Ausstieg aus dem Lehrerberuf

  • Den Thread gab es schon einmal, aber da der schon älter war und ich gerne mal neue Meinungen hören wollte, hier ein neuer Thread: Gibt es hier einige, die mit dem Gedanken spielen, den Lehrerberuf Lehrerberuf sein zu lassen und was ganz anderes zu machen? Mir fällt zunehmend auf, dass das nicht der Beruf ist, den ich bis zur Rente machen möchte und frage mich, ob ich jetzt langsam dann mal nach Alternativen suchen sollte (mache ich schon, aber das dauert ja leider und man fragt sich eben, ob das richtig ist). Mir macht der Beruf keinen Spaß mehr und ich glaube, diese Arbeit kann mich einfach nicht zufriedenstellen, auch nicht "nur" als Möglichkeit Geld zu verdienen. Dazu belastet es mich zu sehr und ich gehe zu ungern in die Schule.


    Wer was dazu zu sagen hat, ist herzlich willkommen ;)

  • Schwierig. Ich weiß, dass ich diesen Beruf nicht ausüben möchte, bis ich 65 oder älter bin. Im Moment macht er mir noch (meistens) Spass, aber mit dem Gedanken, mich die nächsten Jahre nach Alternative umzusehen, spiele ich schon.


    Nur ... im Moment (da mir der Beruf ja noch Freude bereitet - neben unangenehmen Seiten) sehe ich keine Alternative, die
    - ähnliche Sicherheit
    - ähnliche Bezahlung
    - ähnliche zumindest oft freie Zeiteinteilung
    - ähnliche Freude


    bietet ... (realistisch betrachtet, denn mit meinen Gitarrenkünsten wird es nie für Madison Square Garden reichen).


    Aber vielleicht schau ich mal, ob man im Schulbuch-/Arbeitsmaterialienbereich interessante Alternative finden kann.


    Zwischenzeitlich hoffe ich einfach auf meinen Lotto-Schein ;)

  • Hallo,


    ich habe zwischen Referendariat und meiner ersten Anstellung im Schuldienst im Bereich Luftfahrt gearbeitet. Ich hatte nach dem Ref überhaupt keine Lust mehr, brauchte dringend eine berufliche Veränderung und bin durch absoluten Zufall in diesen Bereich geraten, der mir sofort großen Spaß gemacht hat.


    Ich würde diesen Weg auch immer wieder so wählen, da es mir persönlich viel gebracht hat, in einem Bereich wirklich tätig zu sein, der mit Schule und Pädagogik überhaupt nichts zu tun hat. Ich sehe da schon eine Unterschied zu den diversen Schnupperpraktika, die wie bei Praktikanten im Bereich Schule auch nur den halben Arbeitsbereich zu sehen bekommen.


    Da ich das Ref abgeschlossen hatte (und das gar nicht mal schlecht), konnte ich nach einigen Jahren und einer beruflichen Kinderpause wieder zurück in die Schule. Auch hier war es eher Zufall als Planung. Meine weitere berufliche Perspektive kann ich aus meinen bisherigen Erfahrungen auch noch nicht richtig einschätzen, vieles im Leben ergibt sich.


    Man sollte allerdings nicht blauäugig an die Sache herangehen:
    Als Lehrer muss man in anderen Tätigkeitsfeldern schon heftig gegen die üblichen Vorurteile ankämpfen. Das war bei mir auf jeden Fall so.
    Man sollte im Bereich Bezahlung/Geld/Leistungen des Arbeitgebers deutliche Abstriche machen. Auch zählt das Studium von vorher nicht, man muss wirklich von vorn anfangen.
    Das macht sich auch bei einer späteren Rückkehr in den Schulbereich bemerkbar. Bis ich eine Festanstellung bekam, sind einige Jahre vergangen. Wobei ich im völlig überlaufenen GS-Bereich sogar noch Glück gehabt habe...
    Keiner gibt eine Garantie dafür, den Alternativ-Job bis zur Rente ausüben zu wollen oder zu können. Das Risiko muss man immer eingehen, egal welche Entscheidung du triffst.


    Mein Fazit: Ich würde mich nicht quälen! Wenn ich dauerhaft ungern diesen Beruf ausüben sollte, würde ich nach Alternativen suchen. Vielleicht brauchst du aber auch nur eine Pause, so wie ich, und etwas Abstand um dann später zurückzukehren. Aus der Ferne siehst du manches vielleicht etwas klarer.


