wenn Du den Schülern die Merkmale von Gedichten zeigen willst, wäre es sicher sinnvoller, einen Prosatext zum Gedicht machen zu lassen als umgekehrt... Aber gut, das wäre auch schwerer.


    Jetzt mal konkret und abseits der traditionellen Textsorten: Was wäre etwa mit dieser gedichteten Mahnung:


    "Das Mahnen, Herr, ist eine schwere Kunst!
    Sie werden's oft am eigenen Leib verspüren.
    Man will das Geld, doch will man auch die Gunst
    des werten Kunden nicht verlieren.


    Allein der Stand der Kasse zwingt uns doch,
    ein kurz' Gesuch bei Ihnen einzureichen:
    Sie möchten uns, wenn möglich heute noch,
    die unten aufgeführte Schuld begleichen."


    Übernommen von: http://www.it-recht-kanzlei.de/gedichtete-mahnung.html


    Daran ließe sich vieles diskutieren:
    - Was wollen die Leute, die im Gedicht sprechen, und an wen wenden sie sich?
    - Weshalb ist dies ein ungewöhnlicher Text?
    - Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr so einen Text bekämt/ euer Freund, dem ihr Geld schuldet, so zu euch sprechen würde?
    - Warum gibt es solche Texte eher selten? Weshalb spricht Peter Zwegat nicht in Reimen?
    - Wie würde ein mahnender Text eher aussehen (Prosa!)?
    - Könnt ihr einen solchen Text schreiben? (Briefkopf und/oder Anrede könnte man vorgeben, die Schüler füllen nur den "echten" Text ein.)
    - Welche Version gefällt euch besser?
    - Sollte es mehr gereimte Mahnungen geben? Oder nicht?
    - Wird der Empfänger wohl zahlen?
    ...


    Führt alles zur Frage: Was ist an Gedichten besonders? Wann verwendet man sie (nicht)? Was lässt sich mit ihnen gut ausdrücken, was weniger?

  • Die Einheit musste ich schon abgeben und darf das Stundenthema nicht mehr ändern - es lautet: Umschreiben eines Gedichts in eine andere Textsorte.
    Danke für deinen Tipp,unter uns: Ich fürchte nur, das dieser Text für die Schüler zu schwierig ist, es handelt sich wirklich um eine wahnsinnig schwache Klasse.


    Ich bin gestern noch über das Gedicht "Urlaubsfahrt" von Halbey gestolpert (ich weiß nicht, ob ich es hier einstellen darf?)


    Eventuell könnte man dieses Gedicht als Brief aus dem Urlaub oder als Erzählung umschreiben... ?(

  • Ich finde, das Gedicht klingt auch gut. Für Verwirrung könnte eventuell der letzte Vers mit den "30.000" sorgen.


    Ich meine immer noch, dass das Umschreiben in einen Brief vielleicht am sinnvollsten ist. Alternativ ginge natürlich auch das Umschreiben in eine Postkarte ("wir sind jetzt in Florenz, aber die Anfahrt war total stressig..."). Der Vorteil wäre: Die Sache wäre zeitlich besser zu überschauen, der Rahmen wäre klarer. Erzählungen können ja sehr ausufern, und dann sitzt Du plötzlich mit einem riesen Zeitdruck in der Stunde.


    Offen ist für mich immer noch die Frage, was Du am Ende der Stunde erreichen willst. Okay, Du hast das (nette) Gedicht, okay, die Schüler haben daraus einen Brief gemacht - und dann? Vielleicht reicht das in einer schwachen Hauptschulklasse ja schon, aber wäre es nicht nötig, irgendeine Erkenntnis draus zu ziehen? Worin besteht die? Man könnte z. B. sagen, dass das Gedicht witziger ist als der Brief oder besser klingt oder so, dann wäre die Frage, weshalb. Oder ist da schon zu abgehoben?

  • Hier hast Du ein Gedicht von Loriot, das kannst Du umschreiben lassen ein einen Polizeibericht, einen Beichtbrief oder Tagebucheintrag, in einen Zeitungsartikel... Viel Spaß mit Loriot.
    Gruß, putzi



    Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken
    Schneeflöcklein leis' herniedersinken.
    Auf Edeltännleins grünem Wipfel
    häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel.
    Und dort, vom Fenster her, durchbricht
    den tunklen Tann ein warmes Licht.


    Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
    die Försterin im Herrenzimmer.
    In dieser wunderschönen Nacht
    hat sie den Förster umgebracht.
    Er war ihr bei des Heimes Pflege
    seit langer Zeit schon sehr im Wege.
    Drum kam sie mit sich überein:
    Am Niklasabend muß es sein.


    Und als das Rehlein ging zur Ruh'
    das Häslein tat die Augen zu,
    erlegte sie - direkt von vorn -
    den Gatten über Kimm' und Korn.
    Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
    zwei, drei, viermal die Schnuppernase
    und ruhet weiter süß im Dunkeln
    derweil die Sterne traulich funkeln.


    Und in der guten Stube drinnen,
    da läuft des Försters Blut von hinnen.
    Nun muß die Försterin sich eilen,
    den Gatten sauber zu zerteilen.
    Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
    nach Waidmannssitte aufgebrochen.
    Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
    was der Gemahl bisher vermied,
    behält ein Teil Filet zurück
    als festtägliches Bratenstück
    und packt darauf - es geht auf vier -
    die Reste in Geschenkpapier.


    Da tönt's von fern wie Silberschellen,
    im Dorfe hört man Hunde bellen.
    Wer ist's, der in so später Nacht
    im Schnee noch seine Runden macht?
    Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
    auf einem Hirsch herangeritten.
    "He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
    die armen Menschen Freude machen?"


    Des Försters Haus ist tief verschneit,
    doch seine Frau ist schon bereit:
    "Die sechs Pakete, heilger Mann,
    's ist alles, was ich geben kann."


    Die Silberschellen klingen leise,
    Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
    Im Försterhaus die Kerze brennt,
    ein Sternlein blinkt - es ist Advent!


    Verfasser: LORIOT

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

    Einmal editiert, zuletzt von putzmunter ()

  • Danke, Putzmunter noch für das Gedicht, finde es gut und werde es sicher in meine Sammlung aufnehmen, für die Klasse aber in dieser Stunde nicht so geeignet.


    Ich habe heute nun die Bestätigung bekommen, dass diese Stunde die Lehrprobenstunde werden wird und ich soll ein Gedicht in ein Märchen um-bzw. weiterschreiben lassen. Die Merkmale von Märchen werden in der Stunde vorher noch einmal besprochen, so dass sie dann in der Lehrprobenstunde nur noch einmal wiederholt werden müssen.
    Nun bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Gedicht und könnte verzweifeln...
    Es darf nicht zu lang sein, nicht zu viele unbekannte Wörter enthalten und muss in ein Märchenumzuschreiben sein... :skeptisch:


    Hat jemand noch eine Idee? ?(

  • Lustig, was heißt "du sollst" ein Märchen schreiben lassen? Wer legt das fest? Es kommt mir ziemlich schwierig vor, da ein passendes Gedicht zu finden. Zumal sofort Fragen entstehen. Sollen die Schüler z. B. den Inhalt verändern, um bestimmte Märchenelemente zu erzeugen (etwa die dreimalige Wiederholung von etwas, was im Gedicht nur einmal vorkommt)?


    Aber egal. Was wäre z. B. mit Heines "Loreley" (http://de.wikipedia.org/wiki/L…ines_Lied_von_der_Loreley), die aber natürlich gegen klassische Märchenregeln verstößt und "eigentlich" eine Sage ist. Oder was wäre hiermit:


    Goethe: Der Fischer (http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Fischer)

    Einige Märchengedichte finden sich auch hier http://www.gedichte.xbib.de/_M%E4rchen_gedicht.htm , aber soweit ich sehe, dürften sie zu lang/ zu komplex/ aus anderen Gründen ungeeignet sein.

  • Danke unteruns, die Gedichte aus deinem letzten Link hatte ich auch schon gefunden und auf den ersten Blick nichts wirklich passendes gefunden.
    Über die anderen beiden muss ich nun erstmal nachdenken. ?(
    Ja, das Märchen soll durch das Umschreiben und das Einbauen von Märchenelementen verändert werden.


    Rottenmeier: Leider nein. Mit etwas Glück kann man das Grobthema der Einheit mitbestimmen, die Stunde wird aber in jedem Fall ausgewählt und somit vorgegeben. ;(

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