    Viele Grüße

  • Hallo Pelikanfuß,


    ich setze meine Ziele meist etwas kleinschrittiger. Ich möchte in den nächsten 2 Jahren runter von der Vollzeit, vllt einen Tag weniger arbeiten. An diesem Tag werde ich dann etwas anderes tun, z.B. als Yogalehrerin arbeiten. Die Ausbildung mache ich nebenbei.
    Dies ist zur Zeit nur ein Traum, aber ein greifbarerer Traum als völlig auszusteigen.


    Gruß, klöni

  • Hallo Pelikanfuß,
    ich hatte den Thread eingestellt und gehofft, dass noch mehr Zuschriften kommen. Leider war nur wenig auszumachen. Die meisten sind zufrieden und für mich mit fast 50 ihst es schwer, was Anderes zu finden, obwohl mir der Job schon lange nicht mehr gefällt.Das liegt zum großen Teil an unserer Ohnmacht dem Dienstherrn und den Eltern gegenüber.
    Wir sind gezwungen, Kompromisse zumachen, die die ganze Situation nicht verbessern, sondern verschlimmern.
    Intelligente Schüler nutzen diese Lücken weitlich aus. LG Tiffi

  • man sieht alleridngs, dass es viele interessiert, denn 900 zugriffe sind schon ne menge ;) aber nieman will sonst was schreiben, tja... naja, ich hab nächste woche ein vorstellungsgespräch. man wird schauen....

  • Ich kann mir vorstellen, dass viele mit der Situation in Schulen unzufrieden sind und hunderte gute Ideen und Vorschläge hätten, was man verändern könnte. Gerade die hohe Bildungspolitik setzt ja immer wieder Akzente und Entscheidungen in die Welt, über die man nur den Kopf schütteln kann. Die Ohnmacht diesen Dingen gegenüber, dieses Zwischen Baum und Borke stehen, wenn es heißt "Bringe diese Wandergruppe mit Rollifahrern und Leistungssportlern über unwegsames Gelände mit Freude an Bewegung zeitgleich zu x verschiedenen Zielorten" - Baum ist die Schule und Borke ist das eigene Leben, die eigene Gesundheit ...


    Da ist glaube ich jeder Lehrer und jede Lehrerin unterschiedlich oft an dem Punkt, dass er oder sie alles hinschmeißen möchte, weil eben die Entscheidungsträger die Schwierigkeiten nicht hören und wahrnehmen wollen, erst recht nicht unterstützen wollen sondern nur Lösungen fordern, die nichts kosten dürfen ...


    Und trotzdem sind vielen auch die Vorteile, die schon genannt wurden, bewußt und zumindestens ich habe auch viele tolle Momente in meinem Job. Von daher ist der Gedanke an Áusstieg bei vielen nicht da und damit zwar lesens- aber nicht kommentierungswert.


    Ich bin meilenweit davon entfernt, obwohl ich diese Gedanken nach meiner Refzeit auch hatte und daher kenne.

    Einmal editiert, zuletzt von cubanita1 ()

  • Zitat

    Original von Tiffi
    .... Die meisten sind zufrieden und für mich mit fast 50 ihst es schwer, was Anderes zu finden, obwohl mir der Job schon lange nicht mehr gefällt.Das liegt zum großen Teil an unserer Ohnmacht dem Dienstherrn und den Eltern gegenüber...i


    Nunja - das Leben ist eine Achterbahn - und das Lehrerleben sowieso. Da geht es auf und ab. Momentan finde ich es noch spannend und (vor allem) sinnstiftend, habe aber durchaus schon Tage erlebt, an denen ich am liebsten geflohen wäre. Dann kommen Fragen in den Sinn: Wohin? Ist es dort besser? Kann ich dann noch meine Raten zahlen? Den Lebensstandard halten? Das kleine Glück konservieren?


    Ich habe auch schon die andere Seite gesehen und war einige Jahre in der Industrie und in der Erwachsenenbildung tätig. Die Belastungen waren anders, die Zeiten der Entlastung gleichmäßiger verteilt. Nach Passieren der Stempeluhr war in der Regel Erholungszeit angesetzt. Im Lehrerberuf läuft die Uhr durch.


    Was wäre die Alternative?
    Das Thema hatten wir ja schon oft durchdiskutiert. Hier hatte ich zum Thema "Alternativen zum Lehrerberuf" mal die Threads zusammengeklaubt:
    Alternativen ohne 2. Examen?


    Für einen Verlag von einer Schule zur anderen zu fahren, um die Lehrer in der großen Pause abzupassen, stelle ich mir nicht als Alternative vor.


    Wer für Verlage schreibt, weiß, dass man von den gezahlten Honoraren die Miete nur bezahlen kann, wenn man zu den wenigen Autoren zählt, die komplette Lehrwerke für ganz Deutschland schreiben. Wir hatten eine Dichterlesung. Der Autor - kein Unbekannter - hat uns verraten, was er für sein Buch bekommt, das im Buchhandel 19 € kostet.
    Wenn (!) 20 Stück verkauft sind, kann er zum Italiener Pizza essen. Pro Buch bleiben ihm nach Steuern 70 ct. Der Rest geht in Herstellung, Satz, Werbung, Vertrieb und Steuer.


    Da lob' ich mir die Überweisung vom Landesamt und die (unersetzbaren) Ferien, die mir helfen, mein Nervenkostüm wieder aufzubügeln.


    Ob ich jemals das Ziel der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung erreiche - ob das je auf Dauer erreichbar wäre? Manchmal bin ich nah dran, im alltäglichen Leben oft weit davon entfernt. Der Mensch strebt jedoch solang er lebt. ;)


    Zitat

    „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen wurden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt wurden, worunter Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit sind.


    Falls jemand den Geheimtipp hat, wie das Ziel einfach und dauerhaft zu erreichen ist, soll er sich melden. Bin interessiert.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Erfahrungen nein, aber gab es da nicht irgendwo dieses "Ich habe keinen Lust mehr auf Unterricht, bitte weisen Sie mir einen ruhigen Bürojob zu"-Formular? Frag mal deine Schulleitung...


    Scherz beiseite, aber solche Stellen werden m.W. nach regelmäßig im Schulverwaltungsblatt ausgeschrieben, darauf kann man sich bewerben, diese Stellen sind aber üblicherweise nur auf Zeit (1-3 Jahre glaube ich).


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat

    Original von miamia13
    Hi,
    auch ich suche dringend nach einer Alternative! Hat jemand Erfahrung mit der Abordnung in die Landesschulbehörde NDS?


    Naja, so einfach geht das nun natürlich nicht... einfach "abordnen" lassen. Das war nötig in Zeiten der Lehrerschwemme.. heute gibt es ja genügend Leute sowohl für die Schule als auch die Behörde.

  • noch macht mir mein beruf sehr viel spaß und ich bin bereit und (auf meine energie bezogen) fähig, kraft hineinzustecken.
    wenn mich so einige ältere kolleginnen ansehe kann ich mir aber denken, dass das nicht immer so sein wird. mit ende vierzig fängt es bei den meisten an...
    ich sehe seit 2 jahren zu, dass ich mich im bereich beratung/elternberatung fortbilde, in der hoffnung, dort irgendwann evtl. mal einen teil meiner stunden zu verbringen. ein paar stellen gibt es da ja immer von den schulämtern und der bedarf wird höher - die finanzielle lage leider schlechter. aber die hoffnung stirbt zuletzt.

  • Hallo Pelikanfuß,
    wo hast Du dich vorgestellt und wie ist das Gespräch verlaufen? Würd mich interessieren. Gruß Tiffi

  • Hallo Mikael,
    welche Art von Job sind denn das in der Schulverwaltung? Würde mich interessieren.

  • Mal so aus dem Gedächtnis (das Schulverwaltungsblatt gibt's leider nicht öffentlich zugänglich im Internet):


    Sachbearbeiter für's Zentralabitur oder irgendwelche sonstigen Themenbereiche (Arbeitsschutz, Mobilität, ...), Schulentwicklungsberatung, Schulaufsicht (muss man aber schon "Erfahrung" für haben =Karriere gemacht haben).


    I.d.R. aber befristet (=Abordnung), teilweise auch nur Teilabordnung.


    Das Problem bei einem Flächenland wie Niedersachsen ist natürlich, dass man sich gut überlegen sollte, ob man für eine befristete Abordnung den Wohnort wechseln will...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